Soll ich ihm meine Geschichte erzählen?

Hallo an alle und vielen Dank im voraus für das Lesen meines Beitrags.


Ich bin sehr unsicher, wie ich mit der Situation umgehen kann. Vor 6 Wochen habe ich einen sehr netten Mann kennengelernt. Es ist meine erste Beziehung seit längerer Zeit. Leider habe ich einen total chaotisches Leben. Es fällt mir auch schwer, das zu schreiben. Vor sechs Monaten ist mein kleiner Sohn geboren, der bei einer Pflegefamilie lebt.

Er stammt aus einer Vergewaltigung.
Meinen Kleinen liebe ich sehr und bin so froh, dass ich mich für ihn entschieden habe, das habe ich nie bereut, auch wenn ich an einer posttraumatischen Belastungsstörung leide und immer noch sehr an Allem trage. Der Vater des Kleinen sitzt im Gefängnis und seine Pflegeeltern sind super liebe Menschen, zu denen ich auch regelmäßig Kontakt habe. Mein Baby stille ich auch noch, indem ich für die Pflegeeltern Milch abpumpe und bei ihnen einfriere. Wenn nun mein Baby bei mir ist, stille ich ihn auch an der Brust; ich habe psychologische Unterstützung, damit ich das alles irgendwie schaffe. Ich arbeite auch 35 Stunden in der Woche als Dolmetscherin und Fremdsprachenkorrespondentin

Leider habe ich auch viele Geburtsverletzungen, die auch nach einem halben Jahr noch Probleme machen, weil mein kleiner einen sehr großen Kopf hatte und mir dadurch viel gerissen ist. Auch lange sitzen tut mir weh. Aber ich weiß nicht, wie ich meinen neuen Partner, den ich schon öfter getroffen und immer schöne Zeiten verbracht habe, ihm das sagen kann oder ob ich es überhaupt sagen soll.

Er hat mir beim letzten Mal ganz liebevoll gesagt, dass er sich in mich verliebt habe und dass er mich unbedingt weiterhin sehen möchte. Auch ein erster gemeinsamer kurzurlaub steht im Raum.. ich habe mich auch verliebt und empfinde viel für ihn, auch wenn es noch sehr frisch ist, möchte ich ihn gerne weiter kennenlernen und Zeit mit ihm verbringen.

Er weiß noch nicht einmal, dass ich ein Kind habe, darüber haben wir in den 6 Wochen noch nicht gesprochen, er hat nie explizit gefragt, geht aber sicher davon aus, dass ich keine habe. So langsam komme ich mir auch schlecht vor, dass ich das nicht von mir aus anspreche, weil ich recht sicher bin, dass das für ihn auch einiges verändern könnte, vielleicht möchte er dann gar nicht mehr mit mir Treffen planen.

Bisher haben wir uns auch nur vorsichtig geküsst und er hat mich für dieses Wochenende zum ersten Mal zu sich eingeladen. Darauf freue ich mich auch sehr und er schreibt mir immer sehr liebe Nachrichten. 😘 Ich bin schon hunderte Mal im Kopf durchgegangen, wie ich das Gespräch anfangen könnte, aber es fehlt mir der Mut. Außerdem habe ich Angst, dass er mich wegen der Vergewaltigung ablehnt. Ich sollte vielleicht auch noch erwähnen, dass ich keinen Kontakt zu meiner Familie habe, weil ich selbst in einer Gewaltfamilie mit Alkoholmissbrauch groß werden musste. Habe jedoch sehr viele liebe Freunde und ein gutes Umfeld auf der Arbeit.Gleichzeitig weiß ich, dass ich ihm das jetzt auch schuldig bin und möchte es gerne am Wochenende tun.

Man merkt mir auch die sexuellen Schwierigkeiten nicht an, weil ich im etwas allgemeineren Kontakt recht "unauffällig" wirke. Vor dem Treffen bei ihm zu Hause habe ich natürlich auch etwas Sorge, weil ich vermute, dass er gerne ein bisschen weitergehen möchte. Ich bin in einem sehr großen Zwiespalt.

Mein Baby möchte ich auf keinen Fall dauerhaft verleugnen, weil ich es über alles liebe und der kleine an nichts Schuld hat. Ich weiß nur nicht, wie ich es erzählen könnte.

Könntet ihr mir einen Rat geben? Ich danke euch. Liebe Grüße Bonbon 🌹

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Warte nicht mehr länger mit erzählen.
Wie wäre es wenn Du ihm einen Brief schreibst. So persönlich zu erzählen ist sicher schwer bei so emotionalen und heiklen Themen. so kannst Du sicher besser erklären und er kann es in aller Ruhe lesen.

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Guten Morgen und herzlichen Dank euch allen.

Ich habe ihn gestern eine kleine Mail geschrieben und er hat super einfühlsam reagiert. Er hat mir sogar angeboten, meinen Kleinen nächstes Wochenende mitzubringen.😊

Er hat mich gefragt per Mail, ob ich einverstanden bin, ihm dann persönlich mehr zu erzählen, weil er meinte das sind so schlimme und intime Dinge, dass wir darüber nicht schreiben sollten. Das sehe ich auch so. Auf jeden Fall bin ich glücklich, wie reagiert hat und dass es so einen weiteren Treffen jetzt am Wochenende kommt.

Mit den Medikamenten kenne ich gut, weil ich damals von Psychiatern Psychopharmaka bekommen habe wegen meiner Familiensituation. Während ich aber in der familiensituation drin blieb, was ich als völlig irre empfinde, weil es mir so nie besser gehen konnte

Ich habe das Gefühl, dass mir das nur geschadet hat, dass ich seitdem, weil ich insgesamt 18 verschiedene Psychopharmaka ( wurde auch immer mehr) über viele Jahre genommen habe, auch Probleme mit dem Gedächtnis habe und die ganzen Traumata nicht verarbeiten konnte. Seit ich keine Medikamente nehme, nur ab und zu Baldrian, dafür aber Sport mache, liebevolle Gespräche führe und sozial aktiv bin, hat sich das zum guten getan. Eine guten Ärztin meinte ,dass mein Gehirn Schaden durch die jahrelange Betäubung genommen hat. Das macht es mir jetzt auch schwierig, mit den schlimmen Erlebnissen umzugehen. Zusätzlich schwierig.

Danke nochmals Allen

Bearbeitet von Bonbon
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Das klingt doch sehr positiv. Wie geht es dir jetzt damit, wo die erste Hürde genommen wurde?

Laß dir Zeit, du entscheidest was und wieviel du erzählen möchtest. Ich finde es sehr gut, das er jetzt etwas von deinem Kind weiß. Das wäre auch mein Gedanke gewesen, das er das zumindest zeitnah erfahren sollte. Beim Rest geht es nur um dich und ob es dir gut tut, wenn du dich ihm da anvertraust.

Ich halte dich für eine sehr starke Frau, die eine sehr große Herausforderung annehmen konnte. Pass bitte gut auf dich und deine Grenzen auf und überfordere dich nicht.

Alles Gute.

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Hi 🙋🏼‍♀️
Ich hab hier grade deine Geschichte gelesen und muss sagen Hut ab. Ich bin wirklich total begeistert, wie souverän du hier alles meisterst. Du kannst verdammt stolz auf dich sein. Danke, dass du hier nochmal ein Update gegeben hast, wie’s weiter ging. Ich wünsche dir von Herzen nur das aller beste. Das klingt, als hättest du einen lieben Mann gefunden.
Ich wünsche dir so sehr, dass sich in Zukunft alles fügt und du deinen Sohn bald ganz bei dir hast, oder so wie es eben für euch am besten ist 🫶 bleib weiter stark. Fühl dich gerne gedrückt 🤗

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Er muss das unbedingt alles wissen. Warte nicht darauf, dass von alleine der passende Moment kommt. Sag ihm beim nächsten Gespräch, dass du ihm einige wichtige Dinge über dich sagen möchtest und erzähl dann alles so wie hier auch.

Ich wüsste nicht warum er dich wegen der Vergewaltigung ablehnen sollte. Aber ihm dein Kind länger zu verschweigen kann Probleme geben.

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Ich halte ebenso einen offenen Austausch und keine Geheimnisse in Bezug deiner schlimmen Erfahrung und deinem Kind für sehr wichtig.
Du sagst du hast noch Geburtsverletzungen, wenn ihr euch näher kommt ist das ja auch auffällig. Es wäre doch blöd und unangenehm wenn du dann mit der Wahreheit rausrückst. So könnt ihr euch frei körperlich näher kommen ohne dass du diese ganze Sache im Kopf hast.

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Wenn er der "Richtige" ist, dann wird er das verstehen.
Wenn nicht, dann ist er nicht der Richtige, das muss man einfach so sehen.
Daher hab nicht zu viel Angst davor. Viele Männer sind verständnsvoll, also steht die Chance ganz gut, dass alles gut ausgeht.

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Vielleicht ist genau dieses Wochenende die passende Gelegenheit ihm deine Geschichte zu erzählen.

Wenn du dich ihm gegenüber nicht öffnest, kann er bestimmte Verhaltensweisen vielleicht völlig falsch interpretieren.

Und er wird dich für das Geschehene nicht verurteilen, niemand sucht sich solch ein Schicksal aus.
Und deine Gefühle, aber auch, wie du dein Leben im Griff hast, zeigt, was für ein starker Mensch du bist.

Sich öffnen, gegenseitig vertrauen, verbindet - bringt euch auf eine andere Ebene.

Ich wünsche dir viel Kraft.

Liebe Grüße

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Vielen Dank,

Ich spüre auch, dass ich es erzählen sollte. Zumal ich oft meinen Kleinen am Wochenende oft auch über Nacht bei mir habe, was ich an dem Wochenende, an denen ich mit ihm zusammen war, nicht gemacht habe. Werde ihn vorher eine Mail schreiben und hoffe, dass er mich am Wochenende noch treffen möchte - es ist ja nicht nur die Angst vor Ablehnung , weil er etwas "gegen mich " hat, sondern eher, dass er mit der Situation überfordert ist.

Was ich auch verstehen könnte, trotzdem wünsche ich mir natürlich, dass er weitergehen möchte ...

Dass ich Stille und die Geburtsverletzungen werden auf jeden Fall auch ein Thema sein, was ich gar nicht verstecken könnte. Deshalb ja - ich schreibe ihm noch heute Abend, " wie es mir aus dem Herzen kommt"- ohne langes Nachdenken.

Mein Leben habe ich nach außen hin recht gut im Griff, innerlich bin ich allerdings sehr schwankend, vor allem ist mein Gedächtnis total schlecht, mein Kurzzeitgedächtnis hat mich total verlassen und ich bringe oft Dinge durcheinander. Habe mich anfangs beschuldigt und schlecht gefühlt weil ich mir die einfachsten Dinge nicht mehr merken konnte. Jedes Geräusch hat mich total durcheinander gebracht... zum Glück weiß mein Chef Bescheid und unterstützt mich total.

Ich werde euch berichten ❤️ vielen Dank noch einmal

Bearbeitet von Bonbon
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Viel Glück, wird schon klappen! :-)
Zum Thema Kurzzeit gedächtnis, bin letztens fast auf mein Laptop getreten, nachdem ich ihn nur ein paar sekunden abgestellt hab, um ein Laken aufs Bett zu packen. :D Ich kenn das Problem echt gut, bei mir ist es eine Nebenwirkung eines Medkaments
Um das etwas zu verbessern ess ich regelmäßig Walnüsse 2-3 Stück am Tag. Vielleicht bringt dir das was, ist gut für die Nerven.

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@Dawnclaude.....im anderen Unterforum hatte man dich schon darauf hingewiesen, das deine Antwort dort sehr unsensibel und auch ma Thema vorbei ist. Ich fand deine Reaktion darauf toll, auch das du das etwas beherzigen wolltest...also dich da gerne weiterentwickeln möchtest.

Deswegen möchte ich dich diesmal in diesem Beitrag darauf hinweisen, das deine Antwort extrem unpassend und eben auch, bei einem so komplexen und traumatischen Thema wie das der TE, mega unsensibel ist.

Ich bin selber ein ziemlicher Bollerkopp, keine Frage. Aber einer Userin, die hier wirklich eine so negative und lebensverändernde Extremerfahrung machen musste udn sich hier der Öffentlichkeit preisgibt zu sagen, das sie es mal mit ein paar Nüssen versuchen soll und die eben auch gut für die Nerven sind....joah, ernsthaft...das geht nicht, wirklich nicht.

Arbeite da bitte an dir selber, hier ist es "nur" ein Forum, aber im echten Leben könntest du damit wirklich Menschen von dir wegstoßen, die dir vielleicht wichtig sind.

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Das mit dem Baby solltest du ihn schon erzählen. Das nur der Vergewaltigung auch, aber erst nach mehreren positiven Treffen, wenn ihr euch richtig kennt.

Was sagt deine Frauenärztin, warum du noch Schmerzen hast? Das kommt mir nicht normal vor.

Bearbeitet von gruebel
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Fange LANGSAM an.
Sage, dass du im letzten Jahr eine schwere Zeit hattest und bis heute mit vielem belastet bist.
Sage, dass du ihm gern davon erzählen möchtest, es aber eine lange und komplexe Geschichte ist, die dich auch noch aktuell stark emotional belastet, so dass du nicht genau weißt, wie du anfangen kannst und ihn auch nicht überfordern möchtest damit.

Und dann sage "ich habe ein Kind. Es stammt aus einer Vergewaltigung. Es lebt zur Zeit in einer Pflegefamilie". Das sollte erst mal reichen.
Danach könnt ihr beide Luft holen und überlegen, ob du ins Detail gehst oder ob es das erst mal war und ihr euch stückchenweise näher ran tastet.