Hallo ihr Lieben,
ich arbeite aus dem Homeoffice. Mein Mann auch. Das heißt er bekommt viel davon mit, wie ich meinen Arbeitsalltag gestalte.
Ich habe eine sehr gute Ausbildung/Studium und könnte viel mehr aus mir machen - das weiß ich auch.
Da jedoch in den nächsten 1-2 Jahren die Kinderplanung ansteht, verzichte ich auf einen Jobwechsel. (Auch wenn er mir karrieretechnisch sehr gut tun würde, aber der aktuelle Job ist familienfreundlicher.)
Mein Mann hat nun eine Mitarbeiterin eingestellt und schwärmt von ihr, dass sie „karrieregeil“ ist und er das an Frauen mag.
Mich kritisiert er, dass ich mein Feuer verloren habe und er nie dachte, dass ich in eine Stagnation verfallen könnte.
Er will nicht sehen, dass die Voraussetzungen ganz anders sind. Die neue Mitarbeiterin ist Anfang 20 - natürlich hat sie ganz andere Prioritäten als ich. (bin 30)
Ich habe auch Momente in denen ich gerne einen neuen Job suchen würde mit mehr Karrierechancen. Aber stecke gerade zurück, da ich weiß dass ich es bei der Familienplanung bereuen würde.
Meiner Meinung nach sollte er dankbar sein, dass ich zurückstecke um dann, wenn es ein Kind gibt, ihm den Rücken frei halten zu können.
Wie steht ihr dazu? Habt ihr damit Erfahrungen?
Karriere für Familie zurücksetzen
Hallo Karriere,
... Meiner Meinung nach sollte er dankbar sein, dass ich zurückstecke um dann, wenn es ein Kind gibt, ihm den Rücken frei halten zu können.
Ja, das sollte er wohl. Wenn er Realitäten braucht, dann kann er diese hier auf Urbia im Kinderwunsch-Forum finden. Oder wenn es ihm lieber ist im Netz auf Red-Pill-Seiten für Männer. Da wird ihm erklärt, dass die größte Lüge des Feminismus sei, dass beruflicher Erfolg viel wichtiger als Familie sei, was sich dann mit Ende30 Anfang 40 massiv rächt, wenn das Zeitfenster für unkomplizierte Familienplanung vorbei ist. Auf absehbare Zeit, wird der Arbeitsmarkt dir auch eine Karriere nach Babypause ermöglichen.
... Mich kritisiert er, dass ich mein Feuer verloren habe und er nie dachte, dass ich in eine Stagnation verfallen könnte.
Er ist Mann, da sollte er sich von den Realitäten überzeugen lassen, dass es einfach für euch altesmäßig ideal wäre, jetzt die Familienplanung anzugehen.
Auch klingt an, dass da eine Unsicherheit im Raum ist. Für dich ist die Zeit richtig zu klären, ob er mit Dir eine Familie gründen möchte. Noch tickt die biologische Uhr nicht so laut als dass nicht noch Zeit, jugendliches Aussehen und jobtechnische Flexibilität vorhanden wäre, um einen anderen Partner zu finden, der deine Ziele auch teilt. Aber davor solltet ihr einmal ein ehrliches Gespräch führen über Ziele, Wünsche, Lebensplanung und Anforderungen an das Gegenüber. Dass er eine jüngere Kollegin interessant findet heißt für sich oder eure Beziehung erst mal gar nichts. Es könnte aber ein Anlass für euch sein, ins Gespräch zu kommen.
... dass ich mein Feuer verloren habe
Das muss du ja nicht im Beruf ausleben. Dass ihr beide im Home Office aufeinander sitzt, hilft nicht gerade der Anziehung zwischen Euch. Ein Spiel von Nähe und Distanz schafft überhaupt erst die Gelegenheit, den anderen zu vermissen. Und Biss könntest du auch im Hobby, Sport, Ehrenamt etc. an den Tag legen.
... Wie steht ihr dazu?
Wenn ich hier die teils völlig irrealen Forderungen von Frauen an potentielle Partner lese, dann ist dein Mann moderat. Du sollst ein bisschen Biss haben, dich fit halten mit Blick nach vorn und Ziele im Leben verfolgen. Klingt realistisch und erfüllbar. Beiden in einer Partnerschaft steht es zu, eine Idealvorstellung vom Gegenüber zu haben, vor allem wenn es darum geht, mit der Person eine so lanfristige Verpflichtung wie eine Familiengründung einzugehen. Da mögen hier andere Stimmen kommen, die ihn dafür verurteilen, aber angesichts dessen, was Frauen verlangen, ist das bescheiden und berechtigt. Könnt ihr euch nämlich auf gemeinsame Ziele und Werte einigen, ist das ganze ja auch vom Tisch. Dabei sollten Kinder schon ganz weit oben auf euer beiden Prioritätenliste stehen.
Auch wenn es dich erst mal verletzt hat, siehe es als Gelegenheit ins Gespräch zu kommen über Themen, die man sonst nur allzu gern verschiebt. Job und Zukunftsträume aber auch eure Beziehung und die Pflege eures Näheverhältnises. Es muss wie gesagt nichts hießen, dass er die jüngere Kollegin lobt, aber du kannst dich an dieser Stelle hinterfragen, ob ihr beide eure Beziehung habt schleifen lassen und was jeder von euch beitragen kann, um wieder mehr Nähe herzustellen. Auch für diese Lektion ist es der richtige Zeitpunkt, besser jedenfalls als im ersten Babyjahr die Bindung zueinander zu verlieren.
Und: Du triffst die richtige Entscheidung. Wenn ich jetzt mit Ü50 zurück blicke, ist das Paar im Freundeskreis am zufridensten, dass bereits mit 27 geheiratet und die Familie gegründet hat. Für Karriere war nach Einschulung des jüngsten Kindes auch noch genügend Zeit.
Vielleicht solltest Du überlegen, was Dir selbst wichtiger ist: Kinder oder Karriere. Beides zusammen (weiß ich aus eigener Erfahrung) funktioniert eigentlich nie wirklich ohne extremen mentalen Verschleiß. Wirklich Karriere mit Kind habe ich nur gesehen, wenn der Mann eingesprungen ist.
Dankbar wegen Zurückstecken: Das Wort "zurückstecken" ist falsch gewählt. Wenn Du Kinder hast, muss das für Dich und ihn wirklich ein Traum (nenne es Karriereziel) sein. Alles andere wird Dich (und dein Kind) wahrscheinlich nicht glücklich machen. Ist nun mal eine lebenslange Aufgabe, Du kannst nicht "kündigen". Wenn man das als Zurückstecken sieht, dann kann das für einen in Ordnung sein. Aber dann sollte man schauen, ob man das wirklich möchte.
Mir sind definitiv Kinder wichtiger.
Deswegen mache ich es ja so wie ich es mache. Weil ich weiß, dass sobald es Kinder gibt, Karriere total unwichtig für mich ist.
Wenn das so ist, verstehe ich deine Frage und deine Einleitung nicht ganz.
Geht es darum, dass dein Mann Dir für das Zurückstecken nicht dankbar ist? Nunja, kann man auch umdrehen. Den wenigsten Männern ist der Zustand "Alleinverdiener" eigentlich recht. Da steckt auch ein ziemlicher Druck dahinter. Bis Du wieder Vollzeit gehen kannst, vergehen auch Jahre. Er könnte genauso gut Fragen, ob Du ihm dankbar bist, dass er die finanzielle Seite weitestgehend alleine übernimmt.
Hast Du überhaupt mit ihm gesprochen, ob er "den Rücken freigehalten" bekommen möchte? Vielleicht ist es ja auch umgekehrt, und er würde gerne dich in deiner Karriere unterstützen und ein paar Jahre dir "den Rücken freihalten"? Es ist doch toll, wenn dein Mann deine Ressourcen nicht verschwendet sehen möchte.
Abgesehen davon, weißt Du nie, was in 1-2 Jahren ist. Vielleicht klappt die Kinderplanung nicht wie gewünscht? Oder eure Kosten steigen soweit an, dass Du froh wärest, wenn Du mehr Geld verdienen würdest. Oder dein Mann wird krank oder oder....
Ja, das möchte er. Er will definitiv das „klassische Modell“. Mann arbeitet - Frau kümmert sich um Haus und Kind.
Was auch für mich völlig in Ordnung ist.
Dann muss er sich wohl entscheiden was er eigentlich will. Die Karrierefrau oder eine Frau in der klassischen Rolle.
Für mich wirkt es so. als wird er auf jeden Fall unzufrieden. Also bist du die Karrierefrau ist er unglücklich, da es keine Kinder gibt. Kümmert du dich um die Kinder, findet er dich nicht mehr attraktiv.
Ob du dich auf Karriere oder Familie fokussieren möchtest, ist deine Entscheidung.
Ich habe auch studiert, mir ist mein persönlicher bzw. beruflicher Werdegang wichtig, auch wenn ich nicht sooo toll verdiene. Bin derzeit in der 23. SSW und freue mich jetzt schon darauf, im Herbst 26 wieder anfangen zu können
"Meiner Meinung nach sollte er dankbar sein, dass ich zurückstecke um dann, wenn es ein Kind gibt, ihm den Rücken frei halten zu können."
Das sehe ich allerdings problematisch. Wofür dankbar? Machst du es ihm zuliebe oder für dich selbst? Klingt so, als ob das Thema ein potenzieller Streitpunkt in Zukunft bzw. ein Vorwurf werden könnte.
Bei uns hat der Kinderwunsch dann über 5 Jahre gedauert. Es läuft nicht immer wie geplant. Ich hab mittendrin auch mal den Job gewechselt.
Wenn du wirklich Kinder willst, dann
1. Starte nicht zu spät
2. Kläre ob deine Vorstellungen eines Familienlebens mit denen deines Mannes zusammenpassen
Und eine generelle Überlegung, völlig unabhängig vom Kinderwunsch:
Bist du zufrieden mit deinem Job? Willst du überhaupt Karriere machen?
Ich persönlich würde gar keinen besonderen Posten wollen. Man muss nicht karrieregeil sein 🤷
Was hindert dich daran, jetzt noch einen anderen Job zu machen? Wenn du es dir doch vorstellen kannst, du aktuell nicht schwanger bist und gar nicht weißt, wann du das sein wirst?
Was spricht dagegen, dass du Karriere machst und dein Mann nimmt das Kind am Anfang - habt ihr das schon geklärt?
Ihr solltet da mal ein klärendes Gespräch über eure Zukunft führen. Weder muss er dir jetzt dankbar fürs Zurückstecken sein, denn es gibt gerade keinen Grund dafür, noch sollte er dich ungefragt kritisieren, wie du deinen Job ausübst, solltest du glücklich und zufrieden sein. Wirkst du nicht so, kann er dich maximal motivieren, den nächsten Schritt zu machen.
Ich würde eher fragen "Was hindert dich daran, einen anderen Partner zu suchen?
Mit diesem hier wird es so oder so Probleme geben, egal ob sie sich für den Job oder für Kinder entscheidet.
"Meiner Meinung nach sollte er dankbar sein, dass ich zurückstecke um dann, wenn es ein Kind gibt, ihm den Rücken frei halten zu können."
Das setzt ja voraus, dass er das auch möchte. Ich kenne viele Männer (meinen eingeschlossen), die eine Partnerschaft suchen, in der Care- und Hausarbeit, aber auch (!) Erwerbsarbeit gleichmäßig zwischen den Partnern aufgeteilt ist. Und die nicht in die klassische Rolle des Ernährers gedrängt werden wollen, der das Geld ranschafft und seine Familie nur am Wochenende sieht.
Ich kann schon verstehen, dass es deinem Partner, sollte er ähnlich ticken, unangenehm ausstößt bis irritiert, dass du keinen beruflichen Ehrgeiz mehr hast und dich gedanklich bereits Jahre vor der Familienplanung aus dem Erwerbsleben ausklinkst.
Ihr solltet vielleicht ein Grundsatzgespräch darüber führen, welche Rollenverteilung euch beiden langfristig vorschwebt.
Also ohne das man bereits Kinder hat auf die Karriere zu verzichten hätte ich für mich so niemals entschieden. Ich habe zugesehen, dass ich vor der Kinderplanung entsprechend da ankomme, wo ich hin will. Das habe ich geschafft und freue mich darauf nach der Elternzeit da wieder anzuknüpfen.
Ich mache mit meinen Beruf keinen Millionen im Jahr, aber ich verdiene sehr gut und muss dafür für mich gesehen wenig machen.
Ich kann meinen Job auch mit Kind so ausführen, sodass ich weder beim Beruf, noch beim Kind zurückstecken muss.
Es ist vor allem einfacher im Rahmen einer schon angelaufenen "Karriere" einen Gang zurückzuschalten, als andersherum, sich mit zunächst mit einem gewöhnlichen Job zufrieden zu geben und später nochmal aufsteigen zu wollen.
@TE: ich würde daher auch schauen, dass du VOR den Kindern beruflich das erreichst, was du erreichen wolltest. Hinterher wird es schwierig.
Denn meist setzt sich die Spirale nach unten fort:
- Du machst jetzt einen 0815-Job, weil du die Familienplanung im Auge hast
- da du wenigster verdienst, bist du diejenige, die in Elternzeit geht
- da du diejenige bist, die weniger verdient, ist der Job deines Partners immer wichtiger. Du wirst diejenige sein, die Krankheiten, ausfallende Betreuung, Kitafeiern
etc. übernimmt
- solltet ihr weitere Kinder bekommen, wird dein Elterngeld und damit dein Beitrag zu eurem Lebensunterhalt noch niedriger sein als beim ersten Kind.
- da du dich nie um dein berufliches Fortkommen gekümmert hast, wird es irgendwann zu spät sein, wieder an dein altes Fachwissen anzuknüpfen. Es wird daher schwer, später doch noch beruflich aufzusteigen, falls du deine Meinung ändern solltest.
- die Gefahr der finanziellen Abhängigkeit von deinem Mann ist aufgrund all dieser Umstände sehr groß. Eine Trennung, sollte es mal nicht mehr gut laufen, ist für viele Frauen in der Situation kaum möglich.
Ich bin daher ebenfalls der Meinung, du solltest es andersherum aufbauen.