Liebe Frau Dr. Renz,
unser 3,5 jähriger Sohn ist seit einem halben Jahr im Kindergarten. Auch davor war er schon in Betreuung. In den Kindergarten ist unser Sohn zwar nie besonders gerne gegangen, aber wenn er erstmal dort war und der Abschied vorbei war es okay, er hat meistens viel erzählt und war ganz aufgedreht beim Abholen. Dennoch hat er meistens schon am Abend gefragt, ob er am nächsten Tag dorthin muss. Er meinte, es ist schön da, aber er will lieber bei uns sein. Seit Ende der Sommerferien hat sich das noch verschlimmert. Unser Sohn wirkt jetzt traurig und resigniert, wenn wir ihn hinbringen. Beim
Abholen fängt er dann oft an zu weinen. Schon in der Nacht bevor der Kindergarten wieder los ging, ist er nachts weinend aufgewacht und hat sich kaum beruhigen lassen. So geht es jetzt jede Nacht. Der Kindergarten und die Erzieherinnen sind toll, sie bemühen sich auch wirklich um ihn. Wir glauben nicht, dass dort etwas vorgefallen ist.
Wichtig ist noch zu sagen, dass wir vor 6 Wochen ein zweites Kind bekommen haben. Zu ihm ist unser älterer Sohn wirklich lieb. Er ist sehr verständnisvoll, dass ich weniger Zeit für ihn habe, und bis jetzt kaum eifersüchtig. Der Papa verbringt sehr viel Zeit mit ihm. Er ist wenn er zu Hause ist auch meistens fröhlich und allgemein kein schüchterner oder ängstlicher Typ.
Es bricht mir das Herz, ihn so traurig zu sehen. Was können wir tun, um ihm die Angst vor dem Kindergarten bzw der Trennung von uns zu nehmen? Wie können wir ihn unterstützen in dieser schweren Situation?
Vielen Dank für ihren Rat!
Trennungsängste bei 3,5 Jährigem
Hallo,
entscheidend ist zunächst, dass die Erzieherinnen feinfühlig und unterstützend sind. Bitte suchen Sie noch einmal das Gespräch und reflektieren Sie mit den Fachkräften gemeinsam die Situation. Sie könnten z.B. auch versuchen, dass ihr Sohn noch besser im Kindergarten ankommt, indem der Kontakt zu anderen Kindern sich verbessert.
Es hat sicherlich mit der Geburt des Geschwisterkindes zu tun. Viele Erstgeborene sind in dieser Zeit trennungsängstlicher/anhänglicher.
Dennoch drückt Ihr Kind aktuell deutlich Belastung aus und es gilt nun herauszfinden, wie sicher er sich z.B. im Kindergarten fühlt. Vielleicht hilft es auch, wenn Sie ihn z.B. vier Tage bringen, Mittwoch z.B. einen Pausetag machen und die Betreuungsdauer insgesamt sehr kurz halten.
Aber wie gesagt: Bitte besprechen Sie das mit dem Kindergarten und fragen Sie auch nach, was deren Ideen sind. Gehen Sie ruhig auch einmal zu einer Beratungsstelle bei Ihnen und besprechen Sie dort Ihre Sorgen.
Eine tiefergehende Analyse der Situation ist online nicht möglich.
Herzliche Grüße,
Eliane Retz