ich schäme mich mittlerweile für meinen Kinderwunsch

Hi zusammen,

ich werde bald 36, wir versuchen seit mehr als drei Jahren ein erstes Kind zu bekommen, haben schon eine ICSI und drei Kryo-Zyklen hinter uns und trotzdem nichts.

Mittlerweile ist es mir schon direkt unangenehm, dass sich wider besseren Wissens regelmäßig so eine kleine Hoffnung einschleicht. Ich schaffe es einfach nicht, mir das ganze aus dem Kopf zu schlagen.

Letztens war meine Periode zwei Tage später als üblich, weil der Eisprung sich etwas verzögert hatte. Wir waren abends bei Freunden eingeladen und ich hatte um ein alkoholfreies Bier gebeten. Mein Mann fragte mich deswegen später, ob ich denn geglaubt hätte, dass ich schwanger sei.

Ich möchte nicht, dass Leute denken, dass ich denken könnte, ich sei schwanger! Die müssen mich für absolut schwachsinnig halten!

Wie habt ihr es geschafft, euch nicht mehr ewig etwas einzureden, sondern die Dinge mal realistisch zu sehen?

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es liegt in der natur des menschen, dass die hoffnung zuletzt stirbt. daher gibt es keinen grund, dich für deine eigenen gedanken und deine hoffnung zu schämen, schon dreimal nicht vor dir selbst, meine liebe.

ich habe damals mit niemandem mehr über meinen kiwu gesprochen. eigentlich auch zuhause kaum noch, weil es mich nur noch belastete.

die leute sind/waren überrascht, dass ich nun doch schwanger bin und sagen alle, dass sie dachten ich/wir sei(en) durch mit dem thema.

du bist 36. mensch, das ist doch noch nicht zu alt. lass dich nicht beirren von deiner psyche. aber ich würde auch nicht das leben vergessen und z.b. alkoholhaltiges bier oder wein trinken, wenn mir danach wäre. es reicht vollkommen aus, nach positivem test darauf zu vrzichten. man muss sich nicht vorher schon kasteien, ehrlich.

in beiden zyklen wo ich schwanger wurde habe ich auf komplett überhaupt gar nichts verzichtet. beides waren rein vom lebensstil vs. kinderkriegen die katastrophalsten zyklen. beide male hat es aber nur dann geklappt.

alles liebe dir!

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Wieso sollten denn andere Menschen von fit denken, dass du verrückt bist ?

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Ich bin auch fast 36 und Versuche es seit über 5 Jahren.

Ich teste trotzdem noch in jedem Zyklus, theoretisch könnte es geklappt haben, auch wenn ich nur ein einziges Mal spontan schwanger war (im allerersten ÜZ Ende 2016, MA 10. SSW).

Danach hatte ich 7 GVNP-Zyklen, 5 IUI (alles erfolglos) und 6 IVF mit 9 TF (2 Mal früher Abgang).

Ich schäme mich dafür nicht. Wozu? Es gibt immer noch eine kleine Chance.

Warum sollte man dich für schwachsinnig halten? Das tut sicherlich niemand.

Drücke dir die Daumen, dass es klappt 🍀❤️😘

LG Luthien mit ⭐⭐⭐

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Zu schämen brauchst du dich überhaupt nicht. Es ist dein Wunsch, auch wenn er bis jetzt noch nicht in Erfüllung gegangen ist. Niemand steckt in deiner Haut außer dir.
Wenn mir (bei einem anderen Thema allerdings) vorwurfsvoll gesagt wurde: Also das kann ich jetzt aber überhaupt nicht verstehen, oder realistisch betrachtet ist es aber so und so… Dann hab ich geantwortet, dass das aber nicht mein Problem ist, ob sie das verstehen kann oder nicht und es mir egal ist, wie es realistisch betrachtet ist, MIR geht’s im Moment trotzdem so und so.

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Liebe Eevee,

Wie die anderen schon sagten: da gibt's nix zum Schämen - aber ich fand es auch schwer einen guten Umgang mit meiner Angst und Hoffnung zu finden. Irgendwie war ich meistens entweder erzwungen pessimistisch (so nach dem Aberglauben "bloß nicht dran glauben, sonst klappt es nicht", total doof), oder bei jedem kleinen Anzeichen über-optimistisch. Dabei hab ich mir lange eingeredet, es gäbe ein goldenes Mittelmaß, das ich einhalten sollte- aber das hat selten geklappt und war auch nicht fair, weil ich dabei nur ein schlechtes Gewissen hatte, wenn ich's Mal wieder nicht geschafft hatte "in der Mitte" zu bleiben!

Eine sehr liebe Kluge Freundin mit Kinderwunsch-Erfahrungen hat mir dann gesagt: wir können uns vor unseren Gefühlen nicht verstecken oder bewahren, also wenn es zum Beispiel leichte Anzeichen gibt und dann hat es wieder nicht geklappt, ist es besser die Gefühle (Hoffnung, Freude, Sorge, Angst vorm Scheitern, Trauer, Enttäuschung etc.) zuzulassen, als sie zu verdrängen. Denn es ist mein Körper, meine Erfahrung, mein Gefühl, mein Leben- das kann/sollte ich nicht abstellen. Die anderen brauchen ja nicht alles zu verstehen oder mitfühlen, aber akzeptieren und zumindest nicht verurteilen - das wäre schon gut.

Hilfreich fand ich übrigens Podcasts und - auch wenn ich sowas früher belächelt hätte - Meditationen u.ä. Das gab mir das Gefühl, dass es anderen ähnlich geht und ich nicht alleine bin, und mehr innere Ruhe. Und mein Partner und ich haben immer Mal wieder geredet, um die Perspektive des/der anderen besser zu verstehen. Gespräche mit Freundinnen, die ähnliches erleben, waren auch sehr sehr gut (mindestens vier Paare, von denen ich weiß, sind alle in Kinderwunschzentren - aus meinem engeren Freundeskreis!). Und immer Mal fünfe grade sein lassen und nicht nur um den Kinderwunsch herum leben, wenn das geht.

Übrigens sind vier Transfers nicht viel - es gibt Hoffnung und die ist berechtigt, und 36 ist noch kein Alter. Ich drücke dir die Daumen!

LG, Vickky

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Um gottes wollen ich bin mit 40 meinen Kinderwunsch angegangen und bin nun 42 und in der 16 SSW bitte gib nicht auf ! Ich habe noch eine Pergoveris über neu verpackt bei Interesse gerne melden das hat mir super geholfen bei der Stimulation

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ach ihr lieben, eigentlich weiß ich ja auch, dass ihr Recht habt... ich bin es nur wirklich so leid, dieses ganze drauf angesprochen werden auf der einen Seite, das Hoffen und enttäuscht werden auf der anderen Seite; das Gefühl, dass mein Körper es drauf anlegt, mich zu verarschen und das schlechte Gewissen, dass ich selber Schuld bin, weil ich nicht alles dafür getan habe, dass es klappen könnte

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"Weil ich nicht alles dafür getan habe, dass es klappen könnte." --> Weißt du, manche Dinge haben wir auch einfach nicht in der Hand. Wir leben in einer Gesellschaft, die uns suggeriert, dass wir alles steuern und planen und gedanklich hermanifestieren können... aber so ist es nicht, und bei den ganz tiefen existenziellen Themen wie Schwangerschaft, Geburt und Tod wird das noch einmal mehr sichtbar.

Es ist nicht deine Schuld! Ich bin mir sicher, du machst das Beste, was du kannst. Und ich wünsche dir, dass ein Baby zu euch kommt!

Zum Angesprochen-Werden: allen, die uns nicht ganz so nah stehen, haben wir beinhart erzählt, wir würden keine Kinder wollen, uns wäre Beruf und ein schönes Leben lieber. So kann man sich ungute Nachfragen auch vom Leib halten.

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Du Liebe,

es gibt doch überhaupt keinen Grund, sich zu schämen dafür. Das ist doch das Normalste auf der Welt, Hoffnung zu haben. Auch wenn es schon länger dauert.

Bei uns hat es auch mehrere Jahre gedauert, bis ein Baby sich entschieden hat, zu uns zu kommen. Da hatte ich auch viele, viele Zyklen, in denen ich gehofft und gewartet und jedes kleinste Zeichen in Richtung Schwangerschaft gedeutet habe. Mein Mann genauso. Und ich war aber nicht schwanger, Zyklus für Zyklus. Bis ich irgendwann dann doch schwanger war und jetzt haben wir eine Tochter. Und ich kenne einige Frauen, die lange nicht schwanger wurden und dann doch... also ist die Hoffnung gar nicht so unrealistisch. Warum "wider besseren Wissens"? Wenn du unverhütet Sex hast, kannst du schwanger werden. Ja, vielleicht geht es bei dir nicht so leicht, vielleicht braucht es einige Voraussetzungen und Glück. Aber es kann passieren und solange es möglich ist, lohnt es sich, zu hoffen.

Ich glaube nicht, dass irgendjemand, der Empathie, Feingefühl und Lebenserfahrung hat, dich da für schwachsinnig halten würde.

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Liebe FS,

mit "schämen" sollte das nichts zu tun haben. Wir Menschen sind ALLE gleich und deswegen muss man sich vor niemanden schämen.

Dennoch würde ich dir empfehlen, eine gewissen Gelassenheit bei diesem Thema zu erlangen. Es gibt einige Menschen / Paare die an dem (unerfüllten) Kinderwunsch zerbrochen sind. Und man hört ja auch oft, dass es dann klappt, wenn man mit dem Thema eigentlich schon abgeschlossen hat. Nur mal angenommen - diesen Gedanken zu äußern verursacht nichts - es wird wirklich nicht klappen. Wie willst du dann dein restliches Leben leben? Du hast ja hoffentlich noch viele viele Jahre vor dir. Vielleicht solltest du dich mit dem Thema auseinandersetzen und hier für dich einen Weg finden, wie du auch ohne (eigene, leibliche) Kinder ein glückliches erfülltest Leben leben kannst. Das hast du bestimmt die letzten 36 Jahre doch auch oder? Im besten Falle musst du diesen Weg (ohne Kind) niemals gehen. Aber vielleicht nimmt dir das etwas Druck.
Und ja, natürlich hoffst du immer wieder, es ist dein Wunsch. Das ist verständlich und sicherlich für deine Umgebung auch nachvollziehbar. Man darf auch nicht vergessen, dass diese Menschen in deinem Umfeld mit dir hoffen und leiden und manche finden evtl. ihre eigenen "Wege" mit diesem bis jetzt unerfüllten Hoffen umzugehen.

Vielleicht tut es dir und deinem Mann gut, wenn ihr das Thema mal eine gewisse Zeit (1 Jahr z.B.) gar nicht aktiv angeht. Einfach um mal runter zu kommen und auch das Leben neben Hoffnung, Babywunsch etc. wieder zu spüren und zu genießen.

Nur meine Gedanken dazu, ich wünsche euch alles Gute.