Hallo zusammen,
ich möchte mir hier einfach nur mal richtig was von der Seele schreiben. Das wird lang.
Es geht darum, dass ich mich zeitlebens immer nur als "ungenügend" oder als zweite (dritte, vierte...) Wahl gefühlt habe. Ich wurde irgendwie immer übersehen und vergessen. Und denen, die mich manchmal einfach nicht vergessen konnten, wie meinen Eltern, war ich nie genug.
Früher wurde ich noch dauerhaft von ihnen kritisiert und regelrecht fertig gemacht - mittlerweile zeigen sie eigentlich nur noch Desinteresse an meiner Person. Sie suchen kaum Kontakt, interessieren sich nicht für mich und mein Leben oder meine Gedanken. Man geht höflich-distanziert miteinander um und das wars.
Es tut immer noch weh, aber mit den Jahren habe ich mich damit abgefunden.
Was mir aber zunehmend zusetzt ist, dass es in meinem Freundes - und Bekanntenkreis ähnlich ist. Ich werde übersehen und vergessen. Nicht böswillig. Ich sehe oft das ehrliche Erschrecken im Gesicht, wenn ich mal vorsichtig nachfrage. Dann kommt: "Oh Gott, das habe ich vergessen." oder "Ich wollte mich melden und dann hab ich es vergessen..."
Oft habe ich das Gefühl, dass ich Kontakte nur noch habe, weil ich mich zuerst melde, Vorschläge mache, nachfrage und eben "Beziehungspflege" betreibe.
Es ist auch nicht so, dass diese Personen mich ausnutzen und sich nur melden, wenn sie etwas wollen. Nein, nicht mal das. Beispiel: Ich treffe eine Freundin in der Stadt, sie ist kürzlich umgezogen. Sie beklagt sich, dass es so stressig war und kaum jemand da war, obwohl sie rumgefragt hat usw. Ich frage, warum sie nicht Bescheid gesagt hat. Ich hätte sofort geholfen. Große Augen. "Oh man, an Dich habe ich überhaupt nicht gedacht"
Der Grund für mein Posting hier ist aber, dass ich nun die totale und absolute Demütigung in diesem Bereich erlebt habe. Ich habe (hatte?!) einen sehr guten Freund. Wir kennen uns seit fast 25 Jahren und früher war unsere Freundschaft richtig, richtig eng. So eng, dass er mein Trauzeuge war. Das zur Einordnung. Es geht also nicht um einen "nullachtfünfzehn Kumpel".
Unser Kontakt war in den letzten Jahren deutlich weniger. Er war schon immer der Typ, der sich wenig gemeldet hat. Nicht nur bei mir, generell. Typischer Workaholic, Kopf in der Arbeit, zig Hobbies, tanzt auf tausend Hochzeiten usw.
Ich hatte mich in den letzten Jahren auch zurückgenommen, weil ich nicht drängeln wollte und weil ich eben weiß, wie er ist und ihn auch so akzeptiere und annehme. Aber wenn wir Kontakt hatten, war alles gut.
Vor kurzem dann der Schlag. Ich öffne eines Morgens WhatsApp und sehe einen Status von ihm. Mit Bildern von seinem Polterabend. Ich habe gefühlt zehn Minuten wortlos auf die Bilder gestarrt. Er heiratet und hat mir nichts gesagt. Ich habe kurz überlegt, wie ich darauf reagiere und habe mich dann für einen neutralen Glückwunsch entschieden und einer kurzen Nachfrage, wann denn der große Tag stattfindet.
Seine Antwort kam fast sofort:
Er hatte mich so gern dabei gehabt.
Ich: Dafür hätte ich davon wissen müssen.
Es tut ihm leid, er hat es vergessen. Er wollte Bescheid sagen, aber dann war der Kopf so voll...
Vergessen. Schon wieder wurde ich vergessen. Von dem Mann, der mir auf meiner eigenen Hochzeit die Hand gehalten hat, weil ich so nervös war. Der wie ein Bruder war.
Das war aber noch nicht alles. Er lud mich sofort zur Trauung ein, die nur wenige Tage später stattfand. Ich solle doch zur Trauung und anschließendem Sektempfang kommen. Ich habe gesagt, dass ich es versuche. Es war extrem kurzfristig und mein Mann und ich sind beide berufstätig. Mein Freund bekräftigte nochmal, wie schön es wäre, wenn ich wenigstens zur Trauung (standesamtlich auf einem Schloss) kommen würde. Ich versprach, es zu versuchen.
Das habe ich dann auch getan. Mein Mann hat das so kurzfristig nicht hinbekommen, aber ich habe mir regelrecht ein Bein ausgerissen und bin knapp 50 km direkt von der Arbeit über die Autobahn zur Trauung gerast.
Diese zwei Stunden dort waren für mich die unangenehmsten, an die ich mich seit langer, langer Zeit erinnern kann.
Es waren locker 60-70 Personen dort. Und niemand wusste, wer ich bin. Alle haben mich - die unbekannte Frau, die solo zur todschicken Hochzeit kam - angestarrt.
Das schlimmste war, dass selbst die paar Leute, die mich eigentlich kannten, nicht mehr wussten, wer ich eigentlich war.
Ich habe dann dort einen gemeinsamen Bekannten getroffen, der nur lose mit meinem Freund befreundet ist. Er wusste nicht mal, wer die erwachsenen Kinder meines Freundes sind oder wer zu wem gehört usw Auch viele andere Gäste wussten das nicht.
Also wurde ich angewispert: "Wer ist denn die Tochter von Bräutigam?" und "Welcher ist Sohn und wer der Schwiegersohn?" und "Ach, das ist die Mutter?" Und "Wie lange ist die letzte Hochzeit eigentlich her?" (Es war nicht der erste Versuch meines Freundes).
Ich konnte all diese Fragen beantworten, während die Leute, die ja so tolle Freunde und Bekannte sind, dass sie direkt zur Hochzeit eingeladen wurden, nichts davon wussten. Gar nichts.
Im Gegenteil, ich habe viele hinter vorhaltener Hand gegrinste, richtig blöde Kommentare über die "dritte Hochzeit" gehört. Tolle Freunde.
Nach der Trauung dann der Sektempfang. Fotos usw. Die Braut schaute etwas irritiert und wusste offenbar auch nicht, wer ich bin. Mein Freund hat sich gefreut, dass ich da bin und mir das auch gesagt. Ich wollte zu diesem Zeitpunkt schon nur noch weg.
Anschließend sollte es weiter in die Partylocation gehen wo es Essen und Co gab. Dazu war ich ja gar nicht eingeladen/eingeplant und ich hatte mich auch nur für 2 Stündchen für die Trauung freigegraben.
Zum Abschied habe ich dann den endgültigen Schlag ins Gesicht bekommen. Da die Party ja woanders stattfinden sollte, gab es keinen Geschenketisch vor Ort. Ich wollte mein Geschenk also einem Familienmitglied übergeben, der es für mich mitnehmen sollte.
Ich entschied mich für den Bruder meines Freundes. Wir haben uns schon öfter gesehen und auch auf dem ein oder anderen Geburtstag lange miteinander gesprochen und am Tisch gesessen.
Ich sprach ihn mit Namen an und fragte, ob er für mich das Geschenk mitnehmen könnte.
Daraufhin sagte er: "Kann ich gern machen. Wer bist Du denn? Sagst Du mir Deinen Namen, damit ich sagen kann, von wem es ist?"
Er hatte absolut keine Ahnung, wer ich bin. Keine Erinnerung. Er hat mich komplett vergessen. Vor einigen Jahren hat er mich noch freudig umarmt, wenn wir uns auf einer Party meines Freundes über den Weg gelaufen sind.
Auch die übrige Familie - vergessen. Seine Mutter, die sich mal eine Stunde lang bei mir ausgeheult hat - keine Ahnung, wer ich bin. Seine erwachsenen Kinder - nichts. Nichts mehr. Nicht mal ein vages Erkennen, nach dem wir uns ein paar Jahre nicht gesehen hatten. Nicht mal ein düsteres "Ahhh ja, doch da war mal was..."
Nichts.
Ich kam mir noch nie so fehl am Platz vor. Ich habe dann einfach nur höflich mein Geschenk dem Bruder überlassen mit dem Hinweis, dass eine Karte beiliegt und bin dann gegangen. Das Brautpaar war noch mit Fotos beschäftigt. Ich habe mich nicht mal ordentlich verabschiedet. Ich bin einfach gegangen.
Im Auto habe ich erstmal geweint. Ich kam mir vor wie der letzte Vollidiot.
Dieses "vergessen werden" zieht sich durch mein ganzes Leben, aber das war das drastischste Beispiel.
Ich hatte noch nie ein großes Selbstvertrauen - kein Wunder - aber jetzt hinterfrage ich wirklich alles. Ich bin dabei mich von ALLEN meinen Freunden zurückzuziehen. Ich vertraue irgendwie auf nichts und niemanden mehr. Irgendwie will ich vielleicht auch testen, wer sich überhaupt noch meldet, wenn ich es nicht mehr mache. Ich fühle mich wie eine Idiotin.
Das Schlimmmste ist, dass mein Vater mir als Teenager immer eingebläut hat, dass ich ja nicht liebenswert wäre und die Leute einfach nur aus Mitleid mit mir zusammen sind, weil Menschen einem sowas eben nicht ins Gesicht sagen. Es hat mich JAHRE gekostet, diese Sätze halbwegs loszuwerden und Vertrauen aufbauen zu können.
Irgendwann habe ich erfahren, dass mein Vater hinter meinem Rücken bei Verwandten gesagt hat, dass die meisten meiner "sogenannten Freunde" mich einfach nur "ertragen" und es überhaupt nicht ernst mit mir meinen.
Und jetzt, nach über 20 Jahren, denke ich, dass er Recht hatte.
Ich zweifle an allem und jedem - ganz besonders aber an mir selbst. Offenbar muss man schon sehr blöd und naiv sein, um das nicht zu merken.
Und ich werde ja auch von anderen ständig vergessen. Wie gesagt, nicht böswillig. Die Leute vergessen mich wirklich. Wenn man sich sieht ist immer alles super toll. Ich bekomme auch positives Feedback zu meiner Person. Ich wäre "empathisch, eine super Zuhörerin, könne toll helfen, wäre witzig, lustig usw."
Aber irgendwie - sobald ich aus den Augen bin, bin ich auch wortwörtlich aus dem Sinn.
Ich leide schon so lange darunter, habe das aber auch ein Stück weit verdrängt und mir eingeredet, dass es ok ist. Und dann eben die Freundschaftspflege übernommen.
Wenn ich mal etwas brauchte und wollte und aktiv danach gefragt habe, waren die Leute auch für mich da, das ist wichtig zu erwähnen. Und auch ich war IMMER für alle da. Rund um die Uhr, wenn nötig.
Nur, dass mich anscheinend kaum jemand nötig hat.
Ich weiß nicht, was ich mir hier erhoffe. Ich wollte es einfach nur loswerden. Vor allem diese Hochzeitsgeschichte. Das lastet ganz schwer auf mir.
Danke, falls das jemand hier gelesen hat. Die Worte sind jetzt einfach aus mir rausgeflossen und ich konnte nicht aufhören zu schreiben.
Danke fürs Zuhören.
Immer werde ich vergessen - selbst von den engsten Freunden (Sehr, sehr lang!)
Hallo,
du Arme - von einem langjährigen Freund so ignorant behandelt zu werden, ist ja wirklich übel.
Allerdings sehe ich einen Zusammenhang zwischen Eltern, die dich demütigen und dir einreden, du hättest keine echten Freunde ... und einer engen Freundschaft mit einem sehr merkwürdigen Menschen. "Luftikus" trifft es schon ziemlich.
Du sagst ja selbst, die anderen Gäste der Hochzeit wussten teilweise kaum etwas über ihn.
Er scheint ja nicht nur dich sondern seinen kompletten Kreis regelmäßig auszutauschen.
Solche Menschen sind oft sehr gut darin, anderen zu signalisieren "DU bist mir soooo wichtig! / Deine Probleme mache ich SOFORT zu meinen eigenen / Ich hab ja nicht viel Zeit, aber dass Du dich meldest, wenn du mal HILFE brauchst, ist doch SELBSTVERSTÄNDLICH!
(Und zum Glück für solche Menschen braucht man ja realistisch betrachtet gar nicht so oft Hilfe...)
Ich kenne dich ja nicht, aber bei deiner Geschichte kann ich mir vorstellen, dass du auf solche Beteuerungen sehr gut ansprichst.
Dass du - weil deine Eltern so einen seelischen Mißbrauch betrieben haben - eventuell sogar die verbale Zusicherung brauchst, dass du einem Menschen/Freund auch von Problemen erzählen und dich generell öffnen darfst.
Da geht für mich eine Signallampe an.
Denn die Menschen, die Freundschaft verbal beschwören, sind eben oft nicht die allertreuesten Freunde.
Aber für dich ist die Unterscheidung schwer.
Man kann Freunde haben, mit denen man jahrelang nur oberflächlichen Kontakt hat. Nur gemeinsame Interessen. Keine gegenseitige Hilfe, weil die unterschiedlichen Lebensphasen das gar nicht zulassen. Gespräche werden erst nach Jahren persönlicher und in einer Krisensituation merkt man plötzlich, wie gut und eng die Freundschaft ist.
Und ich hatte auch schon zwei Mal im Leben Freunde, die mit mir schon buchstäblich über ihr Intimleben sprachen, im zweiten Fall sogar regelmäßig die Unterstützung in Notlagen ankündigten... und denen ich dann eben nicht zutraute, in einer echten Krise so für mich da zu sein, wie ich es brauche. Bedingungslos. Auch mal ohne Worte.
Ich will gar nicht behaupten, der beschriebene Freund hätte dir nicht wirklich geholfen.
Denn das ist für mich eine ganz üble Sorte von 'Freunden': die egozentrisch helfen, weil sie eigentlich gerne helfen. Weil sie sich wohl fühlen in der Rolle "sie hat ja keinen außer mir".
Das ist ok, wenn es um ganz pragmatische Dinge geht - Kinder betreuen, jemanden zum Flughafen fahren, einkaufen bei gebrochenem Bein.
Das ist nicht ok, wenn es um Herzschmerz und seelische Sorgen geht.
Freundschaft ist ein weites Feld.
Es tut mir leid, dass deine Eltern da so viel verbockt haben, dass es dir jetzt so schwer fällt.
Ich kann nur raten, Worte nicht auf die Goldwaage zu legen.
Weder das "ich hab dich ganz vergessen" von guten Bekannten noch das "mir kannst du doch alles erzählen" von ebenso guten Bekannten.
Freundschaft muss oft lange wachsen und wie verlässlich eine Freundschaft ist, merkt man leider wirklich oft erst Jahre später.
Die Kunst ist, dieses Risiko in Kauf zu nehmen und einfach gute Bekanntschaften zu genießen.
Aber, ehrlich gesagt, nicjt mit jemandem, der sich selbst nie meldet UND nicht zur eigenen Hochzeit einlädt, aber dann wieder auf BFF macht.
Wähle deine guten Bekanntschaften sorgfältig. DU entscheidest, wen du in dein Leben lässt. (Dass man dabei auch mal daneben greift, kommt vor.) Aber zieh dich nicht zurück.
Du scheinst ein sympathischer Mensch zu sein, der kontaktfreudig ist und Kontakte pflegt.
Gib dem, was du suchst, Zeit, sich zu entwickeln. Wenn eine Pflanze eingeht, ist das kein Grund, eine andere erst gar nicht zu pflanzen.
LG
Ich bedanke mich stellvertretend unter Deinem Beitrag auch für alle anderen Antworten.
Ich habe aus jeder etwas für mich mitgenommen- so oder so.
Du triffst den Nagel auf den Kopf wenn Du glaubst, dass ich verbale Beteuerungen brauche. Das ist absolut so. Ich habe große Schwierigkeiten gute Absichten, mir entgegengebrachte Sympathie oder mehr allein anhand von Taten/Gesten zu erkennen. Man kann das mit Farbenblindheit vergleichen. Ich kann das nicht einfach sehen. So habe ich früher auch öfter mal den Klassiker erlebt, das jemand in mich verknallt war und ich trotz rückblickend eindeutiger Signale nie etwas gecheckt habe, während selbst der Postbote schon Bescheid wusste.
Bis heute bräuchte ich insgeheim eigentlich ab und zu klare Rückversicherungen von den mir nahestehenden Menschen, was ich aber inzwischen unterdrücke, weil es schwach, nervig und bedürftig wirkt.
Mein Misstrauen saß lange sehr tief und ich habe wirklich viele Jahre gebraucht, Vertrauen aufbauen und auch mal locker lassen zu können. Eben auch entspannt zu bleiben, wenn man sich mal nicht so oft hört und auf das zu schauen und zu vertrauen was ist, wenn man sich sieht.
Und genau das ist mir durch diese Geschichte gerade abhanden gekommen.
Ironischerweise hätte mein Vater das Drehbuch nicht besser schreiben können. Ich muss aufpassen, dass er die Story nie erfährt, sonst verwendet er das irgendwie, um mir einen "Siehst Du?!? Moment" zu verschaffen. Er steht auf nichts mehr als darauf, Recht zu haben.
Der hier genannte Freund und ich haben eine Geschichte. Tatsächlich ist er mit ein Grund, warum ich heute so weit gekommen bin und da stehe, wo ich bin. Leider ist der seelische Missbrauch - und ich hab lange gebraucht um zu verstehen, dass es genau das war - durch meine Eltern noch fast das harmloseste, das mir in jungen Jahren widerfahren ist.
Unter anderem wurde ich Zufallsopfer eines sehr schweren Gewaltverbrechens. Er war damals derjenige- der Einzige- der zugehört hat. Der mich ausgehalten hat in einer Phase, als ich sicher nur schwer auszuhalten war. Der Grund, warum ich mich in eine Therapie getraut habe.
Das musste er nicht tun. Er hatte keine Verpflichtung oder sonst was mir gegenüber. Wir waren vorher bloße Bekannte.
Ich habe so hart gekämpft, mir mein Leben aufzubauen. Mit Menschen darin. Er ist nicht (mehr) die Nummer eins im Freundeskreis - diese Position hat sich jemand anderer wirklich hart erarbeitet- aber im Prinzip war und ist er der Grundstein, der Präzedenzfall, aufgrunddessen ich Vertrauen erlernt habe und dadurch weitere Freundschaften überhaupt zulassen konnte, nachdem meine Fähigkeit zu Vertrauen vorher insbesondere durch die eigene Familie, aber auch durch die einzige Beziehung, die ich vor meinem jetzigen Mann geführt habe, völlig verloren gegangen war.
Ich wusste immer, wie mein Freund ist - so, wie ich ihn beschrieben habe. Ich wusste aber auch immer, wie er AUCH ist.
Deswegen habe ich die ganze Zeit keine Bedenken gehabt. Ich hab ihn so sein lassen, wie er ist. Ich dachte, es ist ok, wenn wir jetzt halt wenig Kontakt haben. Wenn es wichtig ist, sind wir füreinander da. Im Guten, wie im Schlechten. Das war der Deal, immer.
Der Schock über das Vergessen meiner Person saß und sitzt tief. Einmal, weil es schon wieder in meinem Leben passiert ist und einmal, weil er es war, der mich vergessen hat. Aber ich versuche das jetzt zu reflektieren. Mich selbst, die Situation, alles.
Mein Problem ist eben, dass dieses "übersehen werden" oder dieses "nicht genug sein und so ziemlich jeder "Depp" kommt immer vor mir an die Reihe" durch diesen Vorfall massiv getriggert worden ist.
Und ich suche jetzt einen Weg, um damit für mich umzugehen und zu reagieren. Für mich selbst, in der Beziehung zu dem besagten Freund und was das für die Freundschaften, die vielleicht einem ähnlichen Muster folgen , bedeutet.
Deine ganze Situation, besonders deine Kindheit, tut mir echt leid für dich! Du klingst eigentlich total sympathisch und offen.
Dass du nicht von vorn herein zu der Hochzeit eingeladen warst, ist mehr als unglücklich aber möglicherweise echt keine böse Absicht. Ich habe einen sehr guten, langjährigen Freund, der sogar Pate meiner Tochter ist. Den sehe ich nicht wirklich regelmäßig, obwohl er nur ca 30km entfernt wohnt, in dem Ort in dem ich selbst arbeite. Wenn ich Geburtstage o.ä. plane ist es fast regelmäßig so, dass ich ihn erstmal vergesse (ist mir bisher aber immer rechtzeitig aufgefallen). Das liegt nicht im entferntesten daran, dass er mir nicht wichtig wär, sondern einfach daran, dass er zu keiner "Gruppe" gehört, die ich einlade, also er ist weder Arbeitskollege, noch ein Freund aus der Schulzeit, noch Verwandtschaft etc. Die Gruppe zu der er mal dazu gehörte existiert so nicht mehr und er ist der einzige Freund hier in der Gegend daraus übriggeblieben ist (eine weitere Freundin gibt es aus der Gruppe noch, die aber weit weg wohnt, sodass sie fast nie bei normalen Feierlichkeiten dabei ist. Bei der Planung von Festen gehe ich im Kopf die Gäste immer anhand dieser Gruppen durch, um möglicht niemanden zu vergessen aber dann kann so eine Einzelperson eben doch durchflutschen.
Komisch finde ich allerdings, dass seine Familie dich so überhaupt nicht mehr kennt. Nichtmal auf den zweiten Blick. Nicht erkennen mag ja noch normal sein, aber nicht wissen wer du bist, wenn du dann deinen Namen sagst (oder kann es sein, dass du nicht deinen Mädchennamen gesagt hast und sie dich deshalb nicht zuordnen konnten oder sowas?)
Jedenfalls wünsche ich dir, dass du nicht gänzlich das Vertrauen in Freunde verlierst und auch endlich mal wirklich gute Erfahrungen machst!
Mir fallen zwei Dinge dazu ein: Auf jeden Fall wird dich deine Kindheit prägen. Dann empfindet man Dinge wie "ich habe dich ja ganz vergessen" ganz anders. Das wird mir auch mal gesagt, aber ich nehme das nicht so negativ wahr wie du (ich vergesse auch mal andere Leute).
Was bei der Hochzeit ablief, ist aber eine andere Nummer. Dass dich die Leute nicht erkannt haben, finde ich ziemlich ungewöhnlich. Wie lange ist denn her, dass sie dich zuletzt sahen? Hast du dich optisch stark verändert?
Danke, dass Du meinen ganzen Text gelesen hast.
Es ist tatsächlich schon einige Jahre her. Ich wohne nicht mehr in unserer Heimatstadt und habe seine Leute daher länger nicht mehr gesehen. Verändert habe ich mich aber nicht. Gleiches Gesicht, gleiche Haare... nur etwas fülliger, aber nicht so, dass man mich nicht erkennt.
Mir hängt das ganz schlimm nach. Die ganze Situation. Das die Familie mich weder erkennt, noch sich überhaupt an mich erinnert ist eine Sache. Aber das mein Freund vergessen hat mich einzuladen... anscheinend sind wir schon länger keine Freunde mehr. Ich habs nur nicht gecheckt. In der Traurede wurde erwähnt, dass die Verlobung im letzten Jahr war. Es gab also eine längere Vorbereitung, die Hochzeit war größer und hochwertig, ein Polterabend hat stattgefunden... und in all dieser Zeit hat er nicht einmal gedacht "Hey, ich muss ... noch Bescheid sagen."
Jetzt frage ich mich, in wievielen meiner Freundschaften ich mich noch allein befinde; welche nur in meiner Phantasie stattfinden.
Ich bin gefühlt 20 Jahre zurückgeworfen in der Entwicklung meines Selbstwertes und meiner Fähigkeit zu Vertrauen.
Diese Blicke der anderen Gäste... Abschätzend, irritiert, unangenehm und dann verwirrt, als klar wurde, dass ich den Bräutigam und seine Familie besser kenne als so manch anderer Gast - und trotzdem nicht zur Party eingeladen war usw.
Von Außen bestimmt ein perfekter Fremdschäm Moment. Ich habe sicher zwischenzeitlich auch sehr unbeholfen ausgesehen. Ein totaler Fremdkörper.
Ich hätte eigentlich "richtig" dabei sein müssen. Lange geplant, mit einem Urlaubstag gemeinsam mit meinem Mann und dann schön mitfeiern. Das fühlt sich gerade alles so falsch an und tut so weh.
Das mit der Hochzeit ist wirklich eine sehr traurige Geschichte. Beim Lesen habe ich richtig mit dir mitgefühlt.
Ich wünsche dir sehr, dass du in Zukunft wieder schönere Freundschaftsmomente erleben kannst. Also bleib weiter dran und ergreife die Initiative und versuche es irgendwie, es nicht persönlich zu nehmen. Gab es denn auch mit irgendwem nette Treffen, schöne Verabredungen und Momente? Dann ruf dir die in Erinnerung!
Wie ist die Ehe mit deinem Mann, wie zufrieden bist du im Job? Gibt es Dinge, bei denen du glücklich bist?
Zur Aufarbeitung der Kindheit wurde mir mal das Buch „ Das Kind in dir muss Heimat finden“. Das hat mir sehr geholfen. Vielleicht ist das auch etwas für dich?
Hallo du
Ich konnte dir beim Lesen so richtig nachfühlen. Sei fest 🫂.
Du schreibst, du habest dich optisch nicht wirklich verändert. Dann liegt es vermutlich daran, dass die Leute mit ihren Freundschaften schnelllebig umgehen. Die Erfahrung mache ich nämlich ständig. Nicht, dass ich per se nicht erkannt werde, aber dass andere sich kaum oder gar nicht mehr melden, sobald etwas Zeit verflossen ist oder es auf der einen Seite einen Umzug oder anderweitige Veränderung gegeben hat. Dann ist etwas anderes „los“ und man ist abgeschrieben (mein Eindruck). Sprichwörtlich „aus den Augen, aus dem Sinn“. Aus Selbstschutz melde ich mich nach einmaligem Versuch dann auch nicht mehr.
Ich hoffe, dass du mit deinem Mann eine glückliche Beziehung führst und er dich nach der Hochzeit auffangen konnte. Und ich wünsche dir, dass du neue gute Bekanntschaften aufbauen kannst bzw. bereits aufgebaut hast. Lass dich nicht entmutigen und nimm das alles nicht persönlich. Wie du schreibst, niemand vergisst (dich) vorsätzlich. Aber wichtig warst du ihnen (irgendwann) nicht (mehr). Dann sei‘s drum. Lass dir dad Leben durch vergängliche Bekanntschaften nicht vermiesen.
Liebe TE,
Dein Text könnte irgendwie von mir sein. Mir geht es ähnlich. Am "schlimmsten" war es, als ich noch nicht bei WhatsApp (und somit in den entsprechenden Gruppen) war. Wie oft hab ich Mädelsabende nicht mitbekommen, weil mir keiner per SMS oder sonst wie Bescheid gegeben hat. "Ach, Du bist ja nicht bei WA. Das haben wir total vergessen."
Ich nehms sportlich.
Und auch meine "beste" Freundin (ich kenne sie seit meiner Geburt, hab zeitweise mit ihr in WGs gewohnt) hat mir ihre Schwangerschaft irgendwann per SMS mitgeteilt weil es schon alle im Ort wussten und sie Sorge hatte, ich würde es von irgendjemand anderem beim Bäcker erfahren. Auf ihre Hochzeit war ich nicht eingeladen, nur auf ihre Geburtstagsfeier, der am gleichen Tag abends sehr groß gefeiert wurde.
Weißt Du, wenn man mal in dem "Strudel" hängt, kommt man schwer wieder heraus. Es fällt einem dann vermehrt auf, wo man wieder wie und von wem allem vergessen wurde, welche Feier ohne einen stattgefunden hat oder welchen "total legendären Abend" man verpasst hat. Fakt ist, dass man keine 15 mehr ist und jeder sein Leben hat, seine Probleme, seine Termine, Familie, usw... Die Menschen sind übersättigt und überfüllt. Und so kann ich es schon verstehen, dass sich wenige die Mühe machen, eine Freundschaft richtig zu pflegen - v.a. wenn sie sich darauf verlassen können, dass du eh für sie da bist.
Wichtig ist, und das lese ich aus Deinem Text heraus, dass Dich Deine Freunde nicht ausnutzen und dass sie Dich wertschätzen und gerne haben. Und noch wichtiger ist, dass Du Dich wertschätzt, gerne hast und Du Dich gut um Dich kümmerst!
Bei Deiner Geschichte mit den WhatsApp Gruppen muss ich an den 18. Geburtstag meiner besten Schulfreundin denken . Das ist über 20 Jahre her, damals gab's noch gar kein WhatsApp.
Irgendjemand ist auf Idee gekommen eine Überraschugsparty für sie zu geben. Aber mit den Leuten war ich nicht so eng und so hat man mich... tada... vergessen. So kam es, dass ich auf dem 18. Geburtstag meiner bis heute besten Schulfreundin nicht dabei war.
Auch ich will gar nicht wissen, wieviele "legendäre Abende" ich verpasst habe.
Hallo Tarnkappe, dein Nickname scheint ja ein Omen für deine Schilderung zu sein. Du selbst meinst ja, als wandelnde Tarnkappe durchs Leben zu laufen, weil alle Menschen darunter auch deine engsten Freunde dich vergessen.
Dann nimm doch endlich deine geistige Tarnkappe ab!
Sorry dafür, aber dieser billige Kalauer musste jetzt einfach raus aus mir.
Du schilderst deine seit der Kindheit festsitzende Wahrnehmung von dir als Mauerblümchen, als Frau, die ständig vergessen und übergangen wird. Wohl weil sie so unauffällig, so unscheinbar, so unwichtig durchs Leben geht.
Das von dir als verletzend empfundene Ignorieren deiner Person bei zahllosen Gelegenheiten empfindest du als schambehaftet und demütigend. Es quält dich sehr, sonst hättest du diesen langen Post nicht geschrieben.
Mir scheint es als ob du einen Rucksack eines stark verminderten Selbstwertgefühls zu tragen hättest. Durch alle möglichen Vorkommnisse erleidest du neue Enttäuschungen und in deinen Augen Erniedrigungen. Darauf folgen wahrscheinlich Episoden, in denen du vor Selbstmitleid zerfließt.
Da Ganze unterhält sich mittlerweile von selbst, es dürfte zu einer Art Teufelskreislauf geworden sein, in dem du scheinbar unentrinnbar feststeckst.
Gibt es da wirklich keine Entrinnen?
Doch ich denke schon. Ein zu geringes Selbstwertgefühl entsteht primär in deinem Kopf, in deinem eigenen Denken. Und nur du selbst kannst dich aus diesem Sumpf wieder herausziehen.
Die Menschen um dich herum sind unschuldig. Die haben dich nicht in dieses Loch gestoßen, du selbst warst es.
Lange Rede, kurzer Sinn.
Ich vermute, dass dir eine begleitete Therapie wahrscheinlich in Form einer Verhaltenstherapie hier wirklich einen Ausweg aus deinen festgefahrenen schädlichen Denkmustern aufzeigen dürfte
Deine kranken Denkmuster sind es für mich nämlich, die zu deiner selbsterfüllenden Prophezeiung führen. "Immer werde ich vergessen".
Nur Mut, es lohnt sich wirklich.
Es tut mir leid, dass Dir das immer wieder passiert. Ich denke aber, dass dies nicht an Dir, sondern an den Anderen liegt. Ich habe den Eindruck, dass Du Deine Freunde nach einem bestimmten "Schema" auswählst, bzw. eine bestimmte Art von Menschen zu Deinen Freunden machst.
Das erinnert mich an eine Geschichte mit meinem damals 6jährigen Sohn. Er, damals sehr sensibel und verletztlich freute sich total auf den Geburtstag seines besten Freundes. Dieser "Freund" hatte aber einfach vergessen, ihn einzuladen! Obwohl sie immer zusammen waren, in eine Klasse gingen und er meinen Sohn als besten Freund bezeichnet hatte. Was soll man dazu sagen? Ich habe versucht, meinem Sohn klar zu machen, dass es nicht an ihm liegt. Ich habe ihm erklärt, dass der Freund anscheinend aufgeregt, abgelenkt und durcheinander war und ihm deshalb keine Einladung überreicht hatte. Das hat für mich am meisten Sinn gemacht, da der Freund ansonsten auch ein Luftikus war, der sich sehr gerne Geschichten ausgedacht/gelogen hat. Er war halt ein kleiner Mensch, der sich seine Welt gemacht hat, wie sie ihm gefällt.
Es gibt Menschen, die leben in ihrer eigenen Welt, sind ich-bezogen und vergessen gerne. Egal, ob es um Versprechen, Verabredungen, Gespräche, Vorhaben, Freunde,... geht. Wie Du selber sagtest, aus den Augen, aus dem Sinn. Es liegt an ihrer Wahrnehmung ihrer Welt, nicht an Dir! Zieh Dir den Schuh nicht an!
Hallo,
hast du dich denn optisch in den letzten Jahren verändert?
Andere Frisur, Haarfarbe, hast du extrem abgenommen oder zugenommen?
Anders kann man sich ja wirklich nicht erklären, dass dich Leute einfach nicht mehr erkennen.
Es tut mir auf jeden Fall wahnsinnig leid dass du sowas erleben musst.
Ich renne auch vielen Freundschaften hinterher, lade Leute zu uns nach Hause ein, die Leute kommen auch und freuen sich aber eine Gegeneinladung bleibt meistens aus.
LG Tina
Hast du dich in den letzten Jahren denn äußerlich verändert, sodass dich niemand mehr erkennt?
Ich würde dir raten dich von deinem Bekanntenkreis zu lösen.
Es war viel zu nett von dir zur Hochzeit zukommen und ein Geschenk mitzubringen.
Wenn einem eine Person wichtig ist, dann vergisst man diese auch nicht, egal wie lange man sich nicht gesehen hat.
Das man mal vergisst zurück zu schreiben okay, ist mir auch schon passiert, aber alles andere ist dann doch bisschen viel.
Geb den Leuten nicht mehr, als Sie bereit sind dir zu geben