Ich wär so gerne glücklich

Manchmal fühlt es sich an, als würde ich mich langsam auflösen. Wie ein Geist, der langsam von außen nach innen durchsichtig wird und verschwindet. Dann kribbelt es im ganzen Körper. Mein Herz tut weh, fühlt sich an, als könnte es nicht weiter schlagen. Dann beginne ich im Kopf, Abschiedsbriefe zu schreiben. An meine Familie. Meinen Partner, meine Kinder. Meine Mutter. Satz für Satz und Zeile für Zeile schreibe ich gedanklich all diese Briefe beinahe gleichzeitig.
Ich entschuldige mich, ich erkläre....
Dann fließen die Tränen.
Tränen, weil es mir leid tut, dass ich all den Menschen um mich rum, immer das Leben erschwert habe. Es tut mir leid, dass ich mit dem Gedanken spiele den Notausgang zu wählen, während ich alle anderen zurücklasse wo doch manche die Schuld bei sich suchen würden.... Oder denken, sie hätten die Wahnzeichen übersehen...
In dem Moment tut es mir leid, dass ich meine Kinder nicht weiter aufwachsen sehen würde, nie ihren ersten Freund kennenlernen würde, nicht erfahren würde, welchen Beruf sie mal wählen und ich könnte nie als Oma für meine Enkelkinder da sein. Und es fließen unzählige Tränen.

Aber um ehrlich zu sein, das alles dauert noch so verdammt lange. Ich weiß nicht ob ich so lange durchhalte....
Ich mach Allen das Leben schwer. Bin schon als Baby schuldig auf diese Welt gekommen und hab in den letzten 36Jahren immer mehr Schuld auf mich geladen. Ich versuch irgendwie ein guter Mensch zu sein, nett, ein Mensch sein, den andere mögen. Aber irgendwie..... Niemand braucht mich so richtig oder will mich in seiner Nähe (außer meine Kinder).
Jetzt hab ich vor einigen Monaten rausgefunden, dass mein Partner Pornos schaut. Nachdem im Bett nicht so richtig viel los ist, dachte ich, ich muss was ändern damit er wieder Lust auf seine Partnerin hat und nicht auf diese Fremden... ich hab 7kg abgenommen, mich wieder mehr hübsch gemacht und ihn öfter aufgefordert. Tja, ich hab einfach mehr abfuhren bekommen (Kopfweh, Müde, Kopf voll, Rückenschmerzen,....)
Also bin ich noch nichtmal für das gut.... Ich versteh ihn. Ich bin nichts Besonderes. Warum er eine Beziehung mot mir eingegangen ist, versteh ich garnicht. Er ist ein toller Mann. Er könnte eine viel Bessere haben.

Ich spür, dass ich mich immer weiter zurückzieh, Einigel. Ich wär so gerne glücklich, unbeschwert, sorglos.
Und doch fühlt sich mein Leben an wie Treibsand - mühsam und beschwerlich. Alles braucht doppelt so viel Kraft. Und wenn ich aufhör zu kämpfen, sinke ich noch tiefer.
Ich fühle mich leer und traurig. So nutzlos und störend auf dieser Welt. Als müsste ich mein Dasein abgelten und schaffe es einfach nicht.
Und dann, ganz langsam, fängt es wieder überall an zu kribbeln. Das Gefühl als würde ich mich langsam in Luft auflösen.....

2

Liebes „schuldiges“(?) Kind,

es ist schwer, die passenden Worte zu finden. Ein bisschen schmerzhaft, weil man sich in deine Gefühlswelt eindenkt und spürt, wie verzweifelt du grade bist. Es tut mir leid, dass es dir derzeit so schlecht geht.

Als erstes möchte ich dir sagen: Deine Suizidgedanken sind ein Symptom einer Erkrankung. Wahrscheinlich weißt du das bereits oder ahnst es schon. Ich bin keine Fachfrau, aber ich weiß, dass eine schwere Depression häufig von Selbstmordgedanken begleitet wird.

Es ist gut, dass du die Fingerchen hier an diesem Ort schon mal vorsichtig ausstreckst, um dir selbst zu helfen. Ich möchte dir gerne quasi metaphorisch die Hand reichen. Mir ging es vor einigen Jahren ähnlich. Sicher, anderer Hintergrund, andere Auslöser, aber auch ich habe mehr als einen Abschiedsbrief in Gedanken verfasst. Ich habe eine leise Ahnung davon, wie du dich jetzt fühlst.

Es gibt mehrere Wege, an Hilfe zu gelangen. Wenn du es grade gar nicht mehr aushalten kannst, wenns wirklich quasi „brennt“ im Kopf, dann wähl bitte die 112 und lass dich in eine psychiatrische Klinik fahren. Das bedeutet nicht, dass du weggesperrt oder eingeschlossen wirst – nein.

Das bedeutet, dass du sehr zeitnah therapeutische und medizinische Hilfe erhältst. Du darfst jederzeit abbrechen, du darfst jederzeit sagen, dass man dir deine Papiere fertigmachen soll und du wieder nachhause gehst. Kein Zwang.

Wenn du das Gefühl hast, du kannst dich noch einigermaßen über Wasser halten, aber es wird schon kritisch, dann besuche die Akutsprechstunde deines Hausarztes und rede Klartext mit ihm. Wenn dir das schwerfällt: Drucke ihm den Text aus, den du hier geschrieben hast. Du musst nicht reden, es reicht, wenn er liest, wie es dir geht.

Du kannst ihn um eine Überweisung für einen stationären psychiatrischen Klinikaufenthalt bitten, er sollte auch Adressen/Telefonnummern parat haben oder ergooglen können.

Jetzt meine persönliche Erfahrung zur Ergänzung: Ich habe damals mit deiner Symptomatik quasi sofort einen Termin innerhalb weniger Tage bei einem Facharzt für Psychosomatik, also einem Psychotherapeuten bekommen. Du wirst immer wieder davon hören, dass Menschen monatelang, halbe Jahre, Dreiviertel- oder ganze Jahre auf einen Therapieplatz warten.

Wenn du einen Therapeuten anrufst und ihm ehrlich schilderst, wie es dir geht und wie es um dich steht, dass du akute Selbstmordgedanken hast und nicht mehr weiterweißt und dass du Angst hast, dir etwas anzutun, dann wird ein guter Psychotherapeut dir zeitnah einen Termin einräumen, um die Lage mit dir zu besprechen. Bitte sorge gut für dich selbst und gib dir die Chance, zu gesunden.

Ich selbst war auch in stationärer Therapie. Es war weird, ich hatte ein ganzes 33jähriges Leben voller Vorurteile im Gepäck und… die haben sich nicht bewahrheitet. Ich bin sehr dankbar um die Erfahrungen, die ich dort machen durfte. Ich bin dankbar für die Auszeit, für die Begleitung, für die ersten Impulse, um das Leben wieder zu starten und für die Stabilisierung, die mir das gegeben hat.

Das war eine gute Basis, um therapeutisch weiterzuarbeiten und die nächsten Schritte zu gehen. Ich würde es sofort wieder tun, wenn es mir wieder so schlecht ginge.

Jetzt möchte ich kurz einen Teil deines Textes ansprechen, der mich fast ein bisschen sprachlos macht. Du schreibst, du seist schon als Baby schuldig auf diese Welt gekommen.

Ich möchte dir entgegenschreien, dass wir nicht schuldig zur Welt kommen – wir sind Babys, wenn wir zur Welt kommen. Wir können nichts dafür. Wir können nichts für unsere Eltern. Wir können nichts für die Situationen, in denen sie sich befinden. Wir sind nicht schuld. Du bist nicht schuld. Aber ich habe den Eindruck, es gibt da jede Menge, was unbedingt mal reflektiert, besprochen und aus Erwachsenensicht neu bewertet werden sollte.

Scheu dich nicht, mir zu schreiben, ob privat oder hier – ich werde sicher morgen nach dir schauen. Es lohnt sich, zu kämpfen, auch wenns sich grad so anfühlt, als mache das alles keinen Sinn.

Einen lieben Gruß

Sarah

1

Hallo,
Das hört sich alles sehr schlimm für dich an. Nicht für deine Umwelt sondern erstmal nur für dich. Bist du in therapeutischer Behandlung? Wenn deine Suizidgedanken stärker oder konkreter werden solltest du die nächste psychiatrische Klinik aufsuchen. Du kannst dir auch erstmal Hilfe beim Sozialpsychiatrischen Dienst deiner Stadt/ Kreis holen.
Du bist nicht alleine, vertraue dich deinen Angehörigen wie deinem Mann an.

Alles Gute!

3

Ich fürchte, dass unsere Worte wahrscheinlich an dir abprallen oder du Ihnen nicht glaubst. Niemand ist frei von „Schuld“, aber niemand ist deswegen schlecht oder weniger wert. Die Menschen sind fehlbar, jeder einzelne. Auch dein Mann, der Pornos guckt. Zu dem Thema: Was ist daran schlimm? Es bedeutet doch nicht, dass du ihm nicht reichst. Vielleicht hat er einfach Spaß dran. Macht meiner übrigens auch.
Ich kann mir vorstellen, dass du wegen deiner Krankheit dein Glück nicht siehst, aber es ist da. In erster Linie sind es doch die Kinder, oder? Gesunde Kinder in einem einigermaßen sicheren Land. Die dich unendlich brauchen und lieben, genauso wie du bist. Meine Mama war auch nicht perfekt, aber je mehr ich das Gefühl hatte, ihr entgleiten die Dinge, umso mehr hab ich sie geliebt.
Versuche, dir selbst zu vergeben, auch wenn es sich wahrscheinlich einfacher anhört als es ist. Du bist schuldig, unperfekt und genügst nicht? Das sind wir alle! Da kann sich keiner ausnehmen, glaub mir bitte!

Und vor allem: Such dir professionelle Hilfe!!! Depression ist auch eine körperliche Erkrankung, man kann mit (heutzutage gut verträglichen) Medikamenten gegensteuern!

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute,
Mellie

4

Liebes SchuldigesKind,

ich kann verstehen das du traurig bist, dich nicht geliebt fühlst und denkst das du allen zur Last fällst.

Ich denke vor ca 36 Jahren hat ein kleines Mädchen das Licht dieser Welt erblickt. Die Eltern von der Maus wollten es aus irgendeinem Grund nicht wirklich. Sie gaben dem Kind das Gefühl nicht geliebt zu sein. Das kleine Mädchen hat aber täglich um die Liebe seiner Eltern gekämpft. Es hat versucht alles richtig zu machen und war immer lieb. Leider sahen es die Eltern nicht. Lief doch etwas mal schief, so wie es jedem passieren kann, so würde sofort ein Drama daraus gemacht. Ich vermute sogar, das es auch dafür drastische Strafen gab. Strafen für ganz normale Dinge. So lernte das Mädchen, das es egal was es macht, alles immer falsch ist. Die Eltern ließen dem Mädchen keine Liebe und Zuwendung spüren. Es wurde aber beschimpft und gedemütigt. Irgendwann dachte sich das Mädchen: Alle schimpfen mit mir. Ich kann nichts, ich bin nichts und mache alles falsch somit muss ich verkehrt in dieser Welt sein. Trotz allem liebte das Mädchen seine Eltern und hoffte das es doch noch die Liebe erfährt die es bis jetzt nicht gab. Aus dem Mädchen wurde eine junge Frau. Eine Frau die für alle da war. Eine Frau die alles für andere gegeben hatte, aber sich selbst vergisst. Weil es immer so war nahmen es alle gern an. Es war eine nette und hilfsbereite Frau. Da es für alle eine Selbstverständlichkeit war gab es auch nie ein Dank. Brauchte man die Unterstützung der jungen Frau wussten alle wo sie zu finden ist. Brauchte man sie aber nicht, so war sie über. Trotzdem kämpft diese Frau immer noch um Anerkennung. Die einzigen die offen zeigen das sie diese Frau brauchen sind ihre Kinder. Alle anderen nutzen sie nur aus. Über all die Jahre sind es für das keine Mädchen bis zur jungen Frau sehr schmerzhafte Erfahrungen gewesen. Diese Erfahrungen haben die junge Frau in die Verzweiflung getrieben.

Das Kind von dem ich dir gerade geschrieben habe ist auf jeden Fall kein SchuldigesKind. Es ist ein UNSCHULDIGES KIND in einem schuldigen Umfeld. Ein unschuldiges Kind in einem Umfeld das nur an sich denkt und keine Empathie und Liebe gegenüber dem Kind gezeigt hat. In meinen Augen ist das gesamte Umfeld toxisch für das Kind und genauso toxisch für die Frau.

Liebes SchuldigesKind, vielleicht magst du mir die Geschichte von dem SchuldigeKind schreiben damit ich besser verstehen kann warum das Kind sich schuldig fühlt. Wenn du möchtest kannst du es mir auch gern über VK schreiben.


Ich wünsche dem SchuldigenKind das es glücklich wird und ein einem Umfeld kommt in dem es geachtet und geliebt wird.


Vg blaue-Rose

5

Machst du eine Therapie? Das klingt nach echt viel mangelndem Selbstbewusstsein…

Wieso glaubst du, dass du als schuldiges Baby zur Welt kamst? Oder nicht liebenswert bist? Oder schuld daran, dass dein Mann eventuell Pornosüchtig ist?

Du bist sicher liebenswert und ein guter Mensch. Nur DU musst das auch erkennen. Und ich denke, da brauchst du professionelle Unterstützung bei.

Alles Gute dir!

6

Das ist eine fette Depression, die sind auch der Grund warum dein Selbstwertgefühl im Keller ist. Man kann Depressionen behandeln, du musst so nicht weiter leben.

Geh bitte zum Hausarzt und lass dir helfen.

7

https://www.telefonseelsorge.de/

BITTE ruf dort an und lass Dich beraten, Dir helfen.

Auch hier bekommst Du Hilfe
https://www.der-weg-nach-vorne.de/?gad=1&gclid=EAIaIQobChMI-oztjJqAggMVIpyDBx2_kQxDEAAYASAAEgLmdfD_BwE

Du bist nicht alleine, Du bist wichtig, Deine Kinder brauchen Dich.
Lass Dir bitte helfen!

Ich saß selber noch Anfang des Jahres in einem ganz tiefen Loch, aus dem ich alleine niemals rausgekommen wäre. Auch mir halfen liebe Menschen.
Alles Gute für Dich.
LG Moni