Eingeengt sein als Mama

Liebe Community,

ich bin seit zweieinhalb Jahren Mutter und kämpfe von Anfang an mit psychischen Problemen, weil ich mich in meiner Rolle oft sehr eingeengt / gefangen fühle. Obwohl ich genug Entlastung bekomme, bin ich, sobald ich allein mit meinem Kind bin, schnell überfordert und total gestresst.

Am meisten belastet mich die ständige Nähe, die mein Kind sucht. Es gibt Momente, in denen ich diese körperliche Nähe einfach nicht geben kann oder möchte, und das macht mir sehr zu schaffen. Mein Kind verlangt viel Aufmerksamkeit, manchmal so sehr, dass ich nicht einmal neben ihm die Wäsche falten darf oder mit dem Papa reden kann, ohne dass es sofort meine volle, akute Aufmerksamkeit fordert.

In solchen Momenten spüre ich enormen Druck, weil ich emotional oft nicht mehr geben kann, als einfach nur da zu sein und zu sagen: „Ich sehe dich, mein Kind. Ich bin doch da…“ Irgendwie macht es mich so wütend, dass meine gefühlten 100% ihm nicht ausreichen. Denn oft haben wir auch ganz intensive Zeit zusammen und spielen aktiv miteinander mit der Brio Bahn und lesen täglich 2-3 Bücher. Ich bin also wirklich auch präsent da, nur eben keine 24/7…

Gleichzeitig plagt mich auch ein schlechtes Gewissen, weil ich merke, wie sehr es mein Kind braucht, dass ich aktiv aufmerksam bin – und ich das nicht immer leisten kann. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Was könnte der Grund dafür sein, dass man sich so fühlt? Und gibt es Strategien, um mit diesen Gefühlen besser umzugehen?

Ich wäre dankbar für jeden Ratschlag oder Erfahrungen, die mir helfen könnten, mit dieser Situation besser zurechtzukommen.

Liebe Grüße

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In gewisser Weise kennt das wohl jede Mutter. Wenn es nach den Kleinen ginge, würden sie am liebsten jede Sekunde mit Mama und Papa verbringen, und zwar voll im Fokus. Aber in der Realität geht das nicht, denn wir Eltern haben auch Bedürfnisse und Dinge zu tun. Mit 2,5 Jahren ist es meistens noch nicht so, dass die Kinder wirklich alleine spielen. Aber auch in dem Alter kann man schon sagen: Jetzt nicht, mein Schatz. Das muss geübt werden, sehr oft sogar. Aber du darfst Wäsche falten, Kaffee trinken, Bad putzen etc. und musst nicht alles sofort unterbrechen, sofern keine akute Notsituation entsteht. Dein Kind ist bald drei und dann ist es auch nicht mehr lange hin, bis es mehr alleine spielt und vor allem nicht ständig Gefahr läuft, sich zu verletzen. Ich fand es sehr entlastend als ich wusste, ich kann mein Kind jetzt auch mal aus den Augen lassen, es wird nicht sofort alles in den Mund nehmen oder auf Regale klettern.

Vielleicht findest du eine neue Strategie für dich, in dem du dir klar machst, dass du deinem Kind nicht 100% Aufmerksamkeit geben musst. Stell dir mal vor, du hättest fünf Kinder - da bekommt keines die ganze Zeit Aufmerksamkeit. Meinst du, deswegen geht es den Kindern schlecht? Ich glaube nicht. Du musst also von deinem eigenen Anspruch weg.

Ansonsten gibt es für das Alter viele Strategien: Mit einbinden, z.B. Wäsche mit falten lassen, viel rausgehen, ansonsten üben, auch mal etwas alleine zu spielen ("Ich falte diese Wäsche und habe dann in fünf Minuten Zeit für dich. Fünf Minuten sind so lang, wie du für dieses Puzzle/das Stapeln deiner Klötze/... benötigst. Bitte fang damit an und ich komme dann gleich zu dir." - oder sowas in der Art). Hörbücher gehen vielleicht auch, oder Tiptoi, oder halt auch mal der Fernseher.

Geht dein Kind denn in den Kindergarten? Wie sieht es mit Spielverabredungen aus? Du schreibst, du hast viel Entlastung, wie sieht diese Entlastung aus und wie oft hast du sie?

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Ich kann mich erinnern, dass ich in der Zeit wieder angefangen habe zu stricken... keine komplizierten Muster, aber einen einfachen Socken hatte ich immer in der Mache und hab mich damit zum Kind im Kinderzimmer auf den Boden gesetzt. Ich war ansprechbar, konnte auch mal den einen Handgriff tun wenn nötig, aber hab gleichzeitig was "für mich" getan, sogar mit einem greifbaren Endergebnis ;-) Ein bisschen meditativ ist das Stricken (für mich) auch immer noch und das Kind lernt, das Mama nicht nur für seine Bedürfnisse da ist, sondern auch was eigenes zu tun/zum Spielen hat.