Hallo Zusammen,
wir sind seit vier Monaten verheiratet und seit sechs Jahren ein Paar. Unsere kurze Ehe wurde bereits hart auf die Probe gestellt. Wir haben beide einen heftigen Verlust erlitten über den wir noch sehr trauern. Dann sind wir umgezogen und hatten den ganzen Umzugsstress und arbeitsmäßig stehen wir auch gewaltig unter Druck. Das alles haben wir eigentlich ganz gut gemeistert würde ich sagen, wäre da nicht der Vermieter der vorherigen Wohnung, der uns auch noch Stress macht. Dabei geht es einfach nur um ein paar Bohrlöcher, die der Vermieter so nicht akzeptiert, wie wir sie hinterlassen haben obwohl wir einen Maler beauftragt haben. Da war dann mein Mann für die Wohnungsübergabe in der alten Wohnung (ich bin leider nicht mit weil ich dachte, dass es problemlos verlaufen würde und ich sehr viel Stress auf der Arbeit hatte, dem ich nachgegangen bin). Leider lief die Wohnungsübergabe nicht problemlos, so dass mein Mann spontan seine Mutter zu sich holen musste, da der Vermieter auch zu zweit mit seiner Frau war und ich leider zu weit weg war. Mein Mann und ich haben dann nebenher versucht über WhatsApp alles zu besprechen. Beispielsweise wollte der Vermieter die Schlüssel am selben Tag und beim Übergabeprotokoll von meinem Mann unterschreiben lassen, wo überall Mängel sind. Ich habe dann meinem Mann geschrieben, dass ich es besser fände, wenn wir den Schlüssel noch nicht abgeben und nichts unterschreiben, damit wir den Maler noch einmal herholen und alles gemeinsam besprechen können. Aber anscheinend ist die Situation ziemlich eskaliert und mein Mann hat über meinen Kopf hinweg unterschrieben. Das fand ich nicht gut, konnte es aber auch verstehen weil ich ja einfach nicht vor Ort war und es tat mir sehr leid, dass ich ihn da alleine gelassen hatte.
Ein paar Tage später schickt uns nun der Vermieter einen Kostenvoranschlag eines Gipsers, den ich viel zu hoch finde. Ich muss dazu sagen, dass mein Mann und ich uns in der ganzen Hinsicht sehr uneinig sind: Mir wäre es wichtig gewesen einen Rechtsanwalt einzuschalten, mein Mann möchte dem nachgehen, was der Vermieter von uns verlangt um Streit zu vermeiden. Dann haben wir uns darauf geeinigt, dass wir den Kostenvoranschlag abwarten. Nun ist dieser in meinen Augen aber zu hoch und ich fände es gut, wenn wir weitere Kostenvoranschläge einholen würden und uns nochmal genaustens darüber informieren, ob wir die Bohrlöcher wirklich nicht fachgerecht verschlossen haben. Jetzt möchte mein Mann aber wieder über meinen Kopf hinweg entscheiden und das Angebot vom Vermieter annehmen. Ich habe ihm mehrmals versucht zu erklären, dass ich es nicht richtig finde wenn er über meinen Kopf hinweg entscheidet und er möchte das aber für uns erledigen und den Stress hinter uns lassen. Ich weiß, dass ich mal gesagt hatte, dass es mir wichtig wäre, wenn er mich bei den kleinen Dingen nicht immer um Rat fragt, sondern selbst entscheidet wie er es richtig findet. Aber bei den großen Dingen finde ich es halt wichtig, wenn wir es gemeinsam entscheiden und nicht einer über den Kopf des anderen hinweg.
Alles etwas kompliziert und irgendwie schade, dass es sich so hochschaukelt wegen so einer Kleinigkeit (wobei ich es keine Kleinigkeit finde, wenn man so viel Geld "rauswirft"). Wollte einfach mal dazu Eure Meinung wissen. Liebe Grüße
Wir stecken fest
Also hier habt grundsätzlich das Recht, selber Kostenvoranschläge einzuholen, um die Angemessenheit der Kosten zu prüfen. Dahingehend würde ich mich mit dem Vermieter verständigen - einen Rechtsanwalt einzuschalten, wird euch am Ende vermutlich genauso teuer kommen, wie die höheren Kosten zu akzeptieren. Falls ihr eine Rechtsschutzversicherung habt, wäre das natürlich aber der entspanntere Weg. Kann man machen, aber ich würde auch einfach ein Vergleichsangebot einholen, um mal ein Gefühl für die Kosten zu bekommen.
Vielleicht ist es im konkreten Fall am besten, es jetzt deinen Mann entscheiden zu lassen, denn der war ja quasi alleine auf dem Schlachtfeld. Und perspektivisch besprecht ihr nochmal, wie sowas laufen soll. Bei uns ist es oft so, dass bei Uneinigkeit nach endloser Debatte derjenige entscheidet, der von einer bestimmten Thematik mehr Ahnung hat oder der mehr Nerven hat, sich damit zu befassen. Was das schwierige daran ist: Hinterher nicht zu sagen "Hättest du mal auf mich gehört...!", wenn es schiefgeht, oder dem anderen seine Lösung endlos vorzuhalten 😉 Muss man lernen. Und auch akzeptieren, dass jeder andere Grenzen hat. Mein Mann ist z.B. auch jemand, der in solchen Situationen schon ziemlich hart ist, aber ab einem gewissen Punkt auch sagt: Verschwendete Lebenszeit. Sofern sich die Beträge im Rahmen halten, zahlt er dann eben. Nicht weil er den Konflikt scheut, im Gegenteil, aber weil es ihm das Theater nicht wert ist. Ich hingegen versuche es endlos nett und manchmal auch deutlich zu lange, weil es mir um das Geld leidtut, ich mich im Recht sehe und aber auch keinen Streit mit der anderen Seite will. Die Zeit, die ich investiere, steht dann in keinem Verhältnis zu 300 € mehr Handwerkerkosten...
Also vielleicht klärt ihr nochmal für euch, wie ihr grundsätzlich in solchen Momenten agiert.
Danke für deine Nachricht.
Kostenvoranschläge holen ich derzeit ein. Eine Rechtschutzversicherung haben wir leider nicht, die wäre halt total sinnvoll, da dann gesagt werden kann ob wir die Bohrlöcher fachgerecht zugemacht haben oder nicht.
Danke für die Schilderung deiner Erfahrungen. Dass derjenige entscheidet, der mehr Ahnung oder Nerven hat, finde ich gut. Denn Uneinigkeiten gibt es ab und zu.
In dieser Situation habe ich mich eben auch im Recht gegenüber dem Vermieter gesehen und wollte nicht, dass er meinen Mann und mich ausnimmt.
Wie hoch ist der Kosten Voranschlag..? Danach würde ich mich entweder dir oder deinem Mann anschließen.
Der Kostenvoranschlag liegt bei ca. 450 Euro minimum.
Wie ich als Antwort bei einer anderen Person geschrieben habe, geht es mir halt grundsätzlich eher um die Gerechtigkeit als um die Summe. Klar, ist die nicht super hoch aber wenn wir die Löcher einfach schon fachgerecht verspachtelt haben und trotzdem nochmal zahlen müssen, find ich das einfach ärgerlich.
Und ich wollte einfach grundsätzlich fragen, wie andere mit Uneinigkeiten in der Partnerschaft umgehen. Also die Meinungen sehr auseinander gehen und man sich gar nicht einigen kann. Das wird voraussichtlich noch öfter vorkommen, ist ja normal.
Das Ding ist: Man bekommt nicht immer Gerechtigkeit. Ich verstehe dich da total, ich bin auch jemand, dem das sehr wichtig ist. Vielleicht liegt das in meiner Kindheit mit sehr vielen Geschwistern begründet 😉 Aber es gibt Situationen, wo es wirklich besser ist, als moralischer Sieger vom Platz zu gehen. Der Klügere zu sein, der einfach innerlich sagt: "Du blödes A***, erstick doch dran!" und es dann bewusst einfach abzuhaken. Denn der Weg zur Gerechtigkeit - die man vielleicht am Ende gar nicht bekommt - ist manchmal so kräftezehrend, dass es das gar nicht wert ist.
Überleg mal, was jetzt alles kommen würde: Stress mit deinem Mann. Weitere Termine mit Handwerkern, die man erstmal so kurzfristig finden muss. Erneute Debatten mit dem Vermieter. Am Ende ohnehin eine Rechnung, ob nun 450 € oder 300 €. Vielleicht auch die Einsicht, dass man gar keinen Handwerker findet, der günstiger ist. Oder Zeit hat. Im besten Fall dann ein "Ich habe es dir doch gesagt!" vom Ehemann, ein "Aber man kann es doch wenigstens versuchen!" von dir und anschließend gepflegter Ehestreit. Wegen 150 € und dem guten Gefühl, dass man Recht hatte...? Nein.
Hakt es ab als wertvolle Erfahrung und Erkenntnis, dass ihr da nochmal grundlegend ein System für euch finden müsst, und lass es dabei bewenden.
Wir haben die Regeln, dass derjenige, der sich kümmert, im Zweifel auch entscheidet, denn letztendlich ist er der, der die Arbeit damit hat und die Verantwortung trägt. Klar, gibt es Sachen, die man grundsätzlich abspricht oder generell über die Vorgehensweise redet. Aber wenn die Detailausführung dem anderen nicht passt, dann muss er entweder damit leben oder zukünftig selbst erledigen. Hat mich auch ein paar Jahre gekostet, das so zu akzeptieren, da ich immer schlecht Sachen aus der Hand geben konnte und ein kleiner Kontrollfreak bin, aber so funktioniert es besser.
Hier hat dein Mann bis jetzt die Mehrheit in der Angelegenheit übernommen (zB die Übergabe, den dortigen Stress usw.) und möchte das nun schnell abschließen. Das bisschen Geld, dass man mit deiner Vorgehensweise eventuell spart (oder auch nicht, wenn man dann noch eventuelle Anwaltskosten mit einrechnet), wiegt idR nicht die Arbeit (Kostenvoranschläge einholen, Schriftverkehr/Auseinandersetzung mit dem Vermieter, Anwalt einschalten usw.) auf. Mir hilft bei solchen Momenten immer Gegenrechnen mit meinem Arbeitslohn. Dh, wenn ich zwar 300 Euro damit raushole, aber dafür 10 Stunden investiert habe, dann rechnet sich das nicht, erst recht nicht, wenn man dann noch die mentale Belastung und den Ärger einrechnet.
Du könntest ihm vorschlagen, dass du ab jetzt alles in der Sache übernimmst, wenn dir das wirklich so wichtig ist, also Kostenvoranschläge einholen, Gesetzeslage zwecks Bohrlöcher klären, mit Anwalt sprechen, Schriftverkehr/Auseinandersetzung mit Vermieter usw. Dann ist die Verantwortung und Entscheidungsfreiheit auf dich übergegangen. Dann musst du ihn aber auch außer für größere Entscheidungen wie zB ob man Klage erhebt usw. raushalten, also nicht ständige Rücksprache mit ihm, Durchlesen von Schreiben usw. Und auch kein Rumgejammer, wenn es dir doch über den Kopf wächst.
Edit: Achja, gerade in der aktuellen Situation in der ihr seid, schwerer Verlust, Umzug usw., würde ich jeden unnötigen Stress vermeiden, auch wenn es ein paar Hundert Euro kostet. Man muss nicht auf Teufel komm raus jeden Kampf kämpfen, vor allem, wenn es einem sowieso nicht gerade gut geht. Das ist kein Geld der Welt wert.
Herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort.
Eure Lösung finde ich gut, dass derjenige entscheidet, der sich kümmert. Eigentlich konnten wir auch immer eine Lösung finden wenn wir uns uneinig waren aber hier gingen die Meinungen sehr auseinander.
Ja, dass mein Mann bei der Übergabe so einen Stress hatte tut mir sehr leid. Hätte ich das gewusst, wären wir natürlich zur Zweit zur Übergabe.
Mit Anwalt und allem lohnt es sich tatsächlich gar nicht, da wir leider keine Rechtschutzversicherung haben.
Das stimmt, dass es in der aktuellen Situation einfach zu viel ist und mein Mann deswegen das Geld zahlen möchte. Ich habe leider einen starken Gerechtigkeitssinn und mir fällt es nicht so leicht dem Vermieter einfach das Geld zu zahlen obwohl wir die Löcher fachgerecht zugemacht haben. Aber im Enddefekt sind die Kosten noch viel größer, wenn das über Anwälte usw geht.
Das mit dem Gerechtigkeitssinn kenne ich auch, aber auch hier bin ich inzwischen viel entspannter.
Es gibt Sachen, für die es sich lohnt zu kämpfen, sei es finanziell oder weil es eine Sache ist, die mir persönlich viel bedeutet. Und in dem Fall kämpfe ich auch. Ich beziehe auch die Erfolgsaussichten mit ein, ob ich kämpfe oder nicht.
Man hat nunmal nur begrenzte Energien und Zeit, und die verwende ich dann doch lieber für Kämpfe, die wirklich wichtig sind und die ich auch gewinne.
Klar, ist das Gefühl nicht schön, dass der Vermieter eventuell unrechtmäßig an euch um ein paar Hundert Euro bereichert. Aber es ist noch nichtmal sicher, ob er das wirklich tut, Handwerkerrechnungen sind inzwischen einfach irrsinnig teuer.
Hallo
wenn Du Dich dazu berufen fühlst, es anders und besser zu machen - so klingt es - dann würde ich Dir die Kappe aufsetzen und dann aber auch Deinem Weg folgen und nicht mehr dagegen opponieren.
Es lohnt sich nicht, sich wegen solcher Nichtigkeiten in die Wolle zu bekommen.
VG
Danke für deine Antwort. Ich habe nicht gesagt, dass ich es besser machen kann. An sich finde ich es keine Nichtigkeit, denn es gibt ab und zu Uneinigkeiten und man sollte grundlegend klären, wie man das dann zusammen handhabt.
"wie man das dann zusammen handhabt."
Na, sag ich doch: Derjenige,der sich berufen fühlt. In dem Fall Du. Also, einfach machen.
I.d.R. kennt man seinen Partner doch gut genug um beurteilen zu können, dies oder jenes macht er besser oder lieber oder erfolgreicher, nenne es, wie Du willst.
Wie es nicht laufen sollte: Der eine macht und der andere meckert im Hintergrund oder im Nachgang. Das ist demotivierend und keine gute Aufgabenteilung.
Man kann sich vorher einigen, wer den Job übernimmt.
Meine Ex-Partnerinnen waren in dieser Art Verhandlungen auch immer besser als ich, einfach weil härter in der Sache. Also hab' Ich sie machen lassen. Dafür konnte ich besser kochen.
VG
Lasst euch beim Mieterverein beraten. Kostet deutlich weniger als ein Anwalt und die haben im Normalfall auch Ahnung.
Es ist gut möglich, dass ihr die Löcher gar nicht zumachen müsst. Solche Klauseln werden regelmäßig vom BGH für unwirksam erklärt.
Hey, danke für den Tipp! Das haben wir tatsächlich auch schon überlegt aber ich habe bisher immer sehr viel negatives über Mietervereine gelesen. Ich werde trotzdem mal anfragen und es scheint so, als hättest du positive Erfahrungen gemacht, was mich optimistischer stimmt.
Ich kann jedenfalls aus eigener Erfahrung sagen, dass unser örtlicher Mieterverein sich gut mit der Rechtsprechung unseres Amtsgerichts auskennt.
wenn ihr die Wohnung zum Monatsende übergeben habt und es hat nicht gepasst, zahlt ihr zusätzlich einen weiteren Monat MIete.
War der Vermieter im Recht ? Habt ihr den Maler schon bezahlt, er hat unsachgemässe Arbiet abgeliefert und muss nachbessern, ich hoffe es gibt eine Rechnung, der Vermieter kann keinen anderen beauftragen
Wenn dir der Kostenvoranschlag des Vermieters zu hoch erscheint könnt ihr euch natürlich weitere Kostenvoranschläge einholen . Es gibt ja ein Mängelprotokoll was ich an eurer Stelle nun machen würde Termin mit einem Maler eurer Wahl + Vermieter vereinbaren nochmal durch die Wohnung gehen und das was der Vermieter zu beanstanden hat besprechen , kosten vom Maler schriftlich abschätzen lassen und dann seht ihr ja ob es da eine Differenz gibt bzw. wie weit diese vom ersten Kostenvoranschlag abweicht . Dementsprechend könnt ihr dann jemanden beauftragen der die Mängel behebt. Was war das denn für ein Maler der euch die Löcher zu gemacht hat habt ihr den über eine Firma beauftragt falls ja dann könnt ihr ggf. auf Nachbesserung bestehen falls es ein Bekannter war der das schwarz gemacht hat, dumm gelaufen . Von Zeit + Aufwand und davon abgesehen das ein Anwalt höchstens noch teurer wird und ihr nicht unbedingt recht bekommen könntet würde ich vom Anwalt komplett absehen . Dein Mann und auch du ihr wollte das beide abschließen es lohnt einfach nicht darüber jetzt eine Grundsatzdiskussion zu führen ob die Löcher nicht doch vernünftig zu gemacht worden sind oder wer jetzt was entscheiden darf . Für 450€ müssen das schon etwas mehr Löcher oder auch tiefere Löcher sein um die es geht eine zweiter Kostenvoranschlag von einer Fachfirma ist nicht verkehrt zumindest für dein Gefühl nicht unnötig Geld rauszuschmeissen hilft euch das . Grundsätzlich sehe ich es auch so das größere Entscheidungen gemeinsam getroffen werden sollten dein Mann war tatsächlich etwas voreilig mit seiner Unterschrift das lässt sich aber jetzt nicht mehr ändern .