Paradox- mache ich zu viel

Ich bin gerade echt erschüttert... meine Frau hat ein Problem damit, dass ich zu viel mit den Kindern mache.

Es ist echt so widersprüchlich, dass ich Schwierigkeiten habe alles korrekt zusammen zu kommen.

Vorab: ich mache schon immer viel mit den Kindern. Nicht nur am Wochenende sondern auch gerne direkt nach der Arbeit. Die letzten Wochen habe ich aber zusätzlich am Wochenende jeden Tag für viele Stunden (meistens 4 bis 6 Stunden) beide Kinder genommen damit sie Zeit für sich hat. Sie meinte die tage schon, dass sie ein schlechtes gewissen hat weil ich so viel mit den Kindern mache.

Jetzt hatten wir vor 10 Minuten einen dummen Streit. Sie wirft mir vor, dass ich ihr das die ganze Zeit unter die Nase reiben würde, dass ich ja so viel mit den Kindern machen würde.
Das stimmt einfach nicht. Ich habe überhaupt kein Wort darüber gesagt. Wir wohnen auf einem Dorf und ich habe das Gefühl, dass es ihr nicht passt wenn ich fast jeden Tag alleine mit den Kindern etwas unternehme. Bei den anderen Familien sieht das ganz anders aus...auf den Spielplatz sehe ich fast nur Mütter und auch beim turnen oder im Schwimmbad sehe ich fast nur Mütter.

Ich habe das Gefühl, dass sie zwar meinen Einsatz schätzt aber insgeheim befürchtet von anderen als schlechte Mutter betrachtet zu werden. Ich finde es jedenfalls sehr unfair mir das jetzt vorzuwerfen.

Meine frage: was geht in ihrem kopf vor? Warum bekomme ich es jetzt ab?

2

Da bleibt wohl nur, wie immer: sprechen.

Vielleicht fehlt ihr Zeit mal mit dir?
Vielleicht ist sie neidisch?
Vielleicht möchte sie keine Zeit für sich, sondern als Familie?
Vielleicht hätte sie gerne, dass du diese Zeit auch mal in andere Projekte (Haushalt, Garten oder oder oder) steckst?
Vielleicht hat sie das Gefühl du flüchtest vor was (ihr)?

Es wird dir nur helfen, mit ihr das Gespräch zu suchen.

Wir haben drei Kinder, und ich kenne das gar nicht, dass einer von uns alleine so viel mit den Kindern macht. Eigentlich sind wir immer alle zusammen.

1

Hey,
Ich kann die Einstellung deiner Frau auch nicht so recht nachvollziehen. Eigentlich ist es ja wirklich nett, dass du versuchst ihr mehr „Freizeit“ einzuräumen. Aber ihr könntet natürlich gemeinsam was mit euren Kindern unternehmen, das wäre für die beiden sicher auch schön. Wie alt sind eure Kinder denn? Vielleicht erhofft sie sich auch mehr Zeit als Paar allein.

3

Wir kennen hier ja nur die paar Sätze von dir, da hängt ja sicher mehr dran (& Infos fehlen).

So wie ich das lese würde mir das auch auf den Geist gehen.

Wieviel Zeit verbringst du denn mit ihr oder eben alle gemeinsam?
Will sie nicht mit?
Braucht sie diese Zeit für sich oder macht sie da Haushalt? Wieviel machst denn du?
Wie alt sind denn die Kinder?
Und was sagt sie zu dem Ganzen in einem vernünftigen Gespräch? Was wäre denn ihr Wunsch?

Wir haben drei Kinder, und ich brauchte und brauche diese Zeit nicht. Ich bin dann doch lieber dabei. Wir sind doch eine Familie. Sol klingt das nach: Mann kommt nach Hause und haut direkt wieder ab und lässt die Frau schon wieder alleine.

Ich finde das gar nicht widersprüchlich. Wie gesagt, mich würde das nerven.

4

Ja, hast Du richtig erkannt. Dass sie als schlechte Mutter da stehen könnte, dass man erzählen könnte, sie bekomme das alles alleine nicht hin oder auch, dass ihre Taten als Mutter nicht mehr ganz so hell neben deinen glänzen. Manopolverlust, quasi. Da gibt es ganz viele Gedankengänge und Streitthemen und die gibt es in der Realität (also nicht hier) häufiger als man denkt.

Dagegen unternehmen musst du meiner Meinung nach nichts. Sind ja auch deine Kinder.

Warum Du? Harte Antwort: Du bist doch das beste Ziel. Anderen Müttern, der eigenen oder Freundinnen braucht sie damit ja nicht zu kommen, die zeigen ihr den Vogel.

5

"Meine frage: was geht in ihrem kopf vor? Warum bekomme ich es jetzt ab?"

- Naja, das kann dir hier ja niemand sagen. Also frag sie. Aber nicht empört, weil du es doch gut machst und machen willst und sie jetzt hier die Vorwürfe auspackt. Frag sie in einer ruhigen Minute, was da los ist. Gute Ideen hast du ja hier schon bekommen, welche Emotionen dahinterstecken könnten. Ich habe mich zB beim Lesen gefragt, ob deine Frau dich eigentlich darum bittet, viel Zeit für sich haben zu dürfen. Oder machst du das von dir aus? Vielleicht macht sie auch gern was mit den Kindern, aber sie hat halt immer nur den Alltag. Und ist da dann angestrengt. Würde auch gern mal einfach nur Spaß mit ihnen haben, aber dafür fehlt gerade Kraft/Zeit/whatever. Und wenn Spaßzeit/Feierabend ist, schnappst du dir die Kinder und sie ist zuhause und kann die Zeit nicht genießen, weil sie ein schlechtes Gewissen hat. Vielleicht würde es ihr mehr helfen, wenn du ihr irgendwas anderes abnimmst, so dass sie mehr Ruhe für die Kinder hat? Oder dass sie mal gezielt mit einem Kind unterwegs sein kann? Du darfst natürlich so viel mit deinen Kindern machen wie du willst, bloß wenn du sagst du machst es für sie stellt sich natürlich die Frage, ob sie das auch so empfindet. Oder ob ihr andere Unterstützung lieber wäre.

- Du bekommst es ab weil dein Verhalten sie mit etwas konfrontiert, was sie unglücklich macht. Du bist quasi der Auslöser der negativen Emotion. (Wichtig: Auslöser ist nicht dasselbe wie "schuld an der Emotion"). Sie ist mit irgendwas nicht glücklich. Vielleicht hält die sich selbst für eine schlechte Mutter weil sie gerade wenig Geduld für die Kinder hat? Und wenn sie dann sieht wie easy es bei dir aussieht ist sie traurig und fühlt sich unzulänglich? Komplett spekuliert natürlich!! Es kann auch was ganz anderes sein.

Du bekommst es heraus wenn du fragst, und wenn du offen für ihre Antwort bist. Hör ihr zu, auch wenn du das was sie sagt nicht auf Anhieb nachvollziehen kannst. Nicht suggestiv, "Ey Baby, kann es sein dass du ein schlechtes Gewissen hast? Musst du doch nicht." Lass dir erklären wie sie sich fühlt. Und pack nicht gleich die Lösung auf den Tisch. Frag sie lieber was sie braucht oder sich wünscht. Schau auch, was du brauchst. Entwickelt gemeinsam Lösungen, wenn nötig. Vielleicht braucht sie auch einfach nur ein offenes Ohr, weil es ihr gerade nicht gut geht, und vor lauter "Kinder abnehmen" hast du schon lange keine Zeit mehr mit IHR allein verbracht? Was immer es ist, es wird nur besser wenn ihr darüber sprecht und jeweils Verständnis für den Anderen entwickelt.

6

Du hast ja nun viele ähnlich lautende Antworten bekommen. Dem schließe ich mich an.

Mir wäre das alles zu viel und ich würde dir genau sagen warum. Habt ihr ein Kommunikationsproblem? Oder fehlt hier etwas in deiner Beschreibung? Man kann doch ganz simpel darüber reden und fragen wo das Problem liegt?

Also, wie war das Gespräch darüber? Welche Gründe wurden genannt und warum glaubst du die nicht?

Ich kann ja nur für mich sprechen: ich brauche diese Zeit nicht. Ich brauche Zeit mit meinem Mann und meiner Familie. Welche Intention steckt dahinter? Dass du ihr Zeit für den Haushalt freischaufelst? Oder war das ihr Wunsch?

Hat was von „ich mache doch schon so viel für die Kinder und brauche sonst nichts mehr tun.“

8

Die Antworten gehen ja alle in die gleiche Richtung. Danke zunächst für alle Antworten.

Wir reden eigentlich viel aber hin und wieder reden wir aneinander vorbei. Vor allem wenn sie anfängt zwischen den Zeilen zu lesen.
Beispiel:
Ich sage ihr einfach, dass es schön mit den Kindern auf dem Spielplatz war. Sie darauf: war jemand da den du kanntest. Ich: nur die Mutter von xxx. Ansonsten waren nur andere Mütter da, die ich nicht kannte.

Daraus wird dann von ihr dann, dass ich ihr unter die Nase reiben würde, dass nur Mütter auf dem Spielplatz waren und ich der einzige Vater. Ich habe aber dazu kein einziges Wort gemacht.

Da das Thema aufkam was meine Frau in der Zeit so macht und warum wir nichts zusammen machen. Wir machen ja den halben Tag etwas zusammen. Sie ist aber Lehrerin und muss dann am Wochenende immer wieder etwas machen. Da sie das sonst abends machen müsste und sie dann überhaupt keiner Erholung hätte, versuche ich ihr am Wochenende jeden Tag mindestens 3 bis 5 Stunden Zeit zu geben, um etwas für die Schule zu machen.
Ich zwinge sie sicherlich nicht dazu. Ich biete es ihr an und sie freut sich sogar sehr darüber. Die Diskussionnen gibt es immer danach.

Dazu kommen übrigens auch immer bescheuerte Diskussionen. Zum Beispiel koche ich immer am Wochenende für uns alle und die Kinder lieben mein Essen und essen bei mir wesentlich mehr als bei meiner Frau.

Nur als Nebensatz: natürlich teilen wir uns auch den Haushalt.

Es ist halt paradox. Es fühlt sich an als ob sie darunter leiden würde weil ich Tätigkeiten "gut" mache die oft im klassischen familienmodell bei der Frau lagen. Aber das ist doch so absurd: wir arbeiten beide (ich 100% sie 50% wobei ihre stelle als Lehrerin eher einer 80% Stelle gleicht). D.h. wir haben keine klassischen Rollen und das will und wollte sie such nie. Und doch scheint sie Probleme damit zu haben.

7

Da fällt mir sofort die Geschichte vom alten Ehepaar ein, das sich 50 Jahre lang jeden Morgen ein Brötchen geteilt hat und sich gegenseitig die eigentlich bevorzugte Brötchenhälfte abgegeben hat. Dabei hätte jeder lieber die weiter verschenkte Brötchenhälfte gegessen.

Binsenweisheit 1: Hätten sie sich mal gefragt.
Binsenweisheit 2: Da hilft nur Kommunikation. Ohne Vorwurf, ohne Hintergedanken. Mit echten Fragen.

Wer weiß, was deine Frau stört, kränkt oder befürchtet. Frag sie, wenn ihr gemütlich zusammen sitzt ohne Kinder und Zeit habt, falls ein Thema hochsteigt, das mit Emotionen zu tun hat.

Wenn du das Gefühl hast, sie tut sich schwer mit der ehrlichen Antwort, weil es ihr peinlich ist oder "man" das doch nicht fühlen "sollte", hilf ihr durch vorsichtiges Rantasten: Kann es sein, dass du Sorge hast, dass... . Aber das erst, wenn sie nicht von selbst in die Gänge kommt.

Und wenn sie sagt: Nein, das ist es überhaupt nicht, dann glaub ihr und sucht zusammen nach dem richtigen Gefühl.

Gefühle liegen oft unter einer Schicht Anpassung, Scham, Wut oder Sorge, dass sie der andere nicht haben will. Aber genau diese versteckten Gefühle auszutauschen und dann darüber zu schmunzeln oder die Erleichterung nach "Geständnissen" und damit angenommen zu werden, bringt neue Nähe.