Ich halte die Meinungen anderer nicht mehr aus

Hallo, ich habe ein ziemliches Problem.
Und zwar, halte ich die Meinungen meiner Mitmenschen einfach nicht mehr aus. Ich habe anscheinend komplett verlernt (oder nie gelernt?) wie man damit umgeht, wenn andere ihren Senf dazugeben. Ich fühle mich ständig bevormundet, übergangen und klein. So als würden andere mir ihre Meinung überstülpen wollen. Ich bin bei diesem Thema schon so dünnhäutig geworden (weil es mich einfach nervt), dass Kleinigkeiten genügen und ich innerlich ausrasten könnte.

Beispiel:
Ich begeistere mich für etwas / freue mich über etwas und weiß dabei 100 % was ich will - und erwähne es bei meinem Gegenüber. (Meistens nur dann, wenn jemand FRAGT. Mittlerweile erzähle ich freiwillig nix mehr von mir selbst aus). Der Gesprächspartner kontert sehr oft bzw. meistens gleich mal mit dem Beginn „ABER….“ .. wie z.B. „Aber ist es wirklich das, was du willst?“ usw.
Ich habe das Gefühl, dass sich kaum jemand für mich freuen kann, immer kritisiert und dieses scheiss ABER kann ich nicht mehr hören. Leider verunsichert es mich dann auch.
Reagieren eure Mitmenschen auch immer so? Wie geht ihr damit um?

Wie kann ich damit umgehen?
Ich tu mir extrem schwer, dann noch meine eigene Meinung zu vertreten. :-( am schlimmsten ist das bei meiner Familie. Ich habe das Gefühl, ich möchte es da gewissen Menschen recht machen, sonst fühle ICH mich schlecht. Ich habe das Gefühl, sie zu enttäuschen, wenn ich das mache was ICH will, sie aber skeptisch drauf reagieren.

Ich weiß nicht mehr, was ich diesbezüglich machen soll und es belastet mich sehr.

Eine Therapie möchte ich auf alle Fälle machen, bzw weiter machen, 1x war ich bereits dort, allerdings wegen einem etwas anderen Thema.

Habt ihr trotzdem ein paar Tipps, wie es einem mehr egal wird, was andere denken oder von einem erwarten? Wie schafft man das? Meinungen gewisser nahestehender Menschen bedeuten mir eben viel. 🤷🏻‍♀️

Diese Menschen schaffen es leider sehr oft, dass meine ursprüngliche Freude über etwas dann komplett getrübt ist.

Anderes Beispiel:
Ich bin derzeit auf Arbeitssuche und möchte auch so bald wie möglich wieder arbeiten. Ich suche seit Monaten und nur daheim sitzen erfüllt mich einfach nicht, ich gehe gerne arbeiten.
Meine Mutter sagt zu dem Thema einfach „Du hast eh keinen Stress, lass dir Zeit.“

Und noch sehr viele andere Themen..

Vielleicht WILL ich nicht noch ein halbes Jahr daheim sein!?! Wie kommt sie auf die Idee zu wissen, ob ich damit Stress habe oder nicht?
So etwas regt mich einfach auf. Dass Leute immer glauben zu wissen, was das beste für mich ist.
Sie ist generell der Meinung, je weniger man zu tun hat, umso besser. 🙈 ich dagegen liebe es, viel zu tun zu haben. Ich habe Jobs schon gekündigt, weil zu wenig zu tun war. Etwas, das ich ihr z.B. nie detailliert erzählen könnte. Weil wie gesagt, man wäre ja dumm, wenn man kündigt, und man ein bequemes Leben hätte.
🙈 und das was sie sagt ist auch gleichzeitig Gesetz.

Bearbeitet von Inaktiv
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Hallo Paula,

Aus deinem ganzen Beitrag spricht mich deine große innere Unruhe und Unsicherheit an, für mich fühlt sich das an, wie ein kleines schwankes Boot in einem stürmischen See, das langsam voll Wasser läuft. Dazu passt mir deine Sprunghaftigkeit im Beruf mit deinen Jobwechseln wegen deinem Gefühl der Unterforderung.

Du schreibst, du machst dich abhängig von der Meinung anderer Menschen, hier insbesondere auch von deiner Mutter. Gleichzeitig merkst du aber, die Meinung der anderen Menschen tut dir oft nicht genug, sie nimmt dir nicht selten deine ursprüngliche, letzte Freude.

Ich höre bei dir eine tiefe Verunsicherung, ein beschädigtes Selbstwertgefühl, eine generelle Unerfülltheit heraus. Was könnte sich dahinter verbergen, eine existentielle Leere vielleicht?
Was gibt deinem Leben einen Sinn hast du innere Glaubenssätze?

Deine Idee, dich wegen deinem Leiden in Therapie zu begeben, halte ich für vernünftig. Ein Therapeut wird sicherlich auch abklären können, ob du an einer Persönlichkeitsstörung aus dem Spektrum Borderline/ADHS leidest, was deine geschilderten Probleme durchaus mit erklären könnte.

Für mich ist das Arbeiten am Selbstwertgefühl, an meinen Ängsten und daran, meinem Leben einen (tieferen) Sinn zu geben eine Lebensaufgabe. Die Meinung der Anderen, sprich das Aussenleben in seiner Gesamtheit hat für mich erst dann an Bedeutung verloren, als ich mühsam gelernt habe, mich zu entschleunigen und innere Ruhepunkte zu entwickeln.
Anselm Grün spricht auch von meinem inneren "heiligen Raum", so kann man das spirituell auch ausdrücken.

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Danke für die Antworten!

Ja, ehrlich gesagt muss der Job für mich passen. Das ist wohl ein zentraler Punkt. Mir ist Arbeit / Job extrem wichtig, also dass ich mit meiner Arbeit glücklich und zufrieden bin. Natürlich zog das dann den einen oder anderen Jobwechsel mit sich.

Und ja, ich lasse mich leider schnell beeinflussen. Weiß aber nicht, wie ich lernen kann, dass das nicht mehr so ist.

Beispiel: es erfüllt mich, anderen Menschen helfen zu können und eben im Job ausgelastet zu sein. Finde ich dann beispielsweise einen Job, der das erfüllen würde, wird von meinem Umfeld wieder daran rumgemäkelt (das Gehalt ist aber gering, der Standort liegt aber ungünstig etc…..). Dann bin ich leider wieder enttäuscht und entmutigt und hab keine Freude mehr daran.

Bearbeitet von Inaktiv
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Ich kann dich da verstehen, meine Mutter ist auch so ein Typ, immer am kritisieren, auseinandernehmen, "Senf dazugeben", korrigieren und verbessern wollen (Lehrerin... 🙄). Das war als Kind/Teen schwierig für mich, habe immer gedacht mit mir stimmt was nicht, dass ich Sachen mag, die andere nicht mögen.
Und weißt du was? Irgendwann wurde mit klar: Wen juckt's was die denkt? Ich bin ich, ich weiß am besten was ich will und mag, da lass ich mir nicht reinreden. Mittlerweile kann ich's mit einem Schulterzucken abtun. Denn, du musst deine Meinung nicht vertreten, als für dich richtig "beweisen".
Meine Schwägerin ist auch so, weiß alles besser, versucht ständig alle von ihrer Meinung zu überzeugen und argumentiert und diskutiert ins Endlose. Nervt, aber mittlerweile sage ich, wenns zu viel wird einfach nur "Nein. Seh' ich nicht so und ich diskutiere jetzt nicht mehr mit dir." Macht sie wahnsinnig. 😈
Mach dein Ding und lass sie labern.

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Wie geht das, dass einem das egal ist, was sie sagt? Wie hast du das geschafft?

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Mit einer "Scheiss drauf"/"Ist mir Schnuppe, was du denkst"-Einstellung. Warum sollten andere Meinungen wichtiger sein, als meine? Besonders, wenn es um Sachen geht, die nur mich betreffen? Vorlieben, Hobbys, Beruf usw. ist alles meine Sache, ich muss mit meinen Entscheidungen klar kommen, sonst niemand.
Es ist mein Leben, ich muss mich vor niemandem rechtfertigen. Mit ist mein Glück wichtiger, als die Meinungen anderer. Ich bin erwachsen, niemand hat mich zu belehren oder mir reinzureden.

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Als ich zu meiner Mutter mal gesagt habe: "Aber das muss man als Erwachsener doch selber wissen? Auch wenn die Eltern evtl. anderer Meinung sind." meinte sie laut und wütend: "NEIN, so ist das auch wieder nicht!!!!!!!!!"

Also sie sieht das definitiv nicht so, dass man als Mutter/Eltern nicht überall mitreden/bestimmen darf, egal wie alt die Kinder sind.

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Hallo Paula1,
deine Gefühle kann ich gut nachvollziehen. Meine Eltern haben auch oft bei allem ihren Senf dazugegeben und mir bei jeder Kleinigkeit mich mit Bedenken überschüttet.
Irgendwann in der Pubertät hab ich mir gesagt, scheiß drauf. Sie können das sagen, bedacht hab ich die Punkte schon selbst und für mich wiegt das Pro mehr. Ohne es auszuprobieren weiß man auch nicht ob es nicht doch ganz anders wird, als die Eltern befürchten.
Ich habe das Spiel auch umgedreht und ihnen ungefragt meine Meinung angefangen zu allem möglichen zu äußern. Das war aber nicht bewusst, das war der Trotz der Pubertät: "wie du mir, so ich dir".
Ich habe mir am Ende der Pubertät gesagt, es liegt daran, dass sie sich Sorgen um mich machen. Es zeigt, dass ihnen meine Belange wichtig sind. Dass sie mich mit meiner Meinung nicht respektieren, das hab ich auch gesehen, aber mich eben mehr darauf fokussiert, dass es ihre Art ist mir zu zeigen, dass ihnen nicht egal ist was mit mir wird, wie gesund ich bin oder ob ich genug Geld zum Leben habe.
Abstand habe ich trotzdem geschaffen, mir ist das zu anstrengend.
Vielleicht kannst du diese Sichtweise bei deiner Frustration mit einbeziehen.
Bei anderen Außenstehenden ist es manchmal so, dass recht viele Menschen meinen, zu allem "aber" einfügen zu müssen um dir damit ihr Interesse zu signalisieren, nicht um dir was schlechtes zu tun. Es ist einfach so, dass das Klischee des "meckernden" in Deutschland lebenden Menschen recht häufig anzutreffen ist. Also alles wird pessimistisch gesehen und manche fangen selbst inhaltliche Zustimmung mit "aber" an.
Du musst da irgendwie raus, dich da mit reinziehen zu lassen und mehr dein Selbstbewusstsein stärken. Nur weil jemand etwas sagt, musst du das nicht wichtiger finden als deine Sichtweise. Du musst zu dir stehen und ganz ehrlich, ich will auch keinen langweiligen Job mit viel Geld, davon werde Ich nicht glücklich. Da wäre mir egal, wenn jemand sagt, da würdest du aber nicht so viel verdienen. Wünsche dir viel Freude in deinem Leben.
Alles Gute.

Bearbeitet von Muriel
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Liebe Paula,

mir sind deine Beispiele etwas zu ungenau als das ich dir wirklich etwas raten könnte. Trotzdem möchte ich dir gerne sagen, dass es toll ist, das du dich in Therapie damit begibt. Du kannst nur gewinnen.

Kein Mensch ist kompetenter die Entscheidungen in DEINEM Leben zu treffen als DU! Du musst am Ende mit ihnen Leben und positive als auch negative Konsequenzen aushalten. Nach einem Scheitern aufzustehen wieder aufzustehen und daran zu wachsen ist super schwierig, wenn man sich fremdbestimmen lässt.

Manchmal, wenn es mir nicht gelingt jemanden davon abzuhalten zu versuchen über meine Entscheidungen zu diskutieren oder zu urteilen, sage ich gerne: “Vielen Dank, ich werde es mir überlegen.” (Damit haben sie was sie wollen und wenn tatsächlich etwas DEINE Zustimmung findet ist es gut und ansonsten musst du es dir nicht weiter zerreden lassen)