Gläubig werden?

Das klingt vermutlich nach einer sehr dummen Frage für Diejenigen unter euch, bei denen der Glaube einen großen Teil im Leben/Alltag einnimmt, aber vielleicht hat ja trotzdem jemand einen Rat für mich.

Ich bin in einer Familie aufgewachsen, wo Religion keine große Rolle gespielt hat. Zu Weihnachten sind wir in die Kirche gegangen, ich bin getauft worden und ich hab es auch nicht infrage gestellt, zum Konfirmationsunterricht zu gehen, haben ja alle so gehandhabt. Viele Berührungspunkte hatte ixh bisher also nicht, kannte in Kindheit und Jugend auch niemanden, der an Gott geglaubt hat bzw, so sehr, dass es zum Thema wurde.
Ich persönlich habe mich schon irgendwie damit auseinander gesetzt, als ich jünger war,  ich "glaube", dass es da etwas Großes gibt, eine Verbindung von allem, aber näher definiert hab ich das nicht. Mir fehlte irgendwie der Zugang.

Trotzdem spüre ich, dass ich so gerne "richtig" glauben würde, aber es gibt ja keinen Schalter dafür, oder? Ich denke, es ist eine immense Kraftquelle, wenn man so eine innere Zuversicht/Vertrauen hat, dass schon alles seine Richtigkeit hat.
Aber es fällt mir schwer, die Bibel als mehr als eine Sammlung an Geschichten zu sehen. Wirklich zu glauben, dass das alles der Wahrheit entspricht.
Und das auch vor anderen Menschen so zu formulieren. Es ist mir eher unangenehm.

Eine Freundin ist gläubig, obwohl wir uns schon Jahre kennen, hatte das bisher nie mein Leben beeinflusst, jetzt hab ich sie vor kurzem dazu etwas ausgefragt und sir hat mich eingeladen, mal mit zum Gottesdienst zu kommen. Da ist mir aufgefallen, dass fast alle Bekannten, mit denen ich zu tun habe (Eltern der Kinder mit denen meine sich verabreden) dort auch hingehen.
Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt, sehr willkommen und auch den Gottesdienst fand jch schön (auch wenn ich nicht alles verstanden oder vielleicht anders gesehen habe, haben mich viele Stellen berührt), aber ein wenig komisch war es schon da zu sein.

Falls es euch nicht zu intim ist, wie seid ihr zum Glauben gekommen? Vielleicht ist ja auch Jemand unter euch, der erst im erwachsenen Alter dazu gekommen ist.

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Mir läuft es bei deinen Worten gerade eiskalt den Rücken runter.

Vorab: Wenn du an Gott glauben möchtest, dann tu das einfach...du brauchst dafür keine "Lehrherren".

Bitte sei vorsichtig auf deiner Suche, es gibt viele schwarze Schäfer da draußen, die einen guten Riecher dafür haben, wen sie zu ihren Schäfchen machen könnten.

Es tut mir leid, Gott und alles was damit zu tun hat, gehört nicht zu meinem Leben....dafür habe ich mich in letzter Zeit etwas mit der finsteren Seite von Religion(en) befasst. Selbsternannte Propheten/Sekten und fundamentalistische Abspaltungen von eh schon krassen Glaubensgemeinschaften. Missionare und ihre schlecklichen Verbrechen.

Wenn man so auf der Suche ist, dann kann ich mir gut vorstellen, wie schnell man sich in einer Kirche gut aufgehoben fühlt. Ich möchte dir nur dalassen, das du niemals aufhören darfst, dir ganz genau anzuschauen, wo du da gelandet bist. Im Namen Gottes geschehen auf diesem Planeten unsagbar schlimme Dinge.

Ich habe einiges von Aussteigern gelesen, auch von welchen die (zwangs)befreit wurden. Deren Einleitungen klangen genau wie deine Worte...sie waren einfach auf der Suche, nach was auch immer.

Paß bitte gut auf dich auf.

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Hallo Butterstulle! Vielen Dank für deine Antwort und Gedanken dazu. Mein Mann hat auch diese Sorge gehabt und ist deshalb einmal zum Gottesdienst mitgekommen und hat auch mit dem Pfarrer gesprochen. Er ist allgemein skeptisch gegenüber "der Institution Kirche" und hatte Bedenken, daß es nicht mit unseren sonstigen Einstellungen (beispielsweise das alle Menschen gleich wert sind unabhängig vom Herkunft, Farbe, sex. Orientierung, Geschlecht..) kompatibel ist.
Das Gespräch war aber sehr positiv und der Pfarrer kam hinterher nochmal zu mir und meinte, er freut sich immer über interessierte Menschen. Lieber skeptisch interessiert, als uninteressierte "Allesakzeptierer".

Ich weiß, was du meinst. Ich wäre vermutlich das "perfekte Opfer" hätte ich nicht schon einiges zu Sekten gelesen.

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Ich habe mich als Erwachsene mit 23 taufen lassen und ich stehe da auch immer noch dahinter. Auch wenn ich nicht so oft in die Kirche gehe.

Rede mit dem Pfarrer, wenn du nicht weißt, was du tun sollst.

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" Rede mit dem Pfarrer, wenn du nicht weißt, was du tun sollst. "

Eine neutrale Person ist immer eine gute Idee.

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Hallo, vielen Dank für deine Antwort. Magst du erzählen, wie es dazu kam?

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Ich glaub ich verstehe was du meinst. Ich bin in der ehemaligen DDR aufgewachsen und habe daher auch nichts mit Kirche am Hut. Ich glaube gewisse Dinge und interessiere mich für das Übernatürliche etc aber ich brauch dafür keine Gemeinde und kein Gotteshaus. Was ich glaube glaube ICH. Dafür brauche ich keine Religion. Religionen haben für mich alles was Negatives. Da möchte ich nicht dazugehören und ich möchte auch keinen Gott oder so sondern glauben was ICH will.

Vielleicht hilft dir DAS.

Außerdem fand ich es irgendwie immer traurig, wenn Leute meinten „ich hab das und das geschafft, weil Gott mir geholfen hat“. Das ist so schade. Umso schöner hätte ich es gefunden, wenn die Leute ihre innere Stärke mehr gesehen hätten als einen Gotte, der ihnen unter die Arme gegriffen hat.

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Es fällt mir irgendwie schwer, an mich selbst zu glauben, vermutlich mit ein Grund, wieso ich mich so gerne an etwas Anderem "festhalten" möchte.

Dieses "Wirken durch Gott", der Mensch als "Hülle" finde uch auch befremdlich, aber die Freundin glaubt das beispielsweise auch nicht (sie war im Gründungsteam der Kirche), also liegt es vielleicht auch nur an manchen Vokabeln, dass sie unterschiedlich assoziiert werden.

Danke für deine Antwort 😊

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Und ich habe mich bewusst mit 25 in der Kirche abgemeldet und bin definitiv nicht mehr gläubig.. glaub an Dich oder das was dir gut tut aber niemals an etwas was dir eingeredet wurde .,,😅

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Es freut mich, dass du dich zu Gott hingezogen fühlst :) Besuch doch Mal verschiedene Gemeinden unterschiedlicher Konfessionen und schau, was dir zusagt.

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Ich würde mich durchaus als gläubig bezeichnen, allerdings folge ich keiner festen Religion. Getauft und aufgewachsen bin ich katholisch, aber was heißt das schon.

Früher war Kirche für mich nicht viel mehr als ein Zwang, das einzig gute daran war das Eis Samstagabend nach dem Gottedienst. Und natürlich die Erstkommunion und da stand ganz sicher für mich als Kind nicht das Sakrament im Vordergrund.

Wirklich gläubig bin ich erst seit dem Tod meiner Oma, welch eine Ironie, hat sie doch ihr ganzes Leben lang versucht, mich vom Katholizismus zu überzeugen. In der Nacht vor ihrem Tod hatte ich dann einen Traum und am Morgen habe ich gewusst, wenn sie nicht in der Nacht gestorben ist, wird sie heute sterben. Meine Oma war für mich meine Mutter, ein Mensch, den ich sehr liebe und der für mich mit der wichtigste im Leben war. Aber ich war ruhig. Völlig ruhig und ausgeglichen. Natürlich, als sie dann - an diesem Tag - gestorben ist, war ich traurig, aber es war in Ordnung. Seit dem bin ich einfach überzeugt, dass es etwas Göttliches gibt. Ich möchte es nicht benennen, in eine Form pressen, ihm eine Gestalt oder einen Namen geben. Ich weiß nur, es ist da und hat mir an diesem Tag extrem geholfen.

Ich gehe auch ganz gerne in die Kirche, nicht zwingend zum Gottesdienst, aber auch. Mein Bus nach Hause hält direkt vor unserer Dorfkirche und wenn mir danach ist, gehe ich rein, setz mich fünf Minuten hin und merke, wie ich runter komme. Ich finde, Gotteshäuser haben einfach etwas unglaublich erdendes. Ich mag die Atmosphäre dort und die Ruhe.

Und die (Streit-)Gespräche mit unserem Pfarrer. Er kennt meine Einstellung, da sprechen wir auch ganz offen drüber und er hat noch nie versucht, mich von seiner Sichtweise zu überzeugen, ich ihn auch nicht von meiner. Ich denke, in 'der Kirche' - trifft ja auf praktisch jede Glaubensrichtung zu - ist es wie in jedem Unternehmen. Es steht und fällt mit den Angestellten. Machen die ihren Job nicht richtig, geht das Vertrauen flöten und die Kunden laufen davon. Da muss gegengesteuert werden oder man kann den Laden dicht machen. Was aber nicht zwingend heißt, dass auch das Produkt falsch ist. In diesem Fall braucht man die Kirche ja nichtmal dafür.

Was ich halt an der katholischen Kirche beeindruckend finde, ist die Geschichte. Die ist nicht immer gut, zweifellos!, aber sie hat Tradition und trägt nun einmal viel Zeit in sich. Das habe ich im Vatikan oder der Engelsburg ganz deutlich gespürt. War ganz ähnlich wie beim Forum Romanum oder ähnlichen historischen Orten. Man spürt die Geschichte, das macht mich persönlich schon ein bisschen ehrfürchtig. Wie gesagt, über die Firma kann man streiten, aber am Ende denke ich, Religion ist im Grunde des Gedankens in jeder Form etwas Gutes.

Ob man aber gläubig werden kann, weil man es will? Ich denke, das ist schwierig. Glaube kannst du nicht erzwingen, du kannst nur offen dafür sein und vielleicht kommt er dann eines Tages oder ist soweit angewachsen, dass du ihn bemerken kannst.

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Danke für deine Geschichte. Ich habe leider auch schon Familienmitglieder verloren, deine Erfahrung klingt sehr friedlich und fast schön, soweit man das bei einem Verlust sagen kann.

Solche Empfindungen, wie du sie beschreibst habe ich auch. Auch an Orten, die so sehr die Kraft der Natur zeigen, wie die Cliffs of Moher zum Beispiel. Ein Gefühl irgendwo zwischen Demut, Ruhe und Ankommen.

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Oh ja, da kann ich nur zustimmen. Auch Fairy Glen, oder der Druidenhain in der Fränkischen Schweiz. Das sind alles Orte, wo ich das Gefühl habe, es würde jemand neben mir stehen, mich belächeln und sagen: Oh Mensch, was willst du überhaupt ...

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Hallo,

es gibt keine Anleitung, um "richtig" zu glauben. Glauben kommt von innen.

Ich würde hier auch zur Vorsicht raten: Gerade in Freikirchen und Sekten fühlt man sich als Außenstehender oftmals sehr willkommen. Natürlich sind die Menschen nett und die Gemeinschaft fühlt sich durchaus gut an. Du solltest aber in dich gehen und dich fragen, wie viel Raum Religion in deinem Leben einnehmen kann und soll.

Schau dir verschiedene Gemeinden an und schau dir vor allem sehr genau an, woran die Menschen dort glauben. Hinterfrage, ob du das ebenso glauben kannst. Gehe nicht nur mit den Menschen ins Gespräch, sondern lies dir wirklich die Glaubenslehren durch.

LG

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Hallo,

ich bin nicht gläubig oder getauft etc. Aber ich gehe manchmal dennoch zu Gottesdiensten wie z.B. an St. Martin, einfach weil mich da defintiv verstanden und gut aufgehoben fühle.

Gerade unsere heutige Gesellschaft, die permanente Antihaltung gegen alles und jeden empfinde ich als sehr anstrengend und ich ziehe z.B. aus St. Martin eine besondere Kraft. Und ich freue mich, dass an diesem Tag die Kirche vollbesetzt ist und offenbar doch nicht alle dem allgemeinen Populismus hinterherrennen.

Dennoch lehne ich den größten Teil der "Kirche" und des Glaubens ab bzw. kann mich damit nicht identifizieren.

Ich wünsche dir, dass du deinen Weg findest.

Alles Gute und LG
NoName2

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Wenn du Glück hast, dann bietet eine Gemeinde in deiner Nähe gerade einen sogenannten "Glaubenskurs" (Emmaus, Stufen des Lebens, Spur 8, Alpha ...) an. Die sind genau für Menschen in deiner Situation konzipiert und wollen einfach auf der Suche begleiten.

Sonst würde ich es eher mit spirituellen Dingen versuchen.

Gebet
=> vielleicht das "Herzensgebet", die "Perlen des Glaubens" oder - falls katholisch - den Rosenkranz
=> Psalmen, Psalmübertragungen (Hanns Dieter Hüsch, Peter Spangenberg ...) oder andere "vorgefertigte" Gebete
=> körperlich - mit Bewegungen - beten
=> je nachdem, wo du wohnst, könntest du das "Gebetshaus" mal ausprobieren

Singen
=> ungefähr jede Gemeinde hat mindestens einen Chor

Gottesdienste
=> vor allem alternative Formen, z. B. die Thomasmesse, Taizée-Andachten, Agape-Gottesdienste o. ä.

Vielleicht auch die Losungen bzw. Losungen für Junge Menschen

Bewusst die Bibel lesen - dafür auch an einen besonderen Ort gehen. Vielleicht ja wirklich mit den Psalmen als ziemlich "Unverfängliches" anfangen.
Vielleicht sogar darüber beten - wir machen manchmal ein vierfaches Gebet: eine Bitte zum Vers, einen Dank zum Vers, etwas, was ich selbst dazu machen kann, und das, wo mich der Vers meine Fehler erkennen lässt (Vergebung).

Sonst guck dich auf den Homepages der Gemeinde in deiner Gegend um, was die so an Programm anbieten.
Und sprich einfach mal den Pfarrer an. Der kann dich auf deiner Suche begleiten oder dir jemand anderen aus der Gemeinde an die Seite stellen.

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Hallo!

Ich hätte auch zu Glaubenskursen geraten und hab hier gleich einen Link dazu:
https://www.kurse-zum-glauben.de/infos-fuer-teilnehmende/kurse-zum-glauben-im-ueberblick/

Informationen zu Kursen in der entsprechenden Region bekommt man aber sicher auch im Pfarrbüro / beim Pfarrer.

LG

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Da zu fragen ist wahrscheinlich noch mal die Nummer Sicher, weil nicht alle Gemeinden ihre Kurse online stellen.


@Fragestellerin:
Du musst dich übrigens vor einem Pfarrer echt nicht unsicher fühlen, kritische Fragen in Bezug auf die Bibel und ihren Wahrheitsgehalt zu stellen. Wer Theologie studiert, muss erst mal Textkritik etc. lernen. Das heißt: Er weiß sehr genau, dass man die Bibel nicht wortwörtlich verstehen kann.
Für mich ist oft der Sinn dahinter entscheidend. Was interessiert mich, ob der Mensch am Anfang oder am Ende der Schöpfung erschaffen wurde. Für mich ist entscheidend, *dass* Gott mich geschaffen hat.