Liebe Frau Dr. Retz
ich habe meinen Sohn seit fast einem Jahr bei der Tagesmutter (Gruppe insgesamt von 5 Kindern) Die Betreuung wird aufgeteilt auf 2 Tagesmütter die sich abwechseln. Mein Sohn wird im September 2 Jahre alt.
Bisher hatte er er eine sehr starke Bindung zu einer der Tagesmütter, dh. wenn diese Tagesmutter "Dienst" hatte lief das Abgeben dort sehr gut. (Bei der anderen Tagesmutter weinte er manchmal)
Seit 4 Wochen klebt er aber förmlich an meinem Bein wenn ich gehen möchte und die Tagespflege verlassen möchte und er weint fürchterlich. Er möchte auch mit "seiner" Lieblingstagesmutter nicht schmusen und läuft vor ihr davon und weint. Wenn ich ihn abhole (enweder um 11:45 Uhr oder um 14 Uhr) beachtet er mich nicht und begrüßt mich nicht. Auch die Nachmittage werden z.T. etwas anstrengend mit Ihm da er unruhig ist und weint.
Manchmal lasse ich ihn auch zu Hause bei mir und nehme mir frei und sage alle Termine ab, ich habe Angst dass ich ihm zu früh zu viel zumute.
Allerdings bin ich auch auf die Betreuung angewiesen.
Wie wirkt sich diese "Trennung" bei Ihm aus? Schädigt es das Urvertrauen zur Mutter? Gibt es Studien zu diesem Thema?
Vielen Dank im Voraus,
Beste Grüße
Kind bei der Tagesmutter
Hallo,
wichtig wäre, dass Sie ein Entwicklungsgespräch mit der Tagesmutter führen und in Erfahrung bringen, ob es einen Auslöser dafür gibt (vielleicht gibt es neue Kinder in der Gruppe oder ein Kind verhält sich aktuell aggressiv?).
Vielleicht müssen Sie noch einmal von vorne anfangen: Indem Sie eine Art "Mini"-Wiedereingewöhnung machen und Ihrem Kind die Sicherheit geben, dass Sie seine Gefühle ernst nehmen.
Wichtig wäre zu wissen, ob Sie zufrieden mit der Betreuung sind und ob Sie Vertrauen in die Arbeit der Tagesmütter haben.
In meinem Buch "Wild Child" finden Sie Studien sowie zahlreiche Tipps zur Eingewöhnung sowie den Umgang mit schwierigen Situationen im Betreuungsalltag.
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Wichtig ist auf alle Fälle, dass Sie das Verhalten ernst nehmen. Viele Kinder weinen bei der Verabschiedung, können sich dann aber gut bei der Tagesmutter, der Erzieherin beruhigen. Wenn dies nicht der Fall ist, sollte man herausfinden, warum das nicht klappt.
Herzliche Grüße,
Dr. Eliane Retz
Herzlichen Dank