Hallo,
ich finde es super, dass Sie hier Fragen beantworten, besten Dank dafür 😊👍
Meine Frage ist: Was halten Sie von der sog. Regulationsstörung - gibt es sie? Und was glauben Sie ggf, kann man dagegen unternehmen, abgesehen von den Klassikern, die leider nichts bringen, wie zB wenig Reize, viel Struktur.
Anders gefragt: Warum meinen Sie, gibt es Schreibabys und was kann man unternehmen?
Herzliche Grüße
Miezii (Zwillinge 💗💙 5 Monate)
Regulationsstörung
Hallo,
vielen Dank für Ihr Feedback, das freut mich.
Kinder werden mit unterschiedlichen Temperamentsausprägungen geboren. Es gibt Kinder, die sich früh schon recht gut regulieren können, während andere Kinder das weniger gut können. Da spielen unterschiedliche Einflüsse eine Rolle (z.B. auch Belastungen in der Schwangerschaft).
Dennoch ist es so: Alle Babys und Kleinkinder brauchen die Eltern um sich zu regulieren. Wenn Eltern eine gute Co-Regulierung leisten, dann lernen Kinder sich im Lauf der Zeit immer besser selbst zu regulieren.
Eine gute sichere Bindung ist die Basis davon, dass Kinder sich gut regulieren können. Darüber schreibe ich sehr viel bei Instagram: https://www.instagram.com/dr.retzel/ und natürlich auch in meinen Buch "Wild Child" https://www.amazon.de/Wild-Child-Entwicklung-verstehen-Kleinkinder/dp/3492062490
Störungen der Regulation gibt es schon, nämlich dann, wenn Eltern z.B. zu erschöpft sind und ihre Kinder nicht mehr gut co-regulieren können. Dann ist es gut, wenn Eltern Hilfe in Form von Beratung erhalten.
herzliche Grüße,
Eliane Retz
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Was mich noch interessieren würde: Unterstellt, die Schwangerschaft war unkompliziert und schön, die Eltern sind nicht erschöpft und die Bindung ist sehr innig, dh eigentlich optimale Voraussetzungen - woran könnte es liegen, wenn die Selbstregulation selbst mit knapp 6 Monaten noch keinen Schritt vorangegangen ist? Und gibt es nach Ihrem Dafürhalten Maßnahmen zur Abhilfe?
Herzliche Grüße
Miezii
Kinder mit 6 Monaten können sich kaum bis gar nicht regulieren. Sie sind absolut abhängig von ihren Bindungs- und Bezugspersonen. Ein Kind braucht Bindung und Beziehung um sich zu entwickeln. Das Gehirn ist in dieser Zeit extrem auf gute Bindungs- und Beziehungserfahrungen angewiesen. Man kann es auch ganz einfach ausdrücken: Man kann ein Baby nicht verwöhnen. Es braucht Bindung, Sicherheit und Geborgenheit. Das wiederum ist die Basis für eine gute Entwicklung. Impulskontrolle etc. - all dies muss sich erst entwickeln und dafür braucht es eine lange Zeit. Auch Kleinkinder können dies noch lange nicht.
Vielleicht möchten Sie mal in diesen Podcast reinhören? https://www.spiegel.de/familie/bindungsorientierte-erziehung-und-wenn-sich-mein-kind-im-supermarkt-auf-den-boden-wirft-a-7ba10eb1-a2e9-4bce-9832-c7cf2d904230