Große Verunsicherung wegen Kindheit und Jugend und Umgang damit

Guten Abend an Alle ♥️

Ich heiße Laura und ich bin 33 Jahre alt. Ich habe mich entschieden, hier zu schreiben, weil ich eine große innere Traurigkeit und Verunsicherung spüre. Ich versuche, alles kurz und prägnant darzustellen, auch wenn es sehr viel ist. Vorab schon einmal vielen Dank für jede Antwort.

Bitte entschuldigt, dass der Text relativ lang ist. Es geht um einen sehr langen Zeitraum.

Ich hab eine Schwester , ein Jahr jünger, und meine Mutter hat einen zehn Jahre älteren Sohn aus einer vorherigen Ehe, bevor meine Eltern zusammen kamen. Meine Eltern hatten schon von Beginn an Streit und große Probleme, über die aber nie gesprochen wurde. Als ich elf Jahre alt war, ließen meine Eltern sich scheiden. Das hat insgesamt sieben Jahre gedauert, weil sie weit über 60 Gerichtsprozesse geführt haben. In der Erziehungsberatungsstelle, zu der sie gehen mussten, wurden wir als „die schlimmste Familie überhaupt „bezeichnet.Schluss endlich von meine Eltern als nicht behandlungsfähig eingestuft, sie haben sich immer nur gegenseitig beschuldigt, krank zu sein.

Ich hab sehr unter der Scheidung meiner Eltern gelitten. Meine Mutter hat meine Schwester und mich von unserem Vater und der gesamten Familie unseres Vaters entfremdet. Ich wusste schon damals nicht mehr, was ich selbst denke und fühle, weil ich ihrer Sicht übernehmen musste. Ich musste meinen Vater hassen, obwohl ich es selbst , wie ich heute weiß , gar nicht so empfunden habe. Ich war total verwirrt dadurch. Mit 15 Jahren bin ich da dann die Psychatrie gekommen und wurde als Schizophren diagnostiziert. Schizophrenie ist nicht wie manche meinen so eine Art Doktor Jekyll & Mister Hyde, sondern bedeutet, dass man den Bezug zur Realität verloren habe. Ich hab daraufhin insgesamt 18 Neuroleptika schlucken müssen. ständig wurden die Medikamente getauscht, ich bekam allerdings keine Psychotherapie und mir ging es immer schlechter. Durch die Psychopharmaka habe stark zugenommen und nur noch im Bett gelegen. Ich hatte auch massive körperliche Schmerzen durch diese Drogen. Meine Eltern haben Therapie immer abgelehnt. Überall die Jahre gingen die Streitereien weiter und unter den völligen Dämmerzustand der Psychopharmaka war es unsagbar grausam für mich. Ich hatte keine Kraft mehr im Körper und unsagbare Ängste. Meine Wohnung ist total verkommen gewesen, ich konnte nichts mehr aufräumen und hatte unglaubliche Schuldgefühle später, weil ich so verdreckt gelebt habe.

Auch hier frage ich mich immer noch, ob ich etwas hätte besser machen können.Wie ich heute weiß, haben die Ärzte Meine Eltern die Therapien ablehnen lassen, weil es für die Ärzte auch selbst einfacher war und sie sich nicht damit auseinandersetzen wollten. Als ich 28 war, erkannte ein Arzt meine Situation handelte, setzte sich für mich ein und setzte mir die Medikamente ab. Ich bekam dann auch endlich eine Traumatherapie und alles ging bergauf. Heute lebe ich schon seit fünf Jahren ohne Medikamente.Das ist bei der du Diagnose einer chronischen Schizophrenie gar nicht möglich.Ich herfuhr auch, dass ich im Grunde nie eine Schizophrenie, sondern immer eine posttraumatische Belastungsstörung hatte.

Ich muss dazu sagen, dass ich auch zwischen meinem elften und 15. Lebensjahr von meinem Halbbruder sexualisierte Gewalt erlebt habe und meine Mutter mich nicht davor geschützt hat. Mein halb Bruder war auch alkoholabhängig und sehr gewalttätig. Kontakt zu meinem Vater hatte ich erst wieder bekommen, als ich mit 15 in die Psychatrie kam. Leider hat er dann auch wie meine Mutter zuvor mein Vater, er auch meine Mutter schlecht geredet. Man konnte die beide Elternteile ohne Schuldgefühle Lieben.

Mit 24 sollte ich von der Klinik aus schwer behindert und verberentet(!) werden, angeblich sei ich ich chronisch lebenslang schizophren. Als ich dann später mit 28 erfuhr, dass das eine Fehl Diagnose war, da habe ich Kontakt zur Klinik auf. Diese versprach mir dann, mir die Fehldiagnose zu bescheinigen. Um es kurz zu halten, diese Bescheinigung kam natürlich nie, weil die Klinik keinen Schadensersatz leisten und keine Fehler eingestehen wollte. Ich hatte es in meinem Vertrauen total erschüttert, weil ich der Klinikdirektorin damals ihr Versprechen abgenommen hatte.


Durch diese Lüge ist mir auch wieder der Missbrauch und der enorme Vertrauensverlust in der Kindheit bewusst geworden. Ich hatte danach panische Angst noch mal in eine Psychatrie oder eine Behandlung zu gehen, was fast dazu gehört hätte, dass ich Suizid begangen hätte. Zum Glück hab ich dann in eine andere Klinik sehr gute Erfahrung machen dürfen.Ich „musste“ dann insgesamt durch Gott sei Dank eine pro Bono Anwältin, die mich unterstützt einen dreijährigen Prozess führen, damit die Fehldiagnose aufgeklärt und richtiggestellt wurde. Wie ihr euch vorstellen könnt, hat diese Diagnose auch mein Selbstbild enorm beschädigt, zudem war ich schwer behindert 50% und hatte massive weitere Probleme durch die völlig im Bett verbrachten Jahre.

Die Klinik hat mir immer die Behandlungsunterlagen geschrieben ,ich würde angeblich arbeiten und meine Eltern hätten Therapie gemacht, was aber alles nie gestimmt hat.
Mir ist wichtig, dazu zu erwähnen, dass ich nie ein Prozess führen wollte. Ich bin etliche Male gim guten auf die Klinik zugegangen und habe gebeten, die Dinge richtig zu stellen. Ich musste mich an vielen Stellen erklären und wusste nicht, wie ich diese vielen falsch Aussagen und Fragen, die auf mich zu kam, erklären sollte. Im Grunde war ich ja bis 28 schwerbehindert und völlig aus dem normalen Leben draußen, aber nicht, weil ich wirklich schizophren war, sondern wegen dieser schlimmen Fehl Behandlung. Und mir haben viele Ärzte bescheinigt, dass man mir viel früher hätte helfen müssen und können , wenn man mich aus meiner Familie raus genommen hätte, statt mich mit Medikamenten zu sedieren

Heute habe ich wieder Normalgewicht, bin aktiv und habe auch einen Vollzeitjob und sogar eine eigene Wohnung. Ich bin auch dankbar für die vielen Menschen, die mir jetzt helfen und für mich da sind. Leider haben sich mein Vater und meine Schwester völlig von mir abgewendet. Sie werfen mir vor, dass ich die Fehldiagnose der Klinik nicht einfach auf sich habe beruhen lassen. Heute läuft sogar ein Untersuchungsausschuss gegen die Klinik, weil sie vielen Patienten bewusst ähnliche Ähnliche Gewalt angetan hat wie mir. Ich bin nicht generell gegen die Psychatrie und gegen Medikamente, aber leider kann Psychatrie das Leben mehr zerstören als es schon vorher beschädigt war.

Und viele Psychopharmaka werden viel zu früh und viel zu hochdosiert verschrieben, ohne dass es eine notwendige Psychotherapie gibt Meine Schwester ,das muss man dazu wissen , wird von meinem Vater finanziell unterhalten, was wohl auch ein Grund ist, warum sie jetzt so scharf gegen mich „schießt. Dass ich traurig bin über die verlorene Jahre unter den Medikamenten, ich hab auch körperliche Folgeschäden davon, bezeichnet sie als Jammerei und wörtlich gequirlte Scheiße.

Ich spüre immer mehr, wie ich traurig darüber bin und obwohl ich rational es einordnen kann, tut es mir weh. Ich muss immer noch viel ausbalancieren und die posttraumatische Belastungsstörung ist sehr einschneidend. Ich merke, dass ich mich oft leer fühle, durcheinander und dass es mich alle Kraft kostet, zu arbeiten und mein Alltag aufrecht zu erhalten. Vor allem frage ich mich immer mehr, ob ich wirklich etwas falsch gemacht habe und ob ich mir Vorwürfe machen muss.

Sexualität und Nähe ist schwierig für mich, allerdings hab ich auch da schon große Fortschritte gemacht. Ich hab viele enge Freunde und insgesamt mit niemandem Streit, viele herzliche Beziehung und gute Unterstützung gefunden. Das ist für mich ein Riesengeschenk.


Wenn ich jetzt so oft in meinem Bett liege oder zu Hause bin, fühle ich eine unglaublich tiefe Traurigkeit. Diese Kindheit und Jugend die mir fehlt, die vorwürfe die ich bekomme, weil ich legitim die Fehl Diagnose aufklären lassen habe, dass meine Gefühle von meiner Schwester beim Vater so verlacht werden und ich wie eine Jammertante dargestellt werden, so dass ich es fast schon selbst glaube. Ich hab wirklich versucht, viel auf die Beine zu stellen. Hab mir eine Arbeit gesucht, was sehr schwer war mit der Vorgeschichte, hab auch viel innerlich ausbalanciert.

Ja, ich bin auch traurig, weil ich wohl keine eigene Familie mehr gründen kann, weil ich sehr spät aus der Fehlbehandlung rausgekommen bin. Da ist oft eine tiefe Traurigkeit in mir und trotzdem versuche ich jeden Tag zu schaffen und kann auch Freude empfinden. Im Grunde bin ich einfach sehr verunsichert und mir würde es sehr gut tun, mal zu lesen, was ihr denkt. Ich hab auch keinen Hass auf meine Schwester, es macht mich nur traurig, dass sie mich als gestört bezeichnet und mir so viele vorwürfe macht, vielleicht auch weil ich ein Tabu breche innerhalb der Familie und die Probleme anspreche.

Durch die Medikamente ist mir ein Schaden im Gehirn geblieben und auch meine posttraumatische Belastungsstörung hat sich manifestiert. Die Richtigstellung durch das Gericht war auch emotional sehr wichtig für mich, um mit dem erlebten umzugehen. Aus meiner Sicht habe ich nichts schlimmes getan, und ich finde das auch für andere Opfer wichtig, solche Fehlbehandlung zu benennen und aufzuklären, und dennoch tut mir die Ablehnung von meinem Vater und meiner Schwester unglaublich emotional weh. Besonders diese vielen Attacken dass ich gestört sei, andere nur mit meiner Traurigkeit manipuliere und meine Suizidversuche nur vor getäuscht sein, löst in mir große große Traurigkeit aus.

Manchmal kann ich kaum atmen vor Traurigkeit und weiß nicht mehr, wie ich diese viele Gefühle in mir aushalten soll. Es wird von Tag zu Tag irgendwie schwieriger. Traumatherapie mache ich nicht mehr, und weiß nicht, ob ich wieder etwas tun müsste. Ich bin insgesamt sehr verwirrt und verunsichert.



Schon mal vielen Dank fürs Lesen und eure Antworten. 😃

Gerne beantworte ich noch weitere Fragen, wenn etwas unklar ist .

Lieben Dank und herzliche Grüße

Laura

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Liebe Laura, erstmal möchte ich dir eine große Umarmung da lassen.Deine Geschichte berührt mich sehr und es tut mir leid, dass du von deiner Familie nicht ernst genommen wirst. Ich finde es super und sehr mutig, dass du für dich und deine Gerechtigkeit gekämpft hast, dass du das durchgezogen und nicht aufgegeben hast. Da ich nicht vom Fach bin will und kann ich dir natürlich keine Ratschläge in Sachen Therapien geben aber für mich klingt du sehr reflektiert, deshalb wäre es vielleicht sinnvoll eher einen guten Verhaltenstherapeuten zu suchen, der dir Methoden an die Hand geben kann mit deiner jetzigen Situation und deinen Gefühlen umzugehen, anstatt weiter die Vergangenheit aufzuarbeiten.

Mit 33 bist du, finde ich, nicht zu alt, um eine Familie zu gründen bzw. einen Partner zu finden. Die Frage ist natürlich, ob du dazu bereit bist. Setzte dich da nicht unter Druck. Ich sag immer es wird schon alles zum richtigen Zeitpunkt passieren :)

Bezüglich deiner Familie hört es sich für mich so an, als ob sich jeder ein Bild des anderen, seien es deine Eltern gegenseitig oder über dich oder deine Schwester über dich, gemacht haben, an dem sie festhalten, denn es wäre ja auch unbequem sich einen Fehler einzugestehen! Du wirst das leider nicht ändern können. Was du aber ändern kannst, ist deine Einstellung dazu. Auch da würde eine Verhaltenstherapie helfen.

Ich kann nur nochmal betonen, wie mutig und stark ich dich finde, du warst in deinem Leben am absoluten Tiefpunkt und hast dich da rausgekämpft und so viel geschafft. Du kannst wirklich stolz auf dich sein.

Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft. 🤗

Bearbeitet von Schroedi6
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Lieber Schroedi6,

deine Umarmung möchte ich gerne erwidern und ich danke dir dafür. Ja tatsächlich ist das auch immer mehr mein Eindruck, dass kein Fehler eingestanden werden kann. Ich sehe das im Grunde als Grundproblem in unserer Familie, dass die Probleme aufgestaut worden und jemand auch von außen eingegriffen hat, dass ich dann 28 war.

Ich wünsche mir zwar sehr ein Kind und ich bin traurig, dass ich im Grunde noch so sehr darum ringen, irgendwie einen Alltag aufrecht zu erhalten. Weil ich schon sehr stolz bin ,arbeiten zu können und mir auch eine eigene Wohnung organisiert zu haben. Und ich hab so viele liebe Freunde und Menschen um mich herum. Wenn ich ehrlich zu Mir bin, könnte ich im Moment kein Kind versorgen. Ich bin leider auch oft noch traurig und irgendwie gebremst. Kann dann auch schwer Gefühle ausdrücken und bin tendenziell vor allem schnell überlastet. Wenn ich dann für mich sein kann, geht es, aber einem Kind könnte ich nicht gerecht werden.

Meine Schwester schrieb mir wörtlich, „ich würde einen Dummen suchen, dem ich die Schuld dafür geben kann, dass ich nicht mit Mann und Kind in einem schönen Reihenhäuschen leben kann.“ Das geht so weit an
Meinen tatsächlichen Gefühlen vorbei, was ich an Traurigkeit empfinde.

Ich bin auch sehr empfindsam und wenn ich nur einmal mit jemandem ein leichtes Missverständnis oder Streit habe, kann ich schwer damit umgehen. Rational weiß ich, dass es ganz normal ist und streiten an sich auch nicht schlimmes, aber ich kann es emotional doch nicht ausreichend regulieren. Ich weiß auch, dass mein Gehirn durch die jahrelange Drogen völlig umstrukturiert wurde und ich Reize nicht mehr so verarbeiten wie gesunde Menschen. Ein guter Arzt sagt mir auch, dass Psychopharmaka bei Traumata meist völlig fehl am Platze sind, vor allem wenn es keine Psychotherapie dazu gibt. Dann richten sie zusätzlich enormen Schaden an, weil das Gehirn die Traumatisierungen nicht mehr bei wachen Bewusstsein verarbeiten kann.


Das fällt mir auch manchmal schwer einzugestehen, aber ich weiß aus meiner Geschichte dass es besser ist , man gibt Probleme zu und sucht Hilfe, als alles aufzustauen.

Ich konnte schon eine Traumatherapie machen, die mir sehr geholfen hat. ♥️ Nur seit mein Vater meine Schwester so gegen mich angehen, ist da wieder viel aufgeplatzt. Doch ich geb dir recht, ich kann entscheiden, wie ich damit umgehe. Ich hab ja keinen direkten Kontakt mehr und bekomme nur durch meine Mutter manchmal etwas mit. Doch das reicht schon, um sehr viel bei mir in Aufruhr zu bringen. Vor allem so ausgelacht und von den Gefühlen kleingemacht zu werden, bei dem großen Leid, das führt bei mir manchmal zu Selbstzerstörungs Gedanken. Dann wieder denke ich, es wäre total falsch und es ist eigentlich ihre Unfähigkeit, Fehler zugeben zu können, die gar nichts mit mir zu tun hat.

Ich brauche dafür noch Zeit und Unterstützung überlege, ob ich noch zusätzlich etwas tun könnte. Eine Therapie ist mir Moment auch zeitlich zur Arbeit nicht möglich. Bin mir allerdings auch unsicher , ob das wirklich nötig und das richtige wäre, weil ich hab schon lange Jahre Traumatherapie gemacht um überhaupt arbeiten zu können und mich einigermaßen heil und sicher zu fühlen.

Es hilft auf jeden Fall sehr, hier zu schreiben. Vielen Dank noch mal für deine nette Antwort

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Was ist denn nun Deine Frage?

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Ist bei dem Beitrag von Laura überhaupt eine Frage nötig? Ich denke er sagt sehr viel aus.


VG

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Vielleicht drückt das auch meine Unsicherheit aus. Möglicherweise gibt es Fragen, weil ich etwas nicht verständlich dargestellt habe. Meine Geschichte bezieht ja viele Jahre ein und das ist sehr komplex. Es können mir sehr gerne Fragen gestellt werden. Danke

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Tut mir unendlich Leid was dir passiert ist, ich wünsche dir ein schönes und erfülltes Leben. Dein verpasstes Glück im Leben sollst du dreifach zurückbekommen.
Leider kann ich nicht in Worten ausdrücken was ich denke und dir wünsche, aber ich bin mir sicher du bekommst noch einige liebe Kommentare die dich eine kurze Zelt lang verstanden und glücklich fühlen lassen. ❤️

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Lieben Dank, das hilft mir tatsächlich sehr. Ich kann gar nicht beschreiben, wie schlimm diese Unsicherheit ist. Vor allem ,weil es dann immer auch so eine Stimme gibt ,die mir sagt, das ist irrational - ganz unsinnig. Und trotzdem ist man vom Gefühl her so verwirrt und einsam. Ich wünsch dir auch alles Gute von Herzen 💕

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Na ja, dein Beitrag legt schon nahe, dass du noch nicht abgeschlossen hast mit dem Thema und eigentlich noch Betreuung bräuchtest, also so etwas wie Therapie, eine Kur, einen Coach, an den du dich wenden kannst. Das würde ich schon noch mal mit dem behandelnden Hausarzt besprechen und auch selbst nach Anlaufstellen suchen - online und offline - bei denen du mit Fachleuten einfach erst mal reden kannst.

Zusätzlich würde ich Notizen führen über Aktivitäten und Menschen, die dir gut tun.
Ganz kleine bis ganz große. Also so etwas wie "Sonnenaufgang betrachten", "Wochenendausflug machen", "mit Freunden essen gehen". "Sport treiben" usw. Und von dieser Liste würde ich versuchen, möglichst oft eine kleine Aktivität in den Alltag einzubauen und hin und wieder auch eine größere.
Mich bewusst mit Menschen umgeben, die mir gut tun. Wenn du keine in der Umgebung haben solltest, würde ich überlegen, ob du irgendeine Art Kurs - Sport, VHS, Hobbygruppe in der Gegend - besuchst, bei dem du immer wieder Kontakt mit den gleichen Menschen hast, damit du erst mal positive Erlebnisse mit Menschen hast und wieder Auftrieb bekommst.

Bedenke bitte bei deiner Schwester, dass sie das Ganze aus ihrer Warte erlebt hat, ebenfalls als Teenager und natürlich dann sehr beeinflussbar von deinem Vater war. Es fällt dann schwer, gerade bei Eltern, die bewusst Kinder in eine Richtung beeinflussen, eigene Gedanken zu entwickeln. Ich würde das der Schwester erst mal nicht vorwerfen. Es ist sehr schwierig, ein neues Bild von einem Menschen zu bekommen, von dem man ein feststehendes Bild hat, und das auch noch geprägt von einem Menschen, dem man vertrauen MUSSTE als Vater.

An deiner Stelle würde ich parallel zu der Suche nach Fachleuten auch fortwährend nach kleinen Hilfen im Alltag suchen. Selbsthilfebücher, Videos über Routinen, Motivation, Begeisterung, Hobbys.
Insbesondere würde ich an deiner Stelle mir das Schlafzimmer sehr, sehr schön gestalten, kuschelig, ganz anders als dein Jugendzimmer und mir auch eine Abendroutien überlegen mit etwas, das dich aufbaut. Sei es bestimmte Musik, Entspannungsvideos, seichte Dokus (Naturdokus etc.).
In meiner Familie gab es ein paar Todesfälle, die uns sehr beeinflusst haben und danach konnten zwei Familienmitglieder längere Zeit nur mit Licht und Youtubevideos an einschlafen. Für mich wäre das nichts gewesen, aber es dauerte in beiden Fällen ca. 2 Jahre.

Vielleicht könnte so etwas helfen, eine andere Grundstimmung beim Einschlafen zu haben und eventuell auch das Träumen beeinflussen. Ich persönlich würde dann aber das Tablet so einstellen, dass es nach einiger Zeit ausgeht und nicht die ganze Nacht parallel Geräusche laufen.
Ich würde da auch mal Hypnosevideos anschauen und Videos mit Naturgeräuschen (Regen, Wasserplätschern, Blätterrauschen etc.). Das kann auch sehr entspannen.

Ich persönlich finde sehr viel Entspannung in der Natur und einfach beim Rumlaufen draußen. Strand, See, Wald, Feldwege. Ja, vielleicht nicht jetzt direkt, aber mehr so ab März. Einfach morgens oder abends, je nach Möglichkeit, mal eine halbe Stunde raus gehen, auch mal Fotos machen von der Landschaft und seien es nur die Felder vor der Tür. Es gibt in den Fotoportalen (Flickr, 500px, Instagram etc.) oft Gruppen bzw. Fotos von der eigenen Gegend, von Landschaften und Natur vor der Haustür, die man als Anregung nehmen kann. Vielleicht findest du da ja etwas in deiner unmittelbaren Gegend als Anlaufstelle. Bei mir führt das immer dazu, dass der Kopf komplett frei wird.

Eine Alternative für eine Familie wäre übrigens eine WG. Die ist zwar in deinem Alter etwas schwieriger zu finden - es gibt viele für Menschen von 20 bis 30 und dann wieder für Senioren und dann welche für Mütter - aber manchmal hat man ja doch Glück. Nicht so eine Studenten-WG, in der jeder ein Zimmerchen hat, sondern bspw. sich eine mittelgroße Wohnung mit einer anderen Person zu teilen oder eine große Wohnung mit zwei anderen. Wo dann jeder zwei Zimmer hätte und es einen Gemeinschaftsraum gäbe und man hin und wieder etwas gemeinsam macht, zumindest aber beim Heimkommen jemanden zum Quatschen hätte.
Da gibt es übrigens auch Wohnprojekte für psychisch Kranke. Das hört sich erst mal krass an und der erste Gedanke ist "ich will nicht mit lauter Verrückten zusammen wohnen", aber wenn man Menschen mit ähnlicher Vorgeschichte finden sollte, könnte das ja tatsächlich helfen.

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Guten Morgen und vielen Dank für deinen Beitrag. Ja du hast recht ich merke auch dass es mir noch sehr wehtut und ich merke es auch durch körperliche Schmerzen. Nur im Vergleich zu früher komme ich insgesamt viel besser klar. Tatsächlich glaube ich, dass meine Schwester es für eines finanziellen Interessen tut. Du hast recht, ich kann nicht in sie reinschauen. Ich kann nur sehen , dass sie durchaus auch in anderen Zusammenhängen in der Lage ist Recht von Unrecht zu unterscheiden und dass sie selbst jemand ist, der sehr empfindlich ist, wenn jemand etwas Unrechtes antut. Nur bei mir soll darüber geschieden werden. Mein Vater ist Professor und er unterstützt sie finanziell enorm, ermöglicht ihr sehr viel.


Was mich besonders traurig macht, ist die Art und Weise, wie sie schreibt. Diese Brutalität und dieses abwertende, dass sie so enorm schlecht über mich spricht, als hätte ich richtig schlimme Dinge verbrochen. Und dieses so lächerlich und verächtlich machen, das tut sehr sehr weh.


Auch wieder Dinge, wie Eigentumswohnung, wirklicher Luxus, den sie selbst nie finanzieren könnte. Ich kann dir das von Herzen, ich hab nur das Gefühl, dass sie sich tatsächlich dafür verkauft.Meine Schwester stottert sehr stark und ist das Problem leider nie angegangen. Bei uns wurde schon immer viel mit Geld sozusagen zugekleistert - das war immer eine Fassade, wir hatten aber keine Basis. Wir waren im Grunde sehr arm, was Gefühle betrifft. Das mit dem Notieren von schönen Dingen ist eine sehr gute Idee. Ich Versuch mir auch jeden Tag bewusst zu machen, wenn etwas schönes passiert oder etwas gut gelungen ist. In einer VIG möchte ich nicht wohnen. Ich kenne Psychischkranke Menschen und habe engen Kontakt zu einem Freund, der in einer solchen Einrichtung lebt. Erst mal ist es sehr schwer, dort einen Platz zu bekommen, die haben sehr lange warten lassen. Das hat aber nichts für mich damit zu tun, dass ich nicht mit „Verrückten „ leben wollte. Ich hab viel gelernt auch durch meine eigene Geschichte zu hinterfragen und zu verstehen. Es gibt enge Freundschaften zu Psychischkranke Menschen, die ich habe. Ich bin in meiner eigenen Wohnung sehr glücklich und ich komme dort auch zurecht. Das möchte ich nicht wieder aufgeben, weil das war ein Meilenstein für mich.

Liebe
Grüße

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„Bei mir soll geschwiegen werden „, sollte das heißen, Entschuldigung

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Laura. Ich habe dich gelesen und bewundere dich, dass du trotz allem überlebt hast.

Ich selbst bin auch mit einer komplexen PTBS diagnostiziert, aber 15 Jahre bei meiner ambulanten Therapeutin haben mir ohne Übertreibung ein neues Leben geschenkt. Ich wünsche dir, dass du irgendwann auch endlich leben kannst!!!

Könntest du dir vorstellen, den Kontakt zu Vater und Schwester erst mal abzubrechen? Die sind echt momentan nicht gut für dich. Darf ich fragen, warum deine Schwester von deinem Vater unterhalten wird, ist sie zu jung oder krank oder einfach nur faul?

Alles Gute!!!

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Guten Morgen, liebe Isabelle,

Ich danke dir sehr für deine Antwort. es hat mir sehr gut getan zu lesen und ich bin immer sehr froh, wenn ich auch mit Menschen schreiben kann, die wissen, was es bedeutet eine PTBS zu haben. Meine Schwester ist nicht faul, allerdings ist sie sehr materiell orientiert. Das finde ich auch erst mal nicht schlimm. Ich bin da ganz anders, aber das ist von Mensch zu Mensch verschieden. Weil ich Jahre lang durch die Psychopharmaka nicht leben konnte, schätze ich auch so Dinge wie Denken, fühlen Gespräche führen in der Natur sein, also Dinge, die man nicht mit Geld kaufen kann, noch einmal ganz anders. Meine Schwester ist nicht in der Lage, wirklich beruflich so viel Geld zu verdienen, wie sie haben möchte. Sie Stadt hat sehr stark und ist deswegen beruflich sehr eingeschränkt. Gewisse Arbeiten wie zum Beispiel im Supermarkt möchte sie auch nicht annehmen. Sie versucht im Grunde wie es in meiner Familie Standard ist, nicht die Probleme anzugehen, sondern dann eben mit Geld die Dinge ruhig zu halten sozusagen. Mein Vater hat ihr jetzt eine Eigentumswohnung gekauft und gibt ihr zusätzlich etwa 2000 € finanziell im Monat dazu. Meine Vermutung ist ganz objektiv schon, dass das auch beeinflusst, wie sie zu ihm steht. Manchmal habe ich auch das Gefühl, je mehr sie schlecht über Mich spricht, desto
mehr Geld bekommen sie.

Um das vielleicht noch etwas konkreter zu machen ich hab sehr unter dem Psychopharmaka gelitten ich bin sehr traurig und meine Kindheit und Jugend, die ich nicht leben durfte. Gleichzeitig versuche ich aber immer aus der Traurigkeit auch was zu machen. Vielleicht sehen manche das anders, ich hab immer das Gefühl, dass ich viel aus meiner Lage gemacht habe und nicht im Selbstmitleid versunken bin. Meine Schwester schreibt aber genauso: wörtlich:“ Laura will alle manipulieren und immer bemitleidet werden Laura ist ja so arm dran und die anderen sind immer schuld daran ,dass sie so viele Dinge nicht hatte und jetzt kein schönes Reihenhäuschen mit einem tollen Mann und Kind. Was für eine gequirlte Scheiße, wie widerlich!“ es ist so schade, dass sie nicht einfach die Dinge gut sein lassen kann und immer im Selbstmitleid badet und sich bemitleiden lassen will.“

Was mich daran so verwirrt , ist, dass ich gar nicht empfinde, dass ich das so mache. Und tatsächlich höre ich das auch von niemand anderen. Ich hab mehr den Eindruck und ich lass mich gerne auf Austausch ein, den suche ich hier ja auch, ♥️ dass ich so beschämt werden soll, dass ich dann einfach schweige. Dass ich mich quasi gar nicht mehr traue, meine Gefühle anzusprechen, obwohl sie berechtigt sind. Weil ich damit in der Familie was aufwühle , was nicht aufgewühlt werden soll. Geld ist bei meinem Vater Auch ein Druckmittel. Wenn man sich nicht so verhält, wie er es fordert, gibt es kein Geld mehr.

Was ganz wichtig ist , zu verstehen ich spreche ein Tabu mit dem sprechen. Wir hätten uns vielleicht in der Familie ersparen können, wenn meine Eltern die Dinge rechtzeitig geklärt hatten. Bei uns hat dieses immer die Schuld auf den anderen schieben dazu geführt, dass die Probleme nur noch größer wurden. Und die Institute wie die Klinik und die Beratungsstellen haben dann leider nicht korrigierend eingegriffen, sondern auch noch weiter zugeschaut und dann halt eben ihren eigenen Vorteil gesucht.

Ich weiß zum Glück, dass es nicht immer so sein muss und ich hab dann später in der Psychatrie und auch in der Therapiebehandlung auch sehr gute Erfahrungen gemacht. Die haben mich wirklich gerettet, deswegen freue ich mich, dass dir auch ein neues Leben geschenkt wurde.Das kann ich sehr gut nachempfinden. Im Moment spüre ich dass mein Gehirn sehr überlastet ist, dass mir diese Attacken sehr weh tun. Den Kontakt habe ich schon abgebrochen, aber ich bekomme immer mal wieder etwas mit, auch wenn ich das nicht möchte. Das passiert durch meine Mutter oder auch durch Menschen die wir beide kennen, meine Schwester und ich, es ist selten aber es reicht im Moment, mich sehr durcheinander zu bringen.

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Meine Schwester stottert sehr stark,….

Entschuldige bitte den Rechtschreibfehler.

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Hm, kann es sein, das du noch gar nicht realisiert hast, was du wirklich auf die Beine gestellt hast? Was du mittlerweile selber erreicht hast? Wie straight du deinen wiklich steinigen Weg jetzt gehen kannst? Du gibst nicht klein bei und führst einen Prozeß gegen eine Klinik....das alleine braucht extrem viel Kraft und Mut.

Es ist so verdammt viel schief gelaufen in deiner Kindheit und Jugend, das hat deutliche Spuren hinterlassen. Und ja, leider kann man nichts davon Ungeschehen machen. Zumal du ja gar keine Verantwortung für das Geschehene trägst. Und ich glaube, das ist der nächste arbeitsintensive Punkt auf deiner Liste.....zu erkennen und zu akzeptieren, das du keine Verantwortung für deine Kindheit und Jugend trägst.

Du bist so verdammt weit gekommen und mit der richtigen Unterstützung wirst du auch noch weiter kommen.....du kannst so stolz auf dich sein.

Du hast so viel verloren, aber auch verdammt viel wiedergefunden. Mach weiter, Schritt für Schritt.

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Danke dir. Ja, ich bin programmiert, mich schuldig zu fühlen und deswegen fällt das auch auf so fruchtbaren Boden bei mir diese Angriffe. Ich werde deine Worte beherzigen, nun muss ich zurück an den Schreibtisch;)

DANKE

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Das klingt wirklich traurig und gleichzeitig trotzdem bewundernswert was du alles geschafft hast.

Was ich nun rausgelesene habe: du würdest dir die Anerkennung deiner Familie wünschen. Unterstützung, vielleicht auch stolz, dass du es geschafft hast und stattdessen werden deine Gefühle abgetan.

Ich vermute, dass deine Familie dir das nicht geben KANN! Sie haben wohl selbst (ungelöste) psychische Probleme und müssten sehr viel reflektieren und eingestehen und „eigene Schuld“ anerkennen, um dir zustimmen zu können. Und davor scheuen sie ganz sicher.

Versuche dich zu lösen. Deine Familie soll denken, was sie will, du kennst „deine Wahrheit“ und ein Gericht gab dir sogar auch recht (und du weißt - Recht haben und Recht bekommen sind auch 2 Paar Schuhe). Du hast scheinbar Freunde, die dich stützen können, vertraue auf sie. Deine Familie schaffte dies noch nie, ich vermute auch, das wird Nix mehr.

Verdient hast du natürlich was anderes. Aber leider wirst du es nicht bekommen. Und ich denke, das wirst du in deiner Therapie auch aufarbeiten.

Aber vielleicht hilft es dir ja schon, innerlich los zu lassen und den Kampf aufzugeben, darauf zu warten, dass deine Familie Erkenntnis erlangt und einsichtig wird. Das kostet ja auch Kraft… spare sie dir lieber!

Ich wünsche dir alles Gute!

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Was du erlebt hast, macht mich sehr traurig und betroffen.

Ich lese aus deinem Text zwei Fragen heraus.

Erstens, ob du der Fehler bist. Ich glaube, die Antwort ist ganz klar und vom Verstand weißt du es auch selbst. Nein, natürlich nicht. Deine Eltern haben sich total daneben benommen, dich fertig gemacht, in ihren Rosenkrieg rein gezogen. Sie könnten nur noch sich und ihre Befindlichkeiten sehen und haben dich ( und ich vermute auch deine Schwester, denn ihr geht es ja auch nicht gut), dafür geopfert. Und dann hattest du auch noch Pech und bist an Ärzte geraten, die die nicht geholfen haben, sondern deine Lage verschlimmert. Und vermutlich war es deinen Eltern unbewusst Recht, zumindest besser, als sich kritisch mit ihrer eigenen Rolle auseinander setzen zu müssen.

Deine Krankengeschichte aufzuarbeiten, ist dein gutes Recht und sowieso nur deine Entscheidung. Ich könnte auch verstehen, wenn jemand diesen Weg nicht gehen will, aber auch das ist eine individuelle Entschuldigung. Es ist dein Leben, deine Energie, aber auch deine Genugtuung und Gerechtigkeit. Deine Schwester darf natürlich mal nett ihre Meinung dazu sagen, aber du entscheidest und verantwortest das. Angriffe sind da völlig fehl am Platz. Vermutlich hat sie auch ihre Geschichte, Verletzungen, Traumatisierungen und deshalb kann sie es Grade nicht anders. Aber das ist nicht deine Verantwortung.
Also, ganz klar, der Fehler liegt nicht bei dir. Das darfst du dir immer wieder sagen, bis du es richtig glauben kannst.

Die andere Frage, die ich raus zu lesen glaube, ist vielleicht sowas wie "Leiste ich genug?" (Wenn ich das falsch interpretiere, ignorier es einfach oder weise mich gern drauf hin). Ich lese in deinem Text viele Rechtfertigungen , warum Vollzeit für dich kräftezehrend ist, warum du vieles noch nicht vollständig verarbeitet hast, warum du jetzt zu wenig Energie für ein Kind hättest. Und ja, das ist doch selbstverständlich. Guck Mal, du bist jetzt seit 5 Jahren dabei, ein wenigstens 17-jähriges Trauma aus psychischer, physischer und sexualisierter Gewalt aufzuarbeiten. Und du hast schon soo unglaublich viel geschafft. Ich würde es z.B. auch verstehen, wenn du nur Kraft für deinen Alltag und vielleicht einen mini-Job oder ein Ehrenamt hättest. Oder doch lieber ins betreute Wohnen gezogen wärst.

Du kannst so stolz darauf sein, was du geschafft hast. Du hast, so unfair das auch ist, einfach echt miese Startbedingungen. Wie du es ja selbst schreibst, die fehlen erstmal viele Schritte, die man normal zwischen 11 und 28 macht. Vermutlich banal angefangen, dass dir einiges an Schul-, Aus-, oder universitärer Bildung fehlt, oder du es mühevoll nachholen musst. Soziale Kompetenzen mit Freunden, eine gesunde Loslösung von einem haltgebenden Elternhaus, erste Liebe als Positivbeispiel für Sexualität... Das ist richtig fies, weil du einfach nichts dafür kannst, aber jetzt trotzdem damit umgehen musst. Und das machst du so erstaunlich gut.

Gib dir Zeit, gönn dir Pausen. Stell dir vor, jemand war viele Wochen mit Lungenentzündung in Krankenhaus, da erwartet doch auch keiner, dass er am nächsten Tag nen Marathon läuft. Und genauso darfst du dir Zeit nehmen, zu genesen. Vielleicht ist sogar irgendwann noch ein Kind drinnen, vielleicht auch nicht. Aber dein Leben kann trotzdem total sinnvoll sein. Du könntest dich engagieren, für jemanden eine gute Freundin sein, Patentante werden, verwaiste Hunde aufnehmen... Es gibt so viel, was ein Leben sinnvoll macht.

Ich wünsche dir alles Gute und dass du deinen Weg weiter so mutig gehen kannst!

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Trampolin, lieben Dank. Ja, ich bin sicher mittlerweile ungeduldig und manchmal möchte ich es einfach "geschafft" haben. Ich weiß, es geht um viele viele Jahre - dein Beispiel mit der Lungenentzündung ist sehr treffend - und rational weiß ich, es braucht Zeit.

Und gleichzeitig wünsche ich mir endlich "eine solide Linie." Diese "Einbrüche" kommen so oft und ich ringe jeden Tag mehrmals, ohne mal 1 -2 wirklich ruhige, geordnete Tage hintereinander zu haben. Ich bin sehr leicht irritiert, ängstlich.

Ich versuche, geduldiger zu sein, du hast mir das auch noch einmal vor Augen geführt.

Danke dir.

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Ich möchte erst einmal allen ganz herzlich danken und die sich Zeit genommen haben, zu antworten.

Es fällt mir schwer Moment, meine Gedanken zu sortieren. Ich fühle mich in mir selbst wie eingesperrt, unglaublich traurig. Die Welt kommt mir so groß da draußen vor, aber das ist wohl eine Reflektionen meines inneren. Manchmal denke ich, vielleicht bin ich jetzt einfach auch an einer entscheidenden Stelle und manchmal wenn das Chaos besonders groß ist, sortiert sich alles nur neu, auch wenn es einem ganz bedrohlich vorkommt. Mir ist wichtig, dass ich nicht auf meine Schwester herab schauen möchte. Ich bin kein Mensch der glücklich wird, wenn er andere abwertet oder gehässig wird. Meine Schwester will sowieso keinen Kontakt mehr zu mir.

Das kann ich auch akzeptieren, nur ihr Hass und ihre Ablehnung tun mir sehr weh. Doch wie er schreibt, das ist ihre Baustelle. Ich glaube nur das rührt viel auf mir aus, als meine Eltern uns als Kind immer Schuldgefühle gemacht haben wenn wir uns aus ihrer Sicht nicht richtig verhalten haben. Sicher kommt vor allem auch deshalb so viel Traurigkeit hoch.

Weil ich ja offen sein möchte, möchte ich noch etwas ansprechen was hier glaube ich zu kurz gekommen ist. Was meine Schwester mir vor wirft ist, dass ich viele Dinge erzählt habe, die nicht stimmen. Bevor ich die Fehldiagnose korrigiert hab hab ich aus Angst oft gelogen. Ich wusste nicht, wie ich diese Jahre erklären soll, ich hatte gemerkt, wie man bei Schizophrenie abgelehnt wird, welche Vorteile die Leute haben und ich konnte nicht erklären wie’s bei mir zu dieser Fehl Diagnose kam und warum niemand eingegriffen hatte. Viele Leute können bis heute kaum glauben dass mir 15 Jahre die Ärzte nicht richtig geholfen haben. Das ist auch für mich irgendwie nicht ganz fassbar, vor allem weil es so offensichtlich bei uns war. Dennoch, wenn ich hier im Forum lese, sehe ich, wie oft es zu solchen eigentlich unglaublichen Geschichten kommt. Gleichzeitig verstehe ich auch schwer, warum meine Schwester mir Lügen vor wirft, sich an den Lügen der Ärzte und an dem was sie mir im Nachhinein noch angetan haben, überhaupt nicht gestört hat. Es wird wohl so sein, dass sie eigene Interessen verfolgt und deswegen bei mir ganz anders wertet, als sie das im Hinblick auf die Ärzte tut. Ich weiß nicht richtig , wie es weitergeht für mich. Manchmal denke ich, ich Brech bald zusammen dann denke ich ich bin auf einem intensiven Weg und nach dem ganzen Chaos werde ich mich umso stabiler fühlen.

„Wenn du das Gefühl hast, alles bricht zusammen, bleib ganz ruhig, es sortiert sich nur neu“ an dieses Zitat habe ich oft gedacht.Was mich auch sehr quält, sind Schmerzen in den Muskeln ich merke , dass das aufgestaute Gefühle sind.

Sport Musik, und auch Wärme . Ich versuche, gut führ mich zu sagen. Euch allen möchte ich vielen Dank sagen für die Antworten und die vielen guten Impulse. 🙏🏾 Gerade die Hilflosigkeit hab ich in der Kindheit so schlimm empfunden und das ist auch was ich meinen Eltern so vor werfe, nicht, dass sie Probleme haben aber dass sie eine in dieser grausamen Schleife gehalten haben, aus der man nicht raus kam. Es war ein Dauerzustand von Angst und Panik. Wenn ich wegen den Drogen damals Angst bekam oder Schmerzen hatte, durfte ich es meiner Mutter nicht sagen, sie ist immer ausgerastet. Diese Ungerechtigkeit und diese Not verfolgt mich noch sehr.

Ich kann sehr gut damit umgehen , wenn jemand traurig ist, was mich nur wütend macht und wirklich sehr ungute Gefühle mehr hervorbringen, wenn ich merke jemand dreht seine Probleme im Kreis aber ist nicht bereit etwas zu tun oder negiert, dass er etwas tun kann. Da fühle ich mich sofort wie in der Pfanne als Kind. Ich weiß, dass ich verantwortlich bin für den Umgang damit. Leider bin ich oft auch gereizt und schnell irritiert, was ich normalerweise vom Wesen her gar nicht wann. Das zeigt mir, dass ich sehr im Traumamodus lieber, ich hab viel dazu gelesen und auch durch die Therapie gelernt. Ich versuche, mein Nervensystem zu beruhigen und mir Zeit zu geben.

Und ich habe noch ein Gespräch bei einem Seelsorger vereinbart.

Vielen Dank euch ♥️

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Hey Laura,

ich werde immer wütend, wenn ich solche Berichte lese. Wütend auf die Menschen, die so lange weggeguckt haben und dir nicht halfen.

Die Reaktionen deiner Schwester und des Vaters schlagen dem Fass den Boden aus. Ekelhaft!
Ich weiß nicht, warum sie so reagieren. Wenn ich darüber nachdenken, dann ist mein erster Gedanke, dass sie auch Teil dieses gestörten Systems sind und deshalb gestört sind. Oder dass sie ihr schlechtes Gewissen wegschieben, indem sie dir die Schuld an irgendwas geben, um sich mit ihrem Anteil nicht zu beschäftigen. Wobei deine Schwester auch ein Kind war. Aber vielleicht ist diese Art deiner Schwester einfach ihr einfacher Weg, sich ihren Erlebnissen nicht zu stellen. Auch sie hatte diesen älteren Bruder.

Dann dachte ich noch, dass deine Art, mit der Vergangenheit umzugehen und sie zu verarbeiten, bewundernswert ist. Du kämpfst dich daraus, machst Therapien und arbeitest dich in dein Leben zurück. Das ist ein hartes Stück Arbeit. Ich musste auch daran denken, dass es durchaus Frauen gibt, die nach einer solchen Geschichte schnell im Reihenhäuschen landen und mit 1 bis 3 Kindern die innere Leere füllen wollen, da sie nie eine liebevolle Familie hatten. Irgendwann nach ein paar Jährchen kommt dann die Erkenntnis, dass sie an denselben Typ Mann geraten sind, der ihnen in der Vergangenheit schon das Leben zur Hölle machte.
Daher finde ich es umso besser, dass du nicht denselben Weg gehst und deine Vergangenheit erstmal aufarbeitest. Vielleicht könntest du in deiner Therapie den Schwerpunkt auf "Struktur" legen, um irgendwann mal dein Leben mit einer eigenen Familie zu haben.

Liebe Grüße
Schoko

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Danke vielmals Schoko. Die Wut empfinde ich heute auch, kann ich erst, seit ich weiß, dass ich es darf. Ich bin auch ehrenamtlich am Wochenende als Nachhilfelehrerin aktiv, weil ich "etwas zurückgeben" möchte und dadurch auch Kinder kennenlerne, was mir hilft, mich selbst als Kind besser zu verstehen.

Ich bin total bei dir: Es ist für mich manchmal auch der Druck dagewesen, mich schnell in ein "normales gradliniges Leben" reinzuzwingen. Aber recht bald konnte und wollte ich nicht mehr verdrängen, was mit mir los war.

Woran ich auch denken musste bei deiner Nachricht: Dass ich tatsächlich im Umfeld nur gute und gesunde Beziehungen habe. Allerdings muss ich zugeben, dass ich mich richtig negativ begann, zu verändern, als ich "stillhielt", als mein Vater mir Druck machte, "zu vergessen."

Ich spürte Impulse, gehässig zu werden, war wütend, traurig, gereizt - ich spürte und das ist wohl der gesunde Teil in mir, dass mir Unrecht geschehen ist und dass ich mich selbst verleugne und entrechten lasse.

Da habe ich mich entschieden, so darf ich nicht weitermachen und vor allem, es nicht auch an den Menschen um mich herum auslassen.

"Struktur" - genau das fehlt mir gerade ganz besonders. Ich habe schon viel geschafft, aber gerade habe ich das Gefühl, dass ich mich verliere, "schwimme"

Deshalb habe ich jetzt in meiner Pause einen ehemaligen Seelsorger erneut kontaktiert. Er möchte mit mir sprechen, dann sehe ich vielleicht schon klarer.

Danke dir Schoko