An die ü40 Mamis- Sind wir wirklich so egoistisch?

Meine Schwester 28j ist ein Kind von älteren Eltern(meine Mama war 42 und mein Papa 44 als sie auf die Welt kam) dementsprechend hat sie mich am Weihnachten sehr hart angegriffen und ich wäre in ihren Augen eine Egomanin weil ich mit 40 meinen Sohn bekommen habe.

Sie sagte mir, ich hätte lieber das Geld welches ich in IVF investiert habe, besser in Therapie investieren sollen um kein Kind auf die Welt in dem Alter zu setzen.

Das ich so spät Mutter geworden bin, eher daran lag, dass es körperliche Probleme-für die ich nix kann und dass mein Sohn auf natürlichen Weg gezeugt wurde obwohl man mir im Vorfeld mitgeteilt wurde, das es nicht möglich sei, wird dabei komplett außer Acht gelassen!

Für Sie, bin ich eine Egomanin. Mein Mann 45 j, hat einen 25j Sohn und das hätte für mich reichen sollen.

Harte Worte, die mich hart getroffen haben, da doch ein Funken Wahrheit drin steckt.

Fakt ist, wir werden unseren Sohn nicht so lange auf seinen Weg begleiten wie, wenn wir ihn 10j früher bekommen hätten.
Fakt ist es auch, wir werden vermutlich keine Enkelkinder erleben.

Doch, sind wir dadurch schlechte Eltern und haben schon bei dem Zeitpunkt seiner Zeugung versagt, weil der Kinderwunsch einfach zu groß war? Ich fühle mich echt mies dabei und während mein kleiner anstrahlt, fühle ich mich als die schlechteste Mutter überhaupt seit dem Gespräch!

Wie sieht ihr das ?

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Für mich fällt das in die gleiche Kategorie wie alle Fragen der Sorte "Darf ich ein Kind in die Welt setzen, obwohl die Bedingungen nicht absolut perfekt sind und dadurch alles Mögliche passieren kann?"

Also:

- Darf ich ein Kind in die Welt setzen, obwohl es in meiner Familie eine Neigung zu Krankheit XY (körperlich oder psychisch) gibt (Spoiler: gibt es in jeder Familie für alles Mögliche, nur wissen wir es nicht immer schon im Voraus)?

- Darf ich ein Kind in die Welt setzen, obwohl ich keine Garantie habe, dass die Beziehung zum Kindesvater halten wird (gibt es ebenfalls nie) und mein Kind dann vielleicht ein Scheidungs-/Trennungskind wird und dadurch Verletzungen erleben wird?

- Darf ich ein Kind in die Welt setzen, obwohl wir nichts geerbt haben, nichts erben werden, nur durchschnittlich verdienen und uns somit unter den derzeitigen Bedingungen nie Eigentum und vielleicht nur eine kleine Mietwohnung leisten werden können? Darf ich ein weiteres Kind in die Welt setzen, auch wenn sie sich ein Zimmer teilen müssen?

- Darf ich ein Kind in die Welt setzen, obwohl ich ungeplant schwanger bin, mir das Kind zwar wünsche, aber der Erzeuger nichts davon wissen will, und das Kind somit in vielerlei Hinsicht schlechtere Startbedingungen haben wird?

- Darf ich ein Kind in die Welt setzen, obwohl mein Beruf mir so wichtig ist (oder ich ihn brauche, damit wir uns unseren Lebensstandard leisten können oder ich alleinerziehend bin und wir sonst nicht überleben können), dass ich weiß, ich werde es früher als die meisten anderen Kinder den ganzen Tag in Betreuung geben müssen?

Und so weiter und so fort.

Meine Antwort, nach meiner Weltsicht und meinen Wertvorstellungen, lautet: selbstverständlich ja! Wenn wir ein Kind in die Welt setzen, sind wir moralisch verpflichtet, ihm all unsere Liebe und die unter den jeweiligen Umständen bestmöglichen Bedingungen zu geben.

Wir sind aber weder verpflichtet noch überhaupt dazu in der Lage, sicherzustellen, dass unser Kind keinerlei Arten von Einschränkungen, Verlusten und Schmerz erleben wird. Das ist weder möglich noch erstrebenswert - und auch nicht das, worum es hier in der Welt geht (auch wenn das im reichen Westen gerne vergessen wird).

Gibt es ein Recht auf junge, fitte, psychisch und körperlich gesunde, wohlhabende, immer glücklich zusammen bleibende Eltern? Nein.

Wir wünschen uns alle das Beste für unsere Kinder, und doch haben wir es kaum in der Hand, was ihnen in einer langen Lebensspanne von 80 oder mehr Jahren alles passieren wird.

Ein bisschen können wir beeinflussen, dass und wie sie damit umgehen können: indem wir ihnen Dinge wie Hoffnung, Optimismus, Selbstwirksamkeit und diverse weitere soziale und emotionale Kompetenzen vermitteln.

So, wie es Aaron Antonovsky, der Begründer der Salutogenese, mal treffend formuliert hat (Zitat aus der Erinnerung): "The question is not how dangerous is our river (of life, er verwendet den Fluss als Metapher für das Leben). The question is how well can we swim."

Also sei die beste Mutter, die du sein kannst, und lass diese Gedanken und Anschuldigungen hinter dir. Wer Therapie bräuchte und hoffentlich in Therapie ist, wenn sie mit 28 noch so mit dem Alter ihrer Eltern hadert und mit Giftpfeilen um sich werfen muss, ist deine Schwester. Aber diese Entscheidung kann nur sie treffen, als eigenverantwortlicher, erwachsener Mensch.

Übrigens gibt es Studien, dass Frauen, die spät noch Kinder bekommen, überdurchschnittlich lang leben, also oft sehr alt werden. Das kann das späte Mama-Werden dann mehr als ausgleichen. Vielleicht wirst du 90 oder älter. Aber selbst, wenn nicht - 60 oder 65 wirst du sehr wahrscheinlich -und dann ist auch dein Kind erwachsen. Alles Gute und lass dich nicht verunsichern.

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Wunderbare Antwort!!!!

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Vielen dank für diese wunderbaren worte!!!

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Jeder Kinderwunsch ist unabhängig vom Alter egoistisch. Es gibt schon genug/ zu viele Menschen auf der Welt!
Meine Mama hat mich mit 25 bekommen und ist mit 60 an Krebs verstorben. Ich hatte also 35 Jahre mit ihr.
Ich war 41 bei der Geburt meines Kindes und wenn ich das Alter meines Opas erreiche, werde ich 92 und bis zum 91. Lebensjahr fit sein.
Meine Oma lebt mit 91 noch alleine und ist fit wie manch 75 Jährige, obwohl sie ihren Mann und ihr Kind beerdigen musste.
Es ist kein Fakt, dass ihr euren Sohn weniger lang begleiten könnt wie 10 Jahre jüngere Eltern.
Wieso solltet ihr keine Enkelkinder erleben? Wenn dein Sohn mit 30 Vater wird, bist du 70 und gerade mal 3 Jahre in Rente.

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Irgendwie ist die Erfüllung des Kinderwunsches doch immer auch etwas egoistisch, oder? Das finde ich aber nicht schlimm, solang man sein Kind nicht mit eigenen Erwartungen/Wünschen überhäuft.

Ich bin nicht ü40, aber ich hätte für mich eine ü40-Schwangerschaft auch nicht ausgeschlossen, wäre jetzt nicht Plan A gewesen, aber manchmal spielt das Leben halt nicht so mit wie man sich das vorstellt.

Oft heißt es auch, dass ältere Eltern entspannter mit ihren Kindern sind. Ihr seid beruflich vielleicht schon gefestigter und nicht mitten im „ich-muss-Karriere-machen“-Trip. Trifft sicherlich nicht auf alle zu, aber ich will damit sagen, dass es nicht nur Nachteile hat. Und ja, statistisch gesehen habt ihr vielleicht weniger Zeit mit eurem Kind, aber vielleicht wirst du 100 Jahre alt und eine junge Mutter hat mit 50 einen tödlichen Unfall. Das kann niemand vorhersehen. Vielleicht erlebt ihr eure Enkelkinder, vielleicht nicht, vielleicht will euer Kind mal gar keine Kinder… seid einfach die besten Eltern die ihr sein könnt ganz unabhängig von eurem Alter und nehmt euch die Vorwürfe nicht so zu Herzen. Und 40 ist was anderes als 60! Ihr habt noch viele Jahre vor euch, die ihr mit eurem Kind verbringen könnt.

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Liebe Amelia21,
so ein Quatsch!
Lass dir bloß nichts einreden oder ein schlechtes Gewissen machen!
Du bist die beste Mama die dein Kind braucht, fertig!
Ob 30, 35, 40 oder 45!
Du schaffst das und begleitest dein Kind so lange wie es eben möglich ist!
Auch junge Mamas wissen nicht wie lange sie ihr Kind begleiten können!!!
Ich hoffe du bist deiner kleinen, forschen Schwester gleich ordentlich über den Mund gefahren oder bist ihr mit Humor begegnet!!!!
Ich bin selbst 43 und mit dem 3. Kind schwanger. Ich lasse mir da nichts sagen! Es war unser Herzenswunsch und es hat problemlos geklappt! Der Kopf hätte immer Einwände!
Ich fühle mich gut und fit!
Was kommt weiß keiner auch die jungen Muttis nicht!
Ich bin gelassen und mit viel Erfahrung!
Das genieße ich!
Ich wünsche dir Gelassenheit, Selbstvertrauen und ganz viel Liebe!
Herzliche Grüße!!!!

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Super geschrieben!
Bin auch 43 Jahre alt und mit unserem 2.Kind schwanger!
Lg
Sandra mit Maus 33.SSW

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Hallo liebe TE :-)
Ich bin wirklich fassungslos über das was du da schreibst ..
wie können Menschen so sein .
Ich bin 38 und ich könnte mir auch nicht vorstellen über 40 nochmal Mama zu werden ,weil ich es tatsächlich für mich persönlich „zu alt „ finde . Aber ich hatte auch das große Glück ,dass es eben passte ,meine beiden Kinder Anfang 30 zu bekommen . Das Leben spielt manchmal anders . Nicht jeder hat das Glück . Hätte ich meinen Mann erst später kennengelernt oder die Kinder hätten aus sich warten lassen ,wer weiß ,vielleicht wäre meine Sicht dann jetzt eine andere . Oder sehr bestimmt sogar .
Ich verstehe nicht wie man so zu anderen Menschen sein kann (auch wenn man eine andere Meinung hat ) . Mein Vater hat meinen zweiten Bruder erst Mitte 40 bekommen .. Heute ist er 70 .. er war der beste dad für uns alle :-) klar ,ob er die Enkel von ihm erlebt ist fraglich bzw. wird er sehr wahrscheinlich nicht mehr mit ihnen über den Fußballplatz toben können .. aber man weiß nie wie das Leben spielt .. wir haben heute den 40 jährigen Mann einer Freundin zu Grabe getragen , er hat zwei kleine Kids . Das Leben ist nicht planbar .. Man muss es leben und genießen . Sei glücklich mit dem was du hast :-) und schmeiß solche Menschen aus deinem Leben !!!

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Ich habe mit 27 Jahren zum ersten Mal einen Kinderwunsch verspürt. Leider wollte mein damaliger Partner keine Kinder (wir waren seit 9 Jahren ein Paar). Meinen jetzigen Mann habe ich erst mit 33 Jahren kennengelernt. Mit 35 Jahren habe ich dann die Pille abgesetzt. Leider hatte ich mir das Schwanger werden/bleiben einfacher vorgestellt, als es letztendlich war. So bekam ich erst mit 37 Jahren mein erstes Kind. Das zweite mit fast 39 Jahren. Jetzt werde ich bald 42 und bin in der 15. Ssw mit unserem 3. Wunschkind.

Kommentare über mein Alter durfte ich mir schon öfter anhören, auch wenn sie meist nur "verdeckt" geäußert werden. Ich habe gelernt wegzuhören bzw. einen passenden Spruch zurück zu schicken.
Ich bekomme allerdings auch oft zu hören wie gut erzogen meine Kinder doch sind. Für mein Empfinden erleben sie eine schöne Kindheit, trotz älterer Mutter. Das wird sich wahrscheinlich auch bei meinem 3. Kind nicht großartig ändern.

Ich liebe es mit meinen Kindern zu spielen und mit ihnen Zeit zu verbringen. Auf dem Spielplatz bin ich meist die einzige Mutter, die auch mit auf die Rutsche oder auf das Klettergerüst kommt. Bis jetzt merke ich körperlich oder geistig null Einschränkungen aufgrund meines Alters.

Einzig die vielen Fehlgeburten (wahrscheinlich aufgrund meiner "alten Eizellen") zwischendrin hätte ich mir gerne erspart.

Junge Mutter heißt für mich nicht automatisch gute Mutter. Das gleiche gilt natürlich für den Vater.

Lg, babyelf (14+6) mit 👧🏻🧑🏻 an der Hand und ⭐⭐⭐👼🏻⭐⭐⭐ im Herzen

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Ganz schön anmaßend von jemandem, den es so nicht geben würde, wäre die Mutter nicht noch in dem Alter schwanger geworden. Kann man ja auch mal so sehen...

Es muss sehr weh tun, sowas krasses ausgerechnet von der eigenen Schwester zu hören. Das tut mir mega Leid für dich :(
Lass dir aber nichts einreden. Wie ja auch einige vor mir schon schrieben:
Kinderwunsch ist immer auch stückweit egoistisch. Aber konsequenterweise dann ja auch mit 25 oder 35 oder wann auch immer.
Auch bist du niemandem eine Rechenschaft schuldig, wie euer Kind entstanden ist, ob natürlich oder mit Hilfe von Reproduktionsmedizin.

Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute 🧡

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Egoistisch ist der Kinderwunsch auf jeden Fall. Na und? Dann bin ich halt egoistisch, weil ich auch mit Riesenschritten auf die 40 zugehe (in wenigen Monaten) und mir ein zweites Kind wünsche.

Und ja, meine Kräfte sind nicht mehr die wie mit 25. Aber wenn man eben in jungen Jahren nicht den Passenden findet und/oder sich erstmal eine ganze Weile von einem herben Schicksalsschlag erholen muss, dann ist man einfach dankbar, dass man überhaupt Kinder kriegen kann und darf.

Wie habe ich mal einer Freundin gesagt, die meinte "O Gott! Ich bin erst Mitte 30 Mama geworden. Ich werde steinalt sein, wenn es erwachsen ist."? Ich sagte: "Lieber spät eins, als keins."
Weil Kinder in meinem Leben einfach willkommen sind.

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Meine Freundin bekam mit 26 und 30 Jahren ein Kind. Sie verstarb urplötzlich nachts mit 32 Jahren :-( will damit sagen dass es jederzeit passieren kann und die Theorie deiner Schwester Blödsinn ist

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Mein Papa war 40 bei mir, 45 bei meiner Schwester und starb schon mit 70.
Ich selbst bin jetzt 39, mein Partner 46 und unsere Tochter kommt in 5 Monaten zur Welt.
Meine Cousine verlor ihre Mama mit 6 Jahren an Krebs und überhaupt ist nicht allen Erwachsenen geholfen, wenn die Eltern ewig leben *hust*...
Ich musste mir Sprüche über alte Eltern schon als Kind anhören, jetzt soll sich ruhig mal einer trauen, die passende Antwort habe ich parat.

Ich finde Alter dann relevant, wenn ein Elternteil statistisch kaum die Volljährigjeit erleben wird, Papa mit 65, Mama mit 57 (Kollegin meines Partners Dank EZS).... Ansonsten hat jedes Alter Vor-und Nachteile.