Hallo
Ich weiß gar nicht, ob ich hier richtig bin, es ist nur so, dass sich bei mir seit ziemlich dem Beginn der Schwangerschaft so viel angesammelt hat, dass ich mittlerweile gar nicht mehr weiß, wohin mit meiner Trauer und meine Angst und auch mein Umfeld, Ende Freunde und Familie, nicht weiter belasten kann.
Bereits ganz zu Beginn der SS wurde bei uns eine verdickte Nackenfalte von 5 mm diagnostiziert, 95. Perzentile, dann kamen bilaterale Halszysten hinzu und unserem Mädchen wurden nur 30% Wahrscheinlichkeit einer gesunden Geburt zugerechnet. Der Humangenetiker konnte nichts feststellen, hatte aber auch wenig Anhaltspunkte und beim großen Organscreening kam nichts raus, außer dass ich ein einseitiges Notching habe und das Kind sehr klein sei. Alle um uns herum schienen aufzuatmen, vor allem mein Mann. Da ich in der ersten Schwangerschaft in SSW 38 hellp entwickelt habe - trotzdem ein richtig properes Mädchen von 3800 geboren habe - war er ohnehin im Team „dankbar für ein gesundes Kind“. Ich hatte aber dennoch von Beginn an ein sehr schlechtes Gefühl. Kein Familienmitglied ist jemals als „zartes“ Baby auf die Welt gekommen.
Und ich sollte recht behalten. Zwischen den Tagen war ich im kh, weil ich dachte, ich hätte wieder Oberbauchschmerzen. Zwar war mein Verdacht auf hellp wohl falscher Alarm, allerdings hat mir eine völlig überforderte Ärztin der Geburtshilfe erklärt, die Oberschenkel seien SW 21, obwohl der Rest des Körpers SW 24 sei. Sie war recht unfreundlich, weil wohl überfordert, und meinte nur, sie mache hier kein Organscreening und hat den Oberarzt gerufen, der mich irgendwie versucht hat, aus der Geburtshilfe herauszutrösten. Mein Mann hat nächtelang über den humerus gelesen und meint, es gäbe noch Chancen, dass alles gut wird, weil die Trisonomien ausgeschlossen wurden, die Softmarker aber darauf hinweisen würden. Ich bringe es nicht über mein Herz, ihm noch mehr von meiner Sorge aufzuhalsen und ihm von meinem Gefühl zu berichten. Ich denke, im Kh haben die noch mehr im Ultraschall gesehen, wollten es aber nicht sagen. Am Donnerstag hab ich regulär einen fa Termin, am Montag schon in der Uniklinik, wo ich direkt angerufen hatte.
Unser Verdacht liegt nahe: Plazentainsuffizienz. Die ist wohl auch mit einem Präeklampsierisiko korreliert, würde aber bedeuten, dass das Wiederholungsrisiko für eine sich in der Phase der Plazentierung ergebenden Komplikation deutlich erhöht ist. Für meinen Mann heißt das, wir versuchen es nicht weiter, gleichgültig, wie es mit unserer Kleinen jetzt weitergeht. Mein Gefühl sagt mir leider, dass es ihr nicht gut geht und ich weiß auch nicht, welches Grad an Beeinträchtigung mit unserem Leben und dem unserer Tochter vereinbar wäre. Morgens, wenn mein Mann auf der Arbeit und meine Tochter in der Kita ist, falle ich in ein ungekannt tiefes Loch, kann nur noch weinen und versuche mich zu wappnen für die kommenden Wochen und die eventuell schlimmen Nachrichten. Manche Tage sind unerträglich, aber ich möchte auch gar nicht mit Unbeteiligten darüber reden. Mein Mann ist mir so eine Stütze und trägt selbst so schwer, unsere Tochter vereinnahmt ihn noch zusätzlich, weil sie sicher spürt, dass er ihr mehr Aufmerksamkeit und Freude widmen kann.
Ich bin so ratlos und verzweifelt wie noch nie in meinem Leben.
So viele Auffälligkeiten
Hallo Bagala,
auch wenn dein Gefühl einer Plazentainsuffizienz stimmen sollte (was ja noch nicht gesichert ist), heißt das noch lange nicht, dass dein Kind davon eine dauerhafte Beeinträchtigung haben muss. Ich habe medizinisch schon einige Schwangere mit schwerer Plazentainsuffizienz begleitet und in den allermeisten Fällen ist es gut ausgegangen. Schreib doch nochmal, wenn du aktuelle, konkrete Messungen zu KU, AU und FL hast. Ist denn jetzt eigentlich der Oberschenkelknochen (=Femur) oder Oberarm (=Humerus) bei deinem Kind zu kurz oder beide?
Beim Lesen deines Beitrags hat mich deine Verzweiflung an meinen ersten Fall mit schwerer Plazentainsuffizienz im Elternforum erinnert: https://www.eltern.de/foren/praenataldiagnostik/1170084-bitte-um-hilfe-verzweifelt-danke.html . Fiat war auch sehr verzweifelt und hatte schlechte Gefühle und hat trotzdem einen gesunden Jungen bekommen, der jetzt 7 Jahre alt ist und dem es sehr gut geht (ich habe mit Fiat weiterhin Kontakt).
LG, ich drücke dir die Daumen für das gleiche Glück,
Barbara
Liebe Barbara
Vielen Dank für deine schnelle Antwort. Du scheinst hier die gute, sachkundige Seele und Anlaufstelle für brechende Herzen zu sein. Vielen Dank! Der Beitrag hat mir natürlich Mut gemacht, Fiats Glück wünsche ich ganz vielen Eltern, auch wenn ich mit KU, FL und AL nichts anfangen kann. Es waren laut Aussage der Ärztin nur die Oberschenkelknochen betroffen, die lagen aber wohl drei Wochen zurück. Ich glaube, mehr hat sie sich nicht getraut zu sagen. Das werden wir dann am Donnerstag erfahren.
Diese ganze Schwangerschaft war von Beginn an so anders, mir war lange und richtig übel und dann Nackenfalte und Zysten… können die denn mit Plazentafunktion zusammenhängen?
Liebe Grüße
KU ist der Kopfumfang, FL ist die Femurlänge. Femur ist der Oberschenkelknochen.
Ein richtiges Bild ergibt sich erst, wenn man all diese Werte kennt. Falls du sie parat hast, kann leu vielleicht noch genauer einschätzen, was hinter dem kurzen Femur stecken könnte.
Das Beste, was du jetzt für dein Baby tun kannst, sind wohl engmaschige Kontrollen, falls das Ganze auf eine Unterversorgung hinausläuft, und möglichst viel Gelassenheit. Letzteres ist extrem schwierig, ich weiß. Aber vielleicht schaffst du es ja trotz aller Ängste, ab und zu einfach nur dazusitzen, den Bauch zu streicheln und deinem Kind gute Gedanken zu schicken.