Kleinkind isst wie ein Spatz

Guten Tag, mein Sohn (13.Monate) bekommt seit dem 8. Lebensmonat Beikost (er war 4 Wochen zu früh). Brei und den Löffel hat er abgelehnt, daher gab es BLW. Von Anfang an war er sehr picky (Obst u Gemüse mag er kaum) und hat fast nur Brot gegessen. Aktuell isst nach wie vor sehr wenig (bis auf ein paar Ausnahmen) und wird nur durch zusätzliche Pre satt. Mache mir mittlerweile echt ein bisschen Sorgen.

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Liebe „Mia8986“,

ich kann gut verstehen, dass du dir Gedanken machst und möchte dich aber auch bestärken: Ist euer Kinderarzt bisher mit seiner Entwicklung zufrieden, dann kannst du es auch sein.

Diese „ich-ess-jetzt-mal nix“ oder „ich-ess-nur-was-mir-schmeckt“-Phasen kommen häufiger vor als man denkt. Viele Eltern kennen diese Situation und können ein Lied davon singen. Das Essverhalten der Kleinkinder ist nur in den wenigsten Fällen so wie es „sein sollte“. Kinder in diesem Alter haben ihren eigenen Kopf und entwickeln spezielle Vorlieben. Die Kinder werden wählerischer, haben keine Zeit zum Essen und schaffen oftmals nur Spatzenportionen. Auch ist es für die Kleinen besonders spannend, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen – Mama tut alles dafür, dass ich etwas esse.

Kinder - wie auch wir Erwachsene - entwickeln zudem Vorlieben und es gibt Kinder, die sich - zumindest phasenweise - nicht viel aus täglicher Abwechslung machen. Haben sie eine bestimmte Vorliebe (häufig Nudeln, nackt oder mit Soße) entwickelt, bleiben sie dabei, da dies ihnen auch eine gewisse Sicherheit gibt: "Dies schmeckt mir und ist mir gut bekommen, das merke ich mir und dabei bleibe ich (erst mal)". Und dennoch gedeihen sie! Diese Phasen hat die Natur schon mit einberechnet. Ob Wachstumsschub, kommende Zähne oder mal ein Infekt – all das kann das Essverhalten zusätzlich beeinflussen. Zudem gibt es auch Kinder, die das Trinken bevorzugen und etwas mehr Überzeugung notwendig ist. Hier ist es tatsächlich ein Kreislauf, den es zu durchbrechen gilt, in dem die Milchmenge reduziert wird. Denn wissen die Kleinen, dass es keine „sichere“ Milch im Anschluss gibt, essen sie mit der Zeit mehr. Sie sind sehr schlau und verhungern nicht. Dennoch essen manche Kinder einfach weniger und gedeihen auch damit gut. Dein Kinderarzt hat die Entwicklung ja auch im Blick – dass kann dir Sicherheit geben.

Aus der Erfahrung weiß ich, es wird besser werden - irgendwann platzt immer der Knoten, das kann aber von Kind zu Kind unterschiedlich lange dauern. Bis dahin ist dein Sohn mit etwas weniger zufrieden. Meist essen die Kleinen auch mehr als man im ersten Moment denkt. Die Speisenauswahl wird aber wieder umfangreicher und die Familienkost kann dann ausgebaut werden. Irgendwann kommt es zu einer so genannten spezifisch-sensorischen Sättigung, auch bei deinem Schatz. Sie hat sich dann an den wenigen Dingen „satt gegessen“ und will endlich etwas anderes. Diese Sättigung entwickelt sich bei Kindern wesentlicher langsamer und lässt Eltern bis dahin oftmals verzweifeln, wenn Kinder über einen längeres Zeitintervall immer nur ein bevorzugtes Essen wünschen.

Am besten ist es wohl, wenn man keine allzu „große Sache“ daraus macht. Sonst lernt dein Sohn nur, dass er mit seiner Verhaltensweise viel Aufmerksamkeit bekommt. Und das gefällt den Kleinen, wie oben geschrieben, besonders.

Ein paar lieb gemeinte Anregung meinerseits:

Versuche nicht angestrengt Mahlzeiten zu „finden“, die ihm schmecken könnten. Das ist überhaupt nicht notwendig. Du als Mama gibst vor, was es zu essen gibt. Es kann eine gewisse Auswahl geben, bei der dein Schatz wählen kann. Ist nichts dabei, gibt es auch ansonsten nichts.
Wenn dein Junge wenig oder gar nichts isst, bekommt er nichts Beliebteres, sondern bis zur nächsten Mahlzeit nichts. Das ist nicht so schlimm. Also ruhig ab und zu mal den Appetit zum Gehilfen machen. Wasser oder ungesüßten Tee kann es natürlich immer für den Durst geben. Schau hier nur, dass du direkt vor der Mahlzeit nicht zu viel gibst, denn sonst ist das Bäuchlein schon recht voll.

Auch wenn es schwer fällt - ich weiß, es ist nicht so leicht, aber versuche es: Biete ihm eine Auswahl an Speisen an, die Portion auf seinem Teller dabei eher klein halten. Und dann lass ihn einfach machen.
Schaue nicht auf seinen Teller hin, motiviere ihn nicht, interessiere dich nicht für sein Essverhalten. Esst selbst mit Genuss, unterhaltet euch am Tisch über angenehme Dinge. Ihr seid ihr Vorbild und dein Sohn wird euch mit der Zeit nachahmen. #mampf

Ziehe die Mahlzeiten auch nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein, egal ob aufgegessen oder nicht. Dann ist wieder Spielzeit etc.. Nehmt euch viel Zeit für die gemeinsamen Mahlzeiten, setzt euch gemeinsam mit ihr an den Tisch, ohne Fernseher oder andere Ablenkungen.

Du wirst sehen, mit noch etwas Geduld und Zeit wird dein Kleiner lernen und sich das Essverhalten wieder etwas einspielen.

Ich drücke euch die Daumen, dass es nicht mehr ganz so lange dauert und wünsche euch eine gemütliche Winterzeit! #herzlich

Herzliche Grüße
Ulrike