Zwanghaftes Zweifeln

Ich muss mir das mal von der Seele schreiben, da ich mit niemandem darüber spreche.
Und zwar Zweifel ich schon ewig an meiner Beziehung. Ich weiß nicht wo das her kommt, aber ich bin mittlerweile so in diesen Gedankenschleifen drin und komme kaum raus.
Bin mit meinem Mann seit 7 Jahren zusammen und schon damals habe ich ständig mit meinem Ex verglichen und an meinen Gefühlen gezweifelt und alles hinterfragt.
Parallel dazu bin ich aber trotzdem die ganzen Schritte mit ihm gegangen: zusammen ziehen, Kinderwunsch, heiraten, Kinder bekommen.

Vor der Hochzeit hatte ich einen vermeintlichen Grund für diese Zweifel gefunden, nämlich sind die Zweifel als eine Art Selbstschutz, da das Ende meiner vorherigen Beziehung mit den Boden unter den Füßen weggerissen hat.
Hab mich mit Relationship OCD beschäftigt und mich da gut wieder gefunden.

Seit die Kinder da sind, ist es aber so belastend geworden! Ich quäle mich richtig mit solchen Gedanken wie „du hättest dich doch damals trennen können, du warst 29, wieso hast du es nicht getan, dein Leben wäre jetzt viel besser, du hättest jemanden, der eine Frohnatur ist und einen der immer gut drauf ist, ihr würdet so viel zusammen lachen, stattdessen hängst du hier fest.“

Und dadurch, dass ich ständig so negative Gedanken hab, bin ich auf meinen Mann auch nix her gut zu sprechen und die kleinste Sache an ihm nervt mich dann direkt.
Kein Wunder, da ich ihn ja in Gedanken so schlecht gemacht habe und die Beziehung so schlecht gerückt hab.
Ich sehe die guten Seiten dann gar nicht mehr und zweifle an meinen Gefühlen.
Ich fühle mich so getriggert von Liebesschwüren anderer (Serien/Büchern), da ich meine Gefühle dann direkt hinterfrage.

Und langsam weiß ich echt nicht mehr ob es wahr ist was ich fühle und denke oder ob es nur diese doofe Gedanken Schleife ist, aus der ich nicht mehr raus komme.

Kennt ihr das? Habt ihr Tipps?
Ich danke euch!

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Liebe Anonym,

"Ich fühle mich so getriggert von Liebesschwüren anderer (Serien/Büchern), da ich meine Gefühle dann direkt hinterfrage."
--> auf der anderen Seite sieht das Gras zwar vielleicht grüner aus, ist es aber nicht.
Wer ständig glaubt vergleichen zu müssen und darauf schaut, was er NICHT hat, wird sein Glück niemals finden.

LG shealove

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Liebst du ihn denn?

Hört sich für mich so an, als wäre es einfach nicht der Richtige. Aber du hast es deinem Kopf erfolgreich eingeredet. Doch das Herz wird immer lauter.

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Das ist ja das Problem, ich weiß es nicht. Manchmal weiß ich es und denke mir „hä klar liebst du ihn, du spürst es doch gerade also erinner dich an das Gefühl, wenn du wieder zweifelst!“ und dann zweifle ich wieder alles an.

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Zitat:
Seit die Kinder da sind, ist es aber so belastend geworden! Ich quäle mich richtig mit solchen Gedanken wie „du hättest dich doch damals trennen können, du warst 29, wieso hast du es nicht getan, dein Leben wäre jetzt viel besser, du hättest jemanden, der eine Frohnatur ist und einen der immer gut drauf ist, ihr würdet so viel zusammen lachen, stattdessen hängst du hier fest.“

Du hast ja vermutlich schon Beziehungen gehabt, in denen du Liebe anders empfunden hast als jetzt, richtig? Du schreibst selbst, dass dein Mann weder eine Frohnatur ist, noch dass ihr was zusammen zu lachen habt. Auch bist du der Meinung, dass du dich mit 29 hättest trennen sollen.
Nun, keine Entscheidung kann rückgängig gemacht werden. Du bist jetzt verheiratet und hast Kinder. Aber du kannst jeden Tag neu entscheiden. Dann fühle mal in dich, ob dich eine Trennung und die Option auf einen anderen Mann glücklicher machen. Es sich freier anfühlt. Es aber auch sein kann, dass so schnell nicht der Richtige auftaucht und du erst mal alleinerziehend, aber glücklich, bist. Ist es das, was du willst? Dann solltest du fair sein und mit deinem Mann sprechen.

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Die Zweifel sprechen ja meist nicht die Wahrheit.
Wir lachen total viel zusammen, wir haben sehr viel gemeinsam, teilen die selben Werte und Einstellungen, haben viele ähnliche Interessen.

Er kann auch die happy Entertainer Person sein, ist er selten. Aber brauche ich so jemanden an meiner Seite oder sind das alles nur so Vorstellungen, die von den Zweifeln genährt werden?

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Naja, wenn du schon merkst, dass deine Gedanken eigentlich nicht der Wahrheit entsprechen und du das Gefühl hast, dass du tatsächlich Zwangsgedanken in deiner Beziehung hast, dann weißt du ja aus der Literatur, dass du eine Verhaltenstherapie machen kannst.

Das ist ein längerer Weg, zumal du höchstwahrscheinlich eine lange Wartezeit hast. Du müsstest dir Therapie verschreiben lassen, z. B. von deinem/deiner Hausärztin. Das Thema ist aber schwerwiegend genug, da hängt ja deine Familie dran, oder?

Ein anderer Weg wäre Meditation, wenn dir das liegt. Manche "können nicht" meditieren, sind zu unruhig oder glauben nicht daran. Ich finde es einen Weg, der mit nichts zu vergleichen ist in seiner Wirkung. Auch da geht es darum, sich von den Gedanken zu lösen und die Gedanken als Gedanken und nicht als das Ich oder das eigene Wesen zu erkennen.

Denn grundsätzlich ist Anhaften an Gedanken ein Hauptthema aller Menschen, nicht nur deins.

Wir werden ja in unserem Denken geprägt und oftmals "verbildet". Der Zugang zu unserer Intuition, zu unserer inneren Stimme oder für manche auch, je nach Glaube, zu geistigen Erfahrungen, ist bei den meisten Menschen nach der Schule und Kindheit erstmal verbaut. Manipulation in Elternhaus und Schule ist eigentlich die Regel, nicht die Ausnahme - das ist zumindest meine Erfahrung.
Meditation ermöglicht nicht nur mehr Zufriedenheit und Gelassenheit, sondern auch eigenes freies Denken ohne die ganzen Vorurteile und Leistungserwartungen unserer Umwelt. (Meditation ist allerdings nicht geeignet bei Traumata oder psychischer Instabilität, aber das kannst du ja einschätzen. Da wäre Rat von Fachleuten wichtig, z. B. von Traumatherapeuten)

Es gibt verschiedene Kurse und Gruppen, mit und ohne spirituellen Hintergrund. Selbst bei der VHS gibt es mittlerweile Meditationskurse. All das könnte man/frau auch machen, wenn es z. B. eine lange Wartezeit bis zur (Verhaltens-)Therapie gäbe.

Natürlich könntest du dann auch entdecken, dass dein Mann nicht zu dir passt. Aber davor musst du keine Angst haben. Die Wahrheit ist, glaube ich, immer heilender.

Alles Gute

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Vorneweg, ich habe in meinem doch schon längeren Leben festgestellt, dass so gut wie jeder an irgendetwas zweifelt, mal länger, mal kürzer. Das Gras auf der anderen Seite ist immer grüner, die andere Frau hat ganz sicher das tollere Leben, den besseren Beruf....usw. usw.
Da nehme ich mich nicht aus, besonders die letzten 2 Jahre nicht, in denen ich mein Leben komplett umkrempelte, begleitet von ganz vielen Zweifeln, bis heute!
Aber, das darf keine Endlosschleife werden, sonst wirst Du krank. Ich habe mir auch Profihilfe gesucht und einen tollen Heilpraktiker gefunden mit fundierter Ausbildung, dem ich voll vertraue. Zahlt man zwar selber aber z.B. mit einer priv. Zusatzversicherung gehts.
Ich wollte kein Jahr auf Wartelisten stehen.
Vorab wäre erstmal wichtig, eine Liste zu schreiben, was Du alles an Schönem und Gutem hast! Denk daran, dass dazu auch Gesundheit, eine warme Wohnung und ähnliches gehört, das übersieht man gerne. Konzentriere Dich nicht alleine auf Deinen Mann.
Ich gehe jeden Tag !!!! - außer bei richtig fiesem Wetter, 30- 60 min walken, bei blauem Himmel einfach nur wohltuend. Wald, freie Fläche, egal, keine Häuserschluchten. Durchatmen, den Kopf freiblasen lassen vom Wind und mal wirklich dankbar sein für das, was man hat. Die Welt ist so verrückt zur Zeit und Deine kleine Welt ist sicher nicht die schlechteste.
Stell Dir vor, Dein Mann wäre ab morgen weg, ganz weg, für immer. Wärest Du echt froh darum? Da gibts nur ein Ja oder Nein!!! Wenn ja, musst Du natürlich Konsequenzen ziehen.
Ich habe einen Freund, den ich sehr liebe, ich aber auch immer wieder mal an diesem und jenen zweifle, besonders aber, wenn ich ihn länger nicht sehe, also vermisse. Ich möchte ihn aber niemals verlieren, also pack ich die Zweifel weg....und geh laufen oder treff mich mit Freunden, telefonier mit ihnen.....oder dekoriere die Wohnung notfalls um 😎
Rede mal mit guten Freunden, Du wirst schnell sehen, dass auch die ab und zu ihre Zweifel durchleben. Reden hilft immer erstmal, nur alleine für sich Kopfkino abspielen ist ungut.
LG Moni

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"wieso hast du es nicht getan, dein Leben wäre jetzt viel besser, du hättest jemanden, der eine Frohnatur ist und einen der immer gut drauf ist, ihr würdet so viel zusammen lachen"

Ob dein Leben besser wäre, steht in den Sternen. Auch ob du eine Frohnatur an deiner Seite hättest.
Vielleicht wärst du glücklicher oder unglücklicher.

Frage dich besser:
Liebst du ihn?
Bereichert er dein Leben?

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Schwierig

Ich persönlich hatte immer nur in den Beziehungen Zweifel, wo ich nicht mich 100% erfüllt gefühlt habe. So befremdlich irgendwie aber man versuchte damit zu leben und klar zu kommen und zu denken naja ist normal dass man nicht alles haben kann im Partner.

Und dann kam mein Mann und veränderte alles. Wir sind fast 14 Jahre ein Paar und ich fühle mich seitdem ich ihn kennenlernte 100%ig erfüllt. Dieses Gefühl werde ich denke ich auch bei keinem anderen mehr finden. Er ist mein Seelenverwandter, mein Kumpel, mein Partner, mein Liebhaber und der Vater meiner Kinder.

Ich habe mich noch nie bei jemandem so wohl gefühlt und mich immer gefreut wenn ich ihn sehe. Viele Leute gehen mir schnell auf den Keks🙊er ist der einzige der meinetwegen 24/7 um mich rum sein könnte.
Ich denke ich kann sagen er ist meine einzige richtige wahre Liebe. Und alles davor waren normale Beziehungen aber eben keine erfüllenden.

Ich weiß nicht ob es bei dir auch so sein könnte. Aber ich denke viele Leute werden die einzig wahre Liebe die einen zu 100% erfüllt selten finden in der großen weiten Welt.
Die Liebe ist eine schwierige Sache

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Du schreibst, du hättest selbst den Verdacht, es handele sich um eine Zwangsstörung (Relationship OCD). Warst du bei einem Psychiater/ Psychotherapeuten, um die Diagnose prüfen zu lassen? Hast du eine Behandlung erhalten?
Das lässt sich behandeln, dafür brauchst du aber Unterstützung. Weiß dein Partner Bescheid? Oder sonst irgendjemand? Der Leidensdruck bei Zwangsstörungen ist nicht selten auch so hoch, da die Betroffenen aus Scham alles mit sich selbst ausmachen. Vielleicht kannst du dich jemandem anvertrauen.
Ich möchte dich ermutigen, dir Hilfe zu suchen. Alles Liebe.