Ich merke das ich meine Mutter immer weniger leiden kann

Hallo zusammen,

es beschäftigt mich momentan so sehr und ich glaube ich muss es mir einfach mal von der Seele schreiben und mich mit evtl Gleichgesinnten austauschen.
Ich merke in letzter Zeit immer mehr wie ich mich von meiner Mutter entferne und es geht sogar schon so weit, dass ich das Gefühl habe sie immer weniger "ertragen" zu können.
Meine Mutter bzw unser Verhältnis war schon immer etwas schwierig. Wenn wir uns gestritten haben hat sie mich meist mit ignorieren gestraft. Ich erinnere mich an Situationen an denen sie tagelang einfach nicht mehr mit mir gesprochen hat bzw mich wie Luft behandelt. Als ich Mitte zwanzig war habe ich ein paar Tage nochmal zuhause übernachten müssen. Dort haben wir uns wegen einer Kleinigkeit gestritten. Da hat sie sogar die Türe abgeschlossen damit ich nicht mehr in ihr Stockwerk kam. Das Ende vom Lied war das ich jedes Mal angerannt gekommen bin, egal wer oder was für den Streit verantwortlich war. So ist es bis heute noch. Mir fällt dieses Ghosting von ihr unglaublich schwer. Ich leide seit meiner Jugend auch sehr unter Verlustängsten, ich denke das Verhalten könnte hier seinen Teil dazu beigetragen haben.

Unser Verhältnis ist immer geprägt gewesen von guten und schlechten Phasen. Sie war immer für mich da und ist mir auch in einer sehr schweren Zeit viel zur Seite gestanden. Wir sind sogar zusammen verreist und haben viel unternommen. Auf der anderen Seite hat sie sich sehr verändert, nachdem mein Vater verstorben ist (da war ich gerade mal fertig mit der Schule). Ich habe nachträglich das Gefühl das mehr ich sie gestützt habe als anders rum. Dabei habe ich auch einen Verlust erlitten. Ich habe immer den Druck verspürt (und den hat sie auch zwischen den Zeilen immer rausklingen lassen) für sie verantwortlich zu sein damit sie nicht so einsam ist.

Nun habe ich zwei Kinder und damit kommen noch mehr Punkte dazu die mich traurig machen. Es sind einfach so viele Kleinigkeiten die sich dann summieren und mich so nachdenklich stimmen. Und dann hat man noch die Schwiegereltern im Vergleich, bei denen es einfach so ganz anders ist. Mein Großer mag eigentlich gar nicht wirklich zur Oma gehen. Er sagt nicht warum. Ich denke aber es könnte daran liegen, dass er sich vielleicht einfach nicht so gesehen fühlt. Wenn wir kommen redet sie erstmal nur über ihre eigenen Themen und begrüßt die Kids nicht mal richtig. Es gibt eigentlich keinerlei Spielzeug bzw überall stehen Sachen rum die gefährlich sein könnten. Sie würde auch nicht auf die Idee kommen den Kids mal von sich aus etwas zum spielen hinzustellen. Ich habe sogar schon Spielzeug gekauft damit sie dort etwas haben. Das wird dann aber immer wieder weg geräumt damit es ihr nicht im Weg ist (sie wohnt allein in einem großen Haus)... Mal einen Ausflug mit den Kids, oder wenigstens nur mit dem großen macht sie auch nicht. Aber auf der anderen Seite passt sie natürlich auf sie auf wenn es mal nicht anders geht. Wofür ich wirklich sehr dankbar bin. Aber ich sehe diese Omaliebe bei der Schwiegermama und wie sie mit unserem Sohn umgeht und das würde ich mir einfach auch so sehr von meiner Mutter wünschen.

Jetzt sind dann drei Wochen Ferien, mein Mann hat keinen Urlaub, wir haben andauernd Baustellentermine (wir bauen gerade) und ich stehe total unter Stress. Ich hätte mich wahnsinnig gefreut wenn sie wenigstens mal vorgeschlagen hätte einen kindgerechten Ausflug zusammen zu machen. Aber stattdessen fragt sie mich ob ich mit ihr zu einer Veranstaltung fahre weil SIE gern dahin will und dann kann ich ja die Kids mitnehmen. Dabei weiß ich genau, dass es nur darum geht das sie die Strecke nicht fahren will. Aber für mich ist das nur Streß, die Fahrtzeit wäre 1,5h mit Kleinkind und Baby, und ich darf dann noch alleine schauen wie ich in der Zeit beide bespaßt bekomme. Denn kindgerecht ist es dort nicht.

Mit ihr reden kann ich über das ganze leider auch nicht. Sobald etwas in Richtung Kritik geht wird sie laut und gemein. Sie hat auch schon Dinge zu mir gesagt die ich einfach nicht vergessen kann. Sie hat bspw. sehr antiquitäre Ansichten und meinte schon mal etwas in die Richtung zu mir das ich mich nicht wundern muss das mein Ex mich verlassen hat wenn ich mich nicht genug um Haushalt und Essen kümmere. Oder "bei euch gibts ja immer nur Nudeln und co", was einfach alles nicht stimmt und ich auch gar nicht weiß wieso sie so etwas sagt. Aber auf der anderen Seite isst sie ganz gern mal mit wenn sie grad sowieso bei uns ist oder wir zum grillen einladen. Dann schmeckts plötzlich. Wann wir mal das letzte Mal bei ihr zum essen eingeladen waren kann ich mich nicht erinnern... Das gleiche mit Kuchen, wir haben ihr in der Corona-Zeit jedes Wochenende was gebacken und vorbei gebracht. Alles selbstverständlich für sie. Nie kam etwas in die Richtung zurück. Ich fühl mich manchmal einfach als wären die Rollen vertauscht. Sind wir bei den Schwiegereltern ist es genau umgekehrt.
Auch ist sie sehr kleinlich. Ich musste sogar schon mal einen (kostenlosen!!!) gelben Sack zurückbringen den ich mir genommen hab. Alles wird bis auf den Cent genau abgerechnet.
Und wenn sie mal etwas für uns macht dann nie ohne irgendeine Bedingung ihrerseits.
Bei unserem Hausbau mischt sie sich ständig ein und muss überall ungefragt ihre Meinung kundtun. Auch hier hat sie uns schon als dumm und naiv bezeichnet nur weil sie anderer Meinung war. Meinem Mann reicht es deshalb eigentlich schon länger und ist nur mir zuliebe noch nicht explodiert.

Es schmerzt einfach und ich wünsche mir so sehr eine normale Mutter-Tochter Konstellation wie ich sie sonst so mitbekomme. Aber ein Kontaktabbruch würde ich irgendwie auch nicht verkraften.

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Hallo Milo,
Respekt, dass du noch nicht explodiert bist.
Dein Mann steht ja zu Recht anscheinend kurz davor.

Einen Kontaktabbruch halte ich für unnötig, aber einen Rückzug würde ich in Erwägung ziehen.
Du machst es deiner Mutter sehr einfach deine Grenzen zu überschreiten.
Da würde ich ansetzen.
Lass halt nur zu womit du im Einklang bist und alles andere lässt du freundlich aber bestimmt an dir abperlen.


Deine Mutter wird sich nicht ändern, wozu auch.
Läuft ja.
Also ändere du dein Verhalten.

Alle Menschen wünschen sich Liebe und Anerkennung von ihren Eltern.
Manche Eltern können es aus verschiedenen Gründen nicht leisten oder sind nicht bereit zu reflektieren.

Du kannst es bei deinen eigenen Kindern besser machen und vorallem hast du Schwiegereltern, die das können. Das ist viel Wert.

Akzeptiere, das es mit deiner Mutter nicht so ist wie es deiner Vorstellung entspricht und wahrscheinlich auch nie sein wird .
Sie hat ihre eigene Geschichte und ihre eigenen Gründe.

Alles Gute für dich

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Ich erkenn da nur eines: ich hätte gern, ich würde erwarten, Mutter sollte etc.pp., weil ich mach das ja auch.

Ich finde das gefährlich. Ich finde nicht, dass man immer das zurück bekommen muss, was man selbst leistet. Und wenn dann das Gefühl entsteht, es ist zu einseitig, dann fährt man seine Tätigkeiten zurück.

Deine Mutter macht ja, wenn man sie bittet. Du erwartest aber auch freiwillige Angebote... warum?
Warum soll sie Spielzeug nicht wegräumen, wenn deine Kinder nicht mehr da sind? Machen meine Eltern auch. Ich hol es denn eben wieder raus, wenn wir wieder kommen. bzw. kann mein Kind das inzwischen selbst.


Ich kann auch nicht lesen, dass ihr wirklich schon mal ein ruhiges Gespräch darüber geführt ab, was ihr gegenseitig erwartet. Da dich da Unterschiede umtreiben, solltet ihr das tun.

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Danke für eure beiden Antworten. Ich fühle tatsächlich auch beides.
Und ja, es fällt mir schwer keine Erwartungen zu haben. Da muss ich definitiv an mir arbeiten.
Aber es ist eben nicht nur das, sondern das es mich auch traurig macht. Die Erkentniss das meine Mama mich eben scheinbar nicht so bedingungslos liebt wie ich zb meine Kinder.

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Oder du definierst Liebe einfach anders und wie du dich deinen Kindern ggü. verhältst, wenn sie erst erwachsen, aus dem Haus und mit eigener Familie sind weißt du auch nicht.