Hallo,
eigentlich bin ich ja eher die stille Mitleserin hier oder kommentiere mal. Aber ich muss mir nun auch mal was von der Seele schreiben. Meine Situation ist etwas speziell und ich weiß deshalb nicht, ob ihr mir helfen könnt. Aber vielleicht hilft es schon das ganze nieder zu schreiben.
Mein Baby ist jetzt 6 Monate alt. Als ich schwanger wurde, war ich kurz vor dem Ende meiner Promotion. Kurz vor dem Ende heißt folgendes: Es handelt sich um eine naturwissenschaftliche Arbeit und ich war über 3 Jahre angestellt, habe Experimente gemacht, mehrere Veröffentlichungen geschrieben, bin auf Konferenzen gegangen etc. Der experimentelle Teil war schon so gut wie abgeschlossen, es fehlte noch das i-Tüpfelchen, dass ich aufgrund meiner SS aber nicht fertigstellen konnte. Ich wurde nämlich mit Bekanntgabe der SS komplett vom experimentellen Teil meiner Arbeit ausgeschlossen und durfte nur noch Büroarbeit machen. Am Ende kam dann heraus, dass es ein bürokratisches Problem seitens meines Arbeitgebers gab, da irgendwelche Strukturen umgestellt wurden. Dies wurde erst kurz vor meinem Mutterschutz gelöst (die Mühlen an der Universität mahlen eben nun mal langsam...) und ich hätte wieder experimentell arbeiten dürfen, aber da war dann einfach nicht mehr genug Zeit. Meinem Doktorvater war dies aber auch ehrlich gesagt nicht allzu wichtig, da er immer der Meinung war, dass ich eh genug Material habe. Das war schon wahnsinnig frustrierend, weil das vorher noch nie bei einer schwangeren Frau dort vorkam und alle Frauen die nach mir schwanger wurden, durften einfach fröhlich weiter arbeiten. Da würde ich sagen, dass ich einfach Pech hatte. Aber es frustriert mich schon sehr, da ich eben nicht wie mein Doktorvater der Meinung bin, dass ich genug Material habe und ich hätte gerne noch das ein oder andere Experiment abgeschlossen. Naja, mein Vertrag wurde dann aufgrund meiner Schwangerschaft natürlich auch nicht verlängert. und ich werde auch keine Chance mehr haben dort einzusteigen, die Gelder für meine ehemalige Stelle wurden dann nämlich umverteilt und sind jetzt aufgebraucht. Ich hab dann die 6 Monate nach Bekanntgabe meiner SS noch eine Veröffentlichung fertig gemacht und mit meiner Dissertation angefangen. Das lief so lala. Ich wünschte mir, dass ich fertig geworden wäre und habe auch wirklich gekämpft. Aber ich hatte sehr lange mit körperlichen Beschwerden zu kämpfen und konnte deshalb nur so semi gut arbeiten. Ich konnte nur das dritte Trimester meiner SS richtig genießen und da hatte ich dann ehrlich gesagt auch viele andere Sachen um die Ohren, Besorgungen fürs Baby, Umzug, Babybrain und so weiter... Letztendlich ist meine Diss zu ungefähr zu 70% fertig geworden. Baby kam dann etwas früher auf die Welt, genau die Wochen die mir noch gefehlt hätten um alles fertig zu schreiben. Naja alles irgendwie eine Verkettung von ungünstigen Umständen...
Jetzt zu meinem eigentlichen Problem... Ich sitz jetzt hier mit Baby und die Diss ist nicht fertig. Meine Motivation weiter zu schreiben ist absolut im Keller und ich bin wirklich kurz davor einfach alles zu schmeißen. Ich sitz hier jeden Tag wie gelähmt. Ich kann weder die Zeit mit meinem Sohn genießen, da ich immer diese Diss im Hinterkopf habe. Noch kann ich vernünftig and der Diss schreiben, weil ich zu erschöpft bin (körperlich ist es nicht so toll, ich hab super starken Haarausfall und bin einfach dauermüde, obwohl mein Baby eigentlich gut schläft), ein schlechtes Gewissen habe gegenüber meinem Kind oder einfach alles total sinnlos finde. Mir macht das sehr zu schaffen, dass ich meine Elternzeit überhaupt nicht genießen kann. Ich schaffe es einfach nicht, mich richtig darauf einzulassen. Deshalb sitz ich hier Tag für Tag und alles läuft gleich ab. Ich unternehme kaum was mit meinem Baby, häng den ganzen Tag daheim rum, ich gehe nicht zu Kursen, ich schaffe es nicht mich mit wichtigen Dingen zu befassen... Wollte eigentlich schon lange mit Stoff wickeln, hab mich noch nicht über Betreuungsmöglichkeiten informiert, mir grauts schon vor dem Tag an dem ich die Beikost einführen muss - weil ich es einfach nicht schaffe mich mental mit diesen Dingen zu befassen. Hier liegen etliche ungelesene Bücher zu Babythemen. Mir tut das alles so im Herzen weh und so kenne ich mich eigentlich überhaupt nicht... Irgendwie rast aber trotzdem die Zeit und ich sehe einfach wie Tag für Tag vergeht, ohne das ich großartig was mit meinem Sohn unternommen habe oder an meiner Diss gearbeitet habe. Ich fühl mich dadurch so verdammt nutzlos.
Ich hab absolut keine Ahnung wie das weitergehen soll. Ich wollte mit dieser Diss meine Karriere in der Wissenschaft beenden und dann einen neuen Weg einschlagen. Das frustriert mich zusätzlich, da ich dieses Kapitel einfach nicht glatt abschließen konnte. Zusätzlich fühlt es sich an, als ob ich mich ins Aus manövriere. Meine Zeit an der Uni war nicht einfach und ich weiß, dass ich nicht dorthin zurückkehren möchte. Ich hatte gehofft, dass ich mir mit etwas Abstand darüber klar werden kann, wie es mit mir beruflich weitergehen soll. Doch jetzt fehlt mir genau dieser nötige Abstand, weil diese blöde Diss nicht fertig wird. Ich seh mich aber ganz gewiss nicht als zukünftige Hausfrau.
Was mich zusätzlich frustriert ist, dass ich das Gefühl habe seit meiner SS für meinen Doktorvater einfach komplett abgeschrieben zu sein. Ich war nur noch die hinterste Geige, alle Problemchen meiner Kollegen hatten immer Vorrang. Vorher hatten wir ein super Betreuungsverhältnis und das hat sich gewandelt. Darauf angesprochen kommt immer nur der gleiche Satz: "Bei dir sehe ich absolut keine Probleme, du schaffst das schon". Stimmt nicht und ich fühle mich nicht ernst genommen. Es kamen bis jetzt auch keinerlei Nachfragen, wie es eigentlich läuft und weitergehen soll.
Naja und jetzt sitze ich hier. Nichts läuft. Weder die Zeit mit meinem Baby, noch meine Diss. Ich fühle mich, als ob ich mich selbst in eine absolute Sackgasse manövriert habe. Ich hab Angst, dass ich das später mal so bereuen werde, dass ich die Zeit mit meinem Kind nicht richtig genossen habe...
Finde keinen richtigen Modus mit Baby
ja das Dahindümpeln kann total belastend sein…
mein Rat wäre:
1) meld dich zu einem Babykurs an, Sport oder Pekip oder irgendeine Sache, am besten niedrigschwellig für dich erreichbar/ umsetzbar
2) mach deinen Frieden mit den Teilergebnissen, du kannst in der Diss ja formulieren, welche weiteren Experimente sinnvoll wären
3) Hast du Hilfe? Schaffst du es 2-3 mal pro Woche zB bei deinen (Schwieger)eltern zu arbeiten? Sie schieben/bespaßen/schuckeln den Kleinen und du arbeitest für zB einen Vormittag? Dein Partner am Wochenende? zB einen Tag einen Ausflug u am anderen Tag paar Stundne Konzentration für dich
Es klingt so, als seist du ziemlich weit mit der Diss! Ab jetzt sind halt „Babysteps“ angesagt, aber es wäre toll, wenn du das schaffst . Natürlich ist es viel schwieriger als vorher!!!
GLG von jemandem, der in einer ähnlichen Situation stecken geblieben ist … Aber aufgegeben hab ich auch noch nicht
Hallo,
ich habe gerade meine Diss mit Baby fertig gemacht und würde dir folgende Ratschläge geben:
1. Verabschiede dich von der perfektesten Diss mit mehr Ergebnissen etc. Dein Betreuer hat da schon recht, du hast genug zum fertig schreiben, das reicht. Mit Kind geht weniger,aber nicht nichts.Da musst du deine Erwartungen an das neue Leben mit Kind anpassen...
2. Falls finanziell möglich engagier eine Babysitterin oder auch den Vater oder die Oma vom Baby und schaffe dir Auszeiten, bzw. fixe Arbeitszeiten.
3. Ich habe mich auch ewig nicht aufraffen können,weil ich x mal aus dem Prozess gerissen wurde, weil Baby Krank etc...Aber im Endeffekt habe ich 1 Monat alles der Rahmenschrift (cumulative Diss) untergeordnet und dann war ich großteils durch.
LG
Aufgeben ist keine Option!!!
Du schreibst überhaupt nichts vom Vater des Kindes. Wo steckt er denn? Er muss dich unterstützen und dir den Kleinen so oft wie es nur geht abnehmen.
Spanne deine Eltern bzw. Schwiegereltern mit ein. Du willst doch wohl nicht ernsthaft kurz vor Abschluss der Dissertation hinschmeißen?!
Ich glaub dir, dass es hart ist. Ich war mehrmals im Studiums kurz davor alles hinzuschmeißen, weil ich einfach kein Ende sah. Du hast noch ein Baby. Hut ab!
Versuche wenigstens einen Baby-Kurs zu besuchen. Es wäre wirklich schade, wenn du der fehlenden Zeit hinterher nachtrauerst.
Alles Liebe für dich.
Ist jetzt nicht das gleiche, aber ich habe meine Masterarbeit mit Baby geschrieben. Wenn ich dich richtig verstanden habe, hast du keinen Zeitdruck. Das ist schon mal gut. Was ich empfehlen würde, teile dir deine Zeiten ein: in Zeit mit Baby, Zeit für die Diss. Ich hatte während der Zeit immer einen kompletten Nachmittag pro Woche Zeit gehabt zum Schreiben und am Wochenende immer mehrere Blöcke, dazwischen immer kürzere Zeitfenster von ca 2 Std. Ich habe versucht auch abends was zu machen, aber da war ich milde mit mir selbst. Die genaue Einteilung der Zeit, wann ich Babyzeit habe, wann Zeit für die Masterarbeit hat mir geholfen mich auf beides einlassen zu können.
Dann noch ein Tipp: Fang an! Fang einfach an und dann kommst du rein und wirst sehen, dass es dir bestimmt leichter fällt als du gedacht hast. Der Anfang ist immer das schwerste und kostet Überwindung, aber wenn du das geschafft hast, wird es laufen. Und dann bist du bestimmt zufriedener, weil du was geschafft hast und hast wieder mehr Freude was mit deinem Sohn zu machen. Nimm den Druck raus. Wenn du eh danach was anderes machen willst, ist die Note doch zweitrangig, oder? Und wenn du fertig bist, kannst du wieder nach vorn schauen. Ich glaube das schlimmste was du machen kannst ist weiter in diesem Schwebezustand zu hängen
Hi,
entschuldige, ich habe deinen Text jetzt nur auf die Schnelle gelesen und mir ist nur etwas eingefallen:
Warst du schon in Mutterschutz, als dein Vertrag ausgelaufen ist? Soweit ich weiß, verlängert sich nach Wissenschaftszeitgesetz der Vertrag um Mutterschutz und Elternzeit. Das hätte schon Relevanz, z.B. bzgl. Mutterschaftsgeld bei ev. zweitem Kind. Wenn es für dich relevant ist, kannst du mich gerne privat anschreiben, ich habe so meinen Vertrag auf ca. 8 Jahre verlängern können
Viele Grüße, Babs
Es tut mir leid, dass du die Zeit mit deinem Baby nicht bewusst wahrnehmen und genießen kannst. Ich weiß aus eigener Erfahrung wie belastend es ist die Dissertation immer im Kopf zu haben.
Mittlerweile betreue ich selbst Dissertationen im naturwissenschaftlichen Bereich. Leider mache ich die Erfahrung, dass eine Schwangerschaft häufig dazu führt, dass die Dissertation nicht beendet wird. Du schreibst auch, dass du dich danach beruflich umorientieren möchtest, dadurch fällt es dir vielleicht noch schwerer die Arbeit fertig zu stellen. Jedoch wirst genau das die Frage auf, ob du dich nicht vielleicht ganz bewusst gegen die Promotion entscheiden möchtest. Du schreibst zwar, dass dir nur eine Woche fehlt um sie fertig zu stellen. Jedoch gibt es eventuell noch Korrekturrunden und die Disputation steht auch noch bevor. Was hättest du zu verlieren, wenn du es nicht machst?
Ein anderer Vorschlag wäre, warte bis dein Kind betreut wird. Nimm dir ein paar Monate und schließe die Dissertation zu deiner Zufriedenheit ab.
Zu deinem Doktorvater... Mein Gedanke war, dass er von dir keine Leistung mehr erwartet hat und daher auch seine Leistung eingestellt hat. Leider ist die akademische Wissenschaft ein hartes Pflaster und jeder muss kämpfen um voran zu kommen.
Wie auch immer du dich entscheidest, tue das richtige für dich und versuch nicht die Erwartungen anderer zu erfüllen.
gibt es Pausenregelungen? -- mach doch bewusst 2 Jahre Babyzeit oder bis Datum X und schalte einfach so lange ab? Und mache dann, wenn die Betreuung Deines Kindes bei eine TaMu z.B. strukturierter läuft, deine Diss fertig?
zweimal halbe Sachen funktionieren nie. in der Anfangs-Babyzeit eh nicht. -- wäre das ne Idee?
Oder halt einfach damit abschließen, wenn Du eh das Fach wechseln woltest und eben in 1-2 Jahren dort im neuen Bereich voll neu durchstarten.