Veränderung durch Fernbeziehung

Hallo, ich lese eigentlich eher nur aber im Moment beschäftigt mich meine Beziehung so sehr, dass ich gerne ein wenig Austausch darüber hätte.
Mein Freund (24) und ich (23) sind jetzt seit ca einem Jahr zusammen und es war auch immer sehr harmonisch. Unser größtes Problem ist immer gewesen, dass wir einfach zwei komplett unterschiedliche Typen sind, wenn es zu einer Diskussion/ Streit kommt. Ich will gerne darüber reden, also viel Kommunikation, wohingegen er sich dann zurückzieht und schnell genervt ist. Dadurch dass wir uns aber fast täglich gesehen haben konnten wir das eigentlich immer relativ schnell lösen auch wenn es natürlich schon ein Problem ist. Mir ist bewusst, dass er sich dann dadurch schnell in die enge getrieben fühlt aber ich kann einfach dann nicht nachvollziehen wieso man nicht einfach miteinander kommunizieren kann.

Soweit so gut. Jetzt ist er seit Oktober im Ausland. Es ist aber nicht sonderlich weit weg weshalb wir uns regelmäßig (einmal im Monat) sehen können. Leider hat er dort so gut wie keinen Anschluss und muss sehr viel Arbeiten was ihn ziemlich belastet und fertig macht. Das tut mir sehr weh zu sehen. Dadurch dass ich jetzt so ziemlich sein einziger sozialer Kontakt bin, habe ich das Gefühl unsere täglichen Telefonate sind einem krassen Druck unterlegen dass ich gute Laune haben muss und ihn aufheitern muss. Versteht mich nicht falsch, natürlich braucht man im Ausland keine nervige Freundin und dauernd Streit, ich verstehe schon dass das belastend ist und die Zeit dann kaputt machen kann. Aber ich führe eben auch mein ganz normales Leben weiter und es sind teilweise Dinge wie ich erzähle ihm dass ich mich mit einer Freundin gestritten habe und davon fühlt er sich dann negativ belastet. Ganz schlimm ist es, wenn es zu einer kurzen Meinungsverschiedenheit kommt. So erst vor kurzem es gab eine kleine unwichtige Unstimmigkeit und die wurde auch geklärt und ganz normal Gute Nacht etc gesagt. Für mich ist es dann gut. Er schreibt mir dann aber am nächsten Tag es mache ihm schlechte Laune und zieht ihn runter ich bin seine einzige Bezugsperson und das macht alles kaputt. Das wiederum macht mir dann ein super schlechtes Gewissen ich überlege drei mal was ich erzähle und so geraten wir da irgendwie immer tiefer in diese Spirale. Es ist wirklich wie ein Mienenfeld.

Ich liebe Ihn und will das auch nicht aufgeben. Er ist noch ca 4 Monate dort und ich denke danach sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.

Trotzdem merke ich dass es auch mir extrem an meiner Psyche zerrt, ich weine viel, habe keine Lust irgendwas zu unternehmen oder rauszugehen. Meine Gedanken kreisen ständig darum was ich sagen soll, was ich schreiben soll und es ist irgendwie einfach nicht schön.
Mir war vorher schon bewusst, dass es hart wird weil wir auch davor keine gute Kommunikation vor allem über WhatsApp etc hatten. Aber das persönliche sehen gleicht das dann wieder aus. Nun bleibt uns eben nur das und so langsam bin ich echt am Ende.

Ich habe auch das Gefühl er hat sich dort verändert. Ist nicht mehr so lebensfroh, oft müde und gestresst und es gibt dann auch generell weniger Zuneigung mir gegenüber. Ich versuche auch dafür Verständnis aufzubringen und mir zu sagen dass er eine harte Zeit durchmacht und ich jetzt einfach für ihn da sein muss und es sich auch wieder verändern wird. Aber trotzdem ist es einfach schwierig und macht mich oft traurig.

Ich wollte ihn jetzt eigentlich auch besuchen aber bin mir grade unsicher. Grund ist dass er mir gesagt hat er brauche das Wochenende um sich von der Woche zu erholen und es ist ihm egal ob ich komme. Dafür hat er sich später entschuldigt und meinte er freut sich natürlich er ist einfach nur erschöpft.
Verstehe ich-fühlt sich trotzdem nicht gut an.
Durch diese ganze Anspannung und Zurückweisung merke ich dass ich ein ganz komisches Gefühl im Bauch habe und sich irgendwas in mir fast schon dagegen wehrt ihn zu besuchen. Vllt die Angst dass es nicht mehr so ist wie davor, vllt dass wir uns dann streiten ich hab keine Ahnung.

Vllt hat hier jemand einen Rat oder war schon mal in einer ähnlichen Situation! Danke und viele Grüße

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Ich sehe 2 Baustellen:
1. Dein Partner muss sich da selber aus dem Sumpf ziehen. Wenn er müde und erschöpft ist, was plant er für Maßnahmen, als sich auch noch das gemeinsame Wochenende zu nehmen? Was kann er da für sich tun. Dann gibt es sicher auch Kollegen, mit denen man Abends was machen könnte? Und er hat sicher auch Freunde in der Heimat, mit denen er sich austauschen/telefonieren könnte?
2. Du. Du bist kein Animateur und nicht für seine Laune zuständig. Wenn das Gespräch in die falsche Richtung läuft und er nicht für dich da sein kann, dann telefoniert ihr eben weniger/kürzer/nur noch X Mal die Woche. Du kannst ihm beim nächsten Treffen sagen, wie es dir geht und ihr könnt die weitere Vorgehensweise besprechen. Sag ihm, dass er mit seiner Stimmung gerade alles kaputt macht, du kaum noch Lust auf Gespräche mit ihm hast, weil er so negativ ist.
Vielleicht kommt er auch mal zu dir und ihr trefft euch mit euren Freunden?
Du kannst nur schauen, dass es dir gut geht. Und wenn dein Freund dich mit seiner Stimmung runterzieht und das tagtäglich und er keine Besserung in Aussicht stellt, dann klappt das einfach nicht mehr mit euch. Die Entfernung müssen schon beide bewältigen wollen und nicht nur du!