Wie kann ich mein passiv-aggressives Verhalten ändern?

Hallo,
vielleicht haben ja andere auch erfahrung mit eigenem passsiv-aggressivem Verhalten gemacht und es geschaft, sich zu ändern.
Ich habe mit meinem Verhalten jedenfalls eine langjährige Beziehung zerstört und bin am Ende erst darauf gekommen, dass es an meinem passsiv-aggressivem Verhalten lag, dass alles kaputt gegangen ist.

Nun stehe ich da und würde gerne alles wieder in Ordnung bringen, was natürlich nicht mehr geht. Aber ich möchte gerne in Zukunft mein eigenes verhalten ändern.

Ich würde mich gerne hier mit anderen austauschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und auch vorhaben, grundsätzlich Änderungen herbeizuführen, oder schon dabei sind.

Ich hoffe, ich habe einigermassen erklären können, worum es mir geht.

Grüße
Michael

Bearbeitet von micacami
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Ohne Beispiele ist es tatsächlich ein bisschen schwierig zu antworten. Vielleicht schilderst du ja noch einige.

Grundsätzlich könntest du Angst empfinden, wenn du im Inneren spürst, dass du wütend wirst, und dann diese Wut wegdrücken und sozusagen getarnt ausdrücken. Wut sucht sich ihren Weg! Die kannst du nicht nicht empfinden und auflösen wie einen Brühwürfel.

Wir lernen ja als Kleinkinder, unsere Gefühle auszudrücken und zu regulieren. Schon früh kommen Trotzphasen mit Wutanfällen, die dazu dienen, dass das Kind autonomer wird. Eigenständigkeit und Ablösung von den Bezugspersonen wird sozusagen eingeübt. Wenn Eltern diese Autonomiebestrebungen bestrafen oder als Angriff verstehen, lernt das Kind früh, Gefühle der Wut zu unterdrücken. Eltern arbeiten oft mit emotionaler Bestrafung wie Nichtbeachtung oder mit Gegenaggression. Dann unterdrücken Kinder die natürlichen Gefühle und lernen z. B.: Wut ist falsch, die darf ich nicht offen ausdrücken.

Oder Kinder ahmen den Umgang der Eltern mit Wut und Aggression nach. Wenn beispielsweise Elternteile nicht gelernt haben, Wut und Aggression auszudrücken und sich über Umwege mit passiver Aggression oder Beleidigtsein und emotionaler Bestrafung ausdrücken, lernt das Kind, eigene Aggressionen auch zu unterdrücken. Oder es wird zum besonders aggressiven Kind. Beide Wege, noch mehr Wut oder besondere Anpassung, sind denkbar und oft in festen Rollen auf Geschwister verteilt. Wenn beispielsweise die Rolle des Revoluzzers schon vergeben ist, wählt ein anderes Kind oft die Rolle des angepassten Kindes. Hauptsache einen Teil vom Kuchen der Anerkennung und Aufmerksamkeit abbekommen, das ist die natürliche Überlebensstrategie von Kindern.

Viele Eltern verstehen Aggression von Kindern falsch als Bedrohung ihrer Autorität. Oder sie fühlen sich hilflos und verbieten sie ihrem Kind, weil sie selbst damit nicht umgehen können. So ähnlich ist es mit Gefühlen wie Traurigkeit, Neid, Enttäuschung o. ä. Das sind Gefühle, die oft unterdrückt werden, und dann werden sie größer und drücken sich woanders aus, z. B durch Mobbing, Intrigen oder passive Aggression. Wenn dann ein Beziehungspartner genau diese Gefühle anspricht, wird er oft weggestoßen, bestraft oder die Gefühle werden geleugnet. Oder anders ausgedrückt: gerade in engen, nahen Beziehungen werden die unterdrückten Gefühle mit großer Wahrscheinlichkeit aktiviert. Darum zeigen sich Schwierigkeiten mit sich selbst besonders in Partnerschaften.

Da wir oft nur glauben, dass unser erwachsenes Ich die Führung übernimmt und stattdessen unsere kindlichen Anteile in Beziehung "getriggert", also aktiviert, werden, ist es oft schwer, ohne sich selbst gut zu kennen, Verhaltensänderungen herbei zu führen. So etwas kann man langsam in einer Therapie lernen zu verstehen und dann auch zu ändern. Es sind monate- und jahrelange Erkenntnisprozesse.
Wenn du schon merkst, dass du dein Verhalten nicht ändern kannst, obwohl eine wertvolle Beziehung daran gescheitert ist, könnte es sich lohnen, dass du dein Verhalten therapeutisch angehst. Denn was du lernst, kannst du auch an andere Menschen weiter geben und viel Positives in einer Paarbeziehung, auch in Freundschaften, im Kollegium oder bei Kindern bewirken. Wenn du dich selbst verstehst, siehst du plötzlich deine Umwelt und andere Menschen mit ganz anderen Augen. Das ist wirklich lohnenswert.

Bearbeitet von Naima68
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Kannst du denn mal Beispiele nennen?

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Ich würde raten professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen

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Hmmm... erst mal finde ich es toll, dass du das als Problem erkennst.
Leider muss ich dir sagen, dass es für eine sinnvolle Verhaltensänderung kein Rezept gibt.

Wenn du erkannt hast, dass dieses Verhalten die Beziehung zerstört hat, dann kannst du vielleicht auch erkennen, was das Problem war.

Jedes Verhalten hat eine aufrechterhaltende Komponente. Wenn du sagst, dass du passiv-aggressives Verhalten zeigst (es ist übrigens Wumpe, wie du das Verhalten benennst), dann hat das ja einen für dich sinnvollen Grund. Du bist ja offensichtlich nicht blöd und machst die falsche Sachen, weil du zu doof wärst, dich richtig zu verhalten. Sondern du machst das, weil es aus deiner Sicht logisch und richtig war.
Also musst du nachvollziehen, warum es zwar für dich logisch und richtig war, aber im Endeffekt dann eben doch nicht und - grob gesagt - dir muss ein alternatives Verhalten einfallen.

Das sind ganz schön komplexe Geschichten. Auf vieles kommt man auch nciht von alleine, sonst hätte man es ja längst geändert. Vielleicht kannst du einen Coach finden, der dich dabei unterstützt diese Sachen aufzudröseln. Das kostet zwar Geld und ist wahrscheinlich mit Wartezeit verbunden, wäre aber wirklich empfehlenswert.
Du kannst es auch mit Psychotherapie - zum Beispiel mit Verhaltensmodifikation - versuchen. Allerdings sind hier die Wartezeiten oft noch länger, als beim Coaching - würde allerdings von der Krankenkasse bezahlt.
Viel Erfolg!

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Es wird von der Krankenkasse bezahlt, was ein Fachmann/eine Fachfrau bescheinigt, dass es Krankheitwert hat und die Gutachter das auch so sehen.

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Da müsstest du Beispiele nennen. was du schreibst, ist etwas vage

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Passiv-aggressives Verhalten resultiert oft aus Unsicherheit und unterdrückter Wut. Vermeintlich kannst du damit einen offenen Konflikt vermeiden. Möglicherweise hast du Angst vor Ablehnung, wenn du deine Gefühle offen zeigst. Gleichzeitig ärgerst du dich über dein Gegenüber.

Du könntest den Ursachen deiner Gefühle auf den Grund gehen.

Tatsächlich verlängert passiv-aggressives Verhalten die Quälerei für beide Seiten.

Schön, dass du daran arbeiten möchtest.

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Hallo,

ganz allgemein, weil Du auch keine Details genannt hast: Erwarte nichts vom anderen in der Beziehung, auch nicht, dass er Dich glücklich macht. Mache stattdessen Dich selbst glücklich. Nachdem meine erste Beziehung kaputt ging und die zweite mit einer komplett anderen Frau ähnlich verlief, wusste ich, dass ich das Problem bin. Ich kaufte mir danach viele Beziehungsbücher. Die meisten fand ich eher schlecht. Das für mich mit Abstand beste Buch war: Wie Männer und Frauen die Liebe erleben. Damals hieß es noch "Schluss mit dem Beziehungskrampf".

Also Dein Weg, dass Du etwas ändern kannst ist der richtige Weg. Auch wenn beide Partner gleich viel Schuld daran tragen. Aber ein einziger kann es ändern. Weil unter neuen Gegebenheiten passt der Partner sein Verhalten dann ebenfalls an.

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Ich kann Dir die Arbeit mit dem Inneren Kind empfehlen. Schau mal nach Büchern von Stefanie Stahl falls Du nicht gleich zum Therapeut möchtest.


LG shealove

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Du bist aber schon sicher, dass DU passiv-aggresiv bist, ja?

Neulich schrieb hier eine Frau, der auch jahrelang genau das vorgeworfen wurde. Tatsächlich war aber ihr Partner ein totaler Psycho, der täglich ausdiskutieren wollte, in welchem Tonfall man sich gegenseitig die Margarine anreicht...

Passiv-aggresives Verhalten kann eine Aktion sein, aber auch eine Reaktion, wenn auch vielleicht nicht die sinnvollste.
Wenn es denn überhaupt passiv-aggresiv ist...