Hallo,
ich möchte mich hier ganz kurz fassen, auch wenn sicherlich die ganze Geschichte von Nöten wäre um die Hintergründe zu verstehen. Ich bin Mitte 30 und habe einen lieben, ehrlichen Ehemann und zwei Kinder mit ihm. Ich habe ein schönes nahezu "perfektes" Leben mit ihnen, in unserem Haus mit Garten in einem netten Umfeld mit vielen Bekannten und ab und zu mal ein Urlaub. Unsere Familien sind auch in der nähe und alle verstehen sich gut. Leider ist es schon länger so, dass mir das alles nicht reicht. Es hat mit den Jahren eins zum anderen geführt, viel Arbeit, viel alleine sein, Durchleben aller Beziehungsphasen vom kleinen bis zum großen Streit, wenige richtige Freunde auf meiner Seite usw. Jetzt bin ich an einem Punkt angelangt, an dem unsere Kinder älter werden und mich nicht sehr so viel brauchen. Ich habe mehr Zeit für mich, habe mich bisher immer nur um andere gekümmert. Eigentlich schon seit ich selbst Kind war....habe nie besonders viel nach mir geguckt. Habe mich seit 12 Jahren nur auf meinen Mann und später auf die Kinder konzentriert. Naja jetzt kam es so weit, dass in mir das unstillbare Verlangen nach Freiheit, Erleben, Spaß haben und Leidenschaft aufkam. Ich habe meine Lebenszeit nie richtig genutzt. Nie so wie ich wollte. Eben nur mit Familie und Kindern. Ich fühle es schon länger, aber der Alltag ist nur noch so vor sich hin getrottet....es kam dann in einem Urlaub dazu, dass ich dieses Gefühl plötzlich hatte. Ich war ganz alleine in Urlaub...war frei, hatte jede Menge Spaß und bin schlussendlich auch fremdgegangen. Ich hatte zum ersten Mal seit einer Ewigkeit das Gefühl richtig zu leben und hatte Schmetterlinge im Bauch und Herzflattern, nicht wegen dem Mann sondern wegen allem, was der Urlaub mir gegeben hat. Es kam, wie es kommen musste und es ist alles rausgekommen. Jetzt ist natürlich alles kaputt.....die Beziehung, die Familie, Freundschaften stehen auf der Kippe, ich kann meine Freizeit nicht mehr genießen, weil kein Vertrauen mehr da ist von meinem Mann. Ich weiß ich bin selbst Schuld....ich habe übertrieben mit meinem Freiheitsgefühl. Dieses Verlangen ist aber immernoch da......nicht nach anderen Männern, sondern danach etwas zu fühlen, das Leben zu spüren, Leidenschaft zu verspüren, intensive Gefühle...es ist wie eine Sucht...Ich weiß nicht ob ich das jemals wieder fühlen werde und das macht mich grade ziemlich traurig. Das was ich jetzt nochmal haben konnte, habe ich mir selbst kaputt gemacht. Ich fühle mich innerlich grade ziemlich leer. Ich werde sicher noch weiter dazu schreiben, wollte meine lange Geschichte aber kurz aufschreiben.... Vor allem kam ich darauf meine Gedanken zu teilen, weil ich in letzter Zeit mit vielen Leuten (Frauen) geredet habe, bei denen ich das Gefühl habe es geht ihnen genauso. Nur dass keiner es offen und ehrlich sagt.
Sehnsucht nach Leidenschaft
Du führst eigentlich eine gute Ehe mit Kindern, hast aber Sehnsucht nach Freiheit und Liebe und Leidenschaft, da du dich in deinem alltäglichen Familienleben unausgefüllt fühlst.
Du hast dich im Urlaub auf einen Seitensprung eingelassen, nun fliegt dir deine Partnerschaft um die Ohren, deine Sehnsucht und deine Leere aber sind geblieben.
Für mich ist das eine Art midlife-crisis. Auch bei uns Männern nicht selten mit einem Seitensprung verbunden. Dazu der Sportwagen, der Golfklub, exotische Urlaube und der Sport - ein Halbmarathon oder Marathon war ja zeitweise fast ein must have für mittelalte Männer.
Im Nachhinein war das Alles für mich nur eine Flucht vor der Leere in meinem Inneren. In meiner Torheit habe ich versucht, diese Leere mit Aktivitäten in meinem Außenleben aufzufüllen. Bei mir war es die Arbeits- und Karrieresucht und der Alkohol.
Erst nachdem ich völlig gegen die Wand gefahren bin, durfte ich langsam erkennen, dass die Lösung meiner Unerfülltheit und meiner Sinnkrise in meinem Innern liegt.
Ich selbst hatte mich innerlich zu verändern weg von meinem Egoismus und hin zu einer Akzeptanz meines Selbst und meines Lebens.
Langsam konnte ich mich von meinem Egoismus und meiner Selbstbezogenheit lösen und einsehen, dass meine Bedürfnisse nicht mehr der Nabel der Welt sind.
Ich verbringe daher viel Zeit mit mir selbst. Ich meditiere/bete, mache viel Sport, bin ehrenamtlich im Tierheim, gehe in Selbsthilfegruppen und verbringe mehr Zeit mit meiner Frau.
Noch nie war ich so glücklich in meinem Leben. Aber ich musste erst mühsam und schmerzlich lernen, dass die Lösung meiner Probleme in meinem Inneren liegt. Nur ich selbst kann mir helfen.
Die Sinnsuche im Aussen und bei anderen Menschen ist nur eine Fata Morgana. Eine Enttäuschung wird die nächste jagen...
Danke für deine klaren und ehrlichen Worte!
Das Wort midlife-crisis liegt mir auch schon länger auf der Zunge....und ich bin auch sehr froh, dass ich erkannt habe, dass dieses Leere und das Verlangen in meinem Inneren liegen. Und niemand außer mir diese Gefühle beseitigen bzw. erfüllen kann. Leider habe ich die Einsicht zu spät gehabt. Jetzt muss ich mit den Konsequenzen klar kommen und gleichzeitig mich selbst verändern. Das ist jetzt natürlich schwer, denn ich habe mich noch nie so alleine gefühlt. Gleichzeitig muss ich auch für meine Kinder da sein, und weiter meinen Job machen, der mich nicht erfüllt. Nach der Ursache für meine Gedanken suche ich immer noch.... Ob es daran liegt, dass ich nie mein Leben ausgekostet habe....Oder daran, dass ich mich bisher immer nur auf meinen Mann und die Kinder konzentriert und mich dafür aufgegeben habe....oder an der Fehlgeburt vor ein paar Jahren, mit der ich alleine war.....oder daran dass mein Umfeld gerade von einer Menge Leid und Krankheiten heimgesucht wird. Ich denke evtl alles zusammen hat mir einen Knacks verpasst...