Panische Angst um Kind bei Höhe

Hallo zusammen,

mir ist das Thema irgendwie peinlich, aber ich möchte mal eure Einschätzung, ob das noch normal ist, wie ich denke.

Früher war ich eine enorme Draufgängerin. Höher, schneller, weiter... Je mehr Action, desto besser. Als Kind war ich so mutig, hatte echt vor nichts schiss.

Nun bin ich selbst Mutter eines 4-jährigen und erkenne mich selbst nicht mehr.
Ich lasse ihn viel machen und experimentieren, vertraue ihm und alles... Aber wenn es um Höhe geht, habe ich eine so dermaßene Angst um ihn, dass ich nicht einschätzen kann, ob das über ein gesundes Maß hinaus geht.

Beispiele:

1) bei uns in der Nähe gibt es eine Staumauer, über die man drüber laufen kann. (Es gibt einen Weg und auf beiden Seiten sind mauern, ca. 1,20 m hoch) Wir waren da kürzlich und ich hab mich so dermaßen unwohl gefühlt.
Er wollte manchmal über die mauer schauen und ist dafür auf Zehenspitzen gegangen und hat sich so an der Mauer "hoch gezogen". Also nicht, dass er oben ist, die Füße haben den Boden schon noch berührt.
Ich hab echt Herzrasen bekommen und hab gesagt er soll das sofort lassen. Wenn er was sehen will, nehme ich ihn hoch.
(Da gehrs locker 25 meter in die Tiefe)

2) bei unserer Stadt gibt es so einen Aussichtsturm. So einen aus Metall. Also da geht so ne "löchrige" Treppe spiralförmig hoch, es gibt natürlich überall ein Geländer. Und oben ist dann eben die Plattform, wo rings Rum ein metallener Zaun ist. Sobald er an dem Zaun stand, hab ich wieder Herzrasen bekommen. Ich hab mich in dem Fall zurück genommen und nichts gesagt, weil ich realistisch betrachtet ja auch weiß, dass da jeden Tag sicher Mind. 50 Kinder hoch laufen und davon keins runter fällt.
Nur als er am Geländer Rum geklettert ist (nur unten auf dem unteren Teil des Geländers... Er hat nicht versucht, da rüber zu klettern), hab ich gesagt, er soll es lassen.
Nach 10 Minuten hab ich nach unten gedrängt, weil ich es nicht mehr ausgehalten hab da oben. Als er sich auf dem Weg nach unten auf diese Gittertreppe gesetzt hat, weil er warten wollte, hab ich gesagt, er soll sofort aufstehen, weil ich direkt ein Bild vor Augen hatte, wie er zwischen den Stufen durch rutscht und runter fällt.
(Dass unten am Turm Kerzen und ein Kreuz standen, macht die Sache nicht besser.....wobei ich vermute, da ist jemand freiwillig "gefallen".)

3) in ner anderen Stadt gibt es auch einen Aussichtsturm aus Stein. Ich war da mit meinem Vater und der hat oben auf der Ebene meinen Sohn auf die ca. 40 cm dicke) Mauer gesetzt, dass er runter schauen kann. Mit den Füßen in unsere Richtung und er hatte die ganzen Zeit den Arm um ihn. Aber mir war das wieder soooo unwohl.
Ich habe ihn dann darum gebeten, ihn bald wieder runter zu holen, dass mir das nicht so passt.
Als er dann so spaßeshalber angedeutet hat, auszurutschen, bin ich etwas aus der Haut gefahren und habe gesagt, dass wir jetzt da sofort wieder runter gehen.

Ich will so nicht sein. Realistisch betrachtet weiß ich auch, dass da nichts passiert, bzw. Dass die Wahrscheinlichkeit gegen 0 geht..aber ich kann die Panik nicht abstellen. Ich will meinen Sohn auch nicht so panisch erziehen und ihm Angst machen, aber ja. Mein Gedanke ist halt... Kinder müssen Fehler machen und teilweise durch Unfälle lernen. Aber wenn er so weit stürzt, wars das eben. Das sind Unfälle, die nicht rückgängig gemacht werden können.

Wie gesagt - in keiner Situation hab ich so viel Angst wie bei der Höhe.

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Ganz ehrlich, mir geht es genauso.
Ich kriege schon schwitzige Hände beim Lesen deines Textes.
Ob das wirklich so schlecht ist, keine Ahnung.
Ich kenne Leute, die lassen ihre Kinder unbeaufsichtigt auf dem Balkon im 5. Stock spielen.
Oder ich sehe Kinder auf Mäuerchen spielen, wo es auf der anderen Seite mehrere Meter tief runter geht und die Eltern sind tiefenentspannt.
Meistens passiert nix, da gebe ich dir absolut Recht.
Nur ab und an passiert eben doch mal was. Das kann man allerdings auch über alle möglichen mehr oder weniger gefährlichen Alltagssituationen sagen.

Es ist nicht rational begründbar, warum man vor einer Situation mehr Angst hat als vor einer anderen.
Zum Beispiel lasse ich meine Kinder fremde Hunde knuddeln wenn die Besitzer das erlauben.
Oder ich lasse meine Kinder alleine im Dorf zum Bäcker, zum Spielplatz etc gehen.
Bei mir durften die Großen auch mal so mit 12 von meinem Radler probieren weil sie neugierig waren wie das schmeckt.
Wo ich tiefenentspannt bin, hat jemand anderes Bedenken oder sogar Panik.
Würde man bei jeder halbwegs gefährlichen Situation komplett panisch werden, dann hätte das sicher extreme negative Auswirkungen aufs Kind aber ich denke wenn es sich im Rahmen hält und einigermaßen wieder ausgleicht, passt das schon.
Und es gibt ja noch einen zweiten Elternteil, der ausgleichen kann (vermute ich jetzt mal).
Der Gedanke, dass man sein Kind nie zu 100 Prozent beschützen kann und jeden Moment verlieren könnte, macht jedem Angst.

Bearbeitet von Inaktiv
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Danke. Schön, zu hören, dass man nicht alleine ist.

Mir ist auch beim Schreiben wieder ganz komisch geworden 🫣😅

Ich hoffe, das hört irgendwann auf, wenn mein Sohn groß ist und er bis dahin ein vernünftiger (aber nicht panischer) Mensch ist ☺️

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Oh, versehentlich abgesendet ohne Frage.

Was ich wissen wollte... Ging/geht es jemandem ähnlich? Wie habt ihr das in den Griff bekommen?
Hat es irgendwann aufgehört , als die Kinder größer waren?
Hat jemand Tipps? Oder ist das eventuell schon so "schlimm", dass ihr eine Therapie empfehlen würdet?

Ich will nicht, dass mein Sohn unter meiner "unnötigen" Panik leiden muss.

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Und noch eine Ergänzung...

ZB. Bei Achterbahnen oder so hab ich auch keine Angst, wenn er quasi "gesichert" ist. Es geht nur um Situationen, wenn eine (wenn auch unwahrscheinliche und unrealistische) Bewegung ihn das Leben kosten könnte 🫣

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Ich bin leider keine Hilfe, denn mir geht's genauso.
Wenn jemand Tipps hat, bitte.

Wir wollten vor 2 Jahren das Rubihorn hoch und ich musste kurz vorm See abbrechen, weil gar nix mehr ging.

Nicht wegen mir, nur wegen dem Kind. Und nicht, weil das Kind irgendwie an seine Grenzen gekommen wäre, sondern lediglich wegen meiner Vorstellungskraft und Angst 🙈

Ansonsten bin ich echt tiefenentspannt, aber bei Wasser und bei Höhe ist bei mir der Ofen aus..

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Verrückt, wie man so tickt wenn's ums eigene Kind geht, oder?

Bei Wasser kommt es bei mir drauf an.

Im Schwimmbad oder am Strand bin ich nicht so panisch.
Da hab ich das Gefühl, zur Not eingreifen zu können.
Bei schnellen Bächen oder so, die nicht abgesichert sind, sieht es anders aus. Da hab ich auch durchaus mal Kopfkino 🫣

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Ne, im Schwimmbad ist es bei mir auch nicht so.
Am Strand solala.

sie ist mir mal, da war sie noch klein, im See abgeschmiert. Wir haben im seichten Bereich des Wassers gestanden, das Wasser ging ihr bis zum Unterkörper, also hab ich die Schwimmflügel nicht noch mal angewurschtelt.
Tja.. Kind macht einen Schritt, es war ein tiefes Loch im See und sie war weg. 🙈
Ich hab sie zum Glück sofort greifen können, trotz dem trüben Wasser, aber seitdem ist Wasser bei mir nochmal ärger als zuvor 🙈🙈

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Ganz kurz und schmerzlos:
1- vollkommen berechtigt, Kinder sind schnell und wenn es da 25m runter geht, na dann Gute Nacht. 1,20m ist auch evrdammt niedrig, ich glaube da würde ich mich nicht mal mit dem Kind auf dem Arm ranstellen.

2-da wäre für mich Geländer und oben der Zaun ausschlaggebend

3-Ich wäre meinem Vater an die Kehle gesprungen! Damit macht man keine Späße. Und nein, man setzt auch keinen Kinder auf solche Mauern.


So, mit dem "Höher, Schneller, Weiter" war direkt ab der Geburt bei mir Schluß....nicht nur fürs Kind, sondern auch für mich selber. Meine Eltern haben mich auf Gefahren aufmerksam gemacht, wie ich es jetzt mache. Und ich trage mit Kind nochmal eine ganz andere Vernatwortung für mein Leben. Manhces auf meiner Liste mag übertrieben sein, aber genauso oft kann man nicht mal so doof denken, wie es passieren kann. Wir als Kinder hatten doch bloß sauviel Glück, das wir a) nicht erwischt wurden und b)nie was passierte. Sollte es sie geben, dann habe ich ein paar Schutzengel in den Wahnsinn getrieben.
Kinder dürfen gerne vom Baum oder Spielgerät fallen und sich den Arm brechen, aber garantiert nicht 25m in die Tiefe stürzen. Ich sehe unetrweg simmer so viele Menschen, egal ob mit oder ohne Kinder im Schlepptau, die sich in saugefährliche Situationen bringen....meistens im Zusammenhang mit Gewässern....man muß ihnen doch nicht nacheifern.

Ich habe meinen Mann mal im Urlaub angepflaumt, weil er mit dem Kind eine Höhle in die Düne graben wollte, ich bin echt eskaliert. Er konnte es gar nicht nachvollziehen, weil nur ich von uns auf solche Sachen als Kind sensibilisiert wurde.....merh sand als den Sandkasten im Garten hatter er nie zu sehen bekommen. Und man braucht auch keine riesigen Dünen dafür, man kann auch in viel weniger Sandmengen ersticken. Und ich hatte eben auch im Hinetrkopf, das unser Kind später mal alleine unterwegs sein würde. Alles kann zigmal gutgehen, und plötzlich ist es passiert.

Also ich bin bei dir, aber du darfst deinem Kind auch gerne erklären, das du selber zB Höhen nicht mehr gut abkannst.

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Du meine Güte, das mit der Düne! Ich habe erst vor ein paar Tagen gelesen, dass zwei Jungen im Urlaub in Dänemark gestorben sind als sie eine Höhle in die Düne gegraben haben.
Das geht wirklich schnell und man kann gar nicht oft genug davor warnen.

Bearbeitet von Inaktiv
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Ja das hab ich auch gelesen.
Schrecklich!!
Wie furchtbar das für die Kinder gewesen sein muss als sie da begraben waren..und die armen Eltern 😞

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Ich bin beim Thema Höhe genauso, ohne selbst an Höhenangst zu leiden...
Ich finde aber auch, dass das fast alles Sachen sind, wo man nunmal auch weiterdenkt: Warum einem Kind zeigen, dass es ok ist, auf Mauern & Zäunen zu sitzen? Du verbietest ihm ja nicht, auf dem Bordstein zu balancieren. Ein gewisses Gefahrenbewusstsein und das Achten fremden Eigentums, sollte man seinem Kind schon einschärfen. Von allein wissen sie nicht, dass es hier oder da in den sicheren Tod geht...
Von daher finde ich deine Angst in den beschriebenen Situationen "normal"... Ausprobieren können sich die Kids an anderer Stelle und vor allem hineinwachsen in verschiedene (Gefahren-) Situationen.

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Danke auch dir ❤️
Schön, dass andere das verstehen.

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Geht mir exakt gleich. Rational nicht erklärbar. Die Sorge ums Kind eventuell schon, aber nicht diese ohnmachtsanfallsartige Panik, die mich befällt.

Was hilft: Desensilisierung, also üben, üben, üben. Und ansonsten anderen Menschen überlassen. Ja nicht das Kind einschränken und die Angst übertragen!

Wir waren kürzlich auf einem 3.000 m hohen Berg mit viel Kletterei oben. Ab einem gewissen Punkt habe ich zu meinem Bruder (einem erfahrenen Bergsteiger) gesagt: „Du hast die 100%ige Verantwortung für X, lass ihn keine Sekunde aus den Augen.“ Dann habe ich mich umgedreht und bin einen alternativen Weg weitergegangen. Um dem Kind nicht seine Erfahrung zu verderben durch meine Angst. Natürlich ist alles gut gegangen, mein Bruder war tiefenentspannt und mein Sohn hatte irre viel Spaß!

Also: Du bist nicht allein, Trau dich, Verantwortung abzugeben!

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Danke ☺️
Ja, in dem Fall hattest du ja jemanden, dem du 100 Prozent vertrauen kannst. Das ist schön ☺️

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Hier nochmal gesammelt Dankeschön an alle.

Es tut echt gut zu wissen, dass man nicht alleine ist 😅

Ich dachte, das sei total unnormal und bekloppt 😅
(Also manche sehen das sicher auch so. Aber offenbar ja nicht alle ☺️)