Angst vor dem Autofahren!

Hallo ihr lieben,

Achtung lang!

ich hatte schon immer Respekt vor dem Autofahren, aber jetzt ist wirklich etwas Angst daraus geworden.
2019 hatte mein Mann einen Unfall (ich war Beifahrerin). Eine Frau ist im Dunkeln über rot gelaufen und er hat sie angefahren. Sie hatte aus den Ohren geblutet und hatte eine Kopfverletzung. Er und sie mussten beide eine Strafe zahlen. Danach ging es mir Monate lang sehr schlecht ich hatte jede Nacht schlimme Albträume und extreme Panikattacken. Sobald er beim Autofahren zu schnell oder zu ruppig fuhr, hatte ich sofort eine Panikattacke und er musste anhalten um mich zu beruhigen.
2021 habe ich meine Führerschein angefangen und auch erfolgreich beendet. Danach bin ich noch ca. ein halbes Jahr sehr sicher Auto gefahren, bis ich schwanger wurde.
Ab Januar 2022 bin ich dann nicht mehr gefahren. Ich hatte durch die Schwangerschaft sehr starkes Herzstolpern und habe das auch beim Autofahren bekommen. Dann hatte ich viel zu viel Angst zu fahren mit diesem Stolpern.
Nun bin ich seit dem nicht mehr gefahren und habe nun wieder ganz schön Respekt davor, vorallem weil meine Tochter nun auch mit im Auto sitzt. Das Herzstolpern habe ich nicht mehr.
Ich muss am 1.12 wieder arbeiten und dafür muss ich Auto fahren.
Erstmal kann mich mein Schwiegervater hin fahren, aber das geht nicht auf Dauer.
Ohne Auto komme ich nicht hin oder zurück.
Wie kann ich diese blöde Angst besiegen?
Ich hatte die Idee in einer Fahrschule nach ein paar Fahrstunden zu fragen um wieder sicherer zu werden. Machen das Fahrschulen überhaupt?
Ansonsten würde ich mit meinem Mann ein wenig übers Dorf fahren wenn die kleine in der Kita ist. Aber bisher habe ich mich nicht getraut.
Hilfe

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Ja klar machen Fahrschulen das. Es gibt auch spezielle Fahrsicherheitstrainings, zB beim.ADAC. Da lernst Du auf Gefahrensituationen richtig zu reagieren, u.a.keine Angst vor einer Vollbremsung zu haben. Das würde ich an Deiner Stelle machen, es gibt Sicherheit und nimmt Dir die Angst. Solche Trainings gibt es für Anfänger und Fortgeschrittene, vielleicht brauchst Du mehrere Kurse.
Du musst Dich Deiner Angst stellen, es hilft ja nichts.

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Volles Verständnis für dich.

Manchmal bieten sogar Volkshochschulen Kurse an, bei denen genau deine Sorge, die Angst vorm Fahren Thema ist. Da arbeitet dann neben einem Fahrlehrer auch ein Psychologe mit.

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Würde da nicht zuerst eine Angsttherapie Sinn ergeben? Du hast ja nicht (nur) Angst vorm selber fahren, sondern auch als Beifahrer, wenn ich richtig verstanden habe? Danach ggf. Ein Fahrsicherheitstraining.

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Hi,
Panikattacken sind doch nochmal eine andere Nummer als „Respekt“ wegen Unsicherheit und Unerfahrenheit. Ich denke auch, dass eine Angsttherapie wahrscheinlich sinnvoll ist.

vlg tina

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Du bist leider fast ein bisschen spät dran, wenn du ab Dezember wieder fahren musst. Am Besten rufst du sofort in einer Fahrschule an und machst Termine mit denen aus.
Ob es dir hilft, wenn dein Mann mit dir zusammenfährt, weiß ich nicht. Mich würde das in der Situation wahrscheinlich weiter verunsichern. Zumal ein Fahrlehrer in der Not besser eingreifen kann.

Zusätzlich solltest du dir wegen den Panikattacken professionelle Hilfe holen.

Bearbeitet von J-R.
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Ich hatte ja geschrieben dass mein Schwiegervater mich erstmal fahren kann
Aber halt nicht auf dauer

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Hallo du Liebe,

also du hast mein vollstes Verständnis. Ich hab mich in einer ähnlichen Situation befunden.

Mein Mann hatte einen Unfall, ich war Beifahrerin. Der Unfall war weitaus weniger schlimm, niemand fremdes beteiligt aber hat mich gerade wegen der geringen Geschwindigkeit etc so schockiert (war auf einer Brücke, durchs Geländer durch), dass es mich nachhaltig geschädigt hat.

Es war echt n Krampf. Ich wollte nicht fahren, ich wollte aber auch nicht dass er fährt...hatte auch Panikattacken (ich war davor schon psychisch angeschlagen und zum Glück in Behandlung wegen was anderem).

Was mir geholfen hat war immer wieder üben üben üben. Rein ins Auto. Strecken langsam erweitern. Auf die Autobahn. Stück für Stück meinen Radius erweitern. Das ist Jahre her und ich hab echt lange gebraucht, bis das Gefühl weg war aber es geht weg.

Meine Mutter zb hat auch nochmal Fahrstunden genommen weil sie nach fast 40 Jahren wieder Auto fahren wollte. Das war richtig und wichtig.

Bis Dezember sehe ich allerdings für beide Möglichkeiten zu wenig Zeit. Unter Druck wird es vermutlich noch schlechter klappen, weshalb ich auf jeden Fall das Problem angehen würde aber so lange wie möglich mich noch fahren lassen würde.

Ich wünsche dir alles Gute ♥️

Bearbeitet von judydm
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Eine passende Beschreibung und Vorschlag von judydm

TE,
womöglich hilft es dir schon, dich über Angst zu belesen. Achtung es folgt eine sehr vereinfachte Darstellung: Der Hirnbereich für Angst ist evolutionär schon sehr alt, so alt wie die Reflexe Weglaufen, Angriff und Todstellen. Wir laufen weg wovor wir Angst haben. Wir haben Angst, vor Dingen, die wir als gefährlich erkennen. Als gefährlich erkennt das Hirn, wovor wir weglaufen. Merkst du? Je mehr du nicht Auto fährst, desto mehr verfestigt sich die Angst.

Wie man diesen Zirkel sinnvoll und dauerhaft durchbricht ist eine andere Frage.

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Ich habe den Führerschein auch erst vor 3 Jahren gemacht und habe mangels Übung immer noch Respekt vor dem Fahren. Momentan fahre ich so 1 Mal pro Monat um wenigstens ein bisschen Übung zu haben. Je mehr und regelmässiger du fährst, je besser sollte es werden.

Ich würde nochmals Fahrstunden nehmen. Und auch sonst auf einfachen Strecken ohne Kind üben gehen. Falls du aber auch sonst zu Panikattacken usw neigst, würde wahrscheinlich eine Therapie Sinn machen. Das hatte ich zB nie. "Nur" ein leicht mulmiges Gefühl und Aufgeregtheit.

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Ich kann das sehr gut verstehen, mein Leben lang habe ich schon sehr viel Respekt vor dem Fahren. Bin auch zweimal durch die praktische Prüfung gefallen. Als ich Mitte 20 war hatte ich als Mitfahrerin einen Unfall, ein Freund war auf der Autobahn in die Leitplanke gefahren als plötzlich jemand vor ihm auf die linke Spur zog, und er nicht mehr rechtzeitig abbremsen konnte. Wir haben uns einmal die voll befahrene, dreispurige Autobahn gedreht und sind mit sehr viel Glück auf dem Standstreifen gelandet ohne noch mit einem anderen Auto zu kollidieren. Alle blieben unverletzt, ich hatte aber einen ziemlichen Schock.

2020 habe ich dann selbst einen Unfall gebaut, ich hatte beim abbiegen auf eine Landstraße ein Fahrzeug übersehen das Vorfahrt hatte. Bis heute weiß ich nicht wie das passieren konnte. Die Dame ist mir ungebremst mit 70 seitlich in die Fahrerkabine gefahren, ich hatte noch meine kleine Tochter im Auto. Das Auto hatte einen Totalschaden, ich eine Wirbelsäulenprelling, einen Muskelfaserriss und die ganze linke Seite war blau, neben ein paar schürfwunden. Es ist alles ohne Folgen verheilt, meine Tochter blieb zum Glück unverletzt. Die Fahrerin des anderen Fahrzeugs hatte nur eine leichte Schnittwunde.

Seither kann ich komischerweise Landstraße noch fahren, aber auf der Autobahn bekomme ich Beklemmungen. Besonders vor LKWs, die dicht auffahren habe ich Angst. Ich muss ab und zu eine Strecke über die Autobahn fahren beruflich. Mit helfen Atemübungen, ich Puste langsam aus wenn ein LKW mir zu nahe kommt. Und man sollte keine Angst vor der Angst haben-das was man als Angst wahrnimmt sorgt nicht dafür das man unsicherer fährt, ganz im Gegenteil! Der Mensch kann Angstreaktionen aushalten, dafür sind wie gemacht. Unser Körper warnt uns vor einer Gefahr, und setzt Hormone frei die, die Aufmerksamkeit erhöhen. Das ist unangenehm, aber nicht gefährlich. Du kannst trotzdem noch sicher Auto fahren!

Und von Autofahrt zu Autofahrt nimmt die Angst etwas ab. Wichtig ist nicht in die Vermeidung zu verfallen, nur weil man Angst hat.

Mein Rat - such dir eine Route raus, schnapp dir den Schlüssel und fahre alleine diese Route einmal ab. Steigere die Distanz von Fahrt zu Fahrt, bis du deinen Arbeitsweg einmal abgefahren bist.

Es nützt alles nichts, man muss sich diesem unangenehmen Gefühl aussetzten. Das ist übrigens keine richtige Panikattacke, dass ist einfach eine ganz natürliche Angstreaktion. Wir haben nur alle verlernt wie sich Angst anfühlt, weil wir in so einer sicheren Welt leben.

Du schaffst das!

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Meine Mutter hatte das damals gemacht. Sie ist viele Jahre kein Auto mehr gefahren. Dann musste sie wieder und hat ein paar Fahrstunden genommen. Dann war sie wieder sicher und ist ganz normal gefahren. Autobahn, Stadtverkehr etc. Sie hat dann immer mehr Übung und Sicherheit bekommen.

Gibt es bei euch einen Verkehrsübungsolatz? Vielleicht kannst du dort mit Mann, Freundin, Eltern üben. Jemand geduldiges.

Meine Nachbarin hatte mal eine Panikattacke auf der Schnellstraße. Sie ist dann erst mal nur kurze Strecken und nur über die Dörfer gezuckelt. Sie war aber parallel wegen den Attacken in Behandlung. Sie wurde dann auch wieder sicherer und traut sich jetzt auch wieder auf die Schnellstraße.

Also Geduld, viel Üben und keinen Druck. Vielleicht noch ein ADAC Sicherheitstraining jetzt für den Winter. Sollte ich auch mal machen. Bei Eis und Schnee bin ich auch ängstlich.