Stiefkindadoption / Regenbogenfamilie

Hallo gibt es hier Regenbogenfamilien, die Erfahrungen teilen können wie die Adoption an sich verlief (Schwierigkeiten, Herausforderungen) und wie der Alltag mit dem Kind ist?

1

Hallo:)
Du hast ja bis jetzt keine Antworten bekommen und ich hoffe mit dem neuen Koalitionsvertrag hat sich die Frage erledigt ☺️

2

Hallo Kate,

meine Frau und ich haben zwei Kinder. Beide habe ich ausgetragen, die Väter sind ein befreundetes schwules Paar (die zwar eine Vaterrolle einnehmen, aber rechtlich nicht die Eltern sind; die Kinder leben auch bei meiner Frau und mir). Die Große ist bereits von meiner Frau adoptiert, bei der Kleinen sind wir aktuell noch im Verfahren (der Gerichtstermin steht aber bald an).

Das Verfahren selbst ist nervig - Gesundheitsnachweis von "Annehmender" und Kind, Führungszeugnis, Meldebescheinigungen, Gehaltsnachweise etc. Dazu noch Gespräche und Besuche von Mitarbeiter*innen des Jugendamts, Aufschreiben der eigenen Lebensgeschichte u.a. auch mit Fragen zur Beziehung ("Wie gehen Sie mit Konflikten innerhalb der Beziehung um?"), Termine mit dem Notar und schließlich das Gerichtsverfahren. Nervig und gefühlt grenzüberschreitend, wie in deinem Privatleben rumgebohrt wird. Letztlich können die Mitarbeiter*innen des Jugendamts und die Richter*innen ja aber auch nichts dafür, dass die Gesetze sind, wie sie sind und viele finden diesen Prozess sicherlich auch unnötig. Zu uns waren sie auf jeden Fall sehr wohlwollend. Die Adoption der Großen hat sieben Monate gedauert, bei der Kleinen werden es voraussichtlich ca. acht Monate sein.

Der aktuelle Koalitionsvertrag sieht vor, dass dieses Verfahren nicht mehr nötig sein soll: "Wenn ein Kind in die Ehe zweier Frauen geboren wird, sind automatisch beide rechtliche Mütter des Kindes, sofern nichts anderes vereinbart ist." (S. 101) Bis die Gesetze geändert sind, wird es aber natürlich noch eine Weile dauern.

Der Alltag bei uns ist so, wie vermutlich in den meisten anderen Familien auch. Deine Frage klingt allerdings eher danach, dass deine Partnerin schon Kinder hat, die du nun adoptieren möchtest? Bei uns waren die Kinder von vornherein als gemeinsame Kinder geplant, deswegen kann ich dir da nicht so viel zu sagen.

Wenn du noch konkrete Fragen hast, melde dich gerne!

3

Hallo knallepu!

Ich bin hier gerade mal so reingestolpert und wollte gern ein saftiges WOW hier lassen. Ich finde es echt hart, wie du den Adoptionsweg beschreibst.

Ich habe im Freundeskreis auch eine Regenbogenfamilie mit drei gemeinsamen Kindern, aber da fragt man ja jetzt nicht nach, wie das denn mit Familienrecht und so weiter aussieht. Macht man ja bei anderen Paaren schließlich auch nicht 🤣

Daher war mir bis gerade gar nicht groß bewusst, wie tief da nachgebohrt wird bei sowas.

Für mich ist sowas grundsätzlich total paradox. Ich meine bevor eine Frau schwanger wird, muss sie auch kein Führungszeugnis vorlegen und wird von zehn Ämtern durchlöchert. Allein die Tatsache, dass man als Regenbogenfamilie eben nicht "Mal eben" ein Kind zeugen kann und man sich somit sicherlich gut überlegt hat, was man da tut, sollte doch eigentlich ausreichend zeigen, dass man sich der Verantwortung bewusst ist.

Da freue ich mich umso mehr für all diejenigen, die es durch die künftige Gesetzgebung leichter haben werden. Das war laaaaange überfällig!

Ich wünsche dir und deiner Frau alles Liebe für die laufende Adoption!

Beste Grüße,
Uschi

4

Schön geschrieben und so wahr♥️☺️

weiteren Kommentar laden
6

Hallo Kate!
Wir sind quasi mittendrin. Wir hatten bisher 2 Termine mit dem Jugendamt und dem Notar alle Unterlagen zugeschickt. Jetzt fehlt noch etwas vom Spender, dass er auf die Vaterschaft verzichtet. Man darf sich die ganze Sache nicht so zu Herzen nehmen. Die Fragebögen bzw Befragungen sind grenzwertig. Man muss sich rechtfertigen und nackig machen als wäre man ein potentieller Verbrecher, dabei ist das Kind ein gemeinsames Wunschkind und gemeinsam geplant und gemacht und gehegt und gepflegt.
Der Alltag läuft so wie bei anderen Familien auch :-) Wir kümmern uns beide gleichermaßen.
Liebe Grüße!

Julia

7

Hi,
wir bekommen am 8.2. unser Baby und ich hoffe auch noch das mir die Adoption erspart bleiben wird. Ich finde diese Seite sehr informativ: https://www.lsvd.de/de/ct/1298-Ratgeber-Stiefkindadoption-bei-lesbischen-Regenbogenfamilien. Klingt so als lohnt es sich erst das ganze nach Geburt zu starten.

8

Hey Nomara,

den Antrag auf Adoption kannst du frühestens acht Wochen nach der Geburt stellen. Du kannst dich vorher schon beim Notar informieren, welche Unterlagen benötigt werden - erfahrungsgemäß dauert es eine Weile, bis man alles zusammen hat.

Bis zum 8.2. wird sich das Gesetz sicherlich noch nicht geändert haben. Wir hätten mit der Adoption nicht gewartet, einfach, weil weder für das Kind noch für die nicht-leibliche Mutter Rechtssicherheit besteht. Es ist zwar unwahrscheinlich, aber wenn die leibliche Mutter stirbt, steht das Kind formal als Vollwaise da und die nicht leibliche Mutter steht in keiner rechtlichen Beziehung zum Kind.

Die LSVD-Seiten haben uns auch gut geholfen.

Alles Gute für euch!