Meine Freundin ist pikiert, weil ich morgen keine Zeit habe, sie zu besuchen (wären insgesamt 3 h mit dem Zug). Eine andere schlug mir ein spontanes Treffen vor, musste ich absagen, als ich noch nicht mal daheim war.
Ich bin heute früh um 6 aus dem Haus, habe nach Feierabend noch nach der Post und den Blumen meiner verreisten Freundin gesehen, ihre 84jährige Mutter heimgebracht, eingekauft, die Pflanzen der ebenfalls verreisten Nachbarn betreut, gekocht, gegessen, abgewaschen, Müll rausgetragen und jetzt ist es 21 h 15.
Die eine Freundin bezieht Bürgergeld (sie würde gern arbeiten, kann es aber wegen Krankheit nicht), die andere arbeitet wie ich Vollzeit und wohnt bei ihrer Mutter, wo abends pünktlich das Essen auf dem Tisch steht.
Nicht jeder Tag ist so eng getaktet wie heute, aber warum checkt keiner, dass ich mich nicht spontan treffen kann, wenn daheim noch eine zweite Person Hunger hat? Oder dass ich durch den Job insgesamt unter der Woche weniger Zeit habe und auch am Wochenende noch Dinge erledigen muss?
Bin zum Putzen, Waschen und Bügeln unter der Woche oft zu müde. Ich war seit Wochen nicht mehr beim Sport (zu heiss, keine Zeit oder beides). Habe drei schwerkranke Menschen in der Familie (nicht in der Wohnung), um diese würde ich mich auch gern mehr kümmern oder einfach mal in Ruhe darüber nachdenken, dass ihre Zeit begrenzt ist. Oder mir einfach mal die Nägel lackieren. Meine Haare müssten auch wieder gefärbt werden...
Mütter mit Kindern schaffen es doch auch! Klar ist es für diese nicht einfach, aber sie rasten nicht innerlich aus, weil echt nichts mehr geht.
Was mache ich nur falsch?
Was mache ich nur falsch?
Das hört sich nach einer insgesamt sehr hohen Belastung an Dingen für die Du verantwortlich bist an. (Kraft)Ressourcen sind begrenzt. Du hörst Dich auch wie eine sehr gewissenhafte Person an, die auch viel Verantwortung trägt und bemüht ist, die Dinge gut zu machen. Das zieht nochmal mehr Energie ab. Ich weiß nicht, ob ich hier in Begriffen von etwas falsch machen sprechen würde. Ich würde ggf. lernen, mich mehr abzugrenzen und mir überlegen, ob ich all diese delegierten Aufgaben auch annehmen will und kann. Die Antwort ist hier wahrscheinlich "nein", denn dadurch bist Du in Bereichen, die Dir wichtig sind (z.B. mehr Zeit mit den kranken Menschen in der Familie verbringen/über die Begrenztheit des Lebens nachdenken) eingeschränkt. Überlege, was Dir am Wichtigsten ist und wofür Du Deine Zeit und Kraft einsetzen möchtest, und grenze Dich bei den anderen/weniger wichtigeren Dingen ab.
Aber hallo, natürlich rasten auch Mütter mit Kind regelmäßig aus. Google mal „Mütter Burn out“.
Aber nur soviel dazu. Früher, in Zeiten meiner Eltern hat eine Person Vollzeit gearbeitet und die andere hat der Person zuhause den Poppes gepampert. So kenne ich es zumindest von meinen Eltern noch. Nach dem Vollzeit Tagwerk kam der Gatte ins aufgeräumte, geputzte zuhause und hat sich an den gedeckten Tisch gesetzt und dann seinen wohlverdienten „Feierabend“ genossen.
Du arbeitest nun Vollzeit und hast keine Hausfrau daheim, so habe ich auch eine Zeit lang gelebt (mittlerweile arbeite ich wegen der Kinder Teilzeit). Wenn man auch noch etwas pendelt, so klingt es ja bei dir, bleiben schnell von den 24 Stunden „nur“ 11-12 und da muss man noch schlafen, einkaufen, essen, duschen..
Maximal einmal in der Woche habe ich es geschafft mich mal abends in der Woche mit Freunden zu treffen, und am Wochenende habe ich immer versucht einen Tag frei zu halten.
Du sprichst von einer anderen Person, ein Partner? Das ist auch oft das Problem. Wir haben diese Rollenbilder verinnerlicht. Die Frau hat daheim für Haushalt, Wäsche, Einkäufe, kochen zu sorgen..so wie wir es aus der Kindheit kennen. Wenn aber beide Partner Vollzeit arbeiten sollte eigentlich alles 50% geteilt werden. Es sollte dir egal sein ob dein Partner Hunger hat, der ist groß und bekommt sich schon versorgt.
Du klingst ein bisschen als würdest du es allen recht machen wollen. Dich mehr um deine kranken Angehörigen kümmern, deinen Nachbarn und Freunden helfen, Zeit für deine Freunde haben und alles perfekt machen wollen. Pflanzen müssen nicht täglich gegossen werden, einmal die Woche Post leeren und Wasser auf die Pflanzen müsste reichen.
Alles geht leider nicht. Seit ich Mutter bin klappt das mit dem priorisieren, weil ich muss. Ich weiß seither das ein Bad auch nach 14 Tagen ohne Lappen noch benutzbar ist, wenn auch nicht appetitlich. Und das man einfach „Nein, geht nicht“ sagen kann, ohne einen zweiten Gedanken dran zu verschwenden ob es einem die Freundin übel nimmt das man keine Zeit hat..
Lange Rede- der Tag hat 24 Stunden. Du und nur du entscheidest womit du die verbringst. Du brauchst Schlaf, Nahrung und musst arbeiten. Alles andere ist deine Entscheidung, genau genommen sogar das mit der Arbeit. Ob du nun heute putzt, spontan deine Freundin triffst oder dir einfach nur die Nägel machst ist alleine deine Entscheidung.
Wenn du das Gefühl hast vor lauter Rücksicht auf andere Menschen entgleitet dir deine Zeit ist es eben soweit das du was ändern musst. Deine Freundinnen müssen gar nicht verstehen warum du keine Zeit hast. Sie müssen es nur akzeptieren. Du musst das nicht erklären, dich nicht rechtfertigen, oder gar entschuldigen..
„Nein. Keine Zeit.“
Ich bin kein spontaner Mensch und würde genau mit dieser Begründung absagen.
Wenn deine Freundinnen es wissen, ist es doch kein Problem.
Ihr könnt ja längerfristig planen.
Meine Freundinnen/Freunde und ich machen gleich einen neuen Termin aus, wenn wir uns treffen.
Der kann auch 3 Monate später sein, aber dann steht er fest und man plant dann andere Aktivitäten drum herum.
Alles eine Frage der Organisation in meinen Augen.
VG