Hallo zusammen,
ich bin seit 9 Wochen Mama. Seitdem unsere Tochter auf der Welt ist, hat sich mein Mann sehr verändert. Mein Mann ist bereits seit 2 Jahren in Therapie wegen Depressionen, Angststörung und Zwängen. Er hat mittlerweile schon mehrmals gedroht mir unsere Tochter wegzunehmen, sich scheiden zu lassen und mir mein Leben zur Hölle zu machen, wenn ich bei gewissen Erziehungsthemen nicht seiner Meinung war. Auf Kompromisse geht er gar nicht ein, obwohl das sehr entscheidend ist meiner Meinung nach, wenn es um unser Kind geht. Ich fühle mich mittlerweile extrem unwohl in seiner Nähe und die Gefühle zu ihm haben sich stark reduziert. Ich wache morgens auf und bin innerlich total unruhig und bin froh, wenn der Tag gut gefüllt ist damit dieser schnell wieder vorbei ist. Ich bin sehr offen und habe ihm erzählt, wie es mir geht. Habe eine "Pause" vorgeschlagen. Also eine häusliche Trennung. Ich fühle mich in seinem Haus (was er auch immer so betont) nicht mehr zuhause. Daraufhin meinte er, dass ich psychisch krank sei und unbedingt Hilfe brauche. Er wollte mich auch schon in eine Psychatrie fahren. Ich kann so nicht weitermachen. Ich habe mittlerweile Angst davor etwas falsch zu machen oder meine Meinung zu äußern und er mir wieder droht. Ich muss hier raus! Und am Liebsten natürlich mit meiner Tochter.
Hat jemand einen Rat für mich?
Unwohl im eigenen Zuhause nach Geburt
Das klingt schrecklich. Bitte hol dir auf jeden Fall kompetente Beratung (Jugendamt, Caritas oder Diakonie, Familienberatungsstellen) und klär schon einmal ab, wo du mit deinem Kind im Ernstfall unterkommen könntest. Hast du noch Angehörige, die für dich da sein können? Leg dir die Unterlagen raus, die du benötigst, falls du mit deiner Tochter ausziehen musst oder willst.
Habt ihr das gemeinsame Sorgerecht?
Du schreibst, dein Mann sei in Therapie. Bekommt er Medikamente oder ist es eine reine Verhaltens- oder Gesprächstherapie? Hat er immer so stark auf Veränderungen reagiert oder ist es das erste Mal, dass er sich so verhält?
Ach, und noch ein Nachtrag: Du schreibst, dass dein Mann dir massiv droht, wenn ihr euch bei Erziehungsthemen nicht einig seid. Dein Kind ist deinem Post nach erst 9 Wochen alt. So viele Erziehungsthemen kann es da eigentlich noch nicht geben, denn in erster Linie braucht ein Baby Liebe und verlässliche Bezugspersonen, die sich kümmern.
Erziehung im herkömmlichen Sinne findet erst später statt. Was genau triggert ihn denn da so sehr, dass er dir droht? Worum geht es?
Es geht hier um die Themen Rauchen und Kerzen. Bei diesen Themen sind wir uns uneinig.
Kerzen: Mein Mann verbietet Kerzen in seinem Haus (Haus könnte abbrennen, gesundheitsschädlich). Ich würde so gerne ein bis zweimal im Jahr für meine Tochter eine Kerze anzünden, zb am Geburtstag. D.h. ich wäre bereit für einen Kompromiss. Normalerweise würde ich gerne öfters eine Kerze anzünden.
Rauchen: Mein Mann verbietet mir mit meiner Tochter meine Mama zu besuchen, da sie auf ihrem Balkon und auf dem Klo raucht. Mein Kompromis: an dem Tag nicht rauchen, frische Klamotten anziehen und duschen. Sie würde sogar komplett aufhören mit Balkon und Klo. Aber mein Mann "verbietet" es. Meine Mama muss komplett aufhören zu rauchen und es muss einen Wohnungsputz geben und dann würde er es erlauben.
Das klingt für mich nach seelischer Erpressung, vielleicht aufgrund seiner Erkrankung, vielleicht einfach so. Nicht jedes "fiese" Verhalten lässt sich auf eine Erkrankung zurückführen. Andererseits bei Borderline habe ich solche Verhaltensweisen schon mal gehört.
Auch wenn dein Mann eine Depression hat, würde ich mir die Bedrohungen verbitten. Selbstwenn ein Partner krank ist, kann er doch an der Beziehung arbeiten. Alles andere wäre rücksichtslos. Ohne es zu vertiefen, weiß ich was eine Depression ist und wie heftig sie sich auswirken kann.
Darüber hinaus finde ich es bedenklich, wenn er sich über dich stellt und dir eine Krankheit unterschiebt und dich in die Psychatrie fahren will. Das klingt für mich nach einer toxischen Beziehung mit psychischer Gewalt. Ich selbst würde mich bei solchen Auseinandersetzungen langsam in Sicherheit bringen. Nach einer solchen Auseinandersetzung kann man auch mal eine Nacht ins Frauenhaus gehen. Dort gibt es auch Beratung, wie es weitergeht.
Wenn deine Gefühle ganz erlöschen, kann vielleicht die Trennung der beste Weg sein. Manchmal kann aber auch ein Therapeutenwechsel der richtige Schritt sein. Vielleicht ist in der Therapie längst die Luft raus.
Kleiner Tipp am Schluss: Wenn du dich trennen willst, solltest du es vorbereiten, dein Hab und Gut sichern, schon mal zu anderen Leuten bringen, wie z.B. Impfausweis, Personalausweis, Zeugnisse, Fotos, U hefte für die Tochter,...
Wenn du im Krach ausziehst und er ist unberechenbar, wirst du die Sachen nicht mehr bekommen und die Neuaustellung ist zeitaufwändig.
Wie sieht es mit Konten aus? Habt ihr ein gemeinsames, habt ihr gegenseitige Vollmachten?
V.G.
Danke dir für deine Rückmeldung!
Nein, wir haben zum Glück keine gemeinsame Konten.
Das klingt wirklich fürchterlich!
Wovor du keine Angst haben musst, ist dass er dich einfach in eine Psychiatrische Klinik fahren kann und die dich auch dabehalten wollen. Erstens gibt es echt scharfe Kriterien für Freiheitsentzug und zweitens schon zu wenige Plätze für wirklich akut gefährdete oder gefährliche Patienten.
Andersherum würd ich mal in den Raum werfen, dass deine psychischen Probleme gerade aus dem Ruder laufen und er Hilfe braucht! Ist er noch in Therapie? Gibt es Momente in denen du normal mit ihm darüber sprechen könntest oder gibt es vertraute Personen, die mit ihm sprechen können? Er versaut ja euer gemeinsames Leben!
Sollte er handgreiflich werden rufst du bitte sofort die Polizei und zeigst das auch an, auch jede Bedrohung schreibst du nieder!
Melde dich beim Jugendamt, damit das dort schon einmal aktenkundig wird, bevor es eskaliert und er dir eventuell zuvor kommt.
Und wie andere schon schrieben, bau dir ein Backup auf, dass du von jetzt auf gleich weg könntest, falls das nötig wäre.