Fehlt nur der Mut oder mache ich einen Fehler?

Hallo zusammen,

ich muss mich hier mal mit einer Frage einbringen, die ich so oder so ähnlich schon ein paar Mal hier im Forum gelesen habe. Geht auch ein bisschen um das Runterschrieben und nicht nur um die Antworten, darum hier meine Spielart von dem Drama um Kinderwunsch und den eventuellen gang zur Kinderwunschklinik.

Meine Frau (35) und ich (36) sind seit mehreren Jahren in einer Partnerschaft mit Höhen und Tiefen. Phasenweise war immer einer von uns sehr unglücklich. Über lange Strecken konnten wir das gar nicht so richtig benennen, es hat nur immer beiden etwas gefehlt und wir uns damit gegenseitig frustriert. So richtig zum Vorschein kam das mit einer gemeinsamen Wohnung nach einer langen Fernbeziehung vor - oh Gott - 6 Jahren.

Bei mir war es immer das Bedürfnis nach Sexualität und einer innigen Beziehung. Klingt hoffentlich nicht zu egozentrisch aber mir war bzw. ist es wichtig, dass mir meine Frau Beachtung schenkt und mir gegenüber auch mal Begeisterung zeigt. Darüber hinaus wäre es mir wichtig gewesen, so 1-2x pro Woche miteinander zu schlafen. Beides konnte meine Frau nie leisten und ich sie natürlich nicht dazu zwingen.

Für meine Frau war die erste Wohnung glaube ich ein Schritt in Richtung Familienplanung und ihr Fokus ist damals dann komplett weg von mir und unserer Beziehung auf dieses Thema gewandert. Daraus ergab sich ein ganz blödes Katz und Maus Spiel bei dem wir einander ständig ausgewichen sind. Ich sagte ihr damals ehrlicherweise, dass ich sie liebe aber jetzt keine und vielleicht niemals Kinder will. Damit habe ich sie glaube ich sehr verletzt und eine sehr negative Dynamik in Gang gebracht. Obwohl es die ehrliche Antwort war.

Die kommenden Jahre waren ein ziemliches Auf und Ab. Wir haben viel schönes Zusammen erlebt und ein tolles gemeinsames Leben aufgebaut, wodurch ich mir irgendwann auch vorstellen konnte, eine Familie zu gründen. Mein Bedürfnis nach Nähe und Ihr Kinderwunsch haben sich dabei aber nicht erfüllt. Letzterer trotz vieler Versuche: Wir haben - obwohl ich inzwischen weiß, dass es für meine Frau nicht schön ist - auf ihren Wunsch hin immer wieder zum vermuteten richtigen Tag miteinander geschlafen, aber sie wurde davon nicht schwanger. Das war für uns beide eine Tortur und wir sind ziemlich ausgezehrt. Auch die Beziehung hat sehr darunter gelitten.

Meine Frau möchte es jetzt in einer Kinderwunsch-Klinik versuchen, ich fühle mich damit aber nicht gut. Zum einen, weil wir noch nicht geklärt haben, wie wir langfristig auf unsere Bedürfnisse eingehen zum anderen, weil unsere Beziehung gerade sehr zerrüttet ist. Wir gehen uns eigentlich nur noch aus dem Weg, streiten uns ständig und sind sehr verletzt. Eine Paartherapie hat uns auch nicht weiter gebracht, da wurde uns nur geraten, zu akzeptieren, dass wir sehr unterschiedlich sind und mit der Aufgabe zurückgelassen, zu entscheiden, ob ich das auf Dauer aushalte. Gespräche zu zweit überfordern uns und enden immer in Streit und Tränen. Trotzdem ist gerade zum ersten Mal seit Jahren etwas Bewegung in dem ganzen, was irgendwo auch etwas positives hat. Bedürfnisse, Ängste, leider auch Traumata und Wünsche kommen offen auf den Tisch.

Eine großes Problem ist auch, dass wir merken, dass wir beide nicht mehr die Kraft haben, füreinander da zu sein. Ich hatte mit schwerer Krankheit zu kämpfen und meine Frau war damit heillos überfordert. Genauso hat es mich ans Limit gebracht, sie vor kurzem nach einem Trauerfall in Ihrer Familie zu trösten. Ich frage mich daher auch, wie wir es schaffen, das Auf- und Ab einer Kinderwunschbehandlung zusammen durchzustehen?

Jetzt frage ich mich gerade, ob es einfach nur noch einmal Mut von mir braucht und die Kinderwunschbehandlung viel von dem Druck aus unserer Beziehung herausnehmen könnte. Auf der anderen Seite steht die Angst, die eigenen Bedürfnisse zu sehr zu vernachlässigen und das auf Dauer nicht durchzuhalten. Ein erneutes Herauszögern würde glaube ich nichts bringen, das würde auf der einen Seite den Druck zur Veränderung nehmen und meine Frau sehr belasten. All das habe ich meiner Frau so auch schon gebeichtet und wir stehen damit mit einem Bein in der Trennung. (Meine Frau sagte mir vor ein paar Tagen, dass wir uns vermutlich getrennt hätten, wenn wir vor 5 Jahren wussten, was wir heute wissen) Und obwohl ich mir sicher bin, dass ich meine Frau wirklich liebe, wäre das ggf. der richtige Schritt. Trotzdem: Wenn ich meine Tasche packe um zu gehen, schreit alles in mir "Nein!". Das gleiche Bauchgefühl habe ich aber auch, wenn ich an den Gang in die Klinik denke.

Wie würdet Ihr das für Euch ausloten? Und gab es ggf. etwas, was Euch in einer ähnlichen Situation während der Familienplanung geholfen hat? Sollte ich mich einfach zusammenreißen und das machen oder begehe ich da einen Fehler?

VG

Bearbeitet von Tisefe
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Als erstes möchte ich dich bitten, bei der Kinderplanung nicht nur zu überlegen ob die Kinderwunschbehandlung eurer Beziehung gut tun wird - sondern auch, ob ihr beide einem Kind gute Eltern sein und ihm einen schönen Start ins Leben bieten könnt. Ein Kind ist ein ganz eigenes Leben, das ist eine große Verantwortung. Nicht weil man dann finanziell eingeschränkter ist, nicht mehr so viel feiern gehen oder von jetzt auf gleich nach Spanien auswandern kann. Sondern weil man die Verantwortung dafür trägt, dass ein kleiner Mensch gut und gesund groß wird, physisch und psychisch.

Ich schreibe dir das als geschiedene Mama im Patchwork, deren Kind auch mal fiesen Streit mitanhören musste. Das war so natürlich auch nicht geplant. Niemand ist perfekt, man darf Fehler machen, man kann sich nicht auf alles vorbereiten und das Leben läuft manchmal anders als gedacht. Man muss nicht alles super im Griff haben um sich für ein Kind zu entscheiden. Aber man sollte das Leben des Kindes mitdenken, es wird bzw. sollte eigene Entscheidungen eine ganze Weile beeinflussen. Ob am Ende alles super läuft kann man nie wissen, aber wenigstens sollte die Bedingungen vorher halbwegs stimmen.

Auch ein Kinderwunschbehandlung sollte man nicht einfach mal so machen. Ich habe in der Familie eine solche miterlebt. Jeder Versuch ist ein psychischer Horrortrip gewesen. Das muss nicht immer so sein, aber belastend ist es eben schon, für Körper und Seele. Wenn du für deine Frau nicht da sein kanst, wie willst du sie denn damit unterstützen? Warum denkst du dass so eine Behandlung den Druck bei euch raus nimmt? Weil sie dann nicht mehr mit dir schlafen muss um schwanger zu werden? Weil du nachgibst und ihr ein Kind ermöglichst? Sowas sollte ein gemeinsames Projekt sein und braucht eine stabile Basis, es kann in keinem Fall eine dysfunktionale Beziehung verbessern.

Bei deiner Beschreibung eurer Beziehung habe ich mich die ganze Zeit gefragt, warum ihr noch zusammen seid bzw. was euch zusammen hält. Du schreibst du liebst sie, aber euer Umgang klingt gar nicht liebevoll. Was genau liebst du denn an ihr? Was liebt sie an dir? Seid ihr vielleicht nur noch zusammen weil ihr jetzt schon so viel investiert habt und das nicht umsonst gewesen sein soll?

Sehr wichtig finde ich den Punkt, dass du ein Bedürfnis nach einer innigen Partnerschaft hast, das deine Frau nicht erfüllen kann oder möchte. Das ist doch ein wichtiges und legitimes Bedürfnis. Sex gehört da auch dazu. Nicht als simple Triebabfuhr, sondern als gemeinsame Intimität. Du wünschst dir Leidenschaft, begehrt zu werden, körperliche Nähe. Das kann ja auch kuscheln sein, knutschen in der Küche, liebevolle Blicke, verliebt angesehen zu werden. Klar ist das in langen Beziehungen nicht immer so, aber ein bisschen sollte man da zusammenpassen. Wenn jemand das nicht braucht ist es genauso fein, dann passt man aber nicht gut zusammen und einer muss sich sehr verbiegen oder einem fehlt auf Dauer was.

Du schreibst weiter es fällt euch schwer füreinander dazusein, auch und gerade in schweren Zeiten. Ihr streitet nicht konstruktiv, selbst eine Paarberatung konnte euch nicht helfen besser miteinander zu kommunizieren. Konflikte enden in Tränen, es fehlt die Kraft. Ihr wart seit Jahren wechselseitig unglücklich. Da fragt man sich schon warum ihr euch so arg festhaltet und euch nicht erlaubt, unabhängig voneinander glücklich zu werden. Es klingt nach viel Unglück, viel Arbeit, nach sich zwingen und durchhalten. Stellst du dir so dein Leben vor?

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Hey, vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.

Das Thema mit dem Kind beschäftigt mich natürlich auch, insbesondere bei mir. Bei meiner Frau kann ich mir tatsächlich gut vorstellen, dass sie eine gute Mama wäre. Sie kann selbst noch sehr gut kindlich sein, wenn es sein muss und z.B. ganz unverkrampft mit meinen Neffen und Nichten spielen. (Sie ist da inzwischen glaube ich auch die beliebteste Tante...)

Das ist es irgendwo auch, was uns verbindet. Wenn meine Frau spontan Begeisterung für etwas zeigt, finde ich mich darin sofort komplett wieder und bin davon angesteckt. Es wird immer mit tollem Humor genau die Beobachtung angestellt, die ich selbst treffen würde, tolle Geschenke gemacht und Begeisterung für Kram gezeigt, der außer uns beiden niemanden interessiert. Da ist einfach eine sehr enge Verbundenheit und ein gemeinsamer Blick auf die Welt. Ich kenne das nur bei ihr so und habe das weder in der Familie noch bei Freunden. Waren vor kurzem z.B. auf einem Konzert zusammen und ich habe mich bei dem Gedanken erwischt, dass ich dort alle Leute außer meiner Frau bescheuert finde und war heilfroh, mit ihr dort zu sein. Ich glaube ihr geht es in vielerlei Hinsicht ähnlich.

Trotzdem ist da immer so eine Wand zwischen uns, die erschöpft sich nicht an Sexualität, damit lässt sich das aber sehr plastisch darstellen. Und während sie die gar nicht wahrnimmt, frustriert mich die damit verbundene Distanz unfassbar und laugt aus.

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Das klingt echt verfahren. Ich habe unten nochmal weitergelesen. Dort schreibst du dass du nur die Optionen Mediation/Beratung oder direkte Trennung siehst. Das wäre genau das was ich dir auch empfohlen hätte. Also vor allem die Beratung, denn bei euch hapert es an der Kommunikation und ihr habt wirklich viele Themen zu bearbeiten, die du ja hier nur angerissen hast, und auch wenn es am Ende auf eine Trennung hinausläuft lässt sich diese mit einer Mediation besser gestalten und verarbeiten.

Du siehst dich in der Beziehung unglücklich, da dir was ganz essentielles fehlt, was du von deiner Frau nicht bekommen wirst. Es klingt so durch als hätte ihre Ablehnung körperlicher Nähe mit ihrer Vergangenheit zu tun, eine Aufarbeitung lehnt sie aber ab. Das ist ihr gutes Recht, aber dass du das mittragen musst ist eben auch schwierig. Da wird dir ganz schön was zugemutet finde ich. Deine Frau tut mir leid, aber ich finde sie auch etwas egoistisch. Sie weiß dass sie dir etwas sehr Wichtiges nicht geben kann und will, möchte aber dennoch dass du ihr den Wunsch nach Familie und Kind erfüllst. Sie will Familie, und zwar mit dir, aber dass sie für dich eigentlich nicht die passende Partnerin ist muss man da doch auch mitdenken.

Schwierige Situation. Unterm Strich passt es bei euch nicht wirklich, auch wenn du gut beschreibst was du an ihr liebst. Alles Gute für die nächsten Wochen.

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Wenn ich ehrlich bin, glaube ich nicht dass eine Kinderwunschbehandlung für euch gerade der richtige Weg ist. Ein Kind ist nicht nur das schönste Geschenk, es ist auch die härteste Prüfung für eine Partnerschaft.
Es wird viele neue überfordernde Situationen geben, bei denen auch stabile Partnerschaften mal ins wanken geraten können.
Und dann betreffen eure Gedanken von Trennung nicht mehr nur euch sondern auch ein Kind das zwischen seinen Eltern steht.

Ich hoffe ihr findet einen Weg der euch glücklich macht. Ob mit oder ohne einander.

🍀

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In so einer Beziehung solltet Ihr besser kein Kind bekommen. Wenn man ein Kind in einer Beziehung bekommt, dann sollte diese stabil sein, ansonsten kommt die Trennung spätestens im ersten Babyjahr 🫣

Eure Beziehung besteht vermutlich nur noch wegen dem Kinderwunsch, weil deine Frau angst hat nicht schnell genug jemand anders zu finden, denn bei vielen tickt die Uhr in dem Alter leider.

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Hey,

das sieht leider nach einem perfekten Beispiel für "Liebe ist eben nicht alles" aus. Mit einem Gang in die Kinderwunschklinik nehmt ihr keinen Druck raus - das kann eine ENORME Belastung sein. Ihr solltet diesen Weg gehen, wenn ihr beide 100% sicher seid, dass ihr das und ein Kind miteinander wollt. Und du bist es nicht.

Vielleicht hilft es euch, erstmal wieder auseinanderzuziehen und das Kinder-Thema ruhen zu lassen. Erstmal sollte ja eure Beziehung wieder passen. Um ehrlich zu sein klingt deine Erläuterung allerdings nicht mal so, als hättet ihr eine richtig gute Basis.

Vielleicht hilft es euch, euch zu trennen und diese Trennung auszuhalten, trotz dass ihr euch vermissen werdet.

Dein Text klingt, als würdet ihr es wollen, es versuchen, aber immer wieder scheitern. Ihr beide müsst letzten Endes selbst entscheiden, ob ihr das überhaupt noch wollt. Beziehungen sind immer auch Arbeit, bei euch klingt das allerdings nach nur Arbeit. Für mich persönlich wäre das nichts.

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Es tut mir leid, aber ich muss mich den anderen anschließen.

Eurer Beziehung fehlt es komplett an Leichtigkeit. Ihr habt verlernt, miteinander zu lachen und das Leben zu genießen. Anstattdessen gibt es fast nur Probleme. Ob diese aus verschiedenen Lebensträumen oder mangelnder Kommunikation resultieren, vermag ich nicht zu sagen.

Eins weiß ich aber: ein Kind wird eure Probleme nicht lösen, ganz im Gegenteil.

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Hallo,
Es tut mir leid, dass ihr in eine solche Situation geraten seid. Unsere Beziehung hat auch unter dem unerfüllten Kinderwunsch gelitten und ich glaube, dass das nichts mit Schwäche zu tun hat, sondern allen passieren kann.
Ich habe von einigen gehört, die nach der Kinderwunschbehandlung oder sogar dem ersten Besuch in der Klinik direkt schwanger geworden sind. Das wäre ein Beispiel, bei dem der Druck genommen wurde. Doch viele Artikel hier im Forum zeigen auch, wie anstregend und nervenaufreibend die Behandlungen sein können.
Hast du deine Frau mal offen gefragt, ob sie wirklich eine Familie gründen will oder ob sie einfach nur ein Kind haben will - unabhängig von eurer Ehe?
Und könntest du dir vorstellen, das Kind im Falle einer Trennung, trotzdem mit großzuziehen?
Es wäre gut, vor der Behandlung über dieses Thema zu sprechen.
Ansonsten besteht das Risiko, dass sie nur das Kind möchte und da am Ende zahlen musst und das Kind nicht siehst.

Grundsätzlich denke ich, dass ein Bauchgefühl immer auch ein Hinweis ist und du recht damit hast, das zu hinterfragen. Ich hoffe für dich, dass sich die Situation verbessert und du dich auch besser damit fühlen kannst.

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Ich kann mich nur anschließen - in eine solch vorbelastet Beziehung noch ein Kind zu setzen... Das kann doch gar nicht gut gehen. Und es wäre dem Kind gegenüber auch ziemlich unfair. Denn realistisch betrachtet wird eure Beziehung wohl entweder nicht halten oder weiterhin von viel Streit, Tränen, Disharmonie geprägt sein.

Das Sexleben, bzw die Quantität, steigt übrigens nicht, wenn noch ein Kind mit dabei ist. Eher im Gegenteil.

Daher nein, dir fehlt nicht der Mut, eher fehlt euch beiden der Realismus 😐 der Kinderwunsch scheint, zumindest bei deiner Frau, aber so wichtig zu sein, dass er die Probleme in der Beziehung überblendet.
Die sind aber ja weiterhin da.

Du schreibst, sie wäre eine tolle Mutter. Von dir schreibst du nix. Du wärst aber auch Elternteil. WILLST du das überhaupt? Und(!?) wäret ihr denn überhaupt ein gutes Team?

Mein Mann und ich haben uns beide für ein Kind entschieden. Unsere Beziehung war fest, innig, liebevoll. Dennoch hats in den Grundfesten gewackelt, als unsere Tochter geboren wurde. Und das finde ich auch ziemlich normal. Aber dafür brauchts eine gesunde Basis. Und die hat auch jedes Kind verdient. Rein egoistisch zu denken "ich will aber ein Kind, mir egal, ob meine Beziehung schei*e ist!!" ist halt fies dem Kind gegenüber. Und ums Kind scheint es einem dann auch nicht wirklich zu gehen. Sonst würde man ja nur das Beste für Ebenjenes wollen.


Fazit : Ich kann nur dringlichst abraten.

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Hallo Tisefe

Ich sehe es etwas anders als die meisten hier. Ich habe selbst einen Partner mit dem ich nicht so glücklich bin und wünsche mir dennoch ein weiteres Kind. Wir haben schon gemeinsame Kinder und diese werden immer geliebt, egal was zwischen uns Eltern ist. Und ein weiteres Kind würde ich natürlich genauso lieben, auch im Falle einer Trennung. Gute Eltern kann man auch nach einer Trennung sein, wenngleich das natürlich niemand plant.

Natürlich sollst du nicht nur deiner Frau zu Liebe Vater werden. Aber wenn der Kinderwunsch bei ihr so groß ist, dann verstehe ich gut, dass das ihre Priorität Nummer 1 ist. Sie kann in ein paar Jahren vielleicht kein Kind mehr bekommen und wird es vermutlich ihr restliches Leben bereuen, nicht alles versucht zu haben.

Ich z.B. würde auch noch ein Kind bekommen, selbst wenn ich in die Zukunft sehen könnte und wüsste, dass meine Partnerschaft nur noch 2 Jahre hält. Dadurch wäre dieses Kind ja nicht weniger wert oder weniger geliebt. Allerdings bin ich ein Mensch, der eine Beziehung nicht leichtfertig aufgibt und sich normalerweise für immer bindet. Ich bin mit meinem Partner nächsten Monat 9 Jahre zusammen und er ist meine erste Beziehung. Trennen würde ich mich nur, wenn es gar nicht mehr passt.

Ich verstehe auch, dass dir Nähe und Sex fehlen. Mir ging das eine Weile auch so. Das war noch bevor unser erster Sohn auf die Welt kam. Wir haben oft gekuschelt, aber Sex gab es nicht so oft, wenn wir zusammen waren (führten eine Fernbeziehung). Ich habe mir immer Gedanken gemacht, ob es an mir liegt, da ich eben keine Erfahrung vor ihm hatte, er hatte davor schon mehrere Beziehungen.

Als unser Sohn geboren wurde, erfuhr ich, dass er mich betrogen hatte und nachdem das beendet war, kam er mehr auf mich zu. Ich habe ihn selten abgewiesen (anders als er mich die ersten Jahre), aber die letzten Jahre geht Sex fast immer von ihm aus. Ich laufe ihm da überhaupt nicht mehr nach.

Bei dir ist es ja leider so, dass deine Frau wohl weniger Bedürfnis nach Sex oder Nähe insgesamt hat. Das ist schon schwierig. Und ein Kind fordert auch viel Nähe. Allerdings muss ich sagen, dass ich meinen Partner positiver und irgendwie auch mit mehr Liebe gesehen habe, wenn er mit unserem Sohn liebevoll umgegangen ist. Das hat ihn für mich attraktiver gemacht. Andersrum mag ich seine Nähe aber auch weniger, wenn er jetzt ungerecht zu unseren Kindern ist. Und mir fehlt auch die partnerschaftliche Nähe, da wir zwar regelmäßig Sex haben, aber sonst nicht mehr so eng sind. Allerdings ist er halt auch viel arbeiten und ich habe oft mit den Kindern zu tun. Aber ich möchte daran arbeiten, dass es besser wird.

Ich denke nicht, dass ein Kind dazu da ist eine Beziehung zu retten, das müssen schon die Erwachsenen schaffen. Aber ich denke auch nicht, dass ein Kind die Beziehung so enorm belasten muss, wie es oft heißt. Also unser erster Sohn hat unsere Beziehung überhaupt nicht belastet, das was fast zur Trennung geführt hätte, war der Betrug. Als ich ein Jahr später Zwillinge bekam, war das was anderes, denn die Situation mit einem 1 jährigen Kind und zwei Frühchen war ehrlich eine extreme Erfahrung und keinerlei Vergleich zu nur einem Kind. Natürlich kann ich nur von mir ausgehen, aber da du sehr reflektiert schreibst und dir viele Gedanken machst, gehe ich ziemlich sicher davon aus, dass du ein guter Vater wirst. Und dass deine Frau eine gute Mutter wird, das denkst du ja auch selbst.

Ich wünsche es euch, dass ihr wieder mehr zueinander findet.

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Nein nein einfach Nein.
Der Weg in eine kinderwunschklinik sowie den dazugehörigen Behandlungen bedarf Stärke für den Partner mit. Die Klinik hat mich und meinem Mann an erster Stelle fast die Ehe gekostet letztendlich sind wie so nah wie nie zu vor. Wir mussten unendlich viel zusammen wachsen und auf die Bedürfnisse (gerade von mir ) Rücksicht nehmen. Ihr könnt jetzt schon nicht liebevoll. Du kannst ihr nichtmal im Trauerfall beistehen wie soll es denn bei den Behandlungen werden ?
Mir wurde mit 26 gesagt ich sei unfruchtbar mein Mann war mein letzter halt. Meine Diagnosen, die Stimulationen und die negativen Ergebnisse hätte ich niemals geschafft ohne ihn. Und deine Freundin muss da ja quasi alleine durch.
Zumal es ein Kind eine Aufgabe ist und nichts was man so leicht auf die Schulter nehmen sollte.
Welche Werte wollt ihr eurem Kind vermitteln ? * Wir haben nichts gemeinsam aber wird schon schief gehen * ?
Würde es absolut unverantwortlich finden in eurer Beziehung noch ein Kind zu bekommen.