Latente Aussagen über "Ausländer" (länger)

Huhu,

Hab mal ne Frage, wie verhaltet ihr euch bei Aussagen gegen Menschen mit Migrationshintergrund, wenn diese von den SE kommen?

Mein Mann und ich waren mit der Schwiegermutter (SM) auf einem Kurztrip in Berlin. Unterwegs kreuzten uns Frauen mit Kopftüchern, die telefonierten. Da meinte meine SM, dass die das mit den Kopftüchern dürfen (das telefonieren). Ich sagte, dass sich Kopftücher und Telefonieren doch nicht ausschließt, woraufhin sie meinte,dass sie es auch nicht so meint. Wie sie es meinte, hat sie aber nicht erklärt.

Oder sie sitzt im Café und sagt aus dem Nichts "Sie hätte wenig Ausländer bisher gesehen". Bei uns säßen in der Stadt mehr Ausländer. Als ob das bei einem Urlaubstrip wichtig wäre, festzustellen, wieviel Ausländer oder eben nicht in der Stadt rumlaufen...

Mich regen so Aussagen auf, weil es nicht die einzigen waren. Zuhause lassen beide SE immer mal wieder so Sprüche fallen. Übrigens...zuhause muss meine SM manchmal gegenüber ihrem Mann einstecken, der fährt mit Worten ihr manchmal ganz schön über den Mund. Oder wenn sie sich mal traut, ihre Meinung zu sagen, hält die sich danach die Hand vor dem Mund, als hätte sie was schlimmes gesagt. Total angepasstes Verhalten...Aber nach außen immer die total konformen Menschen sein wollen...Solche Aussagen kenne ich von meinen Eltern gar nicht. Die sind mega entspannt und offen gegenüber anderen Kulturen.

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Was erwartest du von deiner SM? Toleranz sollte doch auch gegenüber ihr gelten. Sie ist nicht du und wird es auch nie sein. Sie beleidigt mit ihren Aussagen niemand. Es sind ihre Gedanken. Auch wie sie sich gegenüber ihrem Mann verhält ist ihr Charakter und geht dich nichts an. Man kann sich doch selber nicht als Maßstab nehmen. Toleranz hat sehr viele Gesichter.

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Intoleranz muss man nicht tolerieren. Was ist daran eigentlich so schwer zu verstehen?

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Und wer bestimmt den schmalen Weg von Toleranz zu Intoleranz? Ist das nicht auch schon wieder intolerant? Ganz schön schwierig mit der Toleranz.

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Das gibt es leider beim meine SE auch. Ich bin selber auch keine Deutsche. Manchmals meinen sie auch mein Land ist wild und gefährlich. Sie waren mehrbei uns in meinem Heimat eingeladen un bis jetzt hatten sie noch keine Lust. Sie wollten auch nicht für unsere Hochzeitsfeier dahin fliegen. Leider sind ihre Perspektiven sehr begrenzt. Ich habe auch bemerkt, ihre Empathie ist 0 und ihre soziale Fähigkeiten sind auch sehr begrenzt. AmAnfang habe ich versucht dass sie es anders sehen und mehr Empathie und Verständnis für anderen Menschen und Kulturen haben, aber es hat nichts gebracht. Sie sind schon zu alt und werden sie kaum verändert. Die Diskussionen waren nur stressig für mich und hatten leider keine Wirkung gehabt. Was mache ich jetzt? Einfach ignorieren und über andere Themen wie das Wetter oder Pflanzen reden. Sie durfen nicht auf mein Kind aufpassen oder alleine mit Kind bleiben weil ich will einfach nicht dass mein Kind mit solche Ideen Kontakt hat.

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Ich kenne das leider. Auch von meinen eigenen Verwandten vom Land. Die Frage, ob viele Ausländer in unserer Straße in der Großstadt wohnen, kommt tatsächlich öfter. Ich zähle dann gerne auf: mein Hausarzt, meine Zahnärztin, die Lehrerin meiner Kinder, zwei Erzieherinnen, der Bäcker, die Patentante meiner Tochter und so weiter. Das hat bisher ganz gut geholfen.

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Ich sage mal so: Wenn ich in Groß- und Kleinstädten unterwegs sind, sehe ich mehr Migranten, auch viele Frauen mit Kopftüchern. Das hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Und wenn die SM der Meinung ist, dass die Kopftücher nicht sein müssten, ist das ihre Meinung. Genauso gibt es Menschen, die der Ansicht sind, Kopftücher müssen sein. Man muss nicht gleich rassistisch oder rechts sein, wenn man seine Meinung äußert. Wichtig ist, dass man keine Phrasen nach dem Motto "Ausländer raus" loslässt. Das hat die SM nicht getan, oder? Vielleicht empfindet sie auch, dass es aktuell viele Migranten in der Umgebung gibt - auch okay.

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Es ist völlig okay dagegen zu sein, dass es Menschen gibt, die Menschen als „Rassen“ definieren oder als was anderes oder überhaupt.

Es gibt Menschen, die sehen Menschen als Menschen. Übrigens hat nicht jeder Migrant ein Kopftuch und übrigens gibt es sehr viele deutsche Frauen mit Kopftüchern 😉

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Viele deutsche Frauen tragen keine Kopftücher mehr. Das war noch zu Omas Zeiten eher in Mode bzw. praktisch bei der Arbeit, wie auf dem Feld. Und man hatte eines bei, falls es regnete oder als Sonnenschutz. Ich kenne es auch, wenn die Frauen Lockenwickler drin hatten. Wie gesagt, zu Omas Zeiten. Heute ist es stark verschwunden - die dreieckige Kopfbedeckung.

Zum Begriff Rasse:

(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

Das steht sogar im Grundgesetz. Da es offiziell keine Menschenrassen gibt bzw. der Begriff verpönt ist und man Ethnie sagt, müsste dann nicht eine Änderung im Grundgesetz erfolgen?

Bearbeitet von Inaktiv
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Hallo,
in meiner Familie und auch im Bekanntenkreis kommen solche Fragen/Aussagen auch immer wieder. Mein Opa ist ü 80 und hat sehr lange mit der Oma auf einem Dorf mit fast nur alten anderen „Deutschen Familien „ gelebt. Meine Omi ist leider verstorben und wir haben ihn zu uns in die Kleinstadt gebracht. Für ihn ist es, als wäre er in einer anderen Welt. Er fragt dann auch, ob alle Frauen hier ein Kopftuch tragen und ob es auch noch „Deutsche“ hier gibt. Mein Opa ist ein sehr lieber Senior, der es mit Sicherheit weder rassistisch noch böse meint.
Seine neue Hausärztin trägt Kopftuch und er liebt sie. Vor kurzem sagte er: „ eigentlich ist es ja auch egal, woher wer kommt. Hauptsache man kann sich nett unterhalten!“

Ich glaube das sehr viele ältere Menschen den Wandel und Globalisierung nicht aktiv miterleben, wenn sie eher abseits leben.

Da hilft nur, immer im Gespräch zu bleiben.

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Liebe Augenroller, mich würden die Bemerkungen deiner SM auch kolossal nerven. Ich habe keine Idee, aber ganz viel Mitgefühl mit dir.

Ich meide Menschen wie deine SM. 🫸

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Wir kommen aus dem Main-Kinzig Kreis und es gibt bei uns sehr viele Menschen mit Migrationshintergrund, besonders auch Frauen mit Kopftuch. Mein Mann stammt aus dem tiefsten Brandenburg (und hat in Greifswald studiert) und für ihn war das zu Anfang schon extrem ungewohnt, das hat er auch gesagt. Wobei zu sagen, dass es einem auffällt, (zumindest für mich) nicht mit Rassismus gleichzusetzen ist. Man bemerkt einfach, dass die Zusammensetzung der Bevölkerung anders ist. Am Gare de L' Est passierte das mir und das völlig ohne Wertung.
Auf Usedom und Rügen im Urlaub, waren unsere Kinder im Gegenzug überrascht, wie wenig Menschen mit anderem kulturellen Hintergrund zu sehen waren. Da war das Exotischste, was auf der Straße herumlief meine Wenigkeit. Das habe ich schon an den Blicken gemerkt, war aber OK.
Ich würde nicht immer gleich eine Form von Boshaftigkeit unterstellen, manchen Menschen gelingt es nur schlecht Ungewohntes in passende Worte zu kleiden.

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Richtig, du hast das sehr gut bemerkt: die Veränderungen der Bevölkerung. Und es gibt Gebiete, da sind die Veränderungen sehr stark und Gebiete, da merkt man es kaum.

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Das kennen wir leider auch. Mein Mann und ich finden das auch ziemlich daneben, auch wenn wir wissen , dass seine Eltern es nicht im krassen Sinn rassistisch meinen. Aber es ist kleingeistig und intolerant, reduziert Menschen auf eine (anscheinende) Herkunft. Das mit dem Telefonieren finde ich auch echt gemein, was soll das? Ich persönlich möchte auch kein Kopftuch tragen und denke auch, es gibt weltweit zu viele Mädchen und Frauen, die eben nicht frei dazu selbst entscheiden dürfen, aber das muss man anders besprechen.

Also. Wir sagen immer etwas. Mein Mann greift meistens das Wort „Ausländer“ auf und verweist darauf, dass man keinem ansieht, welchen Pass er oder sie besitzt. Klar, sie meinen Menschen mit Migrationshintergrund, Aber dann sollen sie das auch so formulieren und anfangen, differenziert zu denken.

Wo wäre dieses Land ohne die vielen Menschen, die selbst oder deren Eltern hierhin eingewandert sind? Wir brauchen Fachkräfte, dringend, in ganz vielen Bereichen . Auch darüber sprechen wir mit unseren SE. Das sehen sie auch ein, müssen ja nur mal schauen, wer sie im Krankenhaus versorgt….

Wir selber leben in einer Großstadt (meine SE nicht) und ich bin froh um die kulturelle Vielfalt und die weit verbreitete Toleranz.

Übrigens, dass dir hier Intoleranz vorgeworfen wird, wenn du über die ignoranten und teils versteckt rassistischen Sprüche nicht weghören magst, fände ich zum Lachen, wenn es nicht zum Weinen wäre. Das ist für mich typisches Gehabe aus einer bestimmten Ecke.


Vielleicht verwickelst du deine SM das nächste Mal einfach mal in ein Gespräch zum Thema. Nicht herablassend, ernsthaft. Auch sie kann noch ihre Einstellungen überdenken und du kannst etwas über sie, ihre Ängste und Sorgen, lernen.

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Was verstehst du unter Toleranz? Toleranz heißt das mal alle Meinungen akzeptiert und nicht wertet. Das machst du aber. Das machst du aber. Alles was nicht deiner Wertvorstellung
Entspricht ist schlecht und du meinst, dass du daher das Recht hast andere zu Maßregeln. Sie haben genau das Recht wie du eine andere Meinung zu haben.

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Das ist ein Denkfehler. Rassistische Einstellungen, „Meinungen“ müssen nicht toleriert werden, da sie selbst nicht dem Toleranzgedanken entsprechen. Was machst du, wenn jemand der Meinung ist, er dürfe andere berauben oder sogar töten? Musst du das dann „tolerieren“? Ich hoffe nicht.
Toleranz bedeutet, andere Einstellungen, die keinen verletzen, als gleichwertig zur eigenen Einstellung da sein zu lassen. Also zB andere Religionen, andere Kleidungen, andere sexuelle Vorlieben….die verletzen erst einmal keinen.
Rassismus aber wertet ab und verletzt.
Daher muss (darf) man ihn nicht tolerieren.

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Ich habe Migrantionshintergrund und ich sage selbst, dass es mir auffällt ,dass die Anzahl der Ausländer zugenommen hat, insbesondere aus der Ukraine und aus muslimischen Ländern.
Und ja, es gibt mehr Kopftücher, warum darf man das nicht sagen?
Und wenn ich in meinem Herkunftsland bin, reden wir auch darüber, dass uns Ausländer auffallen und wir ihre Verhaltensweisen bzw ihren Kleidungsstil nicht gut finden, ergo Ausländer fallen auch dort auf und werden kritisch betrachtet und es wird nicht alles mit Wohlwollen oder Toleranz betrachtet was Ausländer tun oder wie sie sich kleiden oder benehmen.
Finde ich ganz normal.

Bearbeitet von Inaktiv
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Ich finde es gut, dass Du das mal so schreibst.
Ich komme gebürtig aus Deutschland. Bin Anfang der 80 Jahre geboren. Zu meiner Schulzeit war ich bereits 1 von 3 „Deutschen Kindern“ in der Klasse (von 30). Mir wurde oft von meinen Klassenkameraden vorgeworfen, dass ich rassisch sei. Seit her habe ich zum Thema mich nicht mehr öffentlich geäußert.
Leider ist es nicht möglich, in unserem Land seine Meinung zu äußern, ohne in eine rassistische Schiene gesteckt zu werden.
Und ja, auch ich fühle mich oft fremd im eigenen Land. Nichtsdestotrotz haben ich nichts gegen Menschen, die zuwandern. Ich habe viele wertvolle Kontakte geknüpft und tolle Freundschaften. Für mich stellt sich im Fall einer guten Integration keine Frage der Herkunft.

Bearbeitet von Kleindeutscher
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Ich war auf der gleichen Grundschule, wie meine drei älteren Kinder. Bei uns gab es damals in der 4. Klasse ein Kind mit Migrationshintergrund (aus Korea).
Meine kleine Tochter kommt jetzt in die 4. und ist das einzige deutsche Mädchen in der Klasse. Dazu kommen zwei Jungen. Der Rest hat mindestens ein Elternteil mit Migrationshintergrund (meist aber zwei).

Fällt mir das auf, ja natürlich. Wir haben hier allerdings keine Probleme, es ist eine sehr gute Wohngegend, da spielt es keine Rolle. Die kulturellen Unterschiede sind zwar vorhanden, aber ansonsten viele Gemeinsamkeiten und Verständnis.
Ich arbeite aber auch im Brennpunkt, dort ist anders, auf eine Art, das wir dort nicht bleiben würden.