Warum denken so viele Leistungsbezieher, dass Arbeitnehmer total reiche Leute wären?

Ich verstehe das irgendwie nicht. Natürlich geht es hier nicht um alle Leistungsbezieher, und mich möchte auch keine Stimmung machen, aber mir fällt immer öfter auf, dass teilweise angenommen wird, der arbeitenden Bevölkerung würde es finanziell nicht weh tun, wenn unter Freunden praktisch „alles geteilt“ wird.

Da wird selbstverständlich angenommen, dass das Auto des Kumpels mit Luft und Liebe fährt – die Bemerkung des Kumpels, dass der Tank leer ist und er sich über einen Zehner Spritgeld freuen würde, wird dann schlicht überhört. Geliehenes Geld wurde mir mal am Ersten nicht wie versprochen zurückgegeben, obwohl ich Rechnungen hatte und betonte, ich müsse es aber am Ersten haben. Das Ausbleiben wurde dann so begründet, dass am Ersten erst mal Kaffee und Kippen gekauft werden müssten. Mein Mann hat meinem Schwager damals regelmäßig neue Klamotten mitgebracht (geschenkt), aber statt sich zu freuen, meckerte er, dass mein Mann für sich etwas von Puma gekauft hatte und er selbst keine Marke erhielt (was allerdings nur daran lag, dass mein Schwager eine Übergröße braucht, die schlicht nicht bei den Markensachen vorhanden war). Eine Bekannte fuhr mit einer Freundin in die Stadt und wollte unbedingt ins teurere Parkhaus, weil man da nicht so weit laufen muss, und bot noch an, sie werde dann das Parkhaus bezahlen (du bezahlst ja den Sprit und so.“ Nach dem Stadtbummel dann hatte sie kein Kleingeld mehr und überhörte den zweimaligen deutlichen Hinweis, dass der Automat auch Scheine nähme. Sie fragte dann allerdings, als die Freundin zähnkeknirschend selbst bezahlte, noch, ob man noch eben zu XY fahren könne, da gäbe es Cola im Angebot. Das mussten dann sechs Sixpacks sein, man musste es ja nutzen, dass ein Auto am Start war. Ich selbst war mal mit einer Freundin Kaffee trinken (pro Nase 5 Euro) und zahlte dann der Einfachheit halber beide Kaffee an der Kasse, weil die Bedienung nicht schnell genug war. Sie dann so: „Ach, hast du schon bezahlt?“ Ich habe geantwortet, das ist doch einfacher, als wenn jeder das einzeln macht, und habe es dann dabei bewenden lassen, auch als keine Anstalten kamen, mir den Fünfer zurück zu geben. Man trinkt aus der eigenen Wasserflasche, ohne anderen etwas anzubieten, möchte zwischendurch den Eistee des Freundes probieren und pumpt die halbe Flasche leer.

Ich selbst verdiene auch, und ich nehme natürlich Rücksicht auf Leute mit weniger Geld oder gebe auch mal einen aus, aber mir geht das echt auf die Nerven, dass dieses „der Bessergestellte kann ruhig was abgeben“ anscheinend mittlerweile oft so ist, dass wenn dies nicht freiwillig passiert, sich die weniger gut Gestellten den ihnen vermeintlich zustehenden Anteil selbst „holen“.

Ich meine, es gibt natürlich auch Menschen, die deutlich mehr Geld besitzen als ich selbst, aber ich gehe deshalb doch auch nicht zwingend davon aus, dass diese die Rechnung bezahlen, mich den ganzen Tag mit Zigaretten versorgen oder ganz selbstverständlich Parkgebühren in Höhe von 18 Euro allein übernehmen. Mir ist schon klar, dass man zum Beispiel mit Bürgergeld genauer rechnen muss, aber das muss unsereiner doch auch: wir zahlen Miete, Rundfunkgebühren, die Kosten dafür, überhaupt zur Arbeit zu kommen und dort auch der Situation angemessen angezogen zu sein und zum Beispiel neben dem Sprit für das Auto, in das andere so selbstverständlich einsteigen, auch dessen Versicherung, TÜV etc. Und ob eben unter Freunden alles geteilt werden wird, soll oder muss, sollte doch in erster Linie diejenige Person entscheiden, zu deren Lasten es geht, ob es sich jetzt um einen Kaugummi handelt oder eine Pizza.

Ich checke das irgendwie nicht, grade in der heutigen Zeit macht es doch für JEDEN einen Unterschied, ob er jetzt einen Fünfer mehr oder weniger in der Tasche hat usw.

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Ich weiß was du meinst. Ich habe mal einen KiWa verkauft, wenig benutzt, aber trotzdem gebraucht. Logo, dass der nicht neuwertig war. Sie wollte mir den zurückbringen und die 50,- zurück haben, weil wohl was nicht sauber/okay/was weiß ich war. Ich hatte auf Mängel hingewiesen und sie hat den Wagen auch ausgiebig angeschaut. Sie hätte es halt nicht so dicke als Leistungsbezieherin. Ich habe ihr geantwortet, dass ich nichts zu verschenken habe.

Oder in meinem Beruf werde ich auf nachfragen immer ganz staunend angeschaut, dass es doch logisch ist, dass man mit 2 Kindern nicht arbeiten gehen kann und deshalb Leistungen bezieht (ähm, ich habe auch 2 Kinder und gehe sogar Vollzeit arbeiten, für mich eine Selbstverständlichkeit, ich lebe meinen Kindern damit ja auch etwas vor).

Nicht falsch verstehen, wer Leistung beziehen MUSS, dem sei das natürlich absolut gegönnt. Aber wer einfach seinen faulen Pansen morgens nicht aus dem Bett bekommt und statt den Kindern vernünftige Lebensmittel oder Freizeitaktivitäten zu bieten sich die Kippen vom Staat spendieren lässt, hat von mir kein Mitleid verdient. Im Gegenteil.

Oft habe ich schon das Gefühl, dass ich lieber verschweige, dass wir 2 Autos haben und ein Haus abbezahlen. Der Neid ist schon sehr groß und der Wunsch, davon was abzubekommen. Aber ICH habe dafür studiert und mich krumm gemacht. Wer das möchte, muss sich dafür auch mal ein bisschen auf den Hintern setzen.

Ich verschenke sehr gerne gebrauchte Sachen meiner Kinder und kann es kaum ertragen, wenn Leistungsbezieher sich dafür bedanken, denn so etwas können sie sich nicht leisten. Wie bitte? Ich kaufe auch bei Vinted oder Flohmärken oder 2. Hand. Ich habe nicht unendlich Geld und muss auch haushalten. Alles was ich haben möchte spare ich mir wirklich vom Munde ab, aber dafür investiere ich eben in andere Dinge.

Ich an eurer Stelle würde nichts mehr verschenken oder so freigiebig sein, wenn dann nur Gemosere kommt. Arbeitnehmer haben immer noch andere und weitere Unkosten, die sie selber tragen müssen. Ich zahle sämtliche Nebenkosten selber, die Teilhabe meiner Kinder , Krankenkasse, etc. Das darf und sollte nicht vergessen werden. Klar fahre ich in den Urlaub, aber das habe ich mir auch hart erarbeitet und somit verdient.

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Ich kenne viele Leistungsbezieher, aber so ein unverschämtes Verhalten ist mir nie untergekommen.

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Ich kenne dieses Verhalten nicht nur von Leistungsbeziehern, sondern auch von Leuten, die einfach etwas weniger verdienen. Ich hatte mal einen Kumpel, der sich Geld von mir geborgt hat und bei der Rückzahlung dann abgerundet hat, weil er der Meinung war, auf ein paar Euro kommt es für mich nicht an. Oder bei Restaurantbesuchen hat er beinahe jedesmal mein Trinkgeld bewertet und sich aufgeregt, wenn ich für einen einfachen Cappuccino kein Trinkgeld gegeben habe. Bei Geburtstagsgeschenken war er mir gegenüber sehr knauserig, hat zum Beispiel nur eine Packung Süßigkeiten geschenkt, während ich Geschenke gemacht habe, die wertiger waren. Anderen Freunden gegenüber war er nie so geizig. Irgendwann habe ich es nicht mehr eingesehen und meine Großzügigkeit in dieser Hinsicht auch eingestellt. Dieser Freund wusste, dass ich ein höheres Gehalt beziehe als er, wusste aber auch, dass ich das Doppelte an Miete zahle. Diese Tatsache hat er aber ignoriert.

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Haben einer Freundin und Kollegin (beides mittlerweile nicht mehr) von meinem Mann an die 500 € geliehen, als es ihr finanziell nicht gut ging (Job verloren, Wohngeld dauert,...). Ihr ging es aber finanziell noch nie gut, kann auch nicht mit Geld umgehen.
Jetzt hat sie nen neuen Macker, der Geld hat und die machen schön jeden Monat tolle Ausflüge und im Sommer auch Reisen, aber wenn wir nach dem Geld fragen, dann hat sie natürlich gerade keins 😑
Klar, es ist sein Geld, aber trotzdem!!
Wir würden auch ne Ratenzahlung akzeptieren, aber gedanklich hab ich das Geld schon abgeschrieben 🙄
Wir sind keine Großverdiener, kommen aber gut hin und wahrscheinlich denkt die, wir brauchen es nicht so dringend.
Auf meiner Arbeit ist es so, dass z. B. Anträge nur durchgehen, wenn der Lebensunterhalt gesichert ist und dann kommt auch immer das Argument, dass man ja nicht arbeiten kann, weil man Kinder hat. Auf meine Nachfrage, warum dann nicht zumindest der Partner arbeitet, wird selten gut reagiert. Oder man bekommt halt seit Jahren alle zwei bis drei Jahre ein Kind, geht auch.
Und dann werden die Leute auch immer gleich unverschämt. Ich berate vorher auch, dass der Antrag so abgelehnt wird und muss mich dann noch beschimpfen lassen.
Mittlerweile nehme ich die Anträge an, dann Anhörung und später gebührenpflichtige Ablehnung.
Es gibt natürlich auch das komplette Gegenteil und dann helfe ich gern, privat und auf der Arbeit.

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Ja die kenn ich auch. Erzählen einem in jedem Satz was von Nachhaltigkeit und dass man alles Teilen soll a la "Sharing Community", sind aber selbst nur am Nehmen. Zum Teil kommen sie aus einem wohlhabenden Elternhaus und haben ein Masterstudium abgeschlossen. Aber halt keinen Bock auf "das System" und auf Arbeiten.
Bezeichnen einen als "Opfer des Systems", kommen dann aber wieder angekrochen, wenn sie was brauchen.😅
Solche Leute hab ich zum Glück nicht mehr wirklich in meinem Umfeld..

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Unverschämtes Verhalten kenne ich nur von Leuten, die wirklich sehr wenig haben und bei denen bereits eine Art dauerhafter Überlebenskampf im Hirn abgeht. Gar nicht beneidenswert. Diese Menschen haben sehr wenig und stehen dauerhaft unter strom und dem Gefühl ,dass sie irgendwie etwas sparen und bekommen müssen, weil sie sonst verhungern (das ist ihr Gefühl, vielleicht nciht die Realität, aber das ist was sie fühlen). Das ist ganz grausam und ich bin froh, dass ich das nur aus der Beobachterposition kenne.

Und mir ist auch aufgefallen, dass die Leute, die wirklcih kein Geld haben, oft tatsächlich nicht umreisen was so ein Ausflug in die Stadt, mi tParkgebühren usw. kostet. Also, dass diese Nebenposten an Kosten schlicht nicht auf ihrem Radar sind, weil sie die nicht kennen...sie nie aufgebracht haben...weil sie eben weit über ihren Möglichkeiten liegen.

Bearbeitet von ERE-Katha333
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ERE-Katha

schreib
einen Einblick in die Lebenswelt, der mir so nicht klar war. Ja, es kann sein, dass Leistungsbezieher gar keinen Bezug dazu haben, was Dinge kosten - allen voran Miete und Nebenkosten - und was dann in der Geldbörse für den Monat so übrig bleibt, wenn erst mal die Fixkosten bezahlt, das Auto nebst Sprit für das Pendeln zur Arbeit und die Kita-Gebühren bezahlt sind.

Ich möchte micht aber auch nicht beschweren. Was ich habe ist die Möglichkeit selbst einiges zu gestalten und zu entscheiden - (Rad zur Arbeit geht z.'B. bei mir gut und ich merke das bei den Fahrtkosten). Das ist auch ein Wert für sich

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..."weil sie sonst verhungern", sorry, aber in D muss niemand verhungern. Wenn man sich nur auf die Basisbedürfnisse bezieht (Nahrung, Trinken, Teilhabe, NICHT jedoch Zigaretten und Alk) dann kommt man mit den Regelsätzen hin. Wird sicher knapp, man muss auch rechnen und priorisieren, aber mitnichten verhungern.

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Te schrieb:
"Mir ist schon klar, dass man zum Beispiel mit Bürgergeld genauer rechnen muss, aber das muss unsereiner doch auch: wir zahlen Miete, Rundfunkgebühren, die Kosten dafür, überhaupt zur Arbeit...."


Wir sollten nicht vergessen, dass es einen breiten Gürtel von Lohngruppen gibt, die wegen des Einkommens zwar schon Steuern und Sozialabgaben zahlen sowie volle Miete und Kita-Gebühren, PKW fürs Pendeln zur Arbeit etc. Die haben dann nach allen nötigen Fixkosten kaum mehr zum Leben im Geldbeutel als Leistungsempfänger mit Wohngeld, Kostenübernahme bei Klassenfahrten und co.


Ich habe als Alleinerziehender viel Kinderkleidung Möbel und ähnliches aus dem Umfeld geschenkt bekommen, bin dankbar und gebe Dinge auch gern in guten Zustand weiter. Zum einen an die Sozialläden, die das an Leistungsempfänger weitergeben oder zu symbolischen Preisen verkaufen.
Da es für Leistungsempfänger aber eben eine Veilzahl solcher und andere Angebote gibt, versuche ich mir Menschen zu suchen, die zwar arbeiten aber es doch nicht so üppig haben. Und wer sich mit offenen Augen im Umfeld umsieht, findet schnell jemanden. Tipp: Getrennt Lebende mit Kindern (Kindersachen), Menschen beim Jobwechsel (alles mögliche), Berufsänfänger in der ersten eigenen Wohnung (Schreibtisch und PC-Zeug fürs erste Homeoffice) ....

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Soll dieser Beitrag Stimmungsmache sein? Ich bin fast sicher, genau die Geschichte mit dem Schwager entweder hier oder in einem anderen Forum schon mal gelesen zu haben.
Und falls nicht: ja, es gibt Menschen, die sind schlecht erzogen und/oder denken nicht nach.

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So ein Verhalten kenne ich aber auch von Menschen, die einem ganz normalem Job nachgehen und gutes Geld verdienen. Die geizen gern herum und schnorren sich durch, wo sie nur können. Kleines Beispiel? Eine ehemalige Bekannte von mir bestellte sich z.B. grundsätzlich im Restaurant nichts zu trinken (sie ging immer auf die Toilette, um sich ihre eigene kleine Wasserflasche aufzufüllen und direkt zu trinken) und bestellte stets das billigste von der Karte, um bei uns anderen dann zwischendurch mal zu probieren, weil es ja soooo lecker aussah. Oder noch ein anderes Beispiel, was ich auf einer Mitbring-Party mal erlebt habe: Da kam Jemand mit einer Tüte billigster Chips, fraß sich wie ein Verhungernder durch das Büfett, trank allein locker eine halbe Kiste Radler weg und fragte abschließend noch die Gastgeberin, ob er noch etwas vom Büfett mitnehmen dürfe. Kein Witz!