Guten Morgen,
Mein Mann war schon immer sehr gesellig, Vereinsleben war ihm schon immer wichtig. Wir wohnen auf dem Dorf, da wird das auch zelebriert.
Ich persönlich war nie wie mein Mann, aber früher schon auch etwas geselliger.
Seit einigen Jahren merke ich, dass ich mit den „alten“ Freunschaften kaum noch Gemeinsamkeiten habe, es da niemand (mehr) gibt mit dem ich dauerhaft meine Freizeit verbringen möchte.
Durch Freundschaften der Kinder sind einige neue Freundschaften hinzugekommen, wir haben immerhin mehr Gemeinsamkeiten, aber auch hier merke ich wie mir etwas fehlt. Das ist alles eher oberflächlich, mir fehlt der Tiefgang.
Mein Mann ist da ganz anders: er hegt und pflegt seine alten Freundschaften und ist zusätzlich sehr bemüht um die neuen Freundschaften.
Und mir ist das viel zu viel, vielmehr stört es mich zunehmend das er soviel Zeit mit Menschen verbringt die für mich oberflächlich wirken.
Ihm ist das grundsätzlich egal, er trifft sich viel alleine so dass ich auch genügend Zeit für mich habe, aber dennoch stört mich seine Begeisterung.
Versteht ihr was ich meine, wie kann ich hier gelassener werden und einen besseren Umgang für uns als Familie finden?
Mein Mann und die Freunde
Bei uns ist es andersherum: Mein Mann ist beruflich sehr viel mit Menschen zusammen und verbringt seine Freizeit konsequent mit denselben drei, vier engen Freunden, die er seit Kindertagen / Studium hat. Inzwischen inklusive Ehefrauen, eine davon kennen wir ebenfalls seit unserer Kindheit. Er hat weder Zeit noch Interesse oder Wunsch, in neue Freundschaften zu investieren. Ich hingegen mag neue Bekanntschaften sehr, ich verabrede mich gerne auch mal mit oberflächlichen Bekanntschaften, weil ich einfach den Austausch mag. Neues kennenlernen. Interessante Menschen treffen. Ihm gibt das gar nichts, dafür muss es ein beruflicher Kontakt sein, jemand aus seiner Branche. Aber für seinen Seelenfrieden braucht er das nicht. Er will privat auch ausschließlich Tiefgang.
Ich finde es wichtig, dass jeder ein paar wenige, aber dafür enge Freunde hat. Nicht nur, weil man sich mit jemandem austauschen kann. Sondern vor allem, weil dann nicht der Druck auf dem Partner lastet, der einzige Vertraute zu sein. Der einzige, mit dem der andere in seiner Freizeit gerne etwas macht. Dem er sein Herz ausschütten kann. Für mich wäre das sehr anstrengend, dieses Wissen, dass mein Mann außer mir niemanden hat, dem er sich mal öffnet.
Also vielleicht solltest du weniger auf ihn schauen, sondern erstmal auf dich - wie du ein, zwei Freundschaften findest, die dir auch was geben. Denn das ist wirklich wertvoll. Es ist auch ganz normal, dass Freundschaften nicht ewig halten. Manche sind einfach "Lebensabschnittsbeziehungen". Siehe Ausbildung oder Studium...da ist man drei, vier, fünf Jahre total eng verbunden, man steht alles zusammen durch und geht zu Partys und entdeckt das Leben, und dann zieht man weg und bumms, das war es dann. Ist nicht schlimm. Aber man braucht Freunde, denke ich. Deswegen würde ich dir empfehlen, da zu investieren. Dann bist du auch bei deinem Mann lockerer. Meiner kann auch nicht verstehen, was mir das gibt. Aber er merkt, dass ich Spaß habe, und das reicht ihm 😉 Er hat dafür eben Spaß mit den ewig gleichen Leuten bei den ewig gleichen Sachen, wo ich manchmal gähne und denke: "Jungs, ernsthaft, ihr kennt euch, seit ihr im Kindergarten gewesen seid, wird euch nicht mal langweilig?" Aber jeder ist anders. Dein Mann blüht durch "mehr" auf, du eher durch "wenig und tief". Ihr braucht eben unterschiedliche Dinge, nur wird dein Bedürfnis momentan nicht erfüllt - und da würde ich ansetzen, weil sowas auch unterschwellig Auswirkungen hat.
Hallo!
Zu Deiner Frage "wie kann ich hier gelassener werden", kann ich antworten, dass Du noch mehr das machst, was Du eh schon jetzt richtigerweise machst. Die Zeit die Dir bleibt, für Dich nützen, für Deine Freundschaften nützen, für das Nützen was Dich interessiert.
Ich denke, bei uns (mittlerweile getrennt) war es ebenfalls umgekehrt.
Aber zurück zu dir:
Wenn ich es richtig verstehe, dann stört es dich einerseits, dass dein Mann viel Zeit mit Menschen verbringt, die dir nichts bedeuten und deren „Wert“ als Freunde du auch nicht recht verstehst, weil es dir zu oberflächlich ist.
Stört es dich wegen der Zeit, die ihr dann nicht gemeinsam habt? Darüber müsst ihr reden und einen Kompromiss finden, der sich für beide gut anfühlt. Oder stört es dich auch, weil für deinen Mann dieses Sozialleben einen andere Bedeutung hat als für dich und du dich dadurch in deinem Wert für ihn irgendwie herabgesetzt fühlst?
Der zweite Punkt ist ja, dass dir Freundschaften mit Tiefgang wichtig sind und fehlen. Zunächst einmal fängt ja jede Freundschaft oberflächlich an und erst über eine lange Zeit entwickelt sich dann eine wirkliche Freundschaft. Du schreibst, die Freunde deines Mannes würden auf dick oberflächlich wirken. Ich denke eher, dass die Beziehung, nicht aber die Menschen oberflächlich sind. Vielleicht solltest du einfach gelassener mit ihrer vermeintlichen Oberflächlichkeit umgehen und offener sein. Ggf. entpuppt sich ja doch der ein oder andere als guter Freund/Freundin.
Davon einmal abgesehen kann es doch auch nett sein, oberflächliche Bekanntschaften zu haben. Gut, für einen introvertierten Menschen eher nicht, für deinen Mann scheint es aber wichtig zu sein.
Und wenn ich meinen Freundeskreis ansehe, dann hat sich dieser natürlich auch gewandelt.
Es gibt weniger die Busenfreunde, mit denen man alles teilt, sondern es gibt Freunde, mit denen ich über Beziehungsdinge, über familiäres oder mit anderen über berufliches rede. Es vereint sich nicht mehr alles auf einen Menschen, sondern weil man auf einigen Ebenen weniger gemeinsam hat, beschränkt man sich mit Person X eher auf bestimmte Themen, bei denen es passt. Mit Person Y sind es dann andere Themen, bei denen es in die Tiefe geht.
Also ich denke, seine Freunde sind sein Bier, das kann er so machen, wie er will. Das muss man einfach akzeptieren, zumindest wärs besser für die Harmonie. Also ist nun die Frage, was du tun kannst, um neue Freundschaften aufzubauen. Gibt es bestimmte Themen die dich besonders interessieren? Du könntest z.b. im internet nach Foren suchen, für diese bestimmten Thematiken.
Das funktioniert ganz gut. Ich bin z.B. auch in Facebook in einigen Gruppen.
Ich muss die Freunde meines Partners nicht mögen, noch muss ich unbedingt verstehen, warum sie miteinander befreundet sind. Gleiches gilt andersrum. Wenn es so passt, dass wir uns beide damit wohl fühlen, dann ist das fein, aber es ist eben überhaupt keine Bedingung. Heißt bei uns: wir haben einen sehr getrennten Freundeskreis. Es gibt vielleicht zwei Paare, mit denen wir was gemeinsam machen. Ansonsten ist er mit seinen Leuten unterwegs, ich mit meinen oder wir halt miteinander, und das ist für beide fein. Wichtig eben wäre, dass der zeitliche Rahmen passt, also es nicht so ist, dass man sich fragt: huch, wer ist der Fremde hier im Haus, nur weil er mal zur Abwechslung einen Abend zu hause ist.
Aber ansonsten? ich freue mich, wenn er zufrieden heimkommt, wenn er mit Freunden unterwegs war, mit denen ich persönlich nicht so die Verbindung finde. Er freut sich, wenn ich fröhlich heimkomme, weil ich einen schönen Abend mit einer Freundin oder einem Freund hatte. Ich kann z.B. nicht viele Kontakte gleichzeitig händeln und brauche auch viel Zeit allein-Zeit. Mein Partner ist da nicht so, aber wir lassen uns da eben komplett so sein und zwangsmissionieren uns da auch nicht (hast Du auch nicht geschrieben ).
Vielleicht hilft es zu hinterfragen, warum es dich stört?
Scheinbar erwartet er von dir nicht, dass du so fühlst wie er - warum erwartest du also eigentlich, dass er so fühlt wie du? Ich meine das nicht vorwurfsvoll, sondern wirklich als Denkanstoß.
Es ist völlig ok, auch „oberflächliche“ Freundschaften zu haben. Du magst das nicht, ist ok, deinem Mann geben diese Freundschaften was und auch das ist ok. Vielleicht bringt diese Akzeptanz dir Gelassenheit. :)