Vermisse Freundschaft extrem

Hallo,
Keine Ahnung was ich mir mit dem „Frage“ erhoffe, wahrscheinlich will ich es nur mal raus schreiben.

Kurz zu mir, ich werde bald 38, habe 3 Kinder mit meinem Mann mit dem ich seit 10 Jahren zusammen bin und seit 4 verheiratet. Wir wohnen mit unserem Hund in eigenem Haus und sind beide berufstätig.
Bilderbuch, ich könnte nicht glücklicher sein.

Nun muss ich aber seit einiger Zeit an meinen ehemaligen besten Kumpel denken. Wir haben schon seit Jahren keinen Kontakt mehr.
Befreundet waren wir von ca 2008 bis 2012. Danach ist der Kontakt komplett abgebrochen. Einen Grund gab es nicht wirklich, unsere Lebensumständen haben sich verändert. Bis 2014 haben wir lose über sozialmedia kommuniziert, danach war völlige Funkstille.
2020 habe ich ihn zufällig wieder gesehen. Er hat an der Kasse eines Discounters gearbeitet und ich habe eingekauft. Wir haben uns dann wieder sporadisch geschrieben, leider nie getroffen. Er erzählte mir, dass es ihm mental sehr schlecht ging, er gerade am Tiefpunkt seines Lebens sei. Da ich selber eine Depression durchgemacht habe, konnte ich ihm gut nachfühlen und habe ihm versprochen, dass ich ihm als Kontakt erhalten bleibe, auch wenn es ihm schwer fällt zu kommunizieren. Wir hatten über längeren Zeitraum telefonisch Kontakt, haben einige sehr emotionale Gespräche geführt.
Er hat dann aus der Ferne mitbekommen, dass ich erneut schwanger war, er hat mich danach gefragt und ich habe es ihm bejaht. Das war die letzte Nachricht, die er mir geschrieben hatte. Das war 2022. seit dem hat er nie wieder geantwortet, egal wie oft ich ihn angeschrieben habe. Leider hatte ich mein Handy verloren und nicht wieder bekommen. Ich hatte dann seine Nummer nicht mehr. Sozialmediaaccounts hatte ich einige Zeit deaktiviert.
Seit ein paar Wochen ist er aber ständig in meinen Gedanken, ich möchte so gern wissen wie es ihm geht und auch gern die Freundschaft wieder aufbauen. Ich mag es irgendwie nicht akzeptieren, dass er nun komplett aus meinem Leben raus ist.
Nun habe ich meinen Account wieder belebt und ihn auch gefunden und angeschrieben. Aber ich habe keine Ahnung ob er meine Nachrichten bekommt, denn man kann ja Nachrichten von unbekannten blockieren.
Ich bezweifle also, dass er sich meldet.

Ich frage mich aber, wieso ich es nicht dabei belassen kann? Freundschaften kommen und gehen, es gibt einige Menschen in meinem Leben, mit denen ich eine Zeit meines Lebens verbracht habe und dann sind alle zu neuen Abschnitten aufgebrochen und die Kontakte verliefen sich.
Nur bei meinem ehemaligen besten Kumpel kann ich es nicht so akzeptieren. Warum?
Es ist auch nicht so, dass ich einsam bin. Ich habe einige gute Freunde und gerade mit drei Kindern lernst man viele Menschen kennen. Mein Mann und ich sind auch Hobby mäßig gut ausgelastet, wir haben gemeinsame und jeder unser eigenes.

Ist es das Älterwerden? Will ich die früheren Zeiten zurück, weil ich mich dadurch jünger fühle?

Das verwirrt mich total.

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Guten Morgen ☀️

Du vermisst ihn, ihr hattet meinen schönen Zeit zusammen, warum soll das irgendwie abwägig sein?
Freundschaften kommen und gehen doch nicht einfach, ohne das wir was dabei empfinden.
Ich finde es okay, das du an der Freundschaft festhalten willst und ihn nicht einfach abschreibst. Warte einfach ein bisschen ab, vielleicht meldet er sich. 🤞🏼
Und vielleicht könnt ihr eure alte Freundschaft wieder aufleben lassen mache Menschen sind eben nicht einfach zu ersetzen.
Ich habe auch ein paar Menschen in meinem Leben, die ich schon fast mein ganzen Leben lang kennen und die ich niemals missen möchte.
Ich wünsche dir alles Gute und dass er sich vielleicht doch meldet 😊🤞🏼 LG

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Ich finde das auch nicht abwägig.
Ich vermisse manchmal noch meine Freundin aus Schulzeiten, die auch meine Nachbarin war. Wir haben viel gemeinsam durch gemacht und uns fast jeden Tag gesehen. Wir gingen dann leider ganz plötzlich wegen einer Nichtigkeit im Streit auseinander.
Eine Zeitlang hatte ich sogar wieder Träume mit ihr.
Ich hatte nie wieder so eine enge Freundschaft und vermisse die Vertrautheit.
Ich habe auch einen Mann, 2 Kinder, ein Haus mit Garten. Alles perfekt. Trotzdem fehlt manchmal etwas oder jemand.

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Ich habe auch mal einige Jahre einer Freundschaft hinterhergetrauert. War ein bisschen ähnlich, wie bei dir. Habe mich dann auch gefragt, warum mir gerade diese Freundschaft so wichtig war. Natürlich war es auch der Mensch dahiner. Aber - es hatte ja einen Grund, dass wir uns auseinandergelebt hatten. Heute würde unsere Freundschaft, wenn sie überhaupt bestand hätte, ganz anders aussehen. Es war somit auch die damalige Zeit, die ich vermisst habe. Damals waren wir jung, alles war offen, noch nichts festgelegt. Heute bin ich auch verheiratet, habe ein Kind, Haus, Job. Ich bin damit sehr glücklich, aber es ist eben auch alles sehr festgelegt - worüber ich sehr, sehr froh bin. ABER es ist eben manchmal auch so, dass man es vielleicht etwas vermisst, dass man mal so völlig frei war und quasi für nichts Verantwortung hatte. Das ist dann ein Zeichen, dass man vielleicht etwas verändern oder zumindest mal aus dem Alltag ausbrechen möchte, aber sich vielleicht gerade zu "starr" fühlt. Denn im Alltag ist es nicht immer so leicht, das alles zu erkennen und dann auch Möglichkeiten zu finden, dieses Bedürfnis zu erfüllen.
Mir hilft es zum Beispiel, wenn wir dann ganz spontan einen Kurzurlaub machen, um den Alltag hinter uns zu lassen.

Mit dem Freund von damals verbinde ich auch den Gedanken, wie anders alles hätte kommen können. Es gibt im Leben eben Millionen Möglichkeiten, und mir jeder Entscheidung die man trifft, fallen ganz viele andere Möglichkeiten weg. Da fragt man sich natürlich manchmal, was wäre mit Job oder Wohnort XY gewesen, wie hätte mein Leben ausgesehen, wenn...? Ist ja auch spannend, das mal zu durchdenken.

Da du mit deinen Eckdaten zu Mann, Kind, Haus, Job gestartet bist, kam mir der Gedanke, dass das vielleicht auch ein Grund sein könnte, warum du dieser Freundschaft so nachhängst: Ein Bedürfnis nach Freiheit, weniger Verantwortung, Abwechslung?

Bearbeitet von Inaktiv
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Hallo,

Als ich deinen Text gelesen hatte, habe ich mir gedacht, dass es wahrscheinlich genau das ist. Das ewige fremdbestimmt sein zerrt doch ganz schön an meinen Nerven. Mein Mann und ich haben uns auch dafür entschieden, mal wieder nur etwas für uns zusammen zu machen und haben für nächsten Monat mal einen Städtetrip ohne Kinder gebucht. Und ja, viele entspricht das vermissen der Freundschaft, eher dem vermissen der Unbeschwertheit von damals.
Vielen Dank für deinen Input.