Starke Trennungsängste

Mein Sohn wird in 2 Wochen 4 Jahre alt. Er ist hochsensibel, ängstlich und häufig etwas schüchtern aber ein absolut fröhliches und "pflegeleichtes" Kind. Seit einem Jahr geht er sehr gerne in den Kindergarten. Vor 4 Wochen fing es allerdings an, dass er plötzlich von einem Tag auf den anderen Trennungsängste entwickelt hat. Er steigt morgens freudig mit mir in das Auto und sagt, dass er sich auf den Kindergarten freut. An der Tür schafft er die Trennung von mir allerdings nicht. Er weint, klammert sich panisch an mir fest und sagt, dass er bei Mama bleiben möchte. Wenn ich ihm anbiete wieder mit nach Hause zu kommen, sagt er, dass er da bleiben möchte, aber Mama soll nicht weggehen. In der Schließungszeit während Corona war er mit 6 anderen Kindern aus seiner Gruppe die komplette Zeit in der Notbetreuung, und das auch gerne. Es fanden nun schon viele Gespräche mit den Erziehern statt und sie unterstützen mich, aber wir wissen einfach nicht was los ist. Wenn ich mit meinem Sohn darüber spreche und ihn frage, sagt er, dass er einfach nicht so lange (5 Stunden täglich) von mir getrennt sein möchte. Die Erzieherinnen nehmen ihn auf den Arm, wir winken noch mal und ich gehe, während er bitterlich weint. Nach 10 Minuten hat er sich aber jedes Mal wieder beruhigt und spielt, als ob nie was gewesen wäre.

Inzwischen ist es so extrem geworden, dass ich nicht einmal alleine auf die Toilette gehen kann. Er steht direkt hämmernd und weinend vor der Tür und fragt, wann ich wieder rauskomme. Beim Kinderturnen letzte Woche hatte er eine richtige Panikattacke, weil ich 1 Meter hinter ihm stand, er mich nicht gesehen hat und dachte, dass ich weggegangen bin.

Mein ganzer Tagesablauf dreht sich nur noch um ihn. Er kann sich keine 2 Minuten mehr alleine beschäftigen, selbst wenn ich mit im Raum bin. Ich versuche schon viel Zeit mit ihm (alleine) zu verbringen. Vor einem Jahr haben wir Frühförderung beantragt, da er zudem mit dem Sprechen etwas hinterher hängt. Wir gehen 1x wöchentlich zur Logopädie. Der Antrag zur Frühförderung wurde abgelehnt, da er sonst völlig altersgerecht entwickelt ist. Jetzt haben mir die Erzieherinnen geraten, es dort noch mal zu versuchen. Der nächste Termin ist erst in 4 Monaten.

Mein Mann hat uns kurz vor der Geburt unseres zweiten Wunschkindes vor 16 Monaten für eine andere Frau (die ehemalige Tagesmutter meines Sohnes, bei der er die dritte Woche zur Eingewöhnung war) von heute auf morgen verlassen. Mein Sohn geht alle 2 Wochenenden zu seinem Papa. Zu der Tagesmutter hat niemand von uns mehr Kontakt. Das klappt ohne Trennungsängste, nur schlafen möchte er dort neuerdings nicht mehr, weil er mich zu sehr vermisst.

Mir ist bewusst, dass das ganz schön viele Änderungen für ihn in den letzten Monaten waren. Aber was soll ich tun, um ihn zu stärken? Lieben Dank für Ihren Rat!

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Hallo,

das ist bestimmt eine schwierige Zeit für Sie! Denn auch Sie müssen ja die Trennung von Ihrem Ex-Mann bewältigen und ich könnte mir vorstellen, dass diese bittere Erfahrung nach wie vor schmerzt.

Dass ihr Sohn diese Trennungängste entwickelt hat, steht sicherlich sehr mit den vielen Veränderungen in Verbindung. Er muss gerade die Trennung der Eltern bewältigen. Da die Trennungsängste sich aktuell sehr massiv zeigen und Sie ja zudem noch Mutter eines zweiten Kindes sind, möchte ich Sie ermutigen, sich aktiv Hilfe in diesem Prozess zu suchen. Nehmen Sie Kontakt zu einer Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin auf, mit tiefenpsychologischem Schwerpunkt. Es ist wichtig, dass diese Trennungsängste dort bearbeitet werden. Ich möchte Ihnen da gerne Ängste nehmen: Da erfolgt keine Diagnostik oder ähnliches in dem Alter. Es wird nur gespielt und die Kinder können sehr gestärkt aus diesen Therapien rausgehen.

Alles Gute für Ihren Weg.

herzliche Grüße,
Eliane Retz