Hallo,
nie bin ich jemandem genug.
Meine Eltern haben mich immer kritisiert und machen das heute noch.
Ich bemühe mich mein ganzes Leben lang um Freundschaften. Bin offen, ehrlich, hilfsbereit und gebe gerne. Ich habe viele gute Ideen, organisiere gerne, kann zuhören. Ich sehe immer etwas Positives, habe Humor und kann ernsthafte Gespräche führen.
Ich selbst habe Therapieerfahrung und liebe mich heute selbst, auch wenn es ein harter Weg war bisher.
Meine Beziehungspartner waren immer sehr bedürftig und liebten eher meine Rolle als Therapeutin und Ersatzmutti.
Meine "Freunde" sind nur da wenn ich etwas organisiere.
Zum Geburtstag gratuliert wird mir von Freunden nur wenn ich feiere.
Wenn es mir schlecht geht bekomme ich nur ein kurzes Gespräch nach einem sehr lauten Hilferuf von mir, von selbst interessiert es keinen wie es mir geht.
Meine KollegInnen unterhalten sich gerne mit mir, laden mich aber nie ein.
Ich habe Bekannte, die ich schon seit Jahren immer wieder mal einlade, die mich aber noch nie in ihr Haus eingeladen haben.
Ich versuche mir das alles seit Jahren schön zu reden, weil ich Kontakte brauche und gerne Leute um mich habe.
Aber eigentlich kennt mich keiner so richtig, weil ich niemanden interessiere.
Sobald ich mal ein tieferes Gespräch beginne, mich öffne, ist kein weiteres Interesse da.
Ich hoffe immer wieder und bin dann enttäuscht.
Beziehung hat sich schon seit zehn Jahren keine ergeben, obwohl ich offen für jedes Geschlecht bin.
Mittlerweile geht es mir sehr schlecht. Ich habe das Gefühl, ich könnte weg sein und ich wäre schnell vergessen.
Ich weiß viel über andere Menschen und sie wenig über mich. Ich platze manchmal in Gesprächen einfach so mit Infos über mich heraus Aber auch darauf geht keiner ein.
Ich habe das Gefühl ich kämpfe mein ganzes Leben lang schon mit diesem Thema und bin kein Stück weiter. Egal was ich versuche.
Mittlerweile könnt ich Bücher über Kontaktanzeigen, Freizeitgruppen, neue Hobbys und Dating schreiben, so viele Erfahrungen habe ich gesammelt.
Einsamkeit
Hallo Immernur,
du sagst, du fühlst dich offenbar schon seit deiner Kindheit einsam. Nie bist du jemandem genug. Immer versuchst du zu geben, aus dir heraus zugehen, auf andere zuzugehen. Aber niemand interessiert sich für dich. Keine deiner Beziehungen war langfristig haltbar, alle deine tiefergehenden Kontaktbemühungen erfolglos, obwohl du dich als positiv eingestellten und offenen Menschen siehst.
Auch eine Therapie hast du gemacht, die wenig gebracht hat.
Nun ziehst du in deinem Beitrag eine resignative Bilanz deiner Einsamkeit und weißt nicht weiter.
Deinen inneren Zustandsbericht stellst du nun wie eine Art Frage in den Raum.
Welche Art von Antwort erwartest du? Erwartest du überhaupt eine Antwort?
Erwartest du die üblichen Tipps, die du schon unzählige Male, wahrscheinlich auch in deiner Therapie, bekommen hast?
Bei deinen Problemen im Umgang und Miteinander mit anderen Menschen im Außen kann dir niemand helfen, höchstens du selbst. Ich erahne bei dir eine seelische Unausgefülltheit, eine Unzufriedenheit, Langeweile, Selbstmitleid und Enttäuschung über die selbst. Du bist dabei, dich selbst aufzugeben und wie du so schön sagst zu vereinsamen.
Dreh- und Angelpunkt dürfte deine fehlende Selbstliebe und ein mangelndes Selbstwertgefühl sein. Auch hier erspare ich mir wohlfeile Ratschläge, weil ich mir relativ sicher bin, du hast schon eine ganze Reihe von Versuchen in diese Richtung, wohl unter therapeutischer Begleitung, unternommen. Das Resultat scheint aber gleich null gewesen zu sein.
Hast du schon einmal an einen spirituellen Weg gedacht? Hierin kann für manche Menschen eine Lösung liegen, auch wenn alle anderen Mittel versagen. Dieser Weg ist lang, steinig und unbequem, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, aber er kann zu fundamentalen inneren Veränderungen und zu einer innerlichen Befreiung führen. Dadurch ändert sich erst einmal in deinen Außenbeziehungen wenig oder nichts, aber deine schmerzliche Einsamkeit wird zu schwinden beginnen.
Hallo immernur,
ich fühle mit dir und kann dir sagen Du bist nicht allein.
So wie es dir geht, ging es mir auch jahrelang. Ich gehe nun auf die 40 zu, habe 2 Scheidungen hinter mir und lebe wieder allein (mit meinen beiden Kindern die im Wochenwechsel da sind).
Ich habe nun sehr oft Zeit zu reflektieren und zurückzublicken was ich auch mache und was mich Stück für Stück weiterbringt.
Dabei habe ich erkannt, dass ich mein Leben lang immer versucht habe es anderen Recht zu machen - und dabei selbst auf der Strecke geblieben bin. Es war ein langer, mental schwieriger Weg, aber inzwischen habe ich gelernt mit selbst treu zu sein.
Ich frage mich oft Möchte ich "wirklich" den Kontakt mit "Freundin" xy oder möchte ich nur Aufmerkdamkeit? Meine Antwort lautet meistens Nein, eigentlich ist sie mir egal. Sei beutal ehrlich zu dir selbst, hinterfrage deine Gedanken. Ein paar Wortwechsel reichen mir. Ich weiß sie hat kein Interesse also drauf geschi**. Höre ich in mich hinein, muss ich ehrlich zugeben das ich nicht den Kontakt aufrechterhalten will. Möchte ich wirklich meinen Geburtstag feiern und einladen? Oder will ich den Tag nicht viel lieber so gestalten wie ich es will und nicht wie andere es gern hätten? Ok, ich schnapp mir meine Allerliebsten und gehe bowlen oder ins Restaurant. Oder bleibe alleine und schaue einen Film ider les ein Buch. Auch ok.
Wenn ich Kontakt zu anderen Menschen brauche, dann buche ich mir gerne einen Kurs (Malerei, Linedance whatever) bei der Volkshochschule oder in Vereinen und mache das (wohlgemerkt nur eine gewisse überschaubare Zeitspanne) und knüpfe da Kontakte. Wenn etwas hält schön, wenn nicht dann is das auch ok.
Mein Leben ist einfach zu kurz um es anderen Recht zu machen. DU stehst in deinem Leben an allererster Stelle, also gestalte die paar Jahre die du hier bist so wie DU es möchtest. Alleinsein ist nichts schlimmes. Du musst lernen dre selbst genug zu sein. Du kannst tun und lassen was DU willst und nicht was andere von dir erwarten.
Liebe Grüße!
Liebe/Lieber Immernur
Auch ich war sehr oft und sehr lange auf der Suche nach Anerkennung. Anerkennung von Menschen, von denen ich geglaubt habe, dass sie mir wichtig sind. Ich habe eingeladen und wurde nicht eingeladen. Alle Sachen, die du beschreibst, kenne ich recht gut. Alles natürlich aus der Vergangenheit. Denn jetzt bin ich glücklicher Vater von Zwillingen. Habe eine wunderbare Frau an meiner Seite. Was mir damals geholfen hat, ist mich auf mich zu konzentrieren mir Hobbys zu suchen und das zu machen, was mir Spaß macht. Dort bin ich vielen Menschen begegnet, die ich vorher noch nicht kannte und habe so meinen Bekanntenkreis erweitert.
Irgendwann habe ich dann meine jetzige Frau kennen gelernt. Es gibt also ein Möglichkeit, dass sich alles ändert. Glaube nur daran und gib nicht auf.
Man zieht oft einen bestimmten Typ Mensch immer wieder an. Ich spekuliere mal: Du hörst anderen zu, bist hilfsbereit, immer für andere da. Damit ziehst du Menschen an, die einen Zuhörer, Helfer und Unterstützer wollen/brauchen. Diese Menschen sind aber selten selbst so, dass sie auch zuhören, helfen, für dich da sein wollen. Wer selbst gerne für andere da ist, sucht sich selten Freunde, die auch so drauf sind, sondern eher das passende Gegenstück. Wenn du also Freunde möchtest, die den passenden Charakter haben, musst du ebenfalls passend für sie sein.
Eigene Erfahrung: Ich bin SEHR beliebt als Zuhörerin, ich kann wunderbar zuhören. Die Menschen mögen mich für diese Eigenschaft. Nur, wenn ich selbst einen Zuhörer brauche, sind genau diese Menschen dann nicht für mich da. Meine Lösung: Wenn ich andere Freunde will, spiele ich nicht mehr den Zuhörer. Das hat bei mir tatsächlich geklappt.
Das ist heutzutage leider normal, dass sich jeder nur für sich selbst interessiert. Stelle ich auch immer wieder fest.
Leider!