Ich, Mitte 40, habe eine extrem narzisstische Mutter. Mir ist das leider auch erst vor wenigen Jahren bewusst geworden, nachdem ich mehreren Bekannten von meiner Mutter erzählt habe und alle gesagt haben, dass sie meine Mutter für eine extreme Narzisstin halten. Sie ist wirklich sehr manipulativ und ich habe bis heute Probleme wegen meines geringen Selbstbewusstseins und fühle mich schnell ungeliebt, wenn mich jemand kritisiert und meine es immer allen Recht machen zu müssen. Sämtliche Bekannte haben mir immer wieder Tipps im Umgang mit meiner Mutter gegeben, aber letztlich ist alles gescheitert, da meine Mutter nicht mit sich reden lässt und aus ihrer Sicht nur ich allein diejenige bin, die immer alles verkehrt macht. Sie macht so gut wie keine Fehler und wenn, dann sind sie nicht so schlimm wie meine. Ich muss ihre Fehler immer verzeihen, aber sie hat mir schon oft gesagt, dass sie mir vieles nicht verzeihen kann. Ich hatte mich mit meiner Mutter auch schon mal mit überworfen und fast ein Jahr keinen Kontakt (sie hatte mich am Telefon beschimpft, weil ich mich aus ihrer Sicht zu wenig melde; ich hatte dann einfach aufgelegt und sie sprach mir auf den AB, dass sie ab sofort keine Tochter mehr hätte). In dem Jahr ging es mir super und ich habe kaum noch an sie gedacht. Da hat mir mein Vater schwere Vorwürfe gemacht, dass es meiner Mutter wegen mir sehr schlecht ginge und ich mich um sie kümmern müsste. Also habe ich den Kontakt wieder aufgenommen. Auch hier, habe ich aus ihrer Sicht den schlimmen Fehler begangen damals das Telefonat einfach zu beenden, was sie mir niemals verzeihen kann. Dass sie gesagt hatte, dass sie keine Tochter mehr hat, war dagegen eine Lappalie.
Nun versuche ich einigermaßen Kontakt zu meiner Mutter/meinen Eltern zu halten, aber eigentlich möchte ich das gar nicht. Ich habe immer das Gefühl, dass ich in ihren Augen nicht richtig und undankbar bin. An fast allem haben sie irgendwas zu kritisieren.
Das große Problem bei allem ist, dass meine Mutter mir sagt, dass sie mich liebt und ich glaube auch, dass sie das selbst glaubt. Aber es fühlt sich nicht so an. Immer, wenn etwas nicht genau nach ihren Vorstellungen läuft, ist sie schlecht drauf und dann bekomme ich E-Mails mit großer Theatralik ("Mir geht es sehr schlecht. Aber ich komme schon zurecht. Mach du nur, wie du denkst. Wichtig ist ja nur, dass es dir gut geht und du glücklich bist.")
Am liebsten würde ich den Kontakt für immer abbrechen. Ein letztes Gespräch dazu wäre aus meiner Sicht nicht zielführend, weil meine Eltern gar nicht verstehen würden, was ich ihnen sagen möchte. Aus ihrer Sicht haben sie ja immer alles für mich getan und immer nur das beste für mich gewollt. Aber wenn ich den Kontakt weiter so halte, auch wenn er schon relativ sporadisch ist, verursacht es bei mir immer Bauchschmerzen. Ich muss immer genau aufpassen, was ich sage, wie ich es sage, wann ich es sage und wie ich dabei gucke.
Ich weiß gar nicht, welchen ultimativen Rat ich mir hier erhoffe, da ich und auch alle meine Bekannten mir ihrem Latein am Ende sind. Aber vielleicht hat hier jemand ähnliche Erfahrungen und noch eine Idee. Ich habe auch schon versucht mich nur innerlich von meinen Eltern zu lösen, was mir aber irgendwie nicht recht gelingt. Ich hege auch keinen Groll gegen meine Eltern. Ich weiß, dass meine Mutter eine schlechte Kindheit hatte und sie nicht ohne Grund so ist, wie sie ist. Und das mein Vater zu meiner Mutter hält, ist ja auch selbstverständlich. Trotzdem zermürbt mich die ganze Situation und ich überlege schon deswegen in Therapie zu gehen.
Narzisstische Mutter
"Am liebsten würde ich den Kontakt für immer abbrechen. "
Dann wappne dich für all die Emotionen, die dann kommen und tue es.
Ich kann es nur empfehlen. Ich habe auch keine echt empfundene, bedingungslose Liebe erhalten als Kind und weiß, was da auf einen einprasselt, wenn man erst mal den Kontakt abbricht. Die Schuldgefühle, die Trauer, die Wut, die Sehnsucht.
Ich musste mehrfach den Kontakt abbrechen, bis ich endlich endgültig den Absprung geschafft habe und danach begann das "große Aufarbeiten". Das ist mühsam, schmerzvoll und dauert.
ABER: Es wird dir viel besser gehen.
Manche Gefühle werden nicht vollständig verschwinden, andere dagegen schon. Das bedeutet, die emotionale Last wird auf jeden Fall kleiner - WENN du es richtig aufarbeitest.
Als Allererstes solltest du dich frei machen von der Verantwortung und dem damit verbundenen Schuldgefühl.
Du schuldest nur DIR etwas, nämlich, dass du dich an erste Stelle setzt und ein glückliches Leben führst. Wenn deine Eltern dem im Wege stehen durch ihr toxisches Verhalten, kannst du die Schuldgefühle sparen. Das ist echt schwer, vor allem, wenn dumme Kommentare aus dem Umfeld kommen.
Aber man muss da wirklich mit sich selbst ins Gespräch gehen und sich immer wieder sagen, dass und warum die Schuldgefühle Blödsinn sind.
Ich schreibe es ganz oft hier, aber es ist nunmal einfach wahr: Ich bin richtig frei und befreit, seitdem ich den Kontakt endgültig abgebrochen habe. Mein gesamtes Leben ist so anders. :)
Und ich bereue es keinesfalls. Niemals hätte ich so zu mir selbst gefunden, so eine Entwicklung hingelegt und mich selbst lieben gelernt, wenn ich immer noch unter dem Einfluss meiner Erzeugerin stünde.
Ich wünsche dir alles Liebe
Vielen Dank für deine Antwort. Du hast Recht. Wenn ich jetzt von mir aus den Kontakt abbreche, werden mich wohl meine Schuldgefühle sehr plagen. Als meine Mutter damals den Kontakt abgebrochen hatte, weil sie "keine Tochter mehr habe", war ich sehr entspannt, da es ja ihr Wunsch war. Ich werde wahrscheinlich nicht darum herum kommen mir professionelle Hilfe zu holen.
Mich freut es aber sehr, dass du es geschafft hast den Kontakt abzubrechen und es dir so viel besser geht. Ich hoffe, dass mir das auch irgendwann gelingen wird.
Mir geht es auch sehr gut mit dem Kontaktabbruch zu meinen Eltern. Ich hatte zuletzt schon gar keine Erwartungen mehr bzw. war für alles schlechte gewappnet. Aber warum dann noch Kontakt halten?Mir haben sie auch gesagt dass sie mich lieben. Aber sie haben es nie gezeigt, eher im Gegenteil.
Ich habe es dann nicht mehr ausgehalten als sie mit meinen Kindern anfingen das Gleiche wie mit mir abzuziehen
Ich würde mir auf jeden Fall professionelle Unterstützung holen, bevor du diesen Schritt gehst, damit du gewappnet bist für das, was vielleicht danach kommt. Es ist sicher einiges an Aufarbeitung nötig. Oder du entscheidest dich dann doch dafür, den Kontakt zu halten, aber bekommst Werkzeug an die Hand, wie das so ablaufen kann, dass es dir damit gut geht. Gerade wenn deine Mutter selber eine schlechte Kindheit hatte und wahrscheinlich nie an den Punkt kam, dass ihr bewusst wurde, dass sie Hilfe braucht, würde ich vielleicht versuchen, noch was zu retten. Aber letztlich wäre es am besten, da mit einem Profi draufzuschauen, der auch einschätzen kann, ob das überhaupt für dich machbar ist.
In meinem Freundeskreus gab es einen ähnlichen Fall, wo derjenige dann klar gesagt hat: "Das sind meine Bedingungen - entweder so oder gar nicht", weil es anders nicht ging, keinerlei Einsicht, kein Entgegenkommen, das Kind immer schuld, die Eltern fordernd, emotionale Erpressung und so weiter. Mit einem Therapeuten hat derjenige dann klar herausgearbeitet, womit er leben kann, und das den Eltern so gesagt. Ergebnis war erstmal: Du furchtbares, undankbares Kind, dann geh doch. Und er war stark genug, genau das dann auch zu machen, ohne in Schuldgefühlen zu ertrinken. Inzwischen gibt es wieder etwas Kontakt, aber es ist sehr "geführt", möchte ich sagen. Also immer quasi nach Lehrbuch, wenn etwas vorfällt, ist auch sofortiger Rückzug und so... Für ihn passt das so, weil die Eltern eben auch nicht bösartig sind, sondern selbst traumatisiert durch schreckliche Erlebnisse in ihrer Kindheit. Das macht es wahrscheinlich ein bisschen einfacher, in einem gewissen Maß nachsichtig zu sein - aber eben nicht so weit, dass man sich selbst dafür aufgibt oder permanent leidet. Ein Trauma oder eine schlechte Kindheit sind kein Freifahrtsschein. Sie können eine Erklärung sein, entbinden denjenigen aber nicht davon, an seinem Verhalten zu arbeiten.
Letztlich würde ich mit einem Therapeuten erstmal rausfinden, was du wirklich willst und was du kannst. Und dann entscheiden, wie man weiter vorgeht.
Danke für deine Antwort. Das Beispiel mit deinem Bekannten erinnert mich sehr an meine Eltern. Als ich meinen Eltern versucht habe meine Grenzen aufzuzeigen, haben sie auch verständnislos reagiert und mich als extrem undankbar bezeichnet. Und statt man dann bei seiner Linie bleibt, knickt man wieder ein und ordnet sich wieder unter. Du hast Recht, dass ich mir am besten professionelle Hilfe suchen sollte. Dann kann ich mich für die nächsten Gespräche mit meiner Mutter coachen lassen und evtl. ist ja doch noch ein Kontakt möglich.
Selbst nach einem Jahr ohne Kontakt hat deine Mutter nichts begriffen. Nö, sie haut lieber weiter drauf.
Dir tat dieses eine Jahr gut. Da würde ich weiter machen.
Die Kindheit deiner Mutter erklärt vielleicht vieles, aber es rechtfertigt nichts. Sie hätte sich spätestens als Erwachsene Hilfe holen können.
Warum dein Vater das Ganze unterstützt ist vielleicht so in der Art eine Co Abhängigkeit.
Sie wird ihn vermutlich nicht auslassen und normal behandeln, oder?
Seine Unterstützung bestärkt sie eher.
Aber gut, das ist deren Ding.
Wenn es dir ohne deine Eltern besser geht, dann mach es. Ohne Drama deiner Mutter wirds nicht gehen. Doch das muss dir egal sein. Du hast nichts verbockt, sondern sie.
Vielen Dank für deine Antwort. Ich hatte es tatsächlich mal geschafft meiner Mutter zu vermitteln, dass sie sich professionelle Hilfe suchen sollte. Das war in den ersten Jahren, als ich ausgezogen war, was sie sehr schlecht verkraftete. Sie war über meinen Vorschlag zuerst extrem pikiert, hat dann aber tatsächlich einige Stunden bei einem Psychotherapeuten gehabt und ich habe direkt eine deutliche Verbesserung in ihrem Verhalten gespürt. Sie hat mich eine Zeit lang nicht mehr emotional erpresst und ich würde sagen, dass unsere Beziehung fast eine normale Mutter-Tochter-Beziehung war. Leider ist sie aber nicht mehr hingegangen, weil sie meinte, dass ihr das nichts bringt und ich habe mich nicht getraut ihr zu sagen, dass ich das anders sehe. Danach wurde sie in ihrem Verhalten wieder so wie früher.
Interessant, dass du von Co-Abhängigkeit sprichst. Genau das sage ich über meinen Vater auch. Früher hat er noch mir gegenüber erwähnt, dass meine Mutter teilweise ein merkwürdiges Verhalten hat und er hat auch überlegt sich von ihr zu trennen. Aber er hat sich niemals getraut ihr seine Meinung zu sagen oder gar Widerworte zu geben. Mittlerweile ist alles, was meine Mutter sagt, Gesetz und immer die Wahrheit. Und wenn ich etwas anderes behaupte als meine Mutter, ist es immer gelogen.
"Mach du nur, wie du denkst. Wichtig ist ja nur, dass es dir gut geht und du glücklich bist."
Vielleicht meint sie es auch so!
Unsere Eltern haben nur ihr Wissen und ihre Sicht auf die Dinge, sowie ihre Möglichkeiten zur Verfügung.
Das war in unserer Kindheit so, in unserer Jugend und jetzt im Erwachsenenleben ist es auch so.
Es sind unsere Erwartungen, die oft nicht formuliert und mitgeteilt werden , die uns unzufrieden machen.
Ihre Liebe fühlt sich nicht so an?
Das kann gut sein.
Was müsste deine Mutter denn tun, um das du es fühlen kannst, dass sie dich liebt?
Und so oder so wirst du ohne Anleitung deine Probleme nicht lösen.
Man kann den Kontakt abbrechen, aber daslöst nicht die Probleme.
Liebe Grüße
Danke für deine Antwort. Deine Frage "Was müsste deine Mutter denn tun, um das du es fühlen kannst, dass sie dich liebt?" finde ich sehr gut. Das war im ersten Moment gar nicht so leicht zu beantworten.
Ich glaube, es würde helfen, wenn sie grundsätzlich das, was sie sagt, auch so meinen würde. Sie sagt oft, dass ich etwas so machen soll, wie ich denke und dass ich das schon richtig mache. Aber wenn ich das so mache, wie ich denke (selbst wenn ich ihr vorher gesagt habe, wie ich etwas machen werde und sie dann sagt: Dann mach das ruhig so.), ist sie dann oft enttäuscht und traurig, wenn ich es dann tatsächlich so mache.
Ich hatte auch immer das Gefühl, dass ich nur zum "Angeben" da war. Meiner Mutter war es schon immer wichtig, dass ich auch als Kind in den schicksten Klamotten herum lief. Sie hat nie mit mir gespielt, wir waren nie zusammen auf einem Spielplatz. Aber wir sind mehrfach die Woche shoppen gegangen und ich habe jedes Mal etwas neues zum Anziehen und Schmuck bekommen (sie selbst hat sich auch ständig etwas Neues gekauft). Gegenüber Bekannten und Fremden hat sie mich immer gelobt, wie toll ich alles mache und wie super ich bin. Aber daheim hat sie mir immer nur gesagt: "Lass das, du kannst das nicht" oder "das wird nichts, wenn du das machst".
Ich bin mir aber mittlerweile nicht sicher, ob ich mich überhaupt noch von meiner Mutter geliebt fühlen könnte. Mir fällt es auch schwer ihr zu sagen, dass ich sie lieb habe. Denn ich empfinde nicht mehr viel für meine Mutter. Es sind eher Schuldgefühle, die mich plagen, weil ich überlege den Kontakt abzubrechen. Sie haben mich ja nicht geschlagen.
Mein Vater hat uns Kinder und seine Enkel mit Geschenken überhäuft.
Aber diese von dir genannte Zuneigung hat er nicht gezeigt.
Sein Ausdruck der Liebe waren seine Geschenke, sein Interesse was ich tue, seine Enkel.
Auch er hat zwar gesagt, mach was du willst. Er hat aber auch deutlich gezeigt, dass er es nicht gut findet.
Aber ich weiß, er hat uns geliebt.
Es ist eine andere Generation und jede Familie hat ihre Traumata.
Wir können gern per PN schreiben
Liebe Grüße
Hallo,
ich danke dir für deine sehr eindrückliche Schilderung deiner emotionalen Abhängigkeit von deiner Mutter, von der du dich nicht befreien kannst.
Bei der Entscheidungsfindung, ob ich es allein schaffen kann, oder die Unterstützung eines Therapeuten nötig ist, hat mir persönlich die Lektüre des Buches von Pete Walker (Posttraumatische Belastungsstörung - Vom Überleben zu neuem Leben: Ein praktischer Ratgeber zur Überwindung von Kindheitstraumata) sehr geholfen.
Letztlich konnte ich mich damit gegen eine Therapie entscheiden, weil ich zur der Meinung gekommen bin, viele der heilenden Maßnahmen selber in die Hand nehmen zu können.
Aber nach meiner Meinung führt an einer weitgehenden Abgrenzung kaum ein Weg vorbei, da für mich meine emotionalen Flashbacks kaum zu ertragen sind.
Vielen Dank für deinen Buchtipp. Ich habe es mir direkt bestellt.
Hallöchen Waldfee,
Du bist deinen Eltern überhaupt nichts schuldig. Sie haben es dir schon oft schwer genug gemacht und nun bist du groß und stark und darfst für dich alleine entscheiden was dir gut tut.
Die Nachrichten die sie dir schreiben, sagen sind hochgradig manipulativ und absolut furchtbar! so etwas tut man seinem Kind nicht an!
Wie du schon selbst festgestellt hast kannst du es ihnen nicht recht machen das liegt aber nicht an dir! Das liegt an ihrem eigenen Krankheitsbild. Dein vater ist mindestens genau so krank wie deine Mutter.
Ich habe so einen Fall in meiner Familie und kann dich wirklich nur bekräftigen. Such dir eine gute Therapeut*in und lass dich auf deinem Weg begleiten. Dann schaffst du den Absprung mit Sicherheit!
Von Herzen alles Liebe
Vielen Dank für deinen Zuspruch. Ich werde mir jetzt erstmal Lektüre zu dem Thema besorgen und hab auch schon viel mit Bekannten gesprochen. Das hilft schon mal ein bisschen.