Hallo,
Wahrscheinlich ist das was ich gerade erlebe, einfach der Lauf der Dinge, aber trotzdem bin ich enttäuscht obwohl ich es ein Stück nachvollziehen kann.
Es geht darum , dass mein Mann zuerst seinen sehr gut bezahlten Job verloren hat vor 4 Jahren , dann aber schnell was Neues hatte, aber nur noch weniger als die Hälfte an Verdienst.
Ich hatte und habe eine Vollzeit Stelle, in einem sozialen Beruf der noch etwas weniger Geld bringt als seine letzte Stelle.
So...Dann wurde er arbeitslos vor 2 Jahren weil die Firma Pleite machte, er fand zunächst nichts Neues.
Seit 1 Jahr hat er wieder einen befristeten Job ,der schlechter bezahlt wird als meiner, aber immerhin.
Unser Hauskredit war mit der Arbeitslosigkeit nicht mehr bezahlbar, das Haus( 2017 gekauft), musste verkauft werden, wir aus unserem Neubaugebiet weg in einen nicht ganz so guten anderen Stadtteil in eine Wohnung ziehen mit unseren Kindern , 12 und 10.
Auch der Lebensstandard musste angepasst werden, Urlaub war seit dem nicht mehr drin, auch die Kinder mussten auf Marken Klamotten und neue Handys , Computer etc verzichten.
Für mich fällt seitdem das zweimal jährlich stattfindende Wellness Woche mit den Mädels aus, für meinen Mann der 1 wöchige Ski Urlaub mit seinen Kumpels.
Unsere Freunde, die hauptsächlich genauso leben wie wir bisher mit Haus und Garten, zwei Autos und jedes Jahr zwei Wochen Urlaub mindestens , haben uns komplett vergessen.
Wir werden nicht mehr angerufen , Grillfeste Spieleabende etc.finden ohne uns statt und auch zu Geburtstagen werden wir nicht mehr eingeladen, auch die Kinder nicht.
Ab und zu kommt noch eine kurze WhatsApp mit belanglosem Text. Wenn ich etwas schreibe in die Grupe, kommen nur kurze Floskeln oder gar keine Reaktion.
Wir reden hier von Menschen, die ich teilweise noch von der Schule kenne und mit denen eine lange Freundschaft bestand, in meinen Augen zumindest.
Ist es normal, dass bis auf zwei Freundinnen sich alle abwenden weil wir nicht mehr die finanziellen Mittel haben wir vorher?
Ich bin einfach enttäuscht oder war ich da zu blauäugig, dass ich von diesem Verhalten so überrascht wurde?
Gibt es hier Leute, denen Ähnliches passiert ist?
Sozialer Abstieg und Freunde
Ich denke, dann war die Freundschaft eher nach dem Status ausgerichtet, als nach echten Freunden.
Und wenn die Kids auch so erzogen wurden, dass Markenklamotten und das neuste Handy wichtiger ist als der Mensch dahinter, dann ist der Kontakt halt auch oberflächlich und keine Freundschaft.
Wenn man damit zufrieden ist und es jahrelang so gut findet, dann merkt man eben auch nicht, wenn es anderen nicht gut geht oder fragt nach.
Die Freunde die jetzt noch zu dir halten sind halt die, die nichts auf eine Fassade von Oberflächlichkeiten geben sondern Interesse an dem Menschen haben.
Es liest sich so, als ob du die Freundschaft anders empfunden hast, als die Anderen.
Und als ob die Anderen halt sehr oberflächlich sind.
Ich würde denen nicht hinterher laufen und auf deren Mitleidskontakte würde ich verzichten.
Ich würde nicht sagen das es damals keine richtigen Freunde waren.
Wenn man nicht verwandt ist, ist das einzige was Menschen verbindet gemeinsame Interessen. Wenn früher Skifahren Wellness Schmuck Mode ect das gemeinsame war und dann fällt das weg, dann ist man nicht mehr miteinander Kompatibel. In der Liebe halten in der Regel Beziehungen auch nicht wo man überhaupt keine gemeinsamen Interessen hat.
Wenn man beim Grillen darauf steht Fleisch für 50€ das Kg drauf zu legen und dazu eine Flasche Wein um 30€ oder mehr wird das schwer für die Freunde die einfach schauen das sie über den Monat kommen. Und immer einladen darauf hat man irgendwann auch keine Lust mehr. Es ist ja nicht so das diese Situation sofort war, die ersten Jahre hatten die Freunde noch Verständnis. 4 Jahre später nicht mehr. Und ganz ehrlich bei uns bauen zb jetztige Freunde, und mit denen ist es derzeit mit den Interessen auch schwierig den wir haben uns bewusst gegen ein Haus entschieden und nur eine ETW gekauft. Wir fahren derzeit natürlich viel in den Urlaub unsere Freunde sparen derzeit jeden Cent fürs Haus. Für sie ist es derzeit unnötig Geld für einen Urlaub aus zu geben für uns der Hausbau. Klar versucht man verständnis zu zeigen auf beiden Seiten aber dauerhaft sucht man dann doch auch mal Kontakt zu Menschen die so ähnlich drauf sind und dann verläuft sich auch mal eine Freundschaft obwohl man das gar nicht wollte oder es Streit gab.
Komische Definition von Freundschaft hast du da 🤔
Alle meine Freundschaften hängen mit Sympathie zusammen, keine einzige mit Shoppen, Wellness oder wie teuer das Grillfleisch ist. Da sind wir alle total verschieden.
Aber wenn das eure Grundlage ist, dann übersteht die Freundschaft nicht unbedingt alles was im Leben so passiert.
Kann sein das ihr früher vll etwas von heroben herab wart bzw etwas geizig?
Was ich nicht verstehe warum man 1 Jahr lang zu Hause bleibt?
Bevor ich nichts gemachts habe, hab ich mich auf jede Stelle beworben die mehr gebracht hat als Arbeitslosengeld. Habt ihr vll euch beschwert bei den Freunden das das Geld knapp ist in dieser Zeit? Das ist dann verständlich wenn sie eventuell genervt von euch sind.
Und es ist sehr schwierig wenn man ein Mädelskreis ist alle fahren gemeinsam in den Urlaub und nur eine fährt nicht mit weil sie das Geld nicht hat. Auf der einen Seite will man nicht prallen um dich zu verletzen auf der anderen Seite will man aber nicht verzichten und sich trotzdem freuen dürfen.
Ich war schon in beiden Situationen. Meine Freundinnen haben mich dann aber eingeladen und wir sind in eine günstigere Therme gefahren. Wir waren 2018 total blank weil unser komplettes erspartes in die Künstlichen Befruchtungen ging und wir hatten beide neben Jobs zu unseren Vollzeitjobs. Wir haben allerdings immer gegeben, wenn mich eine Freundin um 22 Uhr Anruft weil ihr Auto am Firmenparkplatz nicht anspringt sitze ich 5 Minuten später im Auto und deswegen haben meine Freundinnen mich damals eingeladen.
Bei meinen Mann war ähnliches anstatt Fussball in der Kneipe haben sie ihn bei uns zu Hause besucht mit knapperein und Bier.
Empfindest du diese Menschen wirklich als Freunde? Menschen, die sich von dir abwenden, wenn du nicht mehr mithalten kannst...? Echte Freunde würden dich entweder einladen - was auch tricky ist, keine Frage - oder ihre Aktivitäten so gestalten, dass ihr problemlos mitmachen könnt. Man schafft auch Grillpartys ohne großen Aufwand.
Bei uns war es andersherum - mein Mann mittlerweile ist der Großverdiener in unserem Freundeskreis, alle anderen sind ganz normal unterwegs. Das spielt gar keine Rolle, wofür ich sehr dankbar bin. Wir kennen uns alle so lange und so gut, dass man offen darüber reden. Da wird auch ganz flapsig gesagt "Du bringst das Fleisch mit, du hast sowieso zu viel Geld" 😉 Kratzt keinen, am wenigsten meinen Mann. Und wenn wir morgen arm wären, würde es nichts ändern. Da wären dieselben Freunde immer noch da und dann würden wir eben alle Bratwurst statt Steak essen 😉. Man merkt hingegen sehr deutlich, wer sich inzwischen bemüht, sich anzufreunden - das ist genauso nervig wie vermeintliche Freunde, die dich fallen lassen, wenn du nicht mehr in ihren Lifestyle passt.
Ich würde, so hart es ist, damit abschließen und mir neue Freunde suchen. Echte Freundschaften sollten Veränderungen aushalten.
Ich habe es so ähnlich erlebt! Aber wegen einer schweren Krankheit meines ersten Mannes. Plötzlich haben sich viele abgewendet, als hätte er eine ansteckende Krankheit und nicht eine Krebserkrankung. Als er schließlich starb, kamen die Beileidsbekundungen, aber nichts weiter. Ich hatte nach seinem Tod, auch zeitweise finanzielle Probleme, auch weil ich meinen Mann lange gepflegt habe. Dies hat nochmal die Leute abgeschreckt. Das war alles kein schönes Gefühl. Ich habe es geschafft, mich aus allem heraus zu kämpfen, auch wegen meiner kleinen Tochter durfte ich mich nicht hängen lassen.
Nach ein paar Jahren habe ich einen neuen Mann kennengelernt und wir sind sehr glücklich. Auch für meine Tochter ist er ein toller Vater. Sie verstehen sich sehr gut. Ich bin also, sozusagen, sozial wieder aufgestiegen. Aber die alten Freunde interessieren mich nicht mehr und ich möchte auch keinen Kontakt mehr zu denen haben.
Warum Menschen so reagieren und sich abwenden, verstehe ich auch nicht. Ich kann es mir nur so erklären, das viele Angst haben, in die Probleme reingezogen zu werden. Als wenn der soziale Abstieg ansteckend wäre. Man möchte sich einfach nicht mit diesen Problemen befassen und weiterhin sein sorgloses Leben, weiterleben.
Wenn ich als Soziologin spreche:
Ja, das ist leider „normal“.
Wenn ich als Mensch spreche:
Dann waren es keine echten Freunde. Klar sind unterschiedliche Lebensstile schwer vereinbar, aber 2 Freundinnen schaffen es ja scheinbar trotzdem noch, Kontakt aufrecht zu erhalten 🤷♀️ warum also der Rest nicht? Weil Status denen wohl doch wichtiger ist, als der Mensch an sich.
Arbeitest nicht im Verkauf?
Jup. Davor hab ich Soziologie studiert 😊
Hallo FS,
persönlich habe ich keine vergleichbare Erfahrung gemacht. Aber ich denke, gleich und gleich gesellt sich gerne und die meisten Menschen wollen (selbst im engsten Umfeld) nichts mit den Problemen anderer Leute zu tun haben.
Es fehlen nun gemeinsame Erlebnisse über die man sich austauschen kann und man verliert immer mehr den Anschluss an die Welt des anderen.
Nicht alle aber viele Fruendschaften sind Nutznießer-Schaften und ja, Freunde sind u.a. auch Statussymbol. Aber eben nur (gemessen am eigenen Umfeld) "vorzeigbare" Freunde.
Die aller aller aller meisten Menschen sind sehr oberflächlich. Um gesellschaftsfähig zu sein, ist Individualismus hinderlich. Heißt für eure Freunde ist der leichtere Weg selbst beliebt zu bleiben euch zu meiden und es den anderen gleich zu machen.
Guck mal in den Spiegel, da siehst du den Menschen, der immer für dich da ist und zu dir hält ; )
Ich hatte mal ein Gerichtsverfahren am Hals, das mich ruiniert hat, weil mein Anwalt vergessen hat, für mich (damals Student) unentgeltliche Rechtspflege zu beantragen. Ein Urteil gab es nie, weil mein Gegner ebenfalls ruiniert war und nicht weiter prozessieren konnte. In der Zeit musste ich mein Studium abbrechen und habe alle meine Freunde verloren, vermutlich, weil ich meine Probleme mit Zynismus überspielt habe. Ich würde es für normal halten. Für die anderen Leute geht ihr Leben weiter, deine Sorgen tangieren sie halt nicht. Dass du zwei gute Freundinnen hast, die zu dir halten und eine intakte Beziehung, ist schon viel, das hat nicht jeder. Das sind deine wirklichen Bezugspersonen, auf die Verlass ist, die anderen sind oder waren nur Bekannte. Auf die hättest du dich auch zu besseren Zeiten nicht verlassen können, da war dir das einfach noch nicht bewusst.
Mein Tipp: Sei für die Leute da, denen du wichtig bist,egal, was ist. Im Notfall auch egal, was du sonst geplant hast. Das ist die Lehre, die ich mitgenommen habe.
Anwaltshaftung?
Ich kenne das umgekehrt. Also wir haben einen enormen sozialen Aufstieg hinter uns. Damit hatten viele im Umfeld Probleme. Dabei haben wir niemandem erzählt wieviel besser uns es als vorher geht. Aber man bekam es eben mit. Wir sind öfter essen, öfter auf Kurztrips, fahren andere Autos.
Wir haben es nie an die große Glocke gehangen, wobei es schon schade ist nichts erzählen zu können, und dennoch wurde der Kreis immer kleiner.
Wir haben neue Leute kennengelernt, denen es fast allen ähnlich gegangen ist.
Für mich gibt es kaum Freunde, das sind alles Bekannte, eine Art Lebensabschnittsgefährten.