Wie können wir unseren Sohn unterstützen bei bevorstehender Veränderung?

Liebe Frau Retz,

bei unserem Sohn - nennen wir ihn Jem - ist seit der Eingewöhnung Anfang 2020 alles sehr holprig. Und es ist kein Ende abzusehen. Er wird im September vier Jahre alt.

Er besucht einen Kindergarten mit offenem Konzept und hat eine Beszugsbetreuerin. Diese hatte in der 2. Eingewöhnungswoche einen Unfall und fiel 7 Wochen aus. Das kam für Jem sehr unerwartet und warf ihn aus der Bahn. Die Dame kam zurück und dann kam eigentlich wenige Tage später der erste Lockdown. 5,5 Monate kein Kindergarten. Zwischen Sommerferien und Weihnachten wurde es langsam besser. Dann allerdings durften die Eltern nicht mehr in das Gebäude um die Kinder abzugeben und umzuziehen. Dieses sichere Abgeben war für Jem sehr wichtig. Dann der 2. Lockdown. Dieser dauerte bei uns 3,5 Monate. Danach war es wieder schwierig und seitdem ein auf und ab.

Zudem sind seit dem letzten Sommer sie obere und untere Etage des Kindergartens voneinander getrennt. Die Kinder (oben die Großen und unten die Kleinen) konnten sich nicht etagenübergreifend besuchen. Auch der Außenspielbereich war mit Absperrband getrennt.

Sowohl die Trennung der Etagen wurde vor zwei Wochen aufgehoben als auch das Abgeben des Kindes im Gebäude ist wieder erlaubt.

Zur Zeit ist es ein Drahtseilakt mit Jem und dem Kindergarten.

Nun zu den Problemen und Sorgen von morgen:

Bei der Anmeldung damals für den Kindergarten teilte man uns mit, dass ein Kind in die obere Etage umzieht wenn es das möchte und allein die Treppe gehen darf ( etwa mit 4 Jahren). Nun sind wir davon ausgegangen dass unser Sohn nach den Sommerferien in die obere Etage ziehen wird, sofern er dafür bereit ist. In der letzten Woche erhielten wir eine Mail, dass nach den Sommerferien die Kinder welche vor dem 31.08. vier Jahre alt werden nach oben ziehen werden, die anderen im Januar. Jem´s Freunde ziehen also alle nach oben nur er nicht. Er wird im Januar in die obere Etage ziehen unabhängig davon wann er dazu bereit ist. Seine Freunde gehen ohne ihn hoch unabhängig davon ob sie dazu bereit sind. Das ist Bürokratie. Auf das Kind wird nicht geschaut. Im Januar wird Jem´s Schwester - nennen wir sie Scout - im Kindergarten eingewöhnt. Jem wird natürlich nicht in die obere Etage ziehen wollen, wenn genau dann seine Schwester kommt.

Wir als Familie versuchen alles um es Jem so schön wie möglich zu machen und auch der Kindergarten tut sein möglichstes. Aber der kleine Kerl braucht Stabilität im Kindergarten und nicht ständig Dinge die ihm schaden. Wir wüssten von Ihnen gerne, wie wir Jem durch die bevorstehende Trennung von seinen Freunden begleiten können. Vielleicht haben Sie ja auch eine Idee die wir dem Kindergarten unterbreiten könnten um Jem doch die Möglichkeit zu geben auf eigene Faust zu entscheiden wann er hoch will und darf. (Im übrigen sind die Gründe des Kindergartens plausibel bezüglich dieser neuen Regelung).

Herzlichen Dank an Sie Frau Retz für dieses Angebot und Ihre Mühen!

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Hallo,

wenn ich es richtig verstanden haben, dann können beide Kinder dann gemeinsam in einer Gruppe sein? Das könnte Ihrem erstgeborenen Kind vielleicht doch sehr helfen, wenn die jüngere Schwester in seiner Gruppe ist. Geschwister sind ja Bindungspersonen.

Ja, es hört sich nach sehr viel Unruhe an. Würden wir uns in einem Beratungsgespräch gegenüber sitzen, dann würde ich Sie fragen, ob Sie wirklich zufrieden mit dem Kindergarten sind. Mein Eindruck ist, dass Sie hierbei ein wenig ambivalent klingen.
Wenn Eltern nicht 100% vom Kindergarten überzeugt sind, dann wird es meist schwierig. Die Frage ist also, ob vielleicht auch ein Wechsel und völliger Neustart in einer anderen Kita hilfreich sein könnte (z.B. in einer kleine Eltern-Initiative oder Kita mit Montessori-Ansatz).
Ansonsten möchte ich Ihnen empfehlen, erneut das Gespräch mit dem Kindergarten zu suchen, damit eine Lösung gefunden wird.

Eine weitere wichtige Frage lautet außerdem, ob er die Erzieherinnen mag und zumindest zu einer Fachkraft vor Ort eine gute Beziehung aufgenommen hat. Das ist sehr wichtig für Kinder in dem Alter. Wenn der Kindergarten dauerhaft schwierig besetzt ist, keine Ruhe reinkommt, dann liegt es meist daran, dass das kindliche Bindungssystem dort nicht zur Ruhe kommt.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie eine Lösung finden.

Herzliche Grüße,

Eliane Retz