Sehr geehrte Frau Retz, mein Sohn ist nun 21 Monate alt und war schon immer ein sehr temperamentvolles Kind. Vor ein paar Wochen hatte er eine Phase (Dauer ca. 8 Wochen), in der er sehr viel gehauen hat, vor allem andere Kinder auf dem Spielplatz, aber auch mich und meinen Mann. Das Hauen wurde von ihm keinesfalls nur zur Verteidigung von Spielzeug etc. eingesetzt, sondern auch zur Kontaktaufnahme oder „spielerisch“. Ich habe ihm konsequent erklärt, dass hauen nicht geht, ihn ggf. aus der Situation raus genommen und versucht ihm Alternativen aufzuzeigen (zum „Hallo sagen“ kannst du winken etc.). Das hat im Bezug auf andere Kinder super geklappt, Mama und Papa haut er noch gelegentlich. Was nun aber neu ist: wenn er wütend ist oder manchmal auch einfach so (zumindest erkenne ich den Grund nicht wirklich) haut er den Kopf teils heftig auf den Boden. Der Kinderarzt hat mir geraten das Verhalten als „unerwünscht“ komplett zu ignorieren, weil ich es sonst verstärke. Ich fühle mich damit sehr unwohl. Was soll ich ihm den damit vermitteln: das andere hauen nicht geht, es Mama aber egal ist, wenn er sich selbst weh tut? Wie kann ich ihm helfen besser mit seinen Emotionen umzugehen? Was könnte die Ursache seines Verhaltens sein? Danke für eine Antwort und viele Grüße
Kindliche Aggression
Hallo,
ich antworte Ihnen gerne, vorab würde ich aber gerne wissen, ob es in der letzten Zeit irgendwelche Veränderungen gegeben hat? (z.B. neue Schwangerschaft, Geburt eines Geschwisterkindes, Kita-Eingewöhnung etc.).
Dass, was der Kinderarzt empfiehlt, ist keinesfalls zu empfehlen, denn auf diese Weise lernt ein Kind nicht, seine Gefühle zu regulieren. Ein Kind braucht seine Eltern als sichere Basis.
Herzliche Grüße,
Eliane Retz
Danke schon einmal für die Rückmeldung! Mein Sohn geht seit 3,5 Monaten in die Kita und seit 2 Monaten arbeite ich wieder…die Eingewöhnung war eigentlich ganz ok, mittlerweile schläft er auch gut dort und geht morgens gerne hin, allerdings ist er nach der Kita (er bleibt von 8.30 Uhr bis 14.15 Uhr) immer total erledigt. Dann will er erst einmal eine Stunde kuscheln, ist auch oft nicht so gut gelaunt und erträgt es meist den ganzen Nachmittag nicht, wenn man sich nicht ausschließlich um ihn kümmert (er mag es z.B. nicht gern, wenn ich mich mit anderen unterhalte). Kann das Hauen/Kopfschlagen damit zusammen hängen? Viele Grüße und Danke!
Hallo,
wenn Kinder sehr temperamentvoll sind, dann brauchen diese oftmals auch eine gute Begleitung, damit sie ihre Gefühle und Emotionen regulieren. Natürlich brauchen alle Kleinkinder eine gute emotionale Unterstützung, aber es gibt eben auch Kinder die recht impulsiv reagieren und von ihren Gefühlen regelrecht überflutet werden. Dies kann sich dann in entsprechenden Verhaltenweisen, die Sie aktuell beoachten, äußern.
Ein Kind ist dann ja in einer inneren Notsituation und findet keinen anderen Ausweg. Ein Kind dann zu ignorien ist denkbar ungünstig - hier empfinden Sie völlig richtig.
Es ist davon auszugehen, dass die Kita-Betreuung ihren Sohn aktuell doch noch recht anstrengt. Beantworten Sie gut seinen Bindungswunsch in den Nachmittagsstunden - das hilft ihm, sich zu regulieren und sich zu beruhigen. Planen Sie nach der Kita wenig und achten Sie auf eine reizarme Umgebung. Anstatt den nächsten vollen Spielplatz anzusteuern, könnten Sie einfach eine Runde zusammen spazieren gehen.
Achten Sie viel auf Struktur - feste Essens- und Schlafenszeiten. Vielleicht besteht auch die Möglichkeit, dass Sie ihn ein wenig früher abholen oder später bringen. (natürlich ist das oft nicht möglich - ich möchte Ihnen einfach nur ein paar Ideen vorschlagen).
Natürlich ist ihr Kind inzwischen eingewöhnt, aber bis ein Kind so richtig angekommen ist, sich wirklich ganz sicher in der Kita fühlt, dauert das schon ein paar Monate.
Wichtig ist natürlich, dass er dort zu mindestens einer Erzieherin eine gute Beziehung aufgenommen hat und sich rasch bei dieser beruhigen kann.
Wenn sich andeutet, dass ihr Kind sehr frustriert ist, dann braucht ihr Kind in diesen Situationen unbedingt Trost und Unterstützung. Nehmen Sie ihn in den Arm (wennn er das möchte) und bleiben Sie unbedingt bei ihm. Schützen Sie ihn bitte davor, dass er sich selbst weh tut, indem Sie Körperkontakt anbieten & ihn keinesfalls alleine lassen.
Wenn das mit dem Hauen des Kopfs nicht bald besser wird, melden Sie sich bitte erneut.
Herzliche Grüße,
Eliane Retz