Ich bin verzweifelt... Glaube meine Ehe geht kaputt

Hallo zusammen,

Ich muss mir einfach mal was von der Seele reden was mich sehr belastet.
Vor knapp 6 Monaten sind wir Eltern einer kleinen Tochter geworden. Waren vorher sehr glücklich und haben uns auch gemeinsam für ein Kind entschieden. Klar gab es mal Zickereien, aber nichts was nicht irgendwie wieder geklärt werden konnte.

Aber seit unsere Tochter auf der Welt ist, gibt es ständig Streit. Anfangs war es natürlich wegen ihr aber jetzt greifen wir uns mehr oder weniger immer wieder selber an. Meines Erachtens nach wegen Kleinkram aber alles schaukelt sich dann so hoch. Angefangen hat es damit, dass mein Mann sich 2 Monate Elternzeit genommen hat und in dieser Zeit habe ich gemerkt, dass er weder mit dem Schlafmangel, noch mit dem Schreien (und das war nicht oft) klar kam. Er hatte sie mit 6 Wochen einmal so angeschrien, weil sie selber geweint hat, dass ich die Welt nicht mehr verstand. Generell fand ich es immer ein wenig zu "ruppig" wie er sie angefasst hat. Naja das hab ich angesprochen und aus solchen Themen kamen nur Gegenangriffe von ihm. Null Einsicht oder einfach mal ein, ja hast recht war vielleicht nicht so ganz cool von mir. Auch heute ist es so, dass wenn sie mal 2 Minuten schreit, er direkt schweißperlen auf der Stirn bekommt, aber es sich auch nicht eingesteht, dass er das nicht gut abkann und sie mir dann gibt. Mal abgesehen davon, beruhigt sie sich überhaupt nicht bei ihm und schreit sich mehr in rage als alles andere. Dazu kamen noch zwei, drei Alkoholeskapaden dazu, sodass ich mich gezwungen sah, aus der Wohnung für eine Nacht mit ihr zu verschwinden. Nun ist es so, dass er Dreischicht arbeitet, ivh immer Rücksicht auf ihn nehme. Die Nächte übernimmt er nicht ( sie bekommt die Flasche), weil er ja (für mich erstmal selbstverständlich) fit für die Arbeit sein soll. Ich versuche wirklich ihm alles, also Haushalt etc. von den Schultern zu nehmen, da er auch körperliche Probleme an der Schulter hat. Unsere Tochter schläft tagsüber nur in der Trage oder wenn ich daneben liege, sodass ich oft draußen bin und er sie zusätzlich nicht "schleppen" muss. Trotzdem kriege ich meines Erachtens nach alles zuhause ganz gut gewuppt. Aber bei uns ist die Kommunikation komplett im Arsch. Sobald ich mit ihm über etwas reden will, was nicht so schön lief beispielsweise pampt er mich immer direkt an wenn sie schreit, dann wird direkt an mir herum genörgelt. Er wird zickig und sagt ich hätte ja nicht die Belastung die er auf der Arbeit hätte, er müsse hier ja auch noch soviel machen und hin und her. Ich versuche immer in einem ruhigen Ton mit ihm zu reden aber irgendwann platzt mir der Kragen wenn ich nur Vorwürfe bekomme. Dann ist es auch falsch und er wird wieder beleidigend. Wenn ich nichts sage und irgendwann hab ich soviel angestaut, dann ist es auch falsch. Ich kann in seinen Augen nichts richtig machen. Sein Lieblingssatz ist ich solle mich mal selbst reflektieren. Ich muss immer aufpassen was ich wann sage und wie ich es sage, sonst eskaliert die Situation wieder. Am Wochenende hab ich ihm ganz klar gesagt, dass ich schwarz sehe, wenn wir nicht miteinander reden können und er mir die Worte im Mund herum dreht. Beispiel: Ich sage ihm nur, dass mein Leben sich mehr gedreht hat als seines, er könnte unterm Strich erstmal alles so machen wie er das möchte. Arzttermine ohne Kind wahrnehmen etc. Oder mal mit seinen Jungs rausgehen. Da wirft er mir vor, ich würde ihn als asozialen Vater darstellen, der jedes Wochenende feiern geht und sich null interessiert... es ist EGAL was ich sage, er verdreht die Tatsachen und es ist einfach so hart anstrengend. Ich merke wie ich einfach nur noch meine ruhe haben will. Bin froh wenn er auf der Arbeit ist und ich meinen Turn machen kann. Wenn das Wochenende kommt, versuche ich jede Situation mit unserer Tochter, die eskalieren könnte, zu vermeiden, damit nicht wieder ein Streit entsteht. Ich will nicht alles schlecht reden, er kümmert sich auch um mich, aber wenn er mal was übernimmt wie Einkaufen und es zum Streit kommt, wird mir wieder ein Vorwurf gemacht, dass er ja soviel machen müsste. Also versuche ich ialles selber zu machen und nur deeskalierend zu arbeiten und das raubt mir die Kraft. Ich habe viel gelesen und überall wird geschriebeb, dass das erste Jahr mit Baby schlimm wird und immer reden, reden, reden hilft. Aber wenn ich mit ihm nicht reden kann, weis ich nicht wie es weitergehen soll. Es wird mit kind ja nur anders, nicht unbedingt viel einfacher...Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht ?

Lg

Bearbeitet von Bb1234
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es ist EGAL was ich sage, er verdreht die Tatsachen und es ist einfach so hart anstrengend.

Das empfinde ich nicht nur als anstrengend , sondern als unglaublich lieblos und rücksichtslos. Das macht mich regelrecht traurig.
Sicher ist ein Baby Stress, aber was er da abzieht, ist unfair.
Könnt ihr garnicht mehr in Ruhe reden, unter 4 Augen, ohne Stress?
LG Moni

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Erst am Sonntag haben wir nach einem großen Streit nochmal versucht ruhig miteinander zu reden. Aber auch da sieht nur er sich als Opfer und ich durfte mir den Satz anhören:" Das DU schon so über unsere Beziehung denkst macht mich sehr traurig. Du stellst mich immer in eine Ecke und das ist unfair". Also mir wurde wieder der schwarze Peter zugeschoben. Ich habe lediglich gesagt, dass es ohne vernünftige Kommunikation schwer wird.
Ich weiß einfach nicht mehr wie ich mich verhalten soll...

Bearbeitet von Bb1234
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Vielleicht schreibt ihr euch mal gegenseitig all auf Pinnzettel eure Stärken, die ihr an euch liebt auf und auf andersfarbigen Pinnzetteln all eure Wünsche, die ihr aneinander und an eure Beziehung habt auf und legt alles mal auf den Boden. Um zu sehen was ihr euch alles gebt, und wie euch das evtl helfen könnte, eure Streitkultur anders zu leben.

Ich habe nämlich das Gefühl, dass hier von beiden Seiten geschossen wird.

Kann schon sein, dass er eine kurze Zündschnur hat und das mit den beschriebenen Alkoholeskapaden finde ich schwierig.

Offenbar fühlt er sich aber bedroht/verletzt durch deine Art, mit ihm zu reden.

Ich finde beispielsweise schwierig, dem Partner vorzujammern, dass für ihn ja viel weniger Veränderung ins Leben getreten ist seit der Geburt der Tochter. Ja klar das kann sein. War bei uns augfrund des Dauerstillens auch so. Aber was genau möchtest du mit so einer Aussage bezwecken? Warum sagst du ihm so etwas? Mitgefühl für deine Einsamkeit, deine Erschöpfung, die fehlende Freiheit? Dann sag das so.

„Paul, ich liebe unsere Tochter, ich liebe dich und ich wünsch mir unser Leben genau so. Aber ich fühl mich gerade so einsam, so traurig und so erschöpft. Ich weiss grad nicht wohin mit meinem Frust. Kannst du mir helfen?“

Ich wünsche euch Grosszügigkeit und Wohlwollen füreinander ❤️

PS: mein Mann war auch sehr schnell total gestresst und wurde mal laut wenn die Kleine länger als 2 Minuten schrie. Seit Kurzem hat er einen total entspannten Umgang damit gefunden. Sie ist jetzt 18 Monate. Er hat einfach länger gebraucht. Manchmal vergessen wir Mamas, dass es für die Papas ganz schön hart sein kann, weil sie einfach eine andere Bindung haben zum Kind, die anders wächst von beiden Seiten.

Alles Gute, alles Liebe
Meise

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Dein Text, deine Gefühle, sie treffen mich irgendwo 🙈
Zwar ist unser Kind knapp über ein Jahr aber das Verhalten trifft auf meinem Partner zu und ich/wir befinden uns aktuell in der Situation, dass ich mir Gedanken darüber mache ob das überhaupt noch Zukunft hat. Es ist so anstrengend mit mein Partner. Man kann ihm nichts recht machen, weder ich noch unser Sohn. Mir ist bewusst, dass unser Sohn sich nicht klar ausdrücken kann aber mein Partner…. der bekommt alles gefühlt in den falschen Hals.
Dagegen ist mein Sohn echt relativ pflegeleicht.

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Ich kann das sehr gut verstehen. Man will nicht gleicz alles über den Haufen werfen aber wenn es einen seelisch so belastet, dann denkt man natürlich über sowas nach... wie oft habe ich mir schon gedacht, ich wäre als Alleinerziehende besser dran (zumal ich mich ja eh alleine um sie kümmere). Mir macht es grade etwas Angst, dass es bei euch auch so ist und der kleine ja schon ein ganzes Stück älter ist als unsere Tochter...

Bearbeitet von Bb1234
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Willst du bestimmt nicht hören, aber das war einer der Hauptgründe warum ich mich nach 10 Jahren Ehe und 2 Kinder leider getrennt habe.
Es ist einfach eine Charaktereigenschaft, ich konnte ihn nicht ändern.
Wenn draußen eine Mülltonne umgekippen würde, hätte es mein Mann geschafft, mir dafür die Schuld zu geben.
Alle erdenklichen Wörter wurden mir immer im Mund umgedreht, die Kernaussagen im Streit nicht verstanden, an belanglosem wurde sich aufgehalten.
Ich habe das Spiel echt lange mitgemacht, ich habe echt versucht Kompromisse oder Wege zu finden, wie ich besser damit umgehen kann, wollte, dass er sich mal spiegelt etc, aber es raubt einem wirklich die Lebensenergie und auch -freude. Ich glaube Außenstehende können gar nicht so richtig nachempfinden, wie das ist, wenn man immer fälschlicherweise mit xy beschuldigt wird.
Ich für mich wollte und konnte das nicht mehr.

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Will man wirklich nicht lesen aber mein Bauch gibt mir quasi deine Antwort... Es ist wahrscheinlich wirklich eine Charaktereigenschaft von ihm... Sollte man dann noch investieren ? Die Frage stellt sich mir daher schon sehr stark...

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Ich sehe auch was Gutes: Du kannst dir ein Leben als Alleinerziehende vorstellen und traust dich, eine Trennung anzudenken.
Viele sind so abhängig, dass sie sich nicht einmal trauen, mal in ihr Bauchgefühl rein zu fühlen.

Darum könntest du evtl. mal alles riskieren und deinem Partner sagen, dass du euch kurz vor einer Trennung siehst und nur noch wenige Optionen siehst.

Hast du selbst schon an eine Paarberatung gedacht? Das könnte noch eine letzte Möglichkeit sein. Vor allem hilft das oft, sich selbst zu sortieren. Du fragst dich ja, was dein Anteil ist und ob da noch Änderungspotenzial bei deinem Mann ist.

Und nicht zuletzt hilft Paarberatung oft bei einer Trennung, um die fairer und klarer zu gestalten gerade FÜR das Kind. Bevor man sich noch mehr in Vorwürfe verstrickt.

Ich bekomme nämlich den Eindruck, dass dein Mann an tief unterbewusste eigene Erziehungsthemen und Prägungen ran stößt. Womöglich ist er als Baby liegen und schreien gelassen worden und das Babygeschrei rührt an Altes.

Scheint natürlich gewagt von mir, aber ich habe in einer körpertherapeutischen Gruppe, die auch länger und kontinuierlich ging, viele solcher Körper-"Erinnerungen" anderer miterlebt. Seitdem ist mir klar, dass wir diese Erinnerungen als Körpergefühl in uns tragen, je früher umso unbewusster und umso weniger können wir darüber reden. Die machen sich dann als Unverständnis, Aggression, Erkalten oder Distanziertheit bemerkbar. Und mir scheint, dass besonders Kinder dann daran rühren, was vorher verdrängt war.

Ich bin wirklich immer für reden, aber manches lässt sich einfach nicht durch reden in Erinnerung zurück rufen und braucht mehr als nur das. Und andererseits haben viele Menschen auch Grenzen und schaffen es nicht, an sich zu arbeiten.

Du könntest nochmal versuchen, mit Hilfe von außen weiter zu kommen. Alles Gute dir.

Bearbeitet von Naima68