Wie soll ich meiner Mutter begegnen?

Das Verhältnis zwischen meiner Mutter und mir war eigentlich nie richtig gut. Eigentlich, weil ich es lange Jahre nicht so wahrgenommen habe oder verdrängt habe, wie es war und ist.

Es sind so viele Dinge vorgefallen. Ich mag und kann das garnicht alles geordnet und in einem Zusammenhang wiedergeben. Da sind jedoch zwei Schlüsselerlebnisse, die mich so getroffen haben, dass ich sie als Person am liebsten nie mehr hören oder sehen möchte.

Jetzt mit Mitte 70 räumt meine Mutter nun ihr Leben auf und möchte regeln, wie und vor allem wo sie ihren Lebensabend verbringen möchte. Und das ist bei uns.

Ich finde das ganz furchtbar und weiß überhaupt nicht, wie ich dem begegnen soll.

Vor ein paar Jahren habe ich sie angesprochen und gefragt, ob sie sich vorstellen kann, dass wir uns einen Mediator suchen und an unserer Mutter/Tochter-Beziehung arbeiten. Das hat sie abgelehnt, denn sie wollte sich dem nicht öffnen. Das gab mir einen Dämpfer und ich habe mich selbst sehr abgelehnt und verletzt gefühlt. Nochmal möchte ich ihr den Vorschlag nicht unterbreiten. Ich weiß aber auch nicht, wie ich es aushalten soll, wenn sie mir tagtäglich begegnet, indem sie durch unser Dorf läuft.

Inzwischen kommt mir das alles regelmäßig aufs Bett. Auch jetzt gerade kann ich nicht schlafen, weil es mich so belastet und sich alles in mir gegen den Gedanken, dass sie hierher zieht, sträubt. Ich kann ihr aber doch nicht sagen, dass sie das nicht machen soll. Und ignorieren kann ich sie doch auch nicht - ich kann doch nicht zum Metzger gehen und so tun als wäre sie Luft, wenn sie da neben mir an der Theke ansteht.

Was würdet ihr mir raten?

1

Du musst sie ja nicht ignorieren.
Höflich grüßen und weitergehen...


Aber jetzt vorher musst du wohl doch möglichst ehrlich sein.

Je nachdem, wie sie formuliert:
Ich ziehe dann zu euch.
Nein, Mama, nicht zu uns. Wenn du eine Wohnung im selben Dorf findest, steht dir das natürlich frei, aber ich möchte nicht, dass du *zu uns* ziehst.

Du kannst auch fragen, was das soll. Warum?
Und ehrlich sagen, dass das doch überhaupt nichts ändert. Ihr seht euch offenbar selten - was hat sie davon, wenn sie dir demnächst beim Bäcker begegnet?

Und die Sache mit der Mediation würde ich ihr durchaus noch mal aufs Butterbrot schmieren.
"Mama, DU wolltest keine Mediation - jetzt wundere dich nicht, dass unsere Beziehung distanziert geblieben ist."

2

Doch du kannst und musst es ihr sagen.
Wer eins und eins zusammen zählen kann weiß, dass es ihr nicht um dich geht, sondern nur um sich.
Zieh ihr den Zahn.
Wenn du sie am liebsten gar nicht mehr sehen möchtest, ist es doch egal ob sie eingeschnappt ist. Von der Seite hast du nichts zu verlieren.
Im besten Fall überlegt sie sich es anders.
Steh für dich ein und vergraule sie.

Zieht sie trotzdem um erfährt sie eben die Breitseite ihres Handelns.
Was sie insgeheim möchte, wird nicht passieren.

3

Wieso kannst du ihr nicht sagen, dass du das nicht möchtest?

Du kannst sagen, dass du keinen engeren Kontakt wünschst und falls sie deshalb herzieht, damit rechnen muss, dass du dich ihr nicht näherst. Das soll sie sich überlegen. Du pflegst sie nicht, du möchtest keinen täglichen Kontakt, sie weiß warum. Sie wollte keine Lösung, jetzt willst du keine mehr!

Du kannst sie „ignorieren“ - grüßen und gut ist.

Langfristig würde dir eine Therapie sicher auch helfen ;)