Liebe Frau Dr. Retz,
meine Tochter ist frisch vier Jahre alt, es gibt noch eine kleine Schwester (11 Monate).
Generell empfinde ich sie als normal entwickeltes fröhliches Mädchen.
Jedoch gibt es etwas, was über die Jahre mit wechselnder Intensität (Streit-)Thema ist: Sie ist hibbelig, pult, friemelt, ist motorisch unruhig. Dies passiert besonders, wenn sie müde und erschöpft ist. Zum Beispiel beim Buch lesen, Fernsehen, Abendessen…
Dann sitzt sie keine Sekunde still, macht Quatsch, tut sich deshalb auch oft weh. Streit und Weinen ist natürlich vorprogrammiert.
Abends im Bett hält sie sich durch Gezappel auch öfters wach, selbst wenn sie ganz sicher müde ist. Inzwischen hat sie auch begonnen, an ihren Nägeln zu kauen / zu knibbeln.
Abgesehen mal davon, dass es unsere Nerven oft strapaziert tut sie mir auch häufig leid. Ich würde ihr wünschen, dass sie besser zur Ruhe kommen kann und auch mal „abschaltet“.
Haben Sie Ideen, wie wir ihre dabei helfen können? In welchem Ausmaß ist so ein Verhalten normal? Gibt es vielleicht auch Bücher zu dem Thema, die man mit ihr angucken könnte?
Herzlichen Dank im Voraus für Ihre Antwort
Hibbelige Vierjährige
Hallo,
ja, das schätzen Sie vollkommen richtig ein: Viele Kinder werden bei Müdigkeit sowie Überreizung oft motorisch unruhig.
Wichtig wäre, dass Sie in Erfahrung bringen, ob sich dieses Verhalten auch im Kindergarten zeigt. Achten Sie auf ausreichend Schlaf sowie Ruhephasen. Manchmal kann es sehr hilfreich sein, die Betreuungsdauer im Kindergarten etwas zu kürzen und das Kind z.B. eine Stunde früher abzuholen. Dann sind die Kinder häufig wenig überreizter und auch wesentlich kooperativer in den Nachmittagsstunden.
Wichtig: Eltern sind wichtige Vorbilder. Leben Sie also auch ganz bewusst vor, wie es gelingen kann, zur Ruhe zu kommen. Lesen Sie regelmäßig vor, das hilft vielen Kindern sich zu beruhigen. Die sog. Fähigkeit sich zunehmend selbst zu regulieren ist von Kind zu Kind sehr unterschiedlich. Kleinkinder brauchen aber auf alle Fälle noch ihre Eltern, die sog. elterliche Co-Regulierung.
Besprechen Sie es auch einmal mit dem Kinderarzt, der Kinderärztin.
Herzliche Grüße,
Eliane Retz