Lieber Dr. Nibras Naami,
Lieber Dr. Florian Babor,
ich starte gerne mit einem Thema das mich aktuell sehr beschäftigt. Mein Sohn ist 9 Monate alt und begeisterter Esser. Er verlangt auch manchmal noch wehement nach der Brust. Da ich aktuell wieder schwanger bin, er neuerdings 4 Zähne hat und ich sehr gereizte Brustwarzen habe, ist das Stillen meines zappeligen Sohnes eine schmerzhafte Tortour (er beißt aber nicht absichtlich zu). Leider verweigert er Pre Milch seit der Geburt. Ich habe es mit Tips und Tricks versucht ihm die Pre schmackhaft zu machen- er würgt jedoch bei dem Geschmack.
Letztendlich blieb mir heute früh nichts anderes übrig als ihm 100ml warme Vollmilch zu geben. Denn er hat nur noch bitterlich in meinem Schoß nach der Brust geweint, aber das Stillen war zu schmerzhaft für mich. Er hat die Vollmilch sichtlich genossen und verträgt sie auch.
Ich lese jedoch überall, dass Vollmilch nicht für Kinder unter einem Jahr geeignet ist, es wird überall geraten Pre zu geben. Und nun endlich meine Frage:
Ist es tatsächlich so schädlich und fragwürdig Kuhmilch zu geben? Oder ist das eher der Konsens der Babynahrungsindustrie?
Ich bedanke mich schon mal herzlich!
Kuhmilch unter 1 J. wirklich so schädlich?
Hallo Aurelia,
aus medizinischer Sicht ist Kuhmilch bei kleinen Kindern ein problematisches Lebensmittel. Neben der Möglichkeit von Allergien und Unverträglichkeiten ist vor allem zu erwähnen, dass Milch 1. "pappsatt" macht und die Kinder in der Folge häufig keinen Appetit mehr auf ein richtiges Essen haben. 2. Ist die Aufnahme von Eisen im Darm vermindert. Letzteres ist auch der Grund warum übermäßiger Milchkonsum häufig eine Ursache für eine sogenannte Eisenmangelanämie ist, also für eine Blutarmut aufgrund eines Eisenmangels.
Keinesfalls sollte Kuhmilch als Mahlzeitersatz dienen. Insofern wäre bei deinem Kind wichtig zu wissen was es sonst noch zu sich nimmt und wie es ernährt wird. Im Alter von neun Monaten sollte mittlerweile die Beikost eingeführt sein und die Lebensmittel immer variantenreicher werden. Ist dies der Fall, ist Milchkonsum ab und zu nicht problematisch. Zum Beispiel wird der Milchbrei ja mit Milch zubereitet.
Täglich eine oder mehrere große Flaschen Milch sind allerdings zu vermeiden!
Was Deine derzeitige Situation beim Abstillen angeht, könnten folgende Strategien über diese Phase hinweghelfen:
Vielleicht schmeckt dem junior 1er Milch, also die nächste Stufe nach pre Nahrung, ja besser und er gibt sich damit zufrieden?
Oder aber du verdünnst die Milch, die er so vehement verlangt, einfach mit Wasser. Macht weniger satt und schmeckt auch nicht sooo lecker. Überhaupt wenn der Wasseranteil sukzessive erhöht wird.
Gutes Gelingen
Dein Hand Fuß Mund Team
Hallo nochmal und herzlichen Dank für die ausführliche Antwort. Die genaue Begründung für das Vorenthalten der Kuhmilch im Säuglingsalter ist sehr einleuchtend aber nicht auf Anhieb im Netz zu finden. Ich werde den Tip befolgen und die Milch mit Wasser verdünnen. Mein Sohn ist bereits fast voll in der Beikost angekommen (Brei) und momentan experimentieren wir mit Familienkost. Als Mahlzeitenersatz sollen die 100ml Milch natürlich nicht dienen. Aber auch hier werde ich die Auswirkungen auf seinen Appetit beobachten!
Nochmals herzlichen Dank und alles Gute!