Liebes Forum,
mir geht es seit ein paar Woche psychisch nicht sonderlich gut, deshalb wende ich mich jetzt an euch. Vielleicht geht oder ging es ja jemandem bereits ähnlich oder ihr habt ein paar Ratschläge für mich.
So oder so, ich freue mich über eure Antworten! Der Text ist extrem lange, aber vielleicht kämpft ihr euch ja durch!
Ich bin 30 Jahre alt und aktuell in der 29 SSW mit unserem Wunschkind. Mein Mann und ich sind seit 9 Jahren zusammen und seit 6 Jahren verheiratet. Unser Kinderwunschweg war nicht so einfach und ich habe deshalb viele Sorgen in der SS!
Mein Mann ist ein unglaublich liebevoller Partner, der stets an meiner Seite steht und mich in allem unterstützt, was ich mache. Ich kann mein Glück kaum fassen, dass ich so einen Menschen gefunden habe.
Es ist nun so, dass ich seitdem, ich schwanger bin, im Beschäftigungsverbot bin und sehr viel Zuhause sitze. Zwar mache ich den kompletten Haushalt, gehe meist einkaufen und koche auch oft, aber es ist definitiv anders als zu der Zeit, wo ich noch fest im Beruf stand.
Ich fühle mich oft minderwertig und nutzlos! Es ist mir oft sehr peinlich vor meinem Mann, wenn ich einfach mal auf der Couch liege, während er so viel arbeiten muss. Er hat auch oft HO und bekommt das natürlich auch mit.
Natürlich treffe ich auch ab und zu Freundinnen und besuche einen Geburtsvorbereitungskurs, aber das findet auch nicht täglich statt. Ich lese gerne und höre gerne Hörbücher. Malen mag ich auch sehr, aber aktuell renovieren wir und es fehlt mir dazu der Platz. Dafür schäme ich mich aktuell auch. Er hat mir zu Weihnachten so tolles Material zum Malen und Zeichnen geschenkt, aber im Moment fehlt mir die Muße, was bei mir auch mit dem äußeren Chaos in der Wohnung zusammenhängt.
Mein Mann ist sehr intelligent und es liegt eine Hochbegabung vor. Ich dagegen bin einfach nur Durschnitt. Zwar habe ich meine Staatsexamina bestanden, aber als sonderlich klug würde ich mich nicht einstufen. Ehrlich gesagt, frage ich mich oft, wie ich das geschafft habe und glaube, dass ich einfach nur Glück hatte.
Ich komme mir oft so unfassbar dumm vor und frage mich auch sehr oft, was er eigentlich mit mir will. Jetzt kommt etwas, dass wahrscheinlich viele von euch fassungslos macht: Ich habe nebenbei Psychologie studiert und als Fernstudium den Masterstudiengang angefangen. Wisst ihr was? Ich habe es bisher nicht einmal geschafft, etwas dafür zu tun? Ich fühle mich wie eine absolute Versagerin! Da leisten wir uns sowas und ich schaffe es nicht, obwohl ich freie Tage habe?! Es macht mich sprachlos. Mein Mann hat bisher nichts dazu gesagt, aber er denkt sich sicher seinen Teil.
Mein Mann ist das Gegenteil von mir. Er ist neugierig, erkennt abstrakte Zusammenhänge, besitzt eine ausgeprägte Problemlösefähigkeit und kann sich sprachlich unglaublich gut ausdrücken. Ich habe weder außergewöhnlich viel Allgemeinwissen noch irgendwelche anderen hervorstechende Talente. Innerlich schäme ich mich so oft, wenn wir uns unterhalten, weil ich manche Sachen gar nicht weiß oder bestimmte Zusammenhänge einfach nicht erkenne. Es ist mir so peinlich. Seine Freunde sind allesamt auch sehr intelligent und besitzen so viel Allgemeinwissen. Bei gemeinsamen Treffen fühle ich mich oft so verloren.
Das war schon immer ein Punkt, der mich verunsichert hat. Seit der SS ist die Unsicherheit allerdings nochmal gewaltig angestiegen.
Ich habe das Gefühl, dass ich gar nichts mehr „leiste“!
Mein Mann kocht sehr gut und gerne, deshalb übernimmt er auch gerne den Part.
Ich koche grundsätzlich auch gerne, es gibt aber nicht viele Gerichte, die ich wirklich gut kann. Diese wenigen Gerichte gelingen mir aber immer gut.
Ich habe nun während der SS, öfter mal neue Gerichte ausprobiert. Ganz vieles davon ist nicht gelungen. Es ist zum Haare raufen. Da habe ich den ganzen Tag eigentlich als Geschenk für mich und schaffe es nicht einmal, ein Gericht ordentlich hinzubekommen! Ich werde richtig wütend auf mich selbst. Letztens habe ich ein ganz einfaches Gericht „gekocht“: Schlemmerfilet mit Salat und Reis. Ich habe den Reis zu spät aufgesetzt und dann auch noch verbrennen lassen.
Mein Mann saß hungrig auf der Couch und hatte einen super stressigen Arbeitstag. Es ist mir alles so peinlich!
Heute bin ich aufgestanden und habe einfach nur geweint.
Ich bringe nichts fertig, schaffe es nicht mein Psy. Studium abzuschließen und mache mir so viele Sorgen um unsere Tochter! Wahrscheinlich ist das Baby sowieso schon total gestresst von mir und meinen Emotionen. Ich werde unterstützt, geliebt und umsorgt und trotzdem bekomme ich den Hintern nicht hoch. Viele Frauen müssen alles alleine machen, können nebenher kein Fernstudium absolvieren und arbeiten auch noch täglich, während der SS.
Ja, so eine Person wird bald Mutter! Ich kann mir vorstellen, was ihr gerade denkt!
Psychologische Betreuung habe ich mir bereits gesucht. Leider ist die Therapeutin sehr ausgebucht, weshalb ich vorerst nur einmal im Monat kommen darf. Es startet auch erst in fünf Wochen.
Vielen Dank an alle, welche sich den Text durchgelesen haben!
Sophia
SS und im BV! Ich kriege nichts auf die Reihe und fühle mich so minderwertig gegenüber meinem Mann!
Hi,
also als erstes, leistest du ja nicht weniger, weil du es so willst, sondern weil du im BV bist, weil dein Job eben dein Kind gefährden würde.
Dann wächst in dir ein Kind, du machst den Haushalt und alles und liegst dann ab und an auf der Couch rum. Was will man mit soviel Freizeit auch sonst machen?
Als wir mit renovieren fertig waren bei unserem Großen, hab ich aus Langeweile im Mutterschutz dann angefangen Sturm der Liebe mit meinen Schwiegereltern zu schauen. :D Morgens hatte ich den Haushalt gemacht und eingekauft, tja, aber was macht man dann den Rest vom Tag. Wohnung war fertig, Kinderzimmer stand und war fertig. Alles gewaschen und eingeräumt. Ich hab gelesen, fern gesehen, am Handy gedaddelt oder mich einfach ausgeruht.
Und ja mein Mann musste den ganzen Tag arbeiten, aber ich lasse auch 24/7 ein Baby in mir heranwachsen, das ist auch anstrengend und mit einigen Unannehmlichkeiten und Beschwernissen verbunden.
Und auch mir gelingt mal ein Gericht nicht, dass sonst immer gut gelingt, dass ist doch ganz normal. Was bei meinem letzten Käsekuchen schief gegangen ist, weiß ich bis heute nicht. Hab ihn gemacht wie immer, erst wollte er aus der Form flüchten, danach ist er ganz klein geschrumpft und hatte mehr Risse als der Grand Canyon. Geschmeckt hat er trotzdem :D
Dein Mann scheint dich zu lieben, auch wenn er "schlauer" ist (IQ sagt zwar etwas über die Intelligenz aus, aber es gibt Menschen mit einem hohen IQ die trotzdem kaum lebensfähig sind, weil sie eben in anderen Bereichen dafür Defizite haben), er hat dich ja geheiratet und bekommt ein Kind mit dir. Er scheint also kein Problem damit zu haben.
Also ja du leistest eine Menge: Du gehst einkaufen, kümmerst dich um die Wohnung und lässt ein Baby in dir heranwachsen. Auch die Hormone können dafür sorgen, dass du einfach nicht so leistungsfähig bist im Moment.
Am besten machst du dir mal einen Plan was du machen willst. Also 3 Dinge für Vormittags und 3 Dinge für Nachmittags und die arbeitest du dann ab. Vormittags z.B. Küche putzen, einkaufen, staubsauge,Nachmittags: was für die Uni machen, lesen, malen usw.
Wenn man aus einem strukturieren Umfeld mit Arbeit rauskommt und plötzlich quasi keine Struktur mehr hat, kann das schwierig sein, diese ganze freie Zeit zu füllen, so dass man am Ende weniger schafft, obwohl man mehr Zeit hat. Das ist nicht ungewöhnlich und man muss dann einfach wieder Struktur reinbringen. Das wird auch genauso sein, wenn das Kind auf der Welt ist, dann musst du deine Struktur auch wieder ändern und das alle paar Wochen, weil sich die Bedürfnisse des Kindes ständig ändern.
Wieso ist dir so vieles peinlich vor deinem Mann? Kommuniziere mal offen mit ihm und berichte ihm von deinen Gedanken - er wird dich sicher eher bestärken und dir deine Zweifel nehmen; ihr scheint eine gute Beziehung zu führen.
Alleine bist du auch nicht, ich kann dir kurz von mir erzählen: ich hatte eine Risikoschwangerschaft und lag die meiste Zeit nur auf dem Sofa. Mein Mann war 10 Stunden arbeiten, hat den Haushalt erledigt, gekocht und unsere Tiere versorgt. Mein Fernstudium blieb ebenfalls liegen, sogar noch die erste Zeit mit Baby. Auch ich hatte ein schlechtes Gewissen, mein Mann meinte daraufhin nur, ich solle ja liegen bleiben und schauen, dass es uns gut geht.
Du scheinst Minderwertigkeitsgefühle zu haben. Hast du Erfahrungen in der Kindheit machen müssen? Oder gab es irgendeinen Vorfall, welcher dein Selbstvertrauen und die Sicherheit geschwächt hat? Reflektiere dich mal dahingehend.
Ich denke, du bist eine intelligente, empathische Frau mit tollem Partner und sozialem Umfeld, mache dich nicht kleiner als du bist!
Was ich dir neben der Suche nach einer Therapie noch empfehlen würde ist, dass du Hobbys nachgehst, die dein Selbstbewusstsein stärken (wenn es die Schwangerschaft zulässt, mal richtig auspowern? Oder dein Malen in die Natur verlegen?) - by the way gibt es sicher einiges, was du gut kannst und dein Mann dafür nicht. Nicht jeder hat dieselben Stärken - beim Kochen sieht es bei uns beispielsweise genauso aus, wie bei euch.
Ich wünsche euch alles Liebe! 😊
Hallo Sophia,
Du fühlst dich minderwertig deinem Mann gegenüber, kriegst du deshalb einfach nichts auf die Reihe?
Wenn ich deinen Beitrag so Revue passieren lasse, dann kommen bei dir immer wieder Schilderungen deines Gefühls der Nutzlosigkeit und Minderwertigkeit. Du schämst dich innerlich über deine gefühlte Ignoranz, ja du bist dir selbst peinlich. Deine schiere Existenz scheint dir peinlich und unerträglich zu sein, obwohl du mit eurem Wunschkind schwanger bist.
Da kann ich nur sagen:
Willkommen im Club der unzählbaren Menschen, die einen hinterhältigen, verschlagenen und bösartigen inneren Kritiker in sich tragen, solange sie dem Kleinkindesalter entwachsen sind!
Ich vermute fast, schon vor deiner Ehe musstest du innerlich mit einer negativ getönten Grundeinstellung leben, etwa in Richtung „Ich genüge nicht, ich bin minderwertig“ oder „Ich muss mich anpassen, um nicht allzu sehr negativ aufzufallen“ usw.
Nun hast du dir ausgerechnet noch einen „kleinen Einstein“ als Ehemann gesucht, den dein innerer Kritiker wunderbar für seine nagende und bohrende Dauerkritik an dir selbst ausschlachten kann. Willst du in deinem Mann all das sehen, was du in deinen Augen nicht hast und was dir nach deiner Meinung schmerzlich fehlt?
Wer hat dich veranlasst, noch zusätzlich das Psychologiestudium zu beginnen? Kam das wirklich aus deinem „guten“ Herzen, oder war es diese kritische Stimme in dir, die dir das aufgezwungen hat?
Kopf hoch! Auch für dich gibt es einen Weg, in Zukunft besser mit deiner dauernden innerlichen Abwertung durch deinen inneren Kritiker zurechtzukommen. Du bist dem kleinen Höllenfeuer in dir dann nicht mehr schutzlos ausgeliefert.
Für mich gibt es zwar keine Heilung oder gar Erlösung von meinen Grundüberzeugungen, ich habe aber Wege gefunden, damit umzugehen und damit besser leben zu lernen.
Ich denke, du wirst um eine professionelle Unterstützung bei deinem Weg nicht herumkommen, aber einen Therapeuten hast du ja bereits in Aussicht.
Du hast erzählt, du hörst gerne Hörbücher.
Da hätte ich im Vorlauf auf deine Therapie ein Empfehlung. Das Bauch von Stefanie Stahl „Das Kind in dir muss Heimat finden“ gibt es auch als Hörbuch.
Hier konnte ich mich mit meinen mir im Elternhaus implantierten Grundüberzeugungen und Fehlhaltungen gut wiederfinden und mir wurde erstmals der überwältigende schlimme Einfluss meines inneren Kritikers auf meine Lebensqualität bewusst. In praktischer Hinsicht hat mir das Werk aber keine Erleuchtung gebracht, aber es war zumindest ein Anfang gemacht.
Ganz wichtig für dich, du bist nicht alleine. Dein Drama findet ausschließlich nur in deinem Kopf statt und entspricht nicht deiner Realität. Du bist gut so, wie du bist!
Und alles, was in deinem Kopf stattfindet, das kannst du, wenn du die Bereitschaft hast und Beständigkeit zeigst, auch zum Guten verändern.
Junge, junge, bei dir ist ja was los!
Das scheint schon vor der Schwangerschaft so gewesen zu sein? Kennst du das Impostor-Syndrom?
Ich weiß gar nicht wirklich, was ich dir sagen kann, denn deine Selbstwahrnehmung klingt extrem negativ. Du sprichst viel von Scham, das ist ein Gefühl, das eintritt, wenn wir den Eindruck haben, gegen soziale Normen zu verstoßen.
Woher kommen deine Vorstellungen? Wieso musst du leisten, um geliebt zu werden? Wieso musst du arbeiten, um etwas wert zu sein? Warum musst du alles verstehen?
Robb dich mal über diese Fragen an das Thema ran.
„Nebenbei“ Psychologie - du bist grad hochgradig körperlich aktiv 😁 kennst du das „pregnancy-brain“? Ist das vielleicht was, was dich da interessieren und motivieren könnte, dich selbst zu verstehen?
Falls es dich beruhigt: google mal mom brain. Und Stilldemenz.
Ich bin seit der Schwangerschaft die totale Matschbirne 🤪 dann hab ich noch Long Covid oben drauf bekommen, seither bin ich froh,wenn mir mein eigener Geburtstag noch einfällt, wenn ich danach gefragt werde 😂
Hoffe es wird mit dem Abstillen irgendwann mal besser. Bisher hab ich aber nicht die Nerven, abzustillen 🫠
Dann noch ne ordentliche Ladung Hormone oben drauf und das Chaos ist perfekt 😉
Gegen Ende der Schwangerschaft hat bei mir dann richtig der Nestbautrieb gekickt und ich hab noch eben die halbe Bude renoviert. Alleine. Aber bis dahin? Hab ich NICHTS gebacken gekriegt in der Schwangerschaft 😅
Dadurch, dass du nun langsam in die Endphase der Schwangerschaft kommst, kann es sein, dass du Panik schiebst und komplett blockiert bist? Denk nach: Es war für euch schwer, schwanger zu werden. Jetzt bist du ängstlich, verständlicherweise. Gleichzeitig willst du direkt alles leisten. Keine Angst, man kann auch mit Baby lernen und Dinge erledigen. Anders zwar und der Tagesrhythmus ist anders, aber das geht. Atme tief durch und frag dich, weshalb du dich so fühlst.
In extremen Fällen kommen während einer Schwangerschaft auch hormonbedingt alte Geschichten hoch. Du kannst es nicht einordnen. Schau dich sonst lieber nach einer anderen Therapiestelle um. Bis dann kannst du auch zu deiner Gyn sprechen. Vielleicht kann man dir da akut helfen.
"Ja, so eine Person wird bald Mutter! Ich kann mir vorstellen, was ihr gerade denkt!"
Ich fühle mit dir und denke mir, wie schrecklich anstrengend und zermürbend es ist, wenn man nicht freundlich zu sich selbst sein kann, sondern nur sieht, was man alles nicht gebacken kriegt. Ich hoffe, die Therapie hilft dir weiter, der Tipp mit den Ratgeber-Hörbüchern weiter oben ist auch gut. VIELLEICHT (mit Betonung) liegt eine depressive Verstimmung vor, da kann man sowieso nicht mehr rational denken, sondern hält sich selbst für das Letzte, egal, wieviel man schafft.
Du solltest dringend mit deinem Mann darüber sprechen, was dich beschäftigt, "er wird sich seinen Teil denken" ist eine fiese Falle, die einem der Verstand bei Minderwertigkeitsgefühlen stellt. Du projizierst das, was du momentan an dir nicht magst, auf dein Gegenüber.
Fühle dich virtuell gedrückt, du bist ein toller Mensch und wirst eine tolle Mutter sein und hast all die guten Dinge verdient, die dich umgeben.
Ich kann dir nur raten dringend deinen Frauenarzt aufzusuchen ( bezüglich Medikamenten) und auch mit ihm darüber zu reden. Im Wochenbett kicken die Hormone nämlich richtig, zusätzlicher Schlafmangel und co. da befürchte ich Schwierigkeiten.