Bin ich wirklich so rücksichtslos?

Hallo zusammen, ich mache in letzter Zeit häufig die Erfahrung, dass die Menschen in meinem Umfeld keinerlei Hemmungen haben, mich für Dinge verantwortlich zu machen, die bei ihnen falsch laufen...
Normalerweise halte ich es mit dem Motto: Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen und versuche, irgendwelche Pseudo-Angriffe und nicht begründeten Vorwürfe an mir abprallen zu lassen. Ich muss nicht jeden Kampf kämpfen.

Heute habe ich es aber gleich doppelt abbekommen und das eigentlich sogar nur wegen einer Kleinigkeit.
Ich bin seit Mittwoch letzter Woche erkältet. Am Donnerstag habe ich ganz normal gearbeitet, am Freitag hatte ich frei. Am Wochenende habe ich mir viel Ruhe gegönnt und versucht, niemandem zu nahe zu kommen.

Als erstes begrüßt mich heute morgen mein Mann nach dem Aufstehen mit sauertöpfischer Miene, weil er jetzt auch Halskratzen hat. Das hätte ich ja toll hinbekommen, dass ich ihn angesteckt habe, wo er doch diese Woche so viel vor hat (er ist Rentner und hat eigentlich nur irgendwelche Freizeitaktivitäten geplant). Überhaupt hätte er die ganze Nacht nicht geschlafen und ich hätte ja letzte Woche wohl etwas besser aufpassen können.
Ich habe das nicht weiter kommentiert, war mir echt zu blöd.

Dann komme ich ins Büro, sitzt mir meine Kollegin schniefend gegenüber.Sie ist total sauer, weil ich sie angesteckt hätte. Wegen mir hätte sie ein furchtbares Wochenende hinter sich. Im Ernst??? Wir sitzen über 2 m auseinander. Ich bin ganz bewusst auf Abstand geblieben in der letzten Woche, habe keine Türklinke angefasst und wir haben immer wieder gelüftet. Ich meine, ich saß ja nicht im Büro mit hohem Fieber und Husten. Mir lief einfach nur die Nase...

Es tut mir ja leid, dass sie jetzt auch erkältet ist. Aber ich bin mir gar nicht sicher, ob sie das wirklich von mir hat (sie hatte am Wochenende davor und innerhalb der Woche verschiedene Verabredungen). Und was genau hätte ich tun sollen, um das zu verhindern? Ihrer Meinung nach hätte ich zuhause bleiben sollen, als ich gemerkt habe, dass ich stark erkältet bin. Aber ich finde, ein Schnupfen ist kein Grund, sich arbeitsunfähig zu melden.
Abgesehen davon ist klar, dass ich mir dann diese Woche schlimme Vorwürfe von meiner Kollegin hätte anhören müssen, dass sie ja in der letzten Woche ganz alleine im Büro gewesen sei und die ganze Arbeit an ihr hängengeblieben sei. Wäre also auch wieder nicht richtig gewesen.

Ich fühle mich gerade irgendwie belämmert. Ich würde nie auf die Idee kommen, meinem Mann oder meiner Kollegin Vorwürfe zu machen, wenn ich meine, ich hätte mich bei ihnen angesteckt. Was stimmt denn bei denen nicht? Oder ticke ich irgendwie falsch? Hätte ich wirklich mehr Rücksicht nehmen müssen?
Normalerweise hätte ich das gar nicht so hoch gehängt, aber nachdem ich jetzt gleich zweimal angegangen worden bin, bin ich doch verunsichert.

Was denkt ihr?

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Das dein Mann sich bei dir Angesteckt hat, lässt sich in einem Haushalt leider schwer vermeiden, er hätte ha auch Aus dem Schlafzimmer ausziehen können und sich so schützen können.

Bei deiner Kolegin bin ich ganz Klar auf Ihrer Seite denn grad die Coronazeit hat uns doch eigentlich alle gelehrt wenn wir Krank sind sollten wir aus Respekt vor unseren Mitmenschen mit dem A**ch zuhause bleiben. Es bringt nichts wenn man alle seine Kollegen mit Ansteckt und die Firma dann zu wenig Personal im Haus hat.

Ausserdem geht derzeit ein Coronavirus um der sehr schnell Ansteckend ist und auch wenn uns Corona lang nicht mehr so viel Angst macht wie vor 4 Jahren ist eine Corona Erkrankung, Grippe oder dolle Erkältung einfach Mist und keiner will es haben. Gilt übrigens auch für Magen Darm und RSV.
Soll heissen, wenn du Krank bist bleib Zuhause und nimm Rücksicht auf deine Mitmenschen.
Ich wäre auch Angefressen wenn ich wegen dir Krank werden würde.

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Dem stimme ich uneingeschränkt zu. Was bei dir nur eine laufende Nase ist, haut den nächsten komplett von den Socken.

Ich hatte vor ein paar Wochen auch eine Heldin der Arbeit, die der Meinung war "Ist ja alles nicht so schlimm" und sich mit ihrer Erkältung in Meetings reingesetzt hat, obwohl es überhaupt nicht notwendig war. Selbstverständlich hat sie ihre Viren fleißig verteilt und wir hatten danach einige Ausfälle. Mich hat es auch erwischt und meine freien Tage im Ausland wurden mir dadurch komplett verhagelt.

Nächstes Mal wenn du krank bist, bleib einfach zuhause oder mach Home Office. Damit dienst du nicht nur dir selbst sondern deinen Kolleg*innen ebenso.

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Ich finde schon, dass du rücksichtslos bist. Mich macht es auch sauer wenn Kollegen krank in die Arbeit kommen, da ich super anfällig bin.

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Zu deinem Mann: Ja ist blöd, aber ne Ansteckung im gleichen Haushalt lässt sich leider nicht immer vermeiden.

Zur Arbeitskollegin: Sorry what?! Du warst ja nicht krank und bist dennoch zur Arbeit. Mit ner laufenden Nase würde ich auch immer arbeiten gehen, wenn ich mich denn ansonsten gut fühle. Wenn du Halsschmerzen, ständiges Niesen, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und Müdigkeit hättest - dann wärst du in meinen Augen krank, aber wahrscheinlich auch selber nicht motiviert auf Arbeit zu gehen. Manche Menschen sind ja vielleicht auch wirklich sehr empfindlich, aber für deren Immunsystem kannst du ja auch nichts.

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Ich finds weder heldenhaft, noch sinnvoll, wenn man krank ins Büro geht, also ja, insofern wäre ich auch sauer, wenn ich den Verdacht hätte, mich bei dir angesteckt zu haben. Aber deine Kollegin scheint ja von der selben Sorte zu sein, oder wieso sitzt sie heute schniefend im Büro und kuriert sich nicht zu Hause aus?

Hab ich nie verstanden solche Leute....

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Hej,

nein Du bist nicht rücksichtslos.

In einem Haushalt steckt man sich schnell beim anderen an.
Und wenn ich mal daran denke, was für tolle Souvenirs mir meine Kinder während ihrer Kindergartenzeit mit nach Hause gebracht haben, die man erst 2-3 Tage später in ihrer vollen Pracht zu sehen/hören/fühlen bekam - so kleine feine Dinge wie Grippe, Magen-Darm usw - tja, passiert!

Und genauso ist es im Job.
Ich bin auch schon morgens mit Energie und Elan ins Büro gekommen, es hat sich nichts abgezeichnet, auch zuhause war keiner krank.
Gegen Nachmittag fängt der Kopf plötzlich an zu summen, die Nase läuft, ich verabschiede mich etwas früher und am Abend liege ich schwitzend auf der Couch und falle am nächsten Tag aus. Grippe.

Für die Kolleginnen und Kollegen kann ich in dem Fall leider keine Garantie übernehmen, manchmal ist es so. Zudem ist es auch in einer Firma oft so, dass da nicht nur einer krank ist, sondern was "rumgeht"n und die meisten gehen ja auch in ihre Freizeit noch weißgottwohin, fahren S- und U-Bahn, gehen abends noch aus.

Solange das Grippevirus nicht neben mir auf der Couch sitzt und freundlich sagt "Guten Abend, darf ich mich vorstellen, mein Name ist Influenza Brutalis und deine Kollegin, die Susi Müller, hat mich zu Dir geschickt um Dich die kommende Woche über so richtig schön zu nerven! Rück mal ein Stück und lass uns ein bisschen kuscheln, damit es Dir morgen so richtig schön mies geht!" hat mir da niemand was vorzuwerfen.

ABER: Wenn Du das nächste Mal schon morgens beim Aufstehen den Schnupfen oder Husten hast oder es am Abend davor merkst, dann bleib bitte zuhause und arbeite via Remote.Da gebe ich den Vorschreiben hier recht - wenn man morgens schon merkt, dass einem nicht wohl ist, dann hat man im Büro nichts zu suchen.

(Deine Kollegin ist ja da übrigens keinen Pups besser, denn sie kommt ja auch hustend und schniefend ins Büro. Wer im Glashaus sitzt....)


"Ich mache in letzter Zeit häufig die Erfahrung, dass die Menschen in meinem Umfeld keinerlei Hemmungen haben, mich für Dinge verantwortlich zu machen, die bei ihnen falsch laufen... "

Ja, die gibt es. Solche dummen Nüsse gibt es.
Ich habe gelernt, dass sowas oft und gerne aus einer Art "Hilflosigkeit" herauskommt, und dann suchen die sich einfach ein Ventil oder einen Sündenbock.

Kleiner Schwank: ich war vor X Jahren mal in einer Firma, die Insolvenz angemeldet hat und dann ging das zu wie in einem Bienenstock. Die einen machten Fortbildungen, die anderen haben sich beworben.
Und ich erinnere mich noch zu gut an eine junge Kollegin, mit der ich mich eigentlich immer gut verstanden habe, die in der Mittagspause an ihrem Platz halb auf dem Tisch lag, mit grimmig-teilnahmslosem Blick. Und als ich fragte, was los sei, sagte sie frustriert und ziemlich schnauzig, dass sie schon soundsoviele Bewerbungen geschickt hat aber es kämen nur Absagen oder keine Antwort.
Und ein paar Tage darauf fauchte sie mich und eine andere Kollegin, die gerade einen Anruf von einer Firma bekommen hat, so richtig dumm und grundlos von der Seite an.
Und Leute wie WIR sind schuld, dass man IHR keine Chance gibt, weil wir uns ja auch auf jeden Job hier in der Gegend bewerben müssen.
Ehm hallo??!

Ich habe ihr dann freundlich aber direkt klar gemacht, dass das ganz sicher nicht "unsere Schuld" ist, wenn es mit den Bewerbungen bei ihr nicht klappt. Statt uns doof anzufauchen sollte sie ihre Bewerbung vielleicht mal lieber einem Profi zeigen, vielleicht ist da irgendwo ein kleiner Fehler oder sie ist nicht interessant genug geschrieben und da kann man sich wirklich gut beraten lassen und die helfen einem auch.
Abgesehen davon bewerben sich durch die Insolvenz gefühlt gerade hunderte Leute auf ein- und dieselbe Stelle, vor allem wenn sie hier in der Gegend ist.
Und ich kann mich bewerben wo und bei wem ich will und so oft ich will. Ich muss sie da garantiert nicht um ihre Erlaubnis fragen.
Sie soll sich dessen mal bewusst sein und mal von ihrem hohen Roß runterkommen.
Aber uns hier verantwortlich zu machen für ihre Absagen - bei allem Frust - das geht gar nicht.

"Abgesehen davon ist klar, dass ich mir dann diese Woche schlimme Vorwürfe von meiner Kollegin hätte anhören müssen, dass sie ja in der letzten Woche ganz alleine im Büro gewesen sei und die ganze Arbeit an ihr hängengeblieben sei. Wäre also auch wieder nicht richtig gewesen."

Auch hier, zieh Dir den Schuh nicht an.
Das gehört auch zu ihrem Job und ist in den meisten Verträgen sogar schriftlich erfasst. Dass man bei Krankheit oder Urlaub der Kollegen auch deren Arbeit mit übernehmen muss und damit auch ggf mal Überstunden in Kauf nimmt.

Da hat die gar nichts zu schnabeln.
Wenn ihr das nicht passt, dann ist sie nicht die richtige für diesen Job.
Du übernimmst ja während ihrem Urlaub oder Krankheit auch ihre Arbeit.


LG

Bearbeitet von flamingoduck