Baby schläft nur bei Mama

Guten Tag,

Unser Sohn ist jetzt 8,5 Monate. Er hatte von Anfang bedürfnisse beim Schlafen. Er schläft nur mit Körperkontakt und im Arm ein. Ab und an klappt es auch schon, das er im Familienbett neben mir mit Begleitung einschläft. Bei meinem Mann ist bisher nichts zu machen. Egal was wir auch probieren. Er lässt sich auch überhaupt nicht von ihm Trösten. Es ist zeitweise so schlimm das er weint, sobald mein Mann beim ins Bett bringen dabei ist. Jetzt im Urlaub ist auch trotz intensivem Kontakt mit unserem Sohn nichts zu machen. Können Sie uns evtl. noch einen Tip geben?

Lieben Dank
Kira

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Liebe Kira,

Säuglinge, Kleinkinder haben meist eine Bindungsperson Nr. 1, die sie dann in Situationen bevorzugen, in denen ihr Bindungssystem sehr aktiviert ist. Dazu zählt z.B. das Trösten sowie die Einschlafbegleitung. Aus Perspektive des Kindes klappt es dann mit dieser Bindungsperson am besten und aufgrund der fehlenden Fähigkeit zur Perspektivübernahme kann das Baby/Kleinkinder gar nicht fühlen/wissen, wie kränkend das für den anderen Elternteil manchmal sein kann.
Somit ist es sehr wichtig, dass ihr Mann das nicht als persönliche Zurückweisung interpretiert, denn das führt häufig dazu, dass sich der Elternteil dann immer weniger zutraut und sich immer mehr zurückzieht. Damit wird aber genau diese Dynamik in der Familie zusätzlich verstärkt: Das Kind bindet sich noch stärker an den anderen Elternteil.

Ihr Sohn ist noch sehr klein und natürlich dürfen sie ihn jetzt nicht mit Forderungen und Erwartungen überfordern. Ein guter Weg ist meist, dass der Vater zunächst die Bindungsbeziehung zum Kind am Tag stärkt: Durch gemeinsames spielen. Gehen die beiden auch mal alleine eine Runde spazieren? Wenn das Kind weint, versuchen Sie doch immer wieder, dass beide Elternteile zusammen trösten. Dann erlebt das Kind sie mehr als Team und erlebt diese Trostsituationen nicht alleinig mit Mama.

Oft hat die zweite Bindungsperson mehr Chancen, wenn die erste Bindungsperson wirklich nicht da ist. Da ihr Sohn sehr klein ist und seine Fähigkeit zur Personenpermanenz noch reifen muss, sollten Sie in diesem Fall nicht stundenlang "verschwinden". Das wäre in der aktuellen Situation wenig sinnvoll. Aber schicken Sie die beiden immer bewusst alleine eine Runde spazieren, in der Trage z.B., das stärkt die Bindung.

Also: Erst die Bindung am Tag stärken, verbunden mit dem Ziel, dass Papa auch beim Trösten akzeptiert wird. Wenn das klappt, dann können sie den nächsten Schritt gehen: Einschlafbegleitung mit dem Papa.

Seien sie geduldig und begleiten sie als Eltern diesen Prozess liebevoll. Was sie als Eltern geraden erleben, entwickelt sich sehr häufig, aber es muss nicht so bleiben. Ich habe viele Eltern im Lauf der Jahre genau zu diesem Thema beraten und Geduld zahlt sich hier immer aus. In meinem Buch "Wild Child" finden Sie weitere Impulse sowie Fallbeispiele von Eltern, die diesen Prozess dann geschafft haben. https://www.amazon.de/Wild-Child-Entwicklung-verstehen-Kleinkinder/dp/3492062490

herzliche Grüße,

Eliane Retz

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Liebe Frau Dr. Retz,

Herzlichen Dank für Ihr ausführliche Nachricht. Eine Frage hätte ich noch bezüglich des schlafverhalten unseres Sohnes. Er wird noch sehr oft/ eigentlich immer in den Schlaf getragen. Was für uns total ok ist. Er braucht es anscheinend noch. Jetzt im Schub und beim Zahnen besonders. Meine Frage jetzt ist, ob es ok ist ihn danach abzulegen sobald er schläft. Ihn im Halbschlaf abzulegen funktioniert nur bedingt und sehr selten. Ich lege ihn nach dem einschlafen dann ins Bettchen oder den Laufstall. Ich habe nur die Erfahrung gemacht er weint dann sobald er wach wird in 90% der Fälle. Lege ich mich zu ihm oder bin da wenn er aufwacht ist die Situation viel entspannter. Mache ich es mit dem ablegen und alleine aufwachen im Endeffekt schlimmer? Manchmal geht es halt nicht anders, weil ich sonst zu nichts komme.

Lieben Dank für Ihre tolle Unterstützung.

LG kira

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Hallo,


kleine Babys brauchen sehr viel Nähe, damit sie eine gute, sichere Bindung zu ihren Eltern aufnehmen können. Man nennt das auch den Aufbau des sog. Urvertrauens. Ihr Baby zeigt somit ein natürliches Verhalten. Viele Babys möchten sehr viel getragen werden. Kaufen Sie sich ein gutes Tragetuch bzw. ein gutes Tragesystem, das hilft im Alltag sehr viel. Sie fühlen sich dann vielleicht weniger eingeschränkt und haben mehr Bewegungsfreiheit im Alltag. Wenn Sie sich unsicher fühlen, lassen Sie sich bitte von einer Trageberaterin beraten. Man kann ein Baby nicht verwöhnen. Kinder brauchen in diesem Alter viel Geborgenheit.

Zum Thema Schlafen: Legen Sie Ihr Baby bitte erst dann in sein Bettchen, wenn es wirklich tief schläft, das kann durchaus 30 bis 45 Minuten dauern. Es ist normal, dass ein Baby in diesem Alter auf dem Arm einschlafen möchte und auch nicht durchschläft. Ihr Kind wird also immer wieder wach werden, weinen und auf diese Weise nach ihnen rufen - wenn dieses weinen dann beantwortet wird, indem Sie das Baby beruhigen, so ist das sehr bindungsstärkend.

Natürlich dürfen Sie versuchen, das Baby abzulegen, aber warten Sie ab, bis ihr Kind wirklich gut schläft und versuchen Sie es erst dann.

Herzliche Grüße,

Eliane Retz