Wie den Kinderwunsch mit stets befristeten Arbeitsverträgen vereinbaren

Hallo ihr Lieben,

kurz zu mir: ich bin 36 Jahre alt, habe bereits eine 14-jährige Tochter, die ich im Studium bekommen habe, habe vor kurzem meine Promotion abgeschlossen und arbeite in der Forschung. Dort ist es absolut üblich, dass Arbeitsverträge stets befristet sind. So habe ich beispielsweise in den letzten 7 Jahren 5 Arbeitsverträge erhalten, die zum Teil nur über ein halbes Jahr gingen. Bisher hat mir das nicht so viel ausgemacht, weil ich immer wieder einen Anschlussvertrag erhalten habe. Nun steht aber ein Wechsel an eine neue Forschungseinrichtung an und auch dort bekäme ich zunächst einen Arbeitsvertrag bis November mit der Aussicht auf Verlängerung. Nun üben wir schon seit einem halben Jahr und vor kurzem hatte ich in der 9. Woche eine Fehlgeburt. Neben der emotionalen Belastung dieses Erlebnisses hadere ich nun mit der beruflichen Situation bezüglich des Hibbelns. Ich möchte gern sofort wieder beginnen (und darf es körperlich betrachtet auch), aber mich quält ständig der Gedanke, dass wenn ich gleich schwanger werde, dann verlängern sie mich dort im November garantiert nicht. Also wäre warten besser bis im November vielleicht ein Vertrag winkt, der vielleicht sogar 2-3 Jahre geht. Aber ich bin auch schon 36 und habe lange genug meinen Kinderwunsch zurückgestellt. Zuvor war es immer die Diss, die erst fertig werden wollte und nun merke ich, es ist überhaupt nichts besser geworden durch die Fertigstellung. Ich kann doch nicht solch eine wichtige Lebensentscheidung wieder und wieder aufschieben bis es irgendwann gar nicht mehr funktioniert 😞
Wem geht es ähnlich wie mir? Wie geht ihr damit um?

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Mit Aussicht auf Verlängerung könnte aber auch wieder befristet auf ein halbes Jahr bedeuten, oder?
Bis November ist es ja auch ganz schön lang. Würde es denn die finanzielle Situation erlauben, wenn du jetzt schwanger wirst und dein Vertrag nicht verlängert wird? Wenn ja, würde ich es darauf ankommen lassen.
Mit deiner Qualifikation wirst du sicherlich auch nach der Geburt einen neuen Job finden.
Mit 36 wäre es mir tatsächlich zu riskant um den Kinderwunsch länger aufzuschieben.

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Du hast wahrscheinlich recht. Ich denke ja immer noch, ich sei total jung, aber realistisch betrachtet wird es jetzt immer schwerer schwanger zu werden. Die MA war ja auch Schuss vor den Bug, dass es nicht mehr so leicht ist. Und wahrscheinlich kommt auch der Moment nicht mehr wo es total passend wäre ein Kind zu bekommen. #kratz
Rückblickend muss ich sagen, es war die beste Entscheidung meines Lebens, meine kleine Prinzessin zu Beginn meines Studiums zu bekommen...das war viel besser vereinbar als jetzt mit diesen unseligen befristeten Arbeitsverträgen. Ich danke dir für deine Sicht!

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Hallo Rivka,

ich kenne die Situation. Und ja, wir haben gewartet, bis wenigstens einer von uns einen unbefristeten Vertrag hatte. Hat das dein Partner? Kann er dich finanziell absichern? Oder wäre dir das zu "abhängig"?
Was heißt Forschung bei dir konkret? Würdest du direkt ins Beschäftigungsverbot kommen, weil du zB im Labor bist? Oder hast du einen Schreibtisch-/Bibliotheks-Job, den du auch schwanger machen kannst? Das würde bei meiner Entscheidung stark mit rein spielen, denn bei einem neuen Arbeitgeber direkt wieder auszufallen macht natürlich keinen guten Eindruck. Wenn du aber noch die ganze Schwangerschaft zeigen kannst, dass du engagiert bist, würde ich sofort loslegen. Wer weiß, wie lange es dauert, überhaupt schwanger zu werden. Wie lange möchtest du in Elternzeit? Wird der Vater ein engagierter Vater sein? Der auch die Betreuung mit übernimmt? Wie lange planst du deine Elternzeit? Du hattest bisher immer einen Anschluss-Vertrag erhalten, das sind super Voraussetzungen! Heißt, du bist sehr gut. Dann findest du auch wieder was! Ich gehe davon aus, dass du in einer größeren Uni-Stadt lebst, dein neuer Arbeitgeber nicht das einzige Forschungsinstitut im Umkreis von hunderten Kilometern?

Du musst mir diese Fragen nicht beantworten. Aber diese Punkte würden bei mir mit in die Entscheidung reinspielen.

Alles Gute!
mavikelebek

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Hallo mavikelebek,

ja, ich merke schon, du kennst das offenbar auch! Mein Mann ist mittlerweile entfristet, es ist allerdings nicht so, dass wir völlig problemlos über die Runden kommen würden mit seinem Gehalt, da müssten wir uns schon deutlich einschränken weil wir in einer sehr teuren Stadt wohnen und die Mieten extrem sind (und wir sind auch jetzt sparsam). Ich vermute, ich müsste in der neuen Stelle sofort ins Beschäftigungsverbot, weil ich dort mit Kindern in Kontakt komme. Bisher war ich vorrangig Schreibtischtäterin #rofl allerdings würde mein Mann den größten Teil der Elternzeit nehmen, weil sein Job absolut sicher ist und sein Chef nicht daran interessiert ist, ihn zu verlieren.
Ich hab mir jetzt vorgenommen, mit meinem Mann am WE über das Thema ganz konkret zu sprechen. Eventuell trete ich den Wechsel an die neue Einrichtung auch nicht an und lasse meinen alten Vertrag auslaufen. Ich habe im Moment einen fast fertigen DFG-Antrag in der Schublade, den ich demnächst einreichen kann und dort könnte ich sogar wunderbar Baby und Forschung vereinbaren, da es dort möglich ist, für die Kinderbetreuung von 100 auf 50% zu reduzieren und dafür die doppelte Zeit (sprich 6-8 Jahre) zur Verfügung hätte...vielleicht muss ich das einfach mal wagen, die Chancen sind gar nicht so schlecht. Ich kann in zahlreiche Großstädte innerhalb von 1-1,5 Stunden pendeln und das macht mir nichts, mache ich gerade auch.

Danke, dass du mir das mal so klar vor Augen geführt hast!

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Ich verstehe Dein Gedankenkarussel da ich mich vor gut 3 Jahren auch in einer ähnlichen Situation befunden habe. Erst auf 3 Monate befristet, dann verlängert um ein halbes Jahr und dann um ein weiteres Jahr bevor im Anschluss die Option auf Festanstellung bestanden hat. Mein Arbeitgeber wusste nichts von meinem Kinderwunsch und das war auch gut so, denn sonst wäre ich wahrscheinlich gar nicht so weit gekommen. Ich hatte dann innerhalb einen Jahres drei Fehlgeburten von denen dort auch niemand etwas wusste und wurde letztendlich erst erfolgreich schwanger nachdem ich bereits übernommen wurde. Mein Fazit aber ist, dass ich den Kinderwunsch niemals hinten anstellen würde, denn niemand weiß, ob man im Anschluss auch wirklich das bekommt worauf man hingearbeitet hat. Fakt ist, dass ich meinen Job los gewesen wäre, wenn ich innerhalb der Befristung von meiner Schwangerschaft berichtet hätte...aber ganz ehrlich: Mittlerweile weiß ich nichtmal, ob ich ihn im Anschluss an die Elternzeit überhaupt noch haben will!?! In Deinem Fall würde ich Dir raten auf Dein Herz zu hören und wer weiß...vielleicht dauert es auch seine Zeit und dann bereut man eventuell so lange gewartet zu haben. Ein bisschen Mut gehört wohl dazu, aber einen Weg findet man immer...da bin ich mir sicher! ❤

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Huhu, danke für die liebe Antwort...man hat immer so seine Pläne und denkt gar nicht daran, dass ein (weiteres) Kind die eigenen Vorstellungen und Wünsche verändern kann....da hat man dann vorab alles perfekt getaktet (am besten mit 120%iger Sicherheit #rofl) und dann will man später vielleicht was ganz anderes und hat viel zu viel Zeit für die angeblich perfekte Situation aufgewendet. Ich glaub, da muss ich noch etwas drüber nachdenken :-) Ganz lieben Dank!

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Wohnst du in Deutschland oder Österreich?
Ob der Praxis werden oft diese Kettenverträge gemacht, aber son meist nicht zulässig. Erkundige dich einfach bei der Arbeiterkammer/ Rechtsberatung. Vielleicht hast du rechtlich schon längst einen fixen Job!

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Mir ging es Jahrelang ähnlich. Meine Tochter ist 17 Jahre. Mit meinem jetzigen Mann bin ich 10 Jahre zusammen. Und den Kinderwunsch immer wieder wegen anderen Dingen aufgeschoben. Job, Hausbau, Geldsorgen (Dabei muss ich sie mir gar nicht machen bei dem Gehalt von meinem Mann). Mein Mann wollte sein letztes Projekt im Jahr 2021 fast absagen weil es 200 km von uns entfernt war und wir sorge hatten was wäre wenn ich schwanger wäre und alleine daheim.Und jetzt werde ich im April 38. Es ist sicher nicht zu spät und der Zug ist noch nicht abgefahren. Aber er rollt. Wir üben auch eine Weile und im Dezember hatte ich auch einen Abort. Ich habe jetzt alle Gedanken beiseite gestellt.
Glaub mir, ich kann dich sehr gut verstehen. Mein Vertrag ist auch bis September 22 befristet. Und unser Haus ist noch Renovierung und Sanierungsbedürftig. Leben auf einer halben Baustelle. Aber es ist mir jetzt alles egal. Alles kommt so wie es kommen soll und zur richtigen Zeit.
Auch du wirst nach einer möglichen Elternzeit etwas neues finden. Wahrscheinlich hast du Angst mitten im Jahr schwanger zu werden sodass du es bis Vertragsverlängerung nicht verheimlichen kannst. Habe ich auch. Aber meine Angst ist größer nie mehr Mama zu werden. Versuch zu entspannen, geh weiter arbeiten, probiere es weiter... und alles fügt sich bei dir sicher auch. Daumen sind gedrückt.

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Nein, kannst du nicht ;-) finde ich zumindest. Meinst du nicht, du würdest nach der EZ wieder einen Job finden? Ich habe 2019 einen neue/alten Job angefangen (habe dort schon einmal gearbeitet) und bin in der Probezeit schwanger geworden 🤷🏼‍♀️ hätte ich noch warten sollen? Vielleicht... Aber dann wäre ich auch 35 gewesen. Mein Mann 40. Wer sagt mir das es dann direkt klappt.... Ich würde wieder versuchen schwanger zu werden