Wird Zurückhaltung oft als Desinteresse interpretiert?!

Mich würde mal interessieren, wie es euch mit folgendem Problem geht.

Ich bin ein zurückhaltender / höflicher Mensch. Ich dränge mich ungern in den Vordergrund und stehle anderen ungern die Show. Das bedeutet aber nicht, dass ich desinteressiert bin oder irgend etwas nicht machen will. Ich bin dahintergekommen, dass "Show-Menschen" das aber scheinbar so interpretieren. :O Nur weil ich mich nicht in den Vordergrund dränge und "HIER, ICH!!!!!!!" brülle bevor eine Aufgabe überhaupt ausgesprochen wurde, gilt man scheinbar als desinteressiert oder glaubt über mich, dass ich mich dazu nicht fähig fühle. Ich wäre nie auf diese Gedanken gekommen...

Ich bin jemand, der gerne GEFRAGT wird. Nicht der sich einfach aufdrängt.

Wenn eine Aufgabe im Raum steht, möchtet ihr dann, dass Menschen von selbst auf euch zukommen und sofort mit anpacken oder FRAGT ihr Menschen, wenn ihr Hilfe benötigt bzw. wenn ihr gerne wollt, dass jemand mit anpackt?

Ich verstehe dieses davon ausgehen, dass jemand ungefragt von selbst anpackt nicht. Ich halte mich so lange zurück, bis mich jemand fragt. Da ich es ansonsten als unhöflich und respektlos empfinde. Ich persönlich hasse es nämlich, wenn sich jemand ungefragt einmischt!

Wie geht es euch mit dem Thema?

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Eine Person die Hilfe anbietet oder mitanpackt ist für mich kein „show Mensch „. Hilfsbereitschaft und Höflichkeit bedeuten nicht, dass ein Mensch im Vordergrund sein will.

Ich glaube es braucht hier einfach ein bisschen Empathie und Aufmerksamkeit.
Wenn eine Person mit Kinderwagen die Türe nicht aufbringt, hilfst du dann nicht automatisch?? Du bleibst ja kaum einfach da und schaust zu? Erwartest du in dieser Situation wirklich dass nach Hilfe gefragt wird?

Oder wenn du bei Freunden eingeladen bist. Hilfst du nicht mit?

In sehr privaten Situation würde ich mich jetzt auch nicht einmischen. Also zb wenn meine Freundin ihr Baby füttert und es nicht klappt würde ich meine Hilfe und Meinung niemals aufzwingen.
Verstehst du was ich meine?

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Das kommt für mich auf die Situation an. Kannst du mal ein Beispiel machen?

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Ohne Beispiel ist das schwer zu sagen.
Aber gäbe es nicht auch einen Mittelweg? Ich packe nicht ungefragt einfach mit an. Ich frag einfach ob die Person Hilfe braucht. Also z.B. Brauchst du Hilfe? Soll ich xy erledigen/dir bei xy helfen?
Meine Schwiegermutter ist jemand die niemals freiwillig um Hilfe fragen würde. Da ist es nett, wenn man es von sich aus anbietet

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Ich bezeichne mich auch als höflichen Menschen, der sich anderen nicht aufdrängt. Aber wenn eine Teamarbeit ansteht wie z. B. Küche aufräumen, Tisch zubereiten, putzen, gemeinsame Party schmeissen, dann biete ich proaktiv meine Hilfe (bzw. meinen Part der Arbeit) an. Diejenigen, die sich proaktiv nicht melden, bewerte ich tatsächlich als faul, desinteressiert, A….l…..
Klar mag ich vorlaute Menschen auch nicht. Es gibt einfach eine goldene Mitte und passende Situationen für alles.

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Weder mein Freund noch ich sind "Showmenschen" und packen trotzdem zu, wenn wir sehen, dass es wo nötig ist. Egal, ob privat oder im Verein oder er auch bei der Arbeit.
Hat vielleicht was mit unserer Erziehung zu tun, wir sind ja schon älter.
Wir wurden so erzogen, dass man hilft, wenn schon offensichtlich ein Anpacken gebraucht wird - und nicht wegguckt, dass mich auch ja keiner fragt....🙄
Komische Frage. Hoffe, Du hilfst wenigstens ungefragt, wenn neben Dir einer vom Baum fällt....(sorry)
Gruß Moni

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Dein Beispiel zum Schluss illustriert genau, wie ich es auch sehe. Ich frage mich, ob das ein Gen Z-Ding ist, dass man den Popo unaufgefordert nicht bewegt. Auf Englisch gibt es den Begriff „Common Courtesy“ - einfach aktiv mitdenken und als Teil im sozialen Gefüge handeln. Mehr muss nicht sein.

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Hat, wie sovieles, schon sehr viel mit den Eltern zu tun. Wenn man schon kleinen Kindern einbläut, dass sie alle Rechte der Welt haben, werden sie selten hilfsbereit und sehen, wo Hilfe selbstverständlich ist.
Meine Enkelin wurde anders erzogen und sieht, was zu tun ist......okay, vom vollen Mülleimer in ihrer Pubertät abgesehen 🙄 aber bei ihrem FSJ in einer Erwachsenen- Behinderteneinrichtung ist das Mädel Weltklasse - und ich sehr sehr stolz auf sie! Die Behinderten lieben sie, sie braucht keine großen Anweisungen....❤
LG

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Ich muss sagen, dass ich das Problem ähnlich kenne, jedoch nicht, was Handlungen betrifft.

Ich bin in Gesprächen mit Bekannten (man kennt sich - z.B. Kollegen - ist aber nicht intensiv befreundet) oft zurückhaltend, höre zu und stelle kaum / keine Fragen, da ich nicht forsch oder neugierig sein will. Das wurde mir sicher auch schon als Desinteresse ausgelegt. Dabei traue ich mich oft nur nicht...

Wenn Aufgaben im Raum stehen - ob körperlich oder kognitiv, dann packe ich meist schon an und biete mich an. Ehrlich gesagt finde ich es auch tendenziell unangenehm, wenn jemand Aufgaben nicht sieht bzw. nicht zupackt. Mir persönlich fällt es sogar schwer um Hilfe zu bitten, daher würde ich mit abwartenden Personen nicht zurecht kommen bzw. würde dann wohl alles an mir hängen bleiben.

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*Doppel Post*

Bearbeitet von Zustimm
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Ja, da kann ich nur zustimmen. ( ich hab auch schon immer gerne geholfen. Nur das man das nicht misinterpretiert. ) Ich war als Kind sehr still, habe manchmal nicht die richtigen Antworten gefunden und kam dann ins rudern oder blieb einsilbig. Ich hatte kaum Freunde und galt unter manchen als Arrogant, was ich mir nur als Fehlinterpretation meiner Zurückhaltung erklären kann. So nach dem Motto, die ist gehemmt, also hat sie wohl was gegen uns. So als ob das willentlich passiert.

Dazu kommt dann sicher immer auch geläster. Ich erinnere mich bspw. noch gut als ich mal einkaufen war. Ich hab beim reingehen einen bekannten gegrüßt, der mich nicht grüßte und das dann beim rausgehen nachholte. Ich sagte nix, weil ich ja schon hallo gesagt hatte und ging weiter. Neben ihm hatte sich zwischenzeitlich eine Bekannte eingefunden, die nix davon mitbekommen hatte, das ich ihn ja schon gegrüßt hatte und ich wusste, dass sie über mich lästerte, also hatte ich auch kein verlangen bei ihnen stehen zu bleiben. Ich ging wie gesagt weiter und hörte dann sehr deutlich von ihr "wie arrogant!"
Heute hätte ich mich umgedreht und sie zur Rede gestellt, damals war ich dazu viel zu gehemmt. Lass die Leute reden,... ist halt das dümmste Lied von den Ärzten überhaupt.
Man sollte, wenn die Leute was falsches von einem Glauben das ansprechen, weil sowas eine Dynamik bekommt. (Gegen lästern Vorgehen sowieso.)

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Auch bei mir ist es recht unterschiedlich. Je nach Situation übernehme ich tatsächlich einfach ne Aufgabe, biete Hilfe an oder warte, bis ich gefragt werde.

Menschen, die man aber IMMER aktiv bitten muss, finde ich schon auch anstrengend 😅 da denke ich auch, dass da ein bisschen mehr Engagement manchmal kommen könnte. Gilt vor allem im Ehrenamt. Wenn dann z.B. gesagt wird „es hat sich ergeben, dass xy noch zu tun ist“ und niemand meldet sich (bzw halt immer die selben) bin ich schon genervt. Da möchte ich jetzt nicht einzelne Personen ansprechen 🤷‍♀️ wir sind alle im Verein und das ja eigentlich aus gutem Grund, denke ich immer. Aber naja. Gibt genug, die da aktiv gebeten werden wollen.

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Gerade in Vereinen - und ja, auch beim Ehrenamt - habe ich es über Jahre erlebt, dass immer die Gleichen arbeiteten.....🙄 nämlich die, die man nicht lange betteln musste, die die Arbeit einfach sahen. Soooo unkameradschaftlich!
In meinem jetzigen Verein vollkommen anders.
Geplantes Vorhaben wird besprochen, nur die kurze Rundumfrage beim Stammtisch "wer macht was?" - und das Arbeitskommando steht fest - und die sind auch da, sofern sie nicht vorher tot umfallen.
Hat vielleicht doch auch was damit zu tun, dass wir alle ehemalige Bw-ler sind? Das Wort Kameradschaft ist heute ja fast verpönt - wir praktizieren es einfach - in vielerlei Beziehung, auch wenn es einem von uns schlecht geht. Derjenige muss nicht lange fragen, ob man ihm hilft.
Man merkt es, mir sind Leute suspekt, die man lange fragen und betteln muss, denn die findet man sicher auch nicht unter aktiven Ersthelfern.
LG Moni

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Eigentlich geht es ja in meinen Ehrenämtern. Ich sag mal, von 10 sind 7 engagiert, außer sie können wirklich mal nicht. Aber so 2-3 Pappenheimer machen halt nie was und sagen wirklich bei allem ab - da frage ich mich echt, warum man das Ehrenamt übernimmt, da kann man es halt gleich lassen 😅

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Später aber doch auch ein Beitrag von mir, da mir das Thema wichtig ist und ich da - leider - auch viel eigene Erfahrung damit habe.

Das Thema mit dem "aktiv Anpacken" lasse ich mal aussen vor.
Aber sonst muss ich schon sagen, dass ich das nur bestätigen kann. Speziell bei Menschen, die selbst sehr extrovertiert und selbstbewusst sind und dadurch eben selbst null verstehen, dass man sich zurückhält, weil man schüchtern ist oder sich nicht so wichtig nimmt.

Ich musste mir vor Jahren den Vorwurf sogar von einer sehr guten Freundin anhören, die es plötzlich bevorzugt hat, in Frauen-Gruppen unterwegs zu sein. Die Frauen hat sie sich natürlich "ausgesucht", es waren also mal primär Freundinnen von ihr, die sich teilweise auch schon länger untereinander kannten. Die meisten waren Jahre jünger als ich, in einem ganz anderen Lebensstadium und extrovertiert. Ich habe mich bei Treffen selten zu Wort gemeldet, nur geantwortet, wenn ich direkt angesprochen wurde, weil ichs einfach als extrem anstrengend empfunden habe, mich immer im Gespräch dazwischenzudrängen. Das ist einfach nicht meine Art.
Ich musste mir dann anhören, ich würde mich null einbringen und das würde komisch und desinteressiert wirken. Umgekehrt wars aber für sie wohl weniger bedenklich, dass mich von den anderen kaum jemand bewusst ins Gespräch einbezogen hat.
Ende vom Lied: Ich habe mich aufgrund dieser für mich damals sehr beleidigenden und massiven Vorwürfe von der Freundschaft zurückgezogen.