Bin am 01.07.24 Mama eines wundervollen Sohnes (jetzt 5 Monate geworden). Leider führen mein Freund und ich noch ne Fernbeziehung, was hoffentlich bald ein Ende hat. Er hat halt schon sau viel verpasst und kriegt ganz vieles nicht mit.
Unser Sohn war jetzt kein Schreikind, aber er hatte die Dreimonatskoliken und einige Tage waren echt richtig heftig. Mein Freund hat davon nicht so viel mitbekommen (er war durch die Distanz von fast 800 Kilometern auch nicht jedes Wochenende da).
Ich hab durch viel Geduld und Liebe und Struktur und natürlich auch weil unser Sohn älter geworden ist langsam etwas Ruhe reingebracht. Er erzählt jetzt jedem Besuch was für ein Sonnenschein unser kleiner wäre- wo ich mich dann auch nicht so ernst genommen fühle.
Jetzt ist er ne Woche hier und Familie von ihm kam noch zu Besuch (die haben extra ne weite Reise auf sich genommen, deshalb hab ich nix gesagt), aber ich wusste jetzt nicht, dass die erst um halb 7 kommen (ich wohne in ner drei Zimmer Wohnung wo man sich auch nicht so gut zurück ziehe. Kann).
Mein Freund hat halt nicht aufm Schirm, dass unser Sohn abends ruhe braucht um runter zu kommen. Er ist einfach kein Baby was man abends noch mit auf den Weihnachtsmarkt nimmt. Jedes Mal wenn ich das anspreche kommt der Spruch mit dem ich soll mich entspannen.
Als seine Familie da war wurde unser Sohn dann wie ein Schauobjekt in der Mitte auf ne Decke drapiert und alle haben ihn angefasst und auf dem Arm gehabt. Das Ende vom Lied war, dass unser Sohn nachts Mega unruhig geschlafen hat.
Es ist halt so anstrengend, wenn er sich das alles so ,,easy‘‘ vorstellt es immer so darstellt als würde ich übertreiben und alles was ich mir hier aufgebaut habe als lächerlich ansieht.
Habt ihr einen Tipp? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
Unterschiedliche Erziehungsansichten
Das wird nicht einfach, wenn ihr dann zusammen zieht. Du hattest bisher den Hut auf und musst dann Verantwortung abgeben. Und dein Partner muss sich ans Familienleben rantasten. Da müsst ihr beide aufeinander zugehen.
Was ist daran verkehrt, wenn dein Partner erzählt das euer Kind jetzt ein Sonnenschein ist? Du könntest ergänzen, dass die ersten Monate hart waren, es sich jetzt aber eingependelt hat. Im Smalltalk würde ich aber auch nicht immer anbringen wie hart es ist. Wenn einem das Herz aufgeht, wenn man das Kind anschaut darf man auch einfach mal sagen welches Glück man mit dem kleinen Sonnenschein hat.
Mit 5 Monaten finde ich es total ok, dass Verwandte das Kind in dem Arm nehmen, solange es nicht fremdelt oder dabei weint. Warum ist das für dich ein Problem? Wäre es tagsüber genauso ein Problem gewesen?
Halb 7 abends finde ich auch keinen guten Zeitpunkt für Babybesuch. Sind sie am nächsten Tag noch mal gekommen und haben nur kurz Hallo gesagt? Ich hätte einfach meine Abläufe mit Baby durchgezogen. Wenn du ihn um 21 Uhr schlafen legst, hätte ich mich dann verabschiedet und zurückgezogen.
Es kommt immer mal wieder vor, dass es aufregende Tage gibt (Weihnachten, Ausflüge). Dann schlafen Kinder schlechter. Aber man kann sich ja auch nicht nur zu Hause einigeln.
Vielleicht könnt ihr beide ein wenig aufeinander zugehen?
Schwierige Situation, wenn er so gar nicht am Leben des Kindes beteiligt ist. Und wenn die Familie kommt, ist einfach klar: Das ist anders als ohne. Immer. Abläufe geraten durcheinander, man ist zu spät mit irgendwas dran, es herrscht Aufregung...
Bei uns war immer klar: Wenn Besuch da ist, bedeutet es Unruhe. Meine Schwiegereltern sind so gut wie nie hier, weil sie im Ausland leben, aber wenn, wird es trotz aller Rücksichtnahme anstrengend. Jetzt sind die Kinder älter, es entspannt sich zusehends, aber vorher war schon einiges los. Und bis zu einem gewissen Maß gehört das dazu. Was uns geholfen hat, waren klar strukturierte Pläne für diese Tage. Also was haben wir vor, wann passt das zum Rhythmus des Kindes, wie wirkt sich ein verkürztes Schläfchen auf den Rest der Zeit aus...und so weiter.
Ich verstehe bei euch beide Seiten total. Du hast dir mühsam eine Routine erkämpft, die euch hilft, dein Partner will beteiligt sein, kennt sich aber kaum aus. Das wird später besser, wenn ihr zusammenwohnt. Aber jetzt würde ich versuchen, einen Mittelweg zu finden: Erstmal akzeptieren, dass das nicht komplett stressfrei und wie sonst sein wird, wenn die Familie einfällt. Und dann aber auch ganz klare Grenzen ziehen und sagen: Das können wir nicht machen, das Kind schläft dann die halbe Nacht nicht, aber wie wäre es mit...? Wir haben dann auch öfter getrennt geschlafen, weil ich von jedem Geräusch wach wurde, mein Mann nicht so sehr - dann gehörten die unruhigen Nächte eben ihm und er hat das Kind nur kurz gebracht, wenn wirklich Stillen angesagt war.
Vielleicht muss er aber manche Erfahrung auch selber machen und machen dürfen. Und ja eine unruhige Nacht ist blöd aber jetzt auch nicht lebensgefährlich. Auch Du wirst mal was machen was nicht 100% passend fürs Kind ist weil auch Du Bedürfnisse habt. Dann drück ihm aber auch nachts das Kind in den Arm zum auf und ablaufen.
Ich denke es wird sich da auch viel einspielen wenn er näher dran ist und mitbekommt welche Auswirkung das oder jenes hat.
Das mit dem Sonnenschein würde mich aber nicht aufregen. Ist er doch auch irgendwie trotzdem auch wenn es manchmal anstrengend ist. Leg nicht jedes Wort auf die Goldwaage. Versuche selber aber auch nicht besserwisserisch aufzutreten.
Achso und mit Erziehung hat das meiner Meinung nichts zu tun. Im ersten Lebensjahr ist das wenig Erziehung. Es ist ein abwägen und Gewichten der Bedürfnisse. Und die das Babys sollten einen hohen Wert haben aber haben auch nicht automatisch immer den höchsten. Und manchmal muss ein Baby dann eben auch jammern, meckern und weinen. Erziehung beginnt dann wenn das Kind etwas bewusst macht.