Wie schließt man mit dem Kinderwunsch ab?

Hallo miteinander,

mein Mann und ich haben nun fünf Jahre lang versucht, ein Kind zu bekommen. Über vier Jahre waren wir in einer Kinderwunschklinik in Behandlung. In der Zeit hatte ich zwei Fehlgeburten und zuletzt eine biochemische Schwangerschaft.
Wir werden uns nun von dem Thema Kinderwunsch verabschieden müssen.

Aufgrund meiner Vorerkrankungen war schon immer klar, dass es mit der Erfüllung des Kinderwunsches nicht einfach wird. Wir haben Anfangs auch gesagt, dass wir es einfach versuchen. Wenn es nicht klappt, haben wir aber trotzdem ein schönes Leben zu zweit.
Dann waren die letzten Jahre aber doch nervenaufreibender als gedacht. Wir schwankten ständig zwischen Hoffnung und Frustration.
In unserem Umfeld gibt es auch niemandem, mit denen wir uns austauschen können. Ein paar Menschen wussten von meiner ersten Fehlgeburt. Das hat uns damals aber nur blöde Kommentare eingebracht und seitdem sprechen wir mit niemanden darüber.
Ich habe immer weiter gemacht und habe mir nach den Fehlgeburten gesagt, dass das vorkommt und viele Frauen betrifft. Ich wollte mich nie "anstellen".

Scheinbar beschäftigt mich das ganze Thema aber doch mehr als ich das möchte.
Ich fühle mich ständig ausgelaugt und müde. Ich würde mich am liebsten den ganzen Tag ins Bett legen und kann mich nur selten motivieren. Ständig habe ich das Gefühl, als läge ein dicker Steinbrocken auf meiner Brust.
Meine Blutwerte sind alle in Ordnung und mein Arzt meinte, ich solle es mit Entspannungsübungen versuchen. Sport und Yoga waren für mich schon immer ein guter Ausgleich, aber irgendwie immer nur kurzfristig.
Momentan wird gefühlt auch jeder in meinem Umfeld schwanger. Meine beste Freundin ist im gleichen Alter, wurde problemlos schwanger und kennt nun kein anderes Thema mehr. Ich freue mich für sie und höre ihr zu, aber nach den letzten Treffen lag ich weinend zuhause im Bett.
Ich kenne mich so nicht und ich will auch nicht so sein. Aber irgendwie habe ich das Gefühl es wäre wichtig, endgültig mit dem Thema Kinderwunsch abzuschließen. Aber wie schafft man das?

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Hallo unerfuellt123,

Wenn du deinen eigenen Kinderwunsch nicht erfüllen kannst, was könnte dich denn dann erfüllen?
Hast du mit deinem Mann darüber geredet, wie ihr euch eure Zukunft ohne Kinder vorstellen könnt, wie ihr euer Leben gestalten wollt?

Wenn du schon keine eigenen Kinder haben kannst, hast du an die Möglichkeit gedacht, Kinder zur Pflege anzunehmen? Ich habe in letzter Zeit mehrere Presseberichte gelesen, dass in meiner Region Pflegeeltern dringlich gesucht werden.
Oder wäre eine Adoption eine Alternative für euch?

Kommt das nicht in Betracht, lande ich bei der Frage: Was gibt deinem Leben einen Sinn, wenn Kinder für eine Sinnstiftung keine Option sind?
Diese Frage kannst nur du dir selbst beantworten, weil die Antworten und Lösungen für jeden Menschen höchst unterschiedlich ausfallen.
Wie wäre es mit ehrenamtliche und karitative Tätigkeiten für andere Menschen?

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Mein Mann und ich haben bisher auch ein schönes Leben. Wir sind beide schon immer ehrenamtlich tätig und uns geht es nicht schlecht.
Dennoch haben die letzten Jahre mit Fehlgeburten und fehlgeschlagenen Behandlungen scheinbar mehr ihre Spuren hinterlassen als mir lieb ist.
Auch wenn wir ein gutes Leben haben, muss ich damit klar kommen, dass wir kein Kind haben werden.

Beim Jugendamt hatten wir uns bereits im letzten Jahr informiert. Wir sind aber beide Anfang 40, damit ist das Thema Adoption im Prinzip durch.
Das Thema Pflegschaft kommt für uns derzeit ebenfalls nicht in Frage.

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Ich weiß, du meinst es nur gut. Aber wenn ich dir einen Rat gebend darf:
Solltest du mal wieder mit dem Thema Fehlgeburten und unerfülltem Kinderwunch konfrontiert werden komme bitte nicht mit Adoption und Pflegschaft um die Ecke. Für die meisten Betroffenen sind solche Ratschläge eher ein Schlag ins Gesicht.

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Hallo liebe unerfüllt123…
Ich kann dir leider nicht weiterhelfen… aber mir geht es genauso… bei uns waren es 4 Jahre Behandlungen.. keine Einnistung etc.
Altersmässig sind wir in etwa gleich und eine Adoption such keine Option mehr.
Ich hoffe darauf das es besser wird wenn der Wechsel einsetzt. Wenn auch der Körper dann nicht mehr „funktioniert“
Es tut mir leid für dich!
Liebe Grüße

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Es tut mir leid, dass ihr so einen steinigen Weg hinter euch habt.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die Kinderwunschzeit sehr aufreibend sein kann, wenn es nicht klappt und auch noch Fehlgeburten hinzu kommen. Das geht an niemandem spurlos vorbei.
Die Symptome die du beschreibst, deuten schon fast auf eine beginnende Depression oder Burnout hin. Wahrscheinlich ist das Fass nach den schweren Jahren nun einfach voll.
Ich kann dir nur raten, dir professionelle Hilfe zu holen. Kinderwunschkliniken arbeiten oft mit Therapeuten zusammen, es gibt auch Selbsthilfegruppen. Aber bitte schluck den Schmerz nicht hinunter!

Ich wünsche euch alles Liebe!

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Hallo,

ich bin auch Anfang 40. Ich habe auch keine Kinder, aus zwei Gründen: ich habe einfach keine biologische Uhr ticken hören und selbst, wenn dies geschehen wäre, wären da auch noch meine Vorerkrankungen (du hast ja auch welche), die dazu geführt hätten, dass das Thema sowieso vermutlich erledigt gewesen wäre.

Aber: ich vermisse nichts. Was ich eher schwieriger finde, ist die Anspruchshaltung die immer noch in der Gesellschaft auftaucht, nämlich, dass die Aufgabe der Frau es doch ist, Kinder zu gebären. Man wird in ein Rollenbild gepresst. Vielleicht fühlst du dich auch deshalb irgendwie unperfekt und dann wird sowas auch noch von deinem Umfeld vermittelt?

Meine Erfahrung ist, dass man ziemlich negativ auf kinderlose Leute reagiert, selbst in den eigenen Familien und in der Verwandtschaft. Es werden die typischen Kliesche-Bilder zurechtgelegt. Und das ist doch eigentlich das Verrückte, oder? Solltest du eine gute Freundin haben oder jemanden in der Familie, der dich gut versteht und vielleicht dann dazu noch Kinder, kannst du dich ja dort involvieren.

Ansonsten: Versuche mit deinem Mann ein Hobby zu finden, irgendwas, was euch glücklich macht. Es könnte ja auch ein Ehrenamt sein, eine Sportgruppe etc. Da gibt es auch Möglichkeiten für Kinder da zu sein. Vielleicht als Trainer/-in beim Sport.